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maassen, sowie die Gliederung des Gehirnes, der Sinnesorgane, der primitiven Wirbelsäule, des Herzen's und der zuerst auftretenden Eingeweide, lassen sich mit dringender Nothwendigkeit als mechanische Folgen der ersten Faltenentwickelung demonstiren ').

Mit dieser einfachen Faltentheorie dürfte sich freilich kaum Jemand, der die Objecte um die es sich hier handelt aus eigener Anschauung kennt, befriedigt fühlen, doch, abgesehen davon, wird hierbei ja ganz ausser Acht gelassen, dass die Wachsthums-Erscheinungen, durch welche die Faltungen hervorgerufen sein sollen, auch einer Erklärung bedürfen. Wenn die Faltenbildung am Keim auch wirklich eine mechanische Folge ungleicher Wachsthums-Intensität ist, so müsste doch zunächst erwogen werden, warum an der einen oder der anderen, (doch stets an der nämlichen) Stelle des Keimes, das Wachsthum intensiver als an den übrigen Stellen ist, und hierfür dürften sich doch wohl kaum andere als phylogenetische, d. h. ererbte Ursachen anführen lassen. Ein Vogel-Embryo wächst eben anders als ein Säugethier - Embryo und kein mechanischer Einfluss ist im Stande den einen in den anderen zu überführen, vielmehr wird ihre Entwickelung aus rein inneren, ererbten Ursachen so oder so bestimmt, je nachdem sie von diesen oder jenen Eltern abstammen.

Wir verbleiben somit bei unserer, wenn auch weniger einfachen Auffassung, die ja auch eine mechanische Deutung für die Lebensvorgänge zu gewinnen sucht doch, wie wir meinen, auf

etwas anderer Grundlage.

Wir haben der ganzen vorliegenden Betrachtung die Descendenztheorie zu Grunde gelegt, ohne Rücksicht zunäscht auf diejenigen, die noch immer nach Beweisen für diese Theorie verlangen. Wir sehen dieselbe als bewiesen an, wobei wir aber nochmal hervorheben, dass zwischen Descendenz- und Selections-Theorie wohl zu scheiden ist, dass die erstere nur eine ,,Entwickelung" der organischen Welt behauptet, letztere hingegen die Principien behandelt, welche diese Entwickelung bestimmten. Nun lässt es sich wohl, wie schon gesagt, darüber streiten, ob die von DARWIN aufgestellten Principien hinreichen, um die Entwickelung der Welt zu erklären, eine Entwickelung der Welt überhaupt, ist uns aber, nach dem heutigen Stand unserer Erkenntniss sicher.

1) His 1. c. S. 31.

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Die ganze obige Erörterung ist aber nur auf die Descendenztheorie nicht auf die Selectionstheorie basirt. Nicht verschweigen möchte ich freilich, dass ich zu denjenigen gehöre, die auch den eigentlichen Darwinismus als sicher begründet ansehen und in dem von DARWIN aufgestellten Princip der Selection, so nicht alle doch einen der wichtigsten Motoren der fortschreitenden Entwickelung erblicke. Bis jetzt reicht derselbe für die Erklärung der meisten Entwickelungsvorgänge aus und viele der eingewandten Fälle, die scheinbar nach anderen Erklärungsprincipien verlangen, dürften sich noch mit der Zeit dem, nur weiter gefassten Selectionsgesetz unterordnen lassen. Beispielweise lässt auch der in ,,einer kritischen Beleuchtung der Philosophie des Unbewussten" (S. 9 u. f.) gemachte Einwand, der dem ungenannten Autor, sehr schwer zu wiegen scheint: dass das Entstehen gewisser Eigenschaften, die erst in ausgeprägter Form dem Organismus zu Gute kommen können, sich durch die Selectionstheorie nicht erklären lasse, da ja letztere verlange, dass jede der minimalen Individualabweichungen schon nützlich sei, um sich erhalten zu können noch einen Ausweg offen, den man einschlagen kann ohne den Boden der Selectionstheorie zu verlassen. Es kann nämlich auch eine zunächst gleichgiltige Eigenschaft als Correlationswirkung mitgeführt und durch Verstärkung des Correlats auch so verstärkt werden, dass sie in dem Augenblicke, wo sie etwas in Züchtung genommen. wird schon als ein sehr ausgeprägter Charakter vorhanden ist. So finden wir z. B. den Zapfen vieler Abietineen zur Blüthezeit auffallend purpurroth gefärbt und doch ist diese so prägnante Eigenschaft ohne allen Nutzen für die Pflanze. Bei den höheren Phanerogamen, den eigentlichen Blüthenpflanzen, die durch Vermittlung der Insekten bestäubt werden, sind die farbigen Hüllen um die Geschlechts-Organ gezüchtet worden, weil sie den Insekten in die Augen fallen, dieselben gleichsam anlocken und so bei der Bestäubung von Nutzen sind. Doch die Abietineen werden mit Hilfe des Windes bestäubt; die intensiv rothe Färbung ihrer Zapfen ist eine reine Correlations - Wirkung, nur dadurch hervorgerufen, dass als Nebenproduct des erhöhten Stoffwechsels zur Blüthezeit, rother Farbstoff in den Zapfen erzeugt und angehäuft wird. Hier haben wir also den Fall einer prägnanten Correlations - Eigenschaft vor uns, freilich nur chemischer Art; allein die Correlationswirkungen kommen ganz in derselben Weise auch bei den Gestaltungsvorgängen zur Geltung, wie dieses DARWIN bereits an zahlreichen Beispielen namentlich im 25. Capitel seiner

