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dem Ringcanal, dessen Kreisdurchmesser 7 Centimeter beträgt. Die eigentliche Randzone, zwischen diesem Cirkel-Canal und dem peripherischen Schirmrande, ist nur 5 Mm. breit. Sie ist durch ca. 120 scharf vortretende Einschnitte, die bis zum Ringcanal sich erstrecken, in ebenso viele Randlappen getheilt, deren Breite 2 Mm. beträgt. Nur am oberen Theile der Platte, wo die Mundarme über den Schirmrand herüber geschlagen sind, erscheint die Randzone natürlich unterbrochen. Doch lässt sich unter Berücksichtigung der Breite der unterbrochenen Stelle die Gesammtzahl der Randlappen auf 120-128 abschätzen.

Derjenige Theil der Schieferplatte, welcher den Medusen-Schirm zunächst umgiebt, erhebt sich rings um denselben in Gestalt eines dicken und breiten Wulstes, der ziemlich bedeutend über das übrige Niveau der Schieferplatte emporsteigt und nach aussen durch einen unregelmässigen, meist scharf ausgeprägten Rand (1) von dem glatten und ebenen Niveau des peripherischen Plattentheils abgesetzt ist. Die Breite dieses ringförmigen Wulstes beträgt an den schmalsten Stellen (rechts unten) 15-20 Mm., an den breitesten Stellen (links oben) 50-60 Mm. Offenbar ist dieser Wulst weiter Nichts, als die Füllungsmasse der grabenförmigen Vertiefung, welche sich rings um die gestrandete Meduse in dem feinen Kalkschlamm des Meeresstrandes gebildet hatte. Solche grabenförmige Vertiefungen kann man auch noch heutzutage sehr häufig rings um gestrandete und flach ausgebreitete Medusen wahrnehmen. In dem Gegenabdruck muss natürlich der erstarrte Kalkbrei, welcher die Füllungsmasse des Grabens bildete, in Gestalt eines erhabenen Walles rings um den Medusen-Schirm hervortreten.

Dieser Ringwall, der bei unserem Semaeostomites so deutlich hervortritt, ist von sehr zahlreichen und feinen radialen Linien durchzogen, welche schwach wellenförmig gebogen oder geschlängelt erscheinen. Allerdings sind diese Linien nicht sehr scharf ausgeprägt und einzeln genau zu verfolgen. Allein wenn man die Kalkplatte aus einiger Entfernung bei günstiger Beleuchtung, besonders bei schief auffallendem Oberlicht, betrachtet, so tritt diese radiale Zeichnung unverkennbar hervor. In unserer Abbildung ist sie absichtlich etwas schärfer angedeutet, als sie auch bei günstigster Beleuchtung sich zeigt (). Es dürfte wohl kaum bedenklich erscheinen, wenn wir diese radialen Linien auf die Randfäden der Meduse beziehen, die sich vom Schirmrande aus in der umgebenden grabenförmigen Vertiefung ausbreiteten. Diese Deutung

erscheint um so sicherer, als der Abstand der radialen Linien in der Nähe des Schirmrandes der Breite der Randlappen entspricht und als an einzelnen Stellen die ersteren deutlich aus den radialen Einschnitten der Randzone hervorzugehen scheinen. Dem entsprechend dürfte auch die Zahl der Randfäden derjenigen der Randlappen gleich sein, 120-128. Die Länge der Randfäden scheint gegen 30 Mm. betragen zu haben; so lang erscheinen sie auf unserer Abbildung links oben, wo sie besonders deutlich ausgeprägt sind. Uebrigens scheinen sie sehr fein und dünn gewesen zu sein, viel zarter als die scharf ausgeprägten Randfäden, die ich früher bei Eulithota fasciculata beschrieben habe (,,Ueber die fossilen Medusen der Jura-Zeit 1. c. S. 549, Taf. XLII, Fig. 1, 2).

