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streut. Bei Venus verrucosa, gallina und Tapes decussata, nicht aber bei den übrigen Arten, sieht man schon bei Anwendung mittelstarker Systeme noch eine zweite Art von Haargebilden, welche sich ganz wesentlich von den Dornen unterscheidet (Fig. 26 so), den cuticularen Saum des Epithels überragen. Die Haare finden sich nur auf der Spitze einiger weniger, nicht aller Siphopapillen und fehlen im Mantelrande vollständig. Man erkennt sie leicht, weil die Papillenspitzen hier ein wenig napfförmig eingezogen sind; sie stellen sich dar als ein Büschel sehr langer, circa 24-28 μ messender feiner Haare (Fig. 26 so), die einen mäßigen Glanz besitzen, sehr dicht stehen und in ihren freien Enden divergieren. Haare wie Dornen gehören zu Zellen, welche sonst völlig dem Typus der FLEMMING'schen Pinselzelle entsprechen. Die Dornen lösen sich in den zur Mazeration verwendeten Reagentien in kurze Haare auf, die etwa zu vier bis sechs auf einer Zelle stehen. Im konservierten Präparate sind die Dornen nicht mehr vorhanden, wohl aber die langen Haare; letztere, welche wie die kurzen als Sinneshaare zu betrachten sind, fehlen dagegen in Isolationspräparaten, die Zellen, zu denen sie gehören, sind daher nicht genauer zu studieren.

Es finden sich also bei Tapes decussata, Venus verrucosa und gallina zwei Arten von Sinneszellen, welche sich durch ihren besonderen Haarbesatz unterscheiden. Die langen Sinneshaare gleichen den ähnlichen Gebilden, wie sie von DROST und mir für die grübchenartig eingezogenen Spitzen einiger tieferstehenden Siphopapillen von Cardium edule beschrieben wurden.

Bei Schilderung der an Schnittpräparaten zu erkennenden Einzelheiten will ich von Cytherea chione ausgehen.

Die Epithelzellen der Papillen der Siphonen Atem- wie Analsipho gleichen einander in ihrem histiologischen Verhalten vollkommen sind von cylindrischer Gestalt und haben 12,6 μ Länge und 3,6-7,2 u Breite. Ihr cuticularer Saum ist sehr schmal. Sie sind entweder pigmentfrei oder pigmentiert; in letzterem Falle erfüllt das aus dunkelbraunen, fast schwarzen Körnern bestehende Pigment die Zellen so dicht, daß der Kern völlig unsichtbar ist (Fig. 27 pi). In den pigmentfreien Zellen sieht man daß die Kerne kreisrund und basal gelegen sind. Zwischen den indifferenten sind die Sinneszellen als ganz schmale, etwa 1,8 μ in der Breite messende Gebilde zu erkennen, deren Kerne stäbchenförmig sind und die Farbstoffe intensiv aufgenommen haben.

An der Sipho-Innenfläche hat das Epithel dieselbe Höhe und Breite, wie in den Papillen, und zeigt auch die gleichen Verhältnisse hinsichtlich seines Pigmentgehaltes (Fig. 27 pi). Die Verteilung des Pigmentepithels ist eine ganz unregelmäßige; pigmentierte und nicht pigmentierte Stellen wechseln regellos mit einander ab, doch so, daß man, entsprechend der makroskopisch wahrnehmbaren Färbung, je mehr man basalwärts zum Ursprung des Sipho fortschreitet, um so ausgedehntere pigmentfreie Stellen trifft, bis schließlich die Pigmentzellen ganz fehlen. Die Sinneszellen sind gut zwischen den indifferenten wahrnehmbar, doch kommen sie nicht allzu reichlich vor. Infolge der bei der Konservierung eintretenden Kontraktion der Siphonen hat sich die innere Oberfläche derselben in Falten gelegt, die auf dem Längsschnitte als verschieden breite aber gleich hohe Epithelzotten sich darstellen (Fig. 27).

An der Außenfläche der Siphonen hat sich das Epithel ebenfalls gefaltet, erscheint also im Schnitte zu Zotten gruppiert, welche aber breiter und höher sind, als auf der Innenfläche (Fig. 28). Die Zellen des Epithels, pigmentfreie wie pigmenthaltige, sind höher als die der Innenfläche und der Siphonen sie messen etwa 23 μ und haben einen 2,7 μ dicken cuticularen Saum; ihre Breite beträgt 3,6 u. Die ovalen Kerne, deren Breite der der Zellen entspricht, sind basal gelegen und besitzen einen Längsdurchmesser von 9 μ.