Domestication gezeigt hat. Der Einwand, dass die Entstehung solcher Eigenschaft, die erst in ausgeprägter Form dem betreffenden Organismus zu Gute kommen konnten, sich durch die Selectionstheorie nicht erklären lasse, weil ja diese verange, dass jede der noch so geringen individuellen Abweichungen schon von Nutzen sei, um gezüchtet werden zu können, wäre also dahin zu präcisiren, dass die Möglichkeit der Entstehung auch solcher Eigenschaften sehr wohl durch Correlation gegeben sei, dass aber freilich die natürliche Zuchtwahl nicht direkt, sondern indirekt die Correlationseigenschaften beeinflusst, indem sie nicht diese selbst sondern ihre Correlata züchte.

Ich habe es absichtlich vermieden, durch die obige Erörterungen gewonnenen Resultate ohne Weiteres auch auf die Entstehung der Mimicry, deren Erklärung dem Autor der kritischen Beleuchtung der Philosophie des Unbewussten, besonders schwierig scheint, anzuwenden, auch lasse ich dahingestellt in wie weit die hier gewonnenen Gesichtspunkte hinreichen um diese und andere noch sehwierigere Probleme der Selectionstheorie zu lösen, immerhin dürften sie bei der künftigen Deutung solcher Fälle nicht ganz ausser Acht zu lassen sein.

Wie man sich der Descendenztheorie gegenüber auch verhalten mag, so lässt sich doch die Thatsache nicht bestreiten, dass bereits unter dem Einflusse derselben, die biologischen Wissenschaften, in ganz neue Bahnen getreten sind. Dieser ihrer neuesten Entwickelung durch die Descendenztheorie verdanken die Naturwissenschaften nunmehr auch den Einfluss, den sie auf alle Gebiete des menschlichen Denken's auszuüben beginnen. Mit Spannung folgt die ganze geistig geweckte Welt heute ihren Fortschritten und die auf naturwissenschaftlicher Basis entwickelten phylosophischen Systeme erfreuen sich einer beispiellosen Theilnahme. Dieses Bewusstsein ist es auch, dass uns zu immer neuer Thätigkeit begeistert und wenn wir Wochen und Monate der mühsamsten Erforschung einer einzelnen scheinbar noch so untergeordneten Thatsache opfern müssen, so regt uns doch ununterbrochen der Gedanke an es handle sich hier um die Fundamente auf denen der höchste Bau sich aufzurichten habe, gelte es daher dieselbe fest und bis in die kleinsten Theile hinein gleich sicher zu legen. Und voran leuchtet uns der Goethe'sche Wahlspruch:

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Ueber Scolecopteris elegans Zenk.,

einen fossilen Farn aus der Gruppe der Marattiaceen.

(Mit Tafel II. und III.)

Von

Dr. Eduard Strasburger.