Obgleich wir so im Stande gewesen sind, unseren Gegenabdruck von Semaeostomites ziemlich befriedigend zu restauriren, fehlt doch noch viel an derjenigen Vollständigkeit, welche zu einer genaueren systematischen Bestimmung der SemaeostomeenFamilie, zu welcher die Meduse gehörte, erforderlich sein würde. Da die Familien dieser Gruppe sich vorzugsweise durch das verschiedene Verhalten der Radiär-Canäle unterscheiden und gerade über das specielle Detail dieses Verhaltens an unserem l'etrefact keine genügende Sicherheit zu erlangen ist, wollen wir die Frage nach ihrer Familien - Verwandtschaft hier offen lassen. Jedoch scheint es fast, dass sie sich keiner der bekannten Familien anschliesst. Ist diese Vermuthung richtig, so könnte man unsere fossile Gattung Lithosemaea und die dadurch vertretene Familie Lithosemaeiden nennen. Fassen wir Alles, was wir über unser Petrefact haben ermitteln können, zusammen, so ergiebt sich folgende Diagnose:

Charakteristik des Semaeostomites Zittelii (Taf. XI). Medusen - Schirm kreisrund, von 80 Mm. Durchmesser, Mundöffnung von 4 Mundarmen umgeben, die ungefähr 80 Mm. lang und 10 Mm. breit sind. Magenhöhle mit vier (radialen) dreieckigen Taschen von 10-12 Mm. Durchmesser. Zwischen den letzteren vier (interradiale) elliptische Genitaltaschen von 8-10 Mm. Durchmesser. 16 (unverästelte?) Radialcanäle (4 perradiale, interradiale und 8 adradiale Canäle). Ein Randcanal. 16 Randkörper (?). Schirmrand in 120-128 schmale Randlappen gespalten, zwischen denen eben so viele Randfäden von 30 Mm. Länge entspringen.

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Erklärung der Abbildungen.

Taf. X.

Hexarhizites insignis, H.

(In natürlicher Grösse nach einer Photographie.)

a1 a, Mundnaht.

" Dreiseitig-pyramidale Spitze des Endes der Mundnaht.
a2 Offener Rest der nicht ganz obliterirten Mundöffnung (?).

b Ende vom Nebenschenkel der Mundnaht, a, b.

C1-C Innere Spitzen der perradialen Brachial - Felder (Gabelungsstellen der sechs Armnähte).

d-d12 Aeussere Enden der zwölf Schenkel der Armnähte (Ecken des zwolfeckigen Mittelfeldes).

e-e1 Laterale Ecken der sechs dreieckigen Genitalhöhlen.

f-f Vorgewölbte Mittelpunkte der Grundlinien der sechs dreieckigen Geni

talhöhlen.

91-96 Innere Peripherie oder abgerundete Spitze der sechs Genitalhöhlen (Subgenital-Klappen?)

h Peripherie der Genitalzone.

i Peripherie der glatten Zone (Ringcanal).

kk Peripherischer Theil der sechs perradialen Canale.

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- Peripherischer Theil der sechs interradialen Cauale.

m Randeinschnitte für die sechs perradialen Randkörper. n Randeinschnitte für die sechs interradialen Randkörper.

a Magenhöhle.

Taf. XI.

Semaeostomites Zittelii, H.

(In natürlicher Grösse nach einer Photographie.)

b-b. Die vier Mundar me.

cc. Die dreiseitig-pyramidalen adradialen Papillen zwischen den ausseren Ecken der Magentaschen und den Genitaliaschen.

[blocks in formation]

f Der verdickte wulstförmige Ring, welcher die peripherische Begrenzung der Magentaschen und der Genitaltaschen bildet.

[blocks in formation]

k Radial-Canäle (k, perradialer Canal, k, interradialer Canal, k adradialer

Canal).

/ Randfäden.

m Peripherie des Strahlenkranzes, den die Randfäden bilden.

Ueber Bau und Entwickelung der Placoidschuppen

und der Zähne der Selachier.

Von

Dr. Oscar Hertwig.

(Hierzu Tafel XII und XIII.)