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Die histiologisch und physiologisch interessantesten Gebilde in den Siphonen sind die sekretorischen Apparate. Auf der Innenfläche finden sich dieselben in zweierlei Formen: als amorphe Massen und als einzellige Drüsen, von welchen nur die ersteren in nicht zu beträchtlicher Menge und unter denselben histiologischen Erscheinungen in den Papillen anzutreffen sind. Die amorphen Sekretmassen, welche sich hellgelbbraun in Bismarckbraun, hellorange in Orange-Hämatoxylin, leuchtend rot oder auch schmutzig purpurn in dem EHRLICH-BIONDI'schen Farbengemisch (Fig. 27 gd) und blaugrün in Indigkarmin-Boraxkarmin gefärbt haben 1), sind Giftmassen; in der Nähe der Papillarregion

1) Ich möchte hier bemerken, daß die zuletzt erwähnte Doppelfärbung, die für die Erkennung der Muskeln ganz ausgezeichnete Dienste leistet (cfr. meinen ,,Leitfaden") auch diagnostischen Wert für drüsige Elemente besitzt. Zellen der Eiweißdrüsen und der histiologisch verwandten Giftdrüsen werden leuchtend blaugrün, Mucin

sind sie nur spärlich vorhanden. Je mehr man aber im Sipho abwärts steigt, um so stärker sind sie entwickelt. Wie weit sie überhaupt basalwärts reichen, habe ich nicht festgestellt, da ich über die distale Hälfte hinaus nach der Siphowurzel hin Schnittpräparate nicht angefertigt habe. Sie stellen kein zusammenhängendes, unter dem Epithel gelegenes einheitliches Ganzes dar, sondern erscheinen als Stränge, die vom Epithel der Innenfläche, quer auf die Längsachse des Sipho orientiert, nach der Richtung des Epithels der Außenfläche hinziehen (Fig. 27 gd). Fast zu jeder Epithelzotte gehört ein solcher Strang der amorphen Sekretmassen. Die Stränge zeigen eine ganz außerordentliche Ausdehnung nach der Außenfläche hin, reichen beinahe dicht bis an die dort gelegenen sekretorischen Gebilde und haben eine Länge von ungefähr 0,87 mm, während ihr Breitendurchmesser, der also in der Längsachse des Sipho gelegen ist, nur 40 u beträgt. Bei Anwendung stärkster Linsensysteme zeigen sich diese Sekretstränge zusammengesetzt aus einer Unzahl dicht aneinander stehender kleinster Tröpfchen (Fig. 30 gd). Sie münden in das Lumen des Sipho durch interepitheliale Lücken, wie man daran erkennt, das gleich gefärbte Tropfen zwischen den Epithelzellen zu treffen sind, und sind auf ihrem Zuge durch das Bindegewebe zum Epithel von zahlreichen Bindegewebsfibrillen, von Nerven und von Längsmuskeln durchsetzt, welch letztere bald als stärkere Bündel bald als isolierte Fasern zwischen den Massen liegen. Oder vielmehr, man muß sagen, es winden sich die Giftmassen zwischen den genannten Gebilden hindurch um zur Mündung zu gelangen (Fig. 27 und 30 gd). Nur in denjenigen Partieen, welche den Zotten angehören, also dicht am Epithel, sind die Massen relativ frei, weil hier größere Bündel von Muskelfasern fehlen. Die Färbung der die Tropfenmasse durchsetzenden Bestandteile des Sipho ist stets eine andere, wie die der Massen selber (Fig. 27 und 30), beide sind daher leicht voneinander zu unterscheiden. Man könnte mir hier einwenden, daß das Aussehen dieser Massen, die in ihrer äußeren Erscheinung so wesentlich von den amorphen Massen im Randwulste z. B. von Cardita (Fig. 2), Cyprina islandica (Fig. 25) und von Cytherea selber (Fig. 29) differieren, nicht berechtigt, dieselben als ein Sekretionsprodukt zu betrachten,

drüsenzellen werden entweder gar nicht gefärbt oder nur leicht rosa angehaucht. Die Differenz dieser Färbungen an geeigneten Objekten (z. B. Amphibienhaut) ist ganz evident.

da die erwähnten Affinitäten zu den verschiedenen Farbstoffen allein nicht so ohne weiteres zu dieser Deutung nötigten. Man könnte mir vorhalten, daß es sich vielleicht um Pigmentmassen oder etwa um Kalkablagerungen handelte; auch der Umstand, daß man die Tropfenmassen in beiden Siphonen in ganz gleicher Ausbildung findet, könnte gegen meine Deutung verwertet werden. Dieser letzte Einwand soll später erörtert werden; die anderen beiden aber glaube ich beseitigen zu müssen, bevor ich weitergehe. Schneidet man von der Innenfläche des Sipho am lebenden Tiere mit gebogener Scheere eine Falte ab und untersucht dieselbe in Seewasser, so bieten diese Tropfenmassen in ihrem äußeren Habitus dasselbe Aussehen dar, wie im Schnitte; ihre natürliche Färbung ist dabei eine schmutzig gelbe. Zusatz von Salzsäure macht die Massen weder aufbrausen noch verschwinden, was unbedingt eintreten müßte, handelte es sich hier um Kalkablagerungen. Dagegen konnte ich deutlich in solchen Präparaten erkennen, daß diese Massen zähflüssiger Natur sind. Nach kurzem Verweilen des abgeschnittenen Stückes in dem Seewasser beobachtete ich, daß reichlich an der Schnittstelle, spärlich durch das Epithel hindurch kleine, allmählich konfluierende Tropfen austraten, die, wie ich verfolgen konnte, sich von den Massen langsam losgelöst und durch das Epithel bez. die angeschnittene Bindesubstanz bewegt hatten. Diese Thatsache widerlegt aber auch den etwaigen Einwand, daß hier Pigmentanhäufungen lägen.

