Imagens da página
PDF
ePub

Zellen sind vorne teilweise vom Typus der Textfig. 2, in der Mitte sind Becherzellen (Textfig. 3) mit Einströmung in die Fasermasse häufiger, sehr charakteristisch sind aber die großen Zellen, die sich aboral zwischen die einmündenden Bauchmarkstränge einschieben. Unter ihnen wurden Riesenzellen von 54 μ Längserstreckung gemessen, wie Textfig. 1 eine darstellt. Ihre Fasern scheinen motorisch zu sein. Eine weitere Zellgruppe lagert frontallateral. Im übrigen besteht das Unterschlundganglion aus Faserzügen mit dazwischen eingelagerter Neuropil(Glomerulen) masse, ohne daß Gebilde bestimmter Form sich differenziert hätten.

KOPEC hat 1918 durch Exstirpations versuche an Raupen und Faltern festgestellt, daß die meisten einfachen Reflexe nicht im Oberschlundganglion, sondern im Unterschlundganglion (z. B. das suchende Umhertasten) oder in den Thorakalganglien (z. B. Totstellreflex) oder auch in den Abdominalganglien (z. B. Defäkation) ihr Zentrum haben. Das Unterschlundganglion übt aber einen hemmenden Einfluß auf alle Reflexe aus, nach seiner Entfernung sind sie alle (außer Totstellen) wesentlich gesteigert,,,krampfartig".

Zusammenfassung der Resultate über Deilephila.

1. Vergleicht man Deilephila mit Periplaneta und den Hymenopteren, so treten die pilzförmigen Körper im Verhältnis zur Gesamtgröße des Gehirns stark zurück. Außerdem können noch folgende weitere Eigenschaften derselben als primitive Merkmale aufgefaßt werden: Die relativ geringe Zellenzahl, die Dreizahl der Einströmungen (Becher), die zarte Entwicklung der Stiele, die reiche Verzweigung derselben in 4 Stielenden und ihre verhältnismäßig unscharfe Begrenzung gegen das übrige Protocerebrum. Dagegen sind die Becher auffallend dickwandig und glomerulenreich. Eine breite Faserbahn verbindet die beiderseitigen Becher miteinander. Unter den bekannten Insektengehirnen schließt sich Deilephila am engsten an Forficula an.

2. Trotz Fehlens von Ozellen ist die Brücke als beiderseitige Glomerulenmasse mit breiter medianer Kommissur wohl entwickelt. Sie mag trotzdem der Verknüpfung optischer Eindrücke dienen, da unter ihren zahlreichen Faserverbindungen diejenige mit den optischen Ganglien die stärkste ist.

3. Die optischen Ganglien sind entsprechend den hohen Anforderungen des Dämmerungssehens sehr gut ausgebildet. Insbesondere ist die von mir bei Cetonia aurata erstmals beobachtete Seitenfibrillärmasse, die als abgespaltener Teil der 3. Fibrillär

masse aufgefaßt werden kann, sehr gut entwickelt und reich mit Zellen versehen.

4. Die Nebenlappen der Protocerebralloben sind bei Deilephila besonders schön ausgebildet. Sie sind ziemlich scharf abgegrenzt und großenteils mit Neurilemm umkleidet, sie haben eine eigentümliche Glomerulenstruktur, eine besondere Zellgruppe mit becherähnlicher Einströmung, eine breite Kommissur über dem Zentralkörper, mit dem sie ebenfalls in enger Verbindung stehen. Ihre auffallendste Verbindung ist aber der stielartige Zusammenhang mit dem Ganglion opticum. Auch mit den. Stielenden der pilzförmigen Körper tritt Faseraustausch ein.