Seit AGASSIZ ist schon öfters von verschiedenen Forschern die Ansicht ausgesprochen worden, dass die Zähne der Selachier und die ihren Hautpanzer zusammensetzenden Placoidschuppen homologe Bildungen seien. Eine eingehendere Bearbeitung hat aber dieser für die Beurtheilung der Integumentbildungen so .überaus wichtige Gegenstand bis jetzt von keiner Seite gefunden; ein wissenschaftlicher Beweis für die Richtigkeit dieser Ansicht ist noch nicht geführt worden. An derselben zu zweifeln könnte man aber um so mehr berechtigt sein, als unsere Kenntnisse von dem Baue und der Entwickelung sowohl der Placoidschuppen als auch der Haifischzähne äusserst gering sind. Die Anzahl der hierüber bis jetzt erschienenen Arbeiten steht in einem auffallenden Gegensatze zu der so äusserst umfangreichen und noch jährlich wachsenden Literatur über Säugethierzähne. Während man hier den geringfügigsten Strukturverhältnissen die eingehendsten Untersuchungen widmet und sich in endlosen Streitigkeiten über die verschiedensten Detail-Punkte ergeht, hat man die Zahnbildungen bei allen übrigen Thierclassen fast vollkommen vernachlässigt, so dass unsere Kenntnisse über sie fast noch dieselben wie zu OWEN's Zeiten geblieben sind.

Unter diesen Umständen folgte ich mit Freuden einem Vorschlage des Herrn Professor GEGENBAUR, die Placoidschuppen und Zähne der Selachier auf Bau und Entwickelung zu untersuchen, und beschäftigte mich mit diesem Gegenstande um so eifriger, als ich erwarten durfte, die so interessante Frage nach der Homologie der Mund- und Integumentgebilde durch eine genaue Detailuntersuchung endgültig zu lösen.

Aber noch ein weiterer Umstand liess mir eine genauere Kenntniss der Hartgebilde im Integument der Selachier, als wir sie zur Zeit besitzen, wünschenswerth erscheinen. Wie schon GEGENBAUR in seinem Kopfskelet der Selachier") in einem besonderen Abschnitt in überzeugender Weise nachgewiesen hat, nehmen die Selachier im Stammbaum der Wirbelthiere eine niedrigere Stufe ein als die Ganoiden und Teleostier und zeigen uns zum Theil noch anatomische Verhältnisse auf einer mehr indifferenten Stufe der Entwickelung erhalten, so dass wir von ihnen. nach verschiedenen Richtungen differenzirte Einrichtungen bei den übrigen Wirbelthieren, bei Ganoiden und Teleostiern einerseits, bei Amphibien, Reptilien und Säugethieren andererseits ableiten können.

Von dieser Thatsache ausgehend, schien mir das Studium der Schuppen und Zähne der Selachier auch eine sichere Grundlage für vergleichend anatomische, auf die höheren Wirbelthierclassen sich erstreckende Betrachtungen zu bilden. Es liess sich erwarten, dass auf so manche dunkele Punkte in der Zahnbildung der Säugethiere, welche bisher das Interesse der Forscher fast ausschliesslich in Anspruch genommen hat, von hier aus einiges Licht geworfen werden könnte. Denn dass trotz sorgfältigster und häufig erneuerter Untersuchung auf diesem Gebiete so viele Verhältnisse uns noch unverständlich geblieben sind, dürfte zum grossen Theile auf die Vernachlässigung des Studiums der Zähne bei niederen Thierclassen zu schieben sein. Auch hier zeigt sich wieder, wie die genauesten anatomischen und embryologischen Untersuchungen allein zur vollkommenen Erkenntniss eines morphologischen Gebildes nicht ausreichen, und wie wir, um uns weitere Aufklärung zu verschaffen, einen dritten Weg, den der vergleichend anatomischen Untersuchung betreten müssen. Indem wir auf diesem Wege durch Untersuchung niederer und höherer Thierclassen eine Anschauung über die vielseitige Gestaltung eines und desselben Gebildes in der Thierreihe erhalten und dieselbe Bildung auf niederen und höheren Stufen der Entwickelung in den verschiedenen Thierclassen erblicken, gewinnen wir durch vergleichende Betrachtung und logisches Schliessen einen Einblick in die phylogenetische Entwickelung, die ein bei höher differenzirten Thieren höher ausgebildetes Organ durchlaufen hat; wir sind im Stande, uns niedere

1) GEGENBAUR, Untersuchungen zur vergleichenden Anatomie der Wirbelthiere, Heft III, 1872, Seite 10.

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