Ich wende mich zu der Beschreibung der Schnittbilder zurück. Innerhalb dieser so gearteten Tropfenmassen finden sich zahlreiche teils wohlkonturierte, teils geschrumpfte Kerne (Fig. 30 fø und k) (in Fig. 27 von Cytherea sind diese Einzelheiten wegen der geringen Vergrößerung nicht zu sehen), die manchmal, namentlich im EHRLICH-BIONDI'schen Farbengemisch, nur sehr schwer erkennbar sind. Meistens sind dieselben von einem hellen, fast farblosen Hofe umgeben (Fig. 30 fs), welcher sehr verschiedenen Umfang hat. Bald ist der Hof sehr klein, so daß er nur wie ein schmaler, heller Saum um den Kern herum erscheint, oder aber er ist sehr groß, so daß er wie eine große Blase in den Massen aussieht, in der der Kern gelegen ist. Zwischen diesen beiden Stadien kommen alle möglichen Übergangsstufen vor, welche die allmähliche Abnahme des hellen Kernhofes bis zum ganz schmalen Saume zeigen. Offenbar handelt es sich hier um diejenigen zelligen Gebilde der Bindesubstanz, deren Plasma durch seine Umwandlung die Sekretmassen erzeugt; denn der helle Hof

um den Kern ist nichts anderes, als das Plasma einer Zelle oder dessen Rest, und die Zellen sind die FLEMMING'schen Zellen der Bindesubstanz.

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Die einzelligen Drüsen, die, wie bereits erwähnt, noch neben den amorphen Massen auf der Innenfläche der Siphonen sich finden, fallen zunächst durch ihre lebhafte Färbung auf, die in scharfem Kontraste zu der der amorphen Massen steht (Fig. 27 md). Sie färben sich im EHRLICH-BIONDI'schen Farbengemische leuchtend pfaublau, veilchenblau in Orange-Hämatoxylin, tief dunkelbraun in Bismarckbraun, zeigen also entschiedene Mucinreaktion, während die Tropfenmassen die Reaktion von giftigen Sekreten haben. Diese Mucindrüsen liegen niemals in den Tropfenmassen, sondern sind stets von ihnen getrennt (Fig. 27), d. h. beiderlei Gebilde münden stets für sich allein, nie werden die Mucindrüsen von den Tropfenmassen umschlossen. Meistens auch liegen beide nicht zusammen; Stellen, wo die Mucindrüsen neben den Giftmassen sich finden, wie dies Fig. 27 zeigt, sind sehr selten. Ein anderer nicht minder beachtenswerter Unterschied ist noch ferner zu konstatieren. Während die Giftmassen stets auf der Höhe der Epithelzotten münden, niemals aber in einer Bucht zwischen zwei Zotten, ist die Mündung der Mucindrüsen keineswegs so streng lokalisiert, denn man sieht ihr Sekret sowohl auf der Zottenhöhe, wie auf deren Seite und auch in der Bucht durch das Epithel hindurchtreten (Fig. 27). Die Mucindrüsen reichen selten tief in die Substanz auf der Sipho-Innenfläche hinein, in den Buchten zwischen den Zotten liegen sie meist dicht unter dem Epithel. Sie sind einzellige Gebilde, welche stets isoliert, nie zu größeren Haufen gruppiert vorkommen; ihre Gestalt ist flaschenähnlich, wenn ihr schmaler dem Epithel zustrebender und als Ausführungsgang funktionierender Fortsatz im Schnitte mitzusehen ist. Sie münden in interepithelialen Lücken - Becherzellen fehlen im Sipho vollständig und man kann vielfach ihr Sekret das Epithel knopfförmig überragen sehen. Bezüglich ihrer feineren, nur bei Anwendung stärkster Linsensysteme erkennbaren Struktur ist zu sagen, daß sich in einer homogen erscheinenden, blaß gefärbten Grundsubstanz ein dichtes intensiv gefärbtes Netz vorfindet, das undeutlich auch in dem Ausführungsgange erkannt werden kann.

Auch auf der Außenfläche der Siphonen kommen sekretorische Apparate vor und zwar Mucindrüsen, deren Charakter aus den so häufig angegebenen tinktorialen Reaktionen zu diagnostizieren ist (Fig. 28 md). Sie finden sich nicht in den Falten des Epithels,

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