Diese Ausbildungsweise der Nebenlappen darf auch als primitives Merkmal aufgefaßt werden, das sich am ähnlichsten bei Forficula und besonders bei Apterygoten wiederfindet. Am besten lassen sich Machilis und Deilephila miteinander vergleichen. Funktionell dürfte daher der Nebenlappen ähnlich wie der Zentralkörper ein Reflex- und Assoziationszentrum 1. Stufe sein, das bei höheren Insekten mit der hochgradigen Entwicklung der pilzförmigen Körper in seiner Bedeutung ebenso wie der Zentralkörper relativ zurücktritt. Der Sitz komplizierterer Instinkte dürfte nur in den pilzförmigen Körpern zu suchen sein, da sie allein unter allen Teilen des Oberschlundganglions eine größere Menge von Zellen besitzen. Bei Schmetterlingen wird es sich z. B. um die Kopulations- und Eiablageinstinkte handeln, die nachgewiesenermaßen im Oberschlundganglion lokalisiert sind. Dagegen werden Tätigkeiten, wie die Koordination der Nahrungsaufnahmebewegungen, die auch vom Gehirn ausgehen, auch von dem nicht mit besonderer Zellgruppe versehenen Zentralkörper geleitet werden können. Aber auch die Hauptlappen des Protocerebrums dürfen bei Deilephila in ihrer Bedeutung nicht unterschätzt werden.

5. Das Deuterocerebrum und das Tritocerebrum dienen beide den kräftigen Antennalnerven als Zentrum und sind den Anforderungen der nächtlichen Lebensweise entsprechend vorzüglich entwickelt.

6. Das gut entwickelte Unterschlundganglion ist reichlich mit Zellen versehen; es ist der Sitz einfacher Reflexe und kann auch einen hemmenden Einfluß auf alle Reflexe ausüben.

Literaturverzeichnis.

BÖTTGER, Das Gehirn eines niederen Insekts, Lepisma saccharina L. Jen. Zeitschr. f. Nat. 1910, Bd. XLVI.

BRETSCHNEIDER, Der Zentralkörper und die pilzförmigen Körper

im Gehirn der Insekten. Zoolog. Anz. 1913, Bd. XLI, Nr. 12. Ders., Über das Gehirn und das Gedächtnis der Küchenschabe.

Naturw. Wochenschr. 1913, N. F., Bd. XII, S. 154–156. Ders., Über die Gehirne des Goldkäfers und des Lederlaufkäfers. Zool. Anz. 1914, Bd. XLIII, Nr. 11.

Ders., Über die Gehirne der Küchenschabe und des Mehlkäfers. Jen. Zeitschr. f. Nat. 1914, Bd. LII.

Ders., Vergleichende Untersuchungen an Gehirnen als Beitrag zur Phylogenie der Arthropoden. Naturw. Wochenschr. 1918, Bd. XXXIII. Referat der Arbeit HOLMGRENS.

DEMOLL, Die Sinnesorgane der, Arthropoden ihr Bau und ihre Funktion. Braunschweig 1917, Vieweg.

FLÖGEL, Über den einheitlichen Bau des Gehirns in den verschiedenen Insektenordnungen. Zeitschr. f. wiss. Zool. 1878, Suppl.-Bd. XXX.

HOLMGREN, Zur vergleichenden Anatomie des Gehirns von Polychäten, Onychophoren, Xiphosmen, Arachniden, Crustaceen, Myriapoden und Insekten. Kungl. Svenska Vetens Kapsakademiens Handlingar. 1916, Bd. LVI.

JOHNAS, Das Facettenauge der Lepidopteren. Zeitschr. f. wiss. Zool. 1911, Bd. XCVII.

JONESCU, Vergleichende Untersuchungen über das Gehirn der Honigbiene. Jen. Zeitschr. f. Nat. 1909, Bd. XLV.

KOPEĆ, Lokalisationsversuche am zentralen Nervensystem der Raupen

und Falter. Zool. Jahrb., Abt. Phys., 1918, Bd. XXXVI. KÜHNLE, Das Gehirn, die Kopfnerven und die Kopfdrüsen des ge

meinen Ohrwurms (Forficula auricularia). Jen. Zeitschr. f. Nat. 1913, Bd. L.

MÜHLSCHLEGEL, Das Gehirn der Insekten. Aus der Heimat 1915, Bd. XXVIII.

PIETSCHKER, Das Gehirn der Ameise. Jen. Zeitschr. f. Nat. 1910, Bd. XLVII.

RADL, Über spezifische Strukturen nervöser Zentralorgane. Zeitschr. f. wiss. Zool. 1902, Bd. LXXII.

ZAWARZIN, Histologische Studien über Insekten. IV. Die optischen Ganglien der Aeschna-Larven. Zeitschr. f. wiss. Zool. 1914, Bd. CVIII.

ZIEGLER, H. E., Über die Gehirne der Insekten. Naturw. Wochenschr. 1912, Bd. II, S. 433-442.