In der Grossherzoglichen Petrefactensammlung zu Jena fiel mir vor kurzem ein tafelförmig geschliffenes Chalcedonstückchen auf, das verkieselte Pflanzentheile von auffallend schöner Erhaltung enthielt und daher auch den Wunsch in mir rege machte, es näher zu untersuchen. Das Täfelchen wurde mir von dem Director der Sammlung Herrn Hofrath Prof. E. E. SCHMID, bereitwilligst zur Verfügung gestellt, und mir sogar gestattet von einem Theile desselben einen Dünnschliff anfertigen zu lassen. Ein solcher wurde denn auch in vorzüglichster Weise in der optischen Werkstatt des Herrn Universitäts - Mechanicus ZEISS hierselbst ausgeführt. Es zeigte sich alsbald, dass das fragliche Chalcedonstück bereits ein Mal von F. C. ZENKER zum Gegenstande einer eingehenderen Untersuchung erwählt worden war, und dass er dasselbe in der Linnaea von 1837 (Bd. XI S. 509) beschrieben und auf Tab. X abgebildet hatte. ZENKER erkannte auch richtig, dass die eingeschlossenen Pflanzenreste einem Farne, wohl einer Marattiaceae angehörten, und nannte er dasselbe Scolecopteris (von oxalŋs, die Made) der madenförmigen Figuren wegen, welche es auf der geschliffenen Platte bildete.,,Bei näherer Betrachtung" schreibt er (a. a. O. S. 509), ,,erwiesen sich die angeblichen Maden als Querund Längendurchschnitte von, in eine weisse Kieselmasse umgewandelten Farnblättern, mit umgerolltem Rande und meist vollkommen erhaltenen Kapselhäufchen auf deren Unterseite. Die gegen 1-2 Linien langen und 2 Linie breiten linienförmigen, oben abgerundeten, an der Basis abgestutzten, abwechselnd stehenden, fast sitzenden, mit rückwärts gerolltem Rande versehenen Blättchen zeigen einen scharf markirten Mittelnerv mit, wie es

Bd. VIII, N. F. 1.

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scheint, einfachen von demselben unter einem sehr spitzigen Winkel abgehenden Seitennerven, welche an den meisten in die zweireihigen Kapselhäufchen endigen. Einzelne losgelöste scheinbar jüngere Blättchen hatten einen deutlich gezähnelten Rand in dessen Zähne Seitennerven auszulaufen schienen. Auf der Rückseite der anderen Blättchen entspringen die aus 4 oder 5 einzelnen, eilanzettförmigen, spitzigen und längsgespaltenen Käpselchen bestehenden und mit einem kurzen gemeinschaftlichen Stiele versehenen Kapselhäufchen. Auf dem Querschnitte . . . stellt sich immer mehr heraus, dass nicht etwa ein solches Kapselhäufchen im Grunde nur eine einzige, aber in viele Klappen aufspringende Kapsel sei, sondern dass es wirklich seinen Ursprung einer Zusammenhäufung mehrerer freilich auf gemeinschaftlichem Stiele befindlicher Kapseln verdanke. So scheint zwar diese Gattung", schreibt ZENKER weiter, ,,den genn. Gleichenia und Platyzoma R. Br. nahe zu stehen, jedoch nicht zu den Gleicheniaceae gerechnet werden zu müssen, sondern eher den Marattiaceen sich anzuschliessen oder wohl eine eigenthümliche Tribus zu begründen. Dass aber sämmtliche Blätter und Theile auch wirklich einem baumartigen Farngewächse mit vielfach zusammengesetzten Blättern angehören, kann nicht in Zweifel gestellt werden, und leicht kommt man auf die Vermuthung, ob sie nicht zu den sogenannten Staarensteinen gehören möchten, welche bekanntlich nichts anderes als die versteinerten Farnstämme oder Mittelstöcke baumartiger Farngewächse darstellen. Dieses gewinnt um so mehr an Wahrscheinlichkeit, als beide aus denselben oder doch ganz naheliegenden Gebirgsstraten (Porphyrgebirge und Todtliegendes) erhalten werden."

Schliesslich sei noch der Vollständigkeit wegen hinzugefügt, wie ZENKER das Aussehen des ganzen Chalcedonstückchens schildert (a. a. O. S. 511): Die eigentlichen Gewächstheile sind meist in eine weisse opalähnliche Masse umgewandelt und daher undurchsichtig, während die mehr oder minder durchscheinende braunröthliche Chalcedonmasse die Zwischenräume erfüllt. Das Ganze hat daher das Ansehen, als wären porcellanähnliche Gewächstheile in einen durchscheinenden gelbröthlichen etwas braunen Lack eingeknetet worden. Weil ferner jene weisse Masse mancherlei Nuancen wahrnehmen lässt, so kann man ziemlich deutlich das Parenchym der Blätter von ihren Adern und Nerven, die Kapseln und ihren Inhalt u. s. w. unterscheiden."

Ich bin auf die ZENKER'Sche Schilderung ausführlich eingegangen, um dem entsprechend an der eigenen Beschreibung sparen

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