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Füße ist noch erhalten. Die vorderen Extremitäten sind plump und breit, und die einzelnen Zehen zeigen wenig Verschiedenheiten; nur die zweite Zehe übertrifft die anderen an Größe nud Stärke. Von einer besonders kräftigen Entwickelung der Nägel, wie sie am Das. novemcinctus konstatiert wurde, ist keine Rede. Der dritte Vertreter des Genus Dasypus, Dasypus setosus, unterscheidet sich von Das. villosus und novemcinctus sowohl durch seine Körpergröße, als auch durch die Größe und Mächtigkeit seiner Schuppen. Der Schulterpanzer setzt sich aus dicken, polygonalen Schuppen zusammen, während Gürtel und Hüftpanzer mit länglichen, 0,8 cm breiten und 1,2-1,8 cm langen Schuppen bedeckt sind. Ihre größte Länge erreichen sie auf der Mitte der vordersten Gürtel, um nach hinten zu allmählich kürzer zu werden, so daß auf dem Hüftpanzer ihre Längsachse die Breitenachse kaum übertrifft. In ihrer Form unterscheiden sie sich ebenfalls von denen des Das. novemcinctus und nähern sich mehr denen des Das. villosus, mit denen sie auch noch die Zusammensetzung aus einer größeren, mittleren Hauptschuppe und zahlreichen, diese umgebenden, kleinen Schüppchen gemeinsam haben. Sie alle bilden zusammen eine große Schuppe von der Gestalt eines Rechtecks. Die benachbarten Schuppen legen sich jedoch nicht fest aneinander, sondern sind durch einen schmalen, etwas hervortretenden Streifen runzeliger Haut voneinander getrennt. Der Zahl und Anordnung dieser kleinen Schuppen entspricht auch die Zahl und Anordnung der Knochenplättchen, jedoch sind sie miteinander zu einem größeren, der großen Schuppe entsprechenden Plättchen verschmolzen. An demselben kann man aber noch deutlich die Umgrenzungslinien der kleinen Plättchen erkennen. Ebenso wie zwischen den Schuppen ist auch zwischen den Knochenplättchen eine Schicht knorpeliger Masse eingefügt, welche eine geringe Bewegung der Gürtel zuläßt.

Über die Haare ist noch hinzuzufügen, daß bei Das. setosus unter dem hinteren Rande jeder Schuppe ein oder zwei steife Borsten von 1 bis 2 cm Länge hervorschauen. Zwischen den Schuppen aber sind keine Haare vorhanden und zwischen den Knochenplättchen auch nichts mehr von ihrem früheren Standort zu sehen. Es ist also bei Das. setosus, bis auf wenige am hinteren Rande der Schuppe stehende Haare, eine vollständige Reduktion des Haarkleides eingetreten. Derselbe hat sich somit von der Stammform noch weiter entfernt als Das. novemcinctus, Wie weit embryonal die Entwickelung des Haar

kleides geht, konnte ich nicht entscheiden, da mir von Das. setosus keine Embryonen zur Untersuchung vorlagen.

In den Extremitäten zeigt Das. setosus in sofern Übereinstimmung mit Das. villosus als sich der fünfzehige Typus auch bei ihm noch erhalten hat. Aber die Differenz in der Stärke und Größe der einzelnen Zehen ist erheblicher als bei Das. villosus, denn die drei mittelsten Zehen sind stark entwickelt und übertreffen die erste und fünfte ganz bedeutend. Diese Übereinstimmung mit Das. villosus in der Zahl der Zehen und der Form der Schuppen berechtigen zu einem Schluß auf phylogenetische Beziehungen zwischen Das. villosus und setosus. Das. setosus hat sich einerseits von Das. villosus abgezweigt, wie ich dies andererseits für Das. novemcinctus nachgewiesen habe. Das. villosus ist die phylogenetisch ältere Form, von der Das. novemcinctus sich bereits weiter entfernt hat, da es bei ihm zur Rückbildung einer Zehe gekommen ist.

Für die Verschiedenartigkeit in der Beschuppung des Das. novemcinctus und setosus, sowie für die Zusammensetzung der Gürtel aus Knochenplättchen verschiedener Gestalt möchte ich eine mechanische Erklärung in Anspruch nehmen.