Ders., Über die Prinzipien der Tierpsychologie. Extrait du IX. Congrès international de Zoologie à Monaco 1913. Rennes 1914. Ders., Der Begriff des Instinktes einst und jetzt 1920, 3. Aufl., Jena, G. Fischer.

462 Fr. Bretschneider, Über das Gehirn des Wolfsmilchschwärmers.

Tafelerklärung.

Taf. 20.

Fig. 1-3 stellen Teile von drei Schnitten aus einer Frontalschnittserie durch das Gehirn von Deilephila Euphorbiae dar. Vergr. 140 linear. Der Schnitt Fig. 1 liegt am weitesten rückwärts, die beiden Pilzzellhauben, von denen die eine gezeichnet ist, sind noch nicht durch nervöse Elemente verbunden. Der Schnitt zeigt die beiden Becher (z. B. innerer Becher, ä. B. äußerer Becher), im Innern der Becher noch einige Becherzellen, sowie die beginnenden Querschnitte der Stiele (St.). Der äußere Becher zeigt noch eine Einströmung von seitlichen Becherzellen (Bz.).

Der Schnitt Fig. 2 liegt weiter vorn, die beiden Gehirnhälften beginnen zusammenhängend zu werden. An den beiden Bechern von Fig. 1 sind die Einströmungen verschwunden, dafür sieht man in der Mitte deutlich die Querschnitte der Stiele (St.). Daneben sieht man die Einströmung des für Deilephila charakteristischen 3. Bechers (3. B.) mit den zugehörigen Zellen (B2.). Medialwärts von den pilzförmigen Körpern erscheinen die Brücke (Br.) und die großen Zellen der Pars intercerebralis (P. i.). D=Darmquerschnitt.

Die Fig. 3 zeigt einen Teil eines weiter vorne liegenden Schnittes, kurz bevor die beiden Hälften des Oberschlundganglions sich wieder trennen; die Fortsetzung nach außen zum Sehganglion, sowie nach unten zum Tritocerebrum und Unterschlundganglion ist nicht gezeichnet. Der Schnitt zeigt die Endstücke der Stiele: Ba. Balken; St. 3 und St. 4 die für Schmetterlinge charakteristischen weiteren Stielenden; ferner der Nebenlappen (N.) mit seiner starken Faserverbindung zum optischen Ganglion (o. k.) Qu.-Querschnitte von Faserbündeln. D= Teil des Darmquerschnitts.

[ocr errors]

Zur Morphologie des Urodelenvorderhirns.

Von

Hartwig Kuhlenbeck.

(Aus dem anatomischen Institut der Universität Jena.)

Mit Tafel 21-24.

Einleitung.

Seitdem LEYDIG, STIEDA und EDINGER das Interesse für die vergleichende Hirnanatomie der niederen Vertebraten erweckt haben, ist auch das Amphibiengehirn, auf das EDINGER besonders aufmerksam machte, Gegenstand eingehender Bearbeitung geworden.

Gröbere Morphologie, Zellanordnungen und Faserverlauf sind durch eine Reihe von ausgezeichneten Arbeiten hinreichend geklärt, um ein, wenigstens in großen Umrissen zusammenhängendes Bild zu bieten.

Unter den älteren Forschungen sind namentlich die von BELLONCI, GAUPP, VAN GEHUCHTEN, OSBORN, OYARZUM, PEDRO RAMON, S. RAMON Y CAJAL und RUBASCHKIN hervorzuheben. In neuerer Zeit haben C. J. HERRICK und KAPPERS die phylogenetische Stellung des Amphibienhirns untersucht, BINDEWALD, HIRSCHTABOR, RÖTHIG und SNESSAREW eine Reihe sorgfältiger Forschungsergebnisse veröffentlicht.

Der leitende Gesichtspunkt der vorliegenden Arbeit ist ein Versuch, das Urodelenpallium von einem bestimmten Standpunkt aus zu betrachten:

Die Erforschung der Rindenfelderstruktur des Großhirns des Menschen und der höheren Vertebraten auf Grund der Cytoarchitektonik bezeichnet einen großen Fortschritt in der neueren Gehirnanatomie, der durch die bahnbrechenden Untersuchungen BRODMANNS eingeleitet wurde. Die Ausdehnung dieser Unter

« AnteriorContinuar »