Jeder Gürtel läßt sich mit einem Gewölbe vergleichen, das nach dem verschiedenen Grad seiner Krümmung auch eine verschiedene Bauart erforderte. Bei Das. setosus sind die Gürtel sehr flach und haben nur einen geringen Krümmungsradius; sie sind durch große Hautfalten voneinander getrennt und haben durchweg eine horizontale Lage. Die Gürtel des Das. novemcinctus verhalten sich wesentlich anders, denn ihre unteren Ränder sind erheblich genähert und übersteigen damit die Größe eines Halbkreises bei weitem. Zudem ist die Haut zwischen den einzelnen Gürteln in tiefe, unter dem oberen Rand der Gürtel liegende Falten geschlagen, die Gürtel sind dadurch nahe aneinander gerückt und schieben sich dachziegelartig übereinander, so daß jeder Gürtel von seinem vorderen bis hinteren Rande eine Steigung erfährt. Faßt man beide Ränder eines Gürtels als Teile eines Kreises auf, so hat der hintere einen größeren Radius und Umfang als der vordere und bedarf demnach zu seinem Bau auch einer größeren Menge Materials. Hierin ist meines Erachtens der Hauptgrund für die eigentümliche Form der Schuppen und Knochenplättchen am Gürtel des Das. novemcinctus zu suchen. Jeder Gürtel ist hier in sich verschmolzen und stellt ein einheitliches,

festes Gefüge dar. Wie man nun ein stark gekrümmtes Bogengewölbe nicht aus gleichmäßig viereckigen Backsteinen erbauen kann, sondern, um eine möglichst große Festigkeit zu erzielen, besondere, der jeweiligen Form angepaßte Steine dazu verwenden muß, so bedurfte es auch zum Aufbau der stark gekrümmten und festgefügten Gürtel des Das. novemcinctus besonders geformter Knochenplättchen und Schuppen. Dieses Bedürfnis wurde erfüllt durch die dreieckige Form der Knochenplättchen, deren breite Seite am hinteren und höher liegendem Rande der Gürtel, welche eine größere Menge Materials erforderte, gelegen ist. Der am vorderen Rande zwischen den Spitzen der Knochenplättchen entstandene kleinen Zwischenraum ist nach dem gleichen Prinzip mit umgekehrt liegenden, kleineren Plättchen ausgefüllt.

Diese der eigentümlichen Krümmung der Gürtel angepaẞte Form der Bausteine und das sind ja die Knochenplättchen ermöglichte eine große Festigkeit des ganzen Gebäudes.

Bei Das. setosus ist die Konstruktion der Gürtel wesentlich anders; die Krümmung ist verhältnismäßig gering, und die Knochenplättchen eines Gürtels sind nicht miteinander verschmolzen. Dementsprechend ist auch die Bauart eine andere. Wie man nun zum Bau eines flachen Gewölbes mit geringer Krümmung gleichmäßig geformte Steine verwenden kann und die durch die Krümmung bedingten, ungleichen Zwischenräume zwischen den Steinen durch eine mehr oder minder große Menge Mörtel ausgleicht, so sind auch die Gürtel des Das. setotus aus gleichmäßig viereckigen Knochenplättchen und Schuppen zusammengesetzt und die Zwischenräumen zwischen denselben durch eine Schicht knorpeliger Masse ausgefüllt. Es bleibt dadurch eine Beweglichkeit des einzelnen Gürtels erhalten, während sie bei Das. novemcinctus, wo die Form der Knochenplättchen der Krümmung der Gürtel besonders angepaßt ist, fest verschmolzen sind.

In der Form und der Anordnung der Schuppen zeigt Das. setosus große Übereinstimmung mit Das. villosus, mit dem er auch, wie oben bereits erwähnt, den fünfzehigen Typus der Extremitäten gemeinsam hat. Wir sind somit berechtigt, Das. villosus als ältere, Das. setosus als phylogenetisch jüngere Form anzusehen.

Jena, im Mai 1892.

VI. Litteraturzerzeichnis.

Die im Text hinter den Autorennamen angegebenen Zahlen beziehen sich auf die Nummern der betreffenden Arbeit im folgenden Verzeichnis.

1. RUDOLPHI, K. A., Über Hornbildungen. Abhandlungen der Königl. Akademie der Wissenschaften in Berlin aus den Jahren 1814 -15, Berlin, 1818.

2. HEUSINGER, C. F., System der Histologie. I. Teil: Histographie, II. Teil: Bildungs- und Horngewebe. Eisenach, 1822 u. 23. 3. D'ALTON, E., Über fossile Panzerfragmente und die dazu gehörigen Knochenüberreste von Edentaten. Physikalische Abhandlungen, 1833.

4. RATHKE, H., Entwickelungsgeschichte der Natter (Coluber natrix). Königsberg, 1839.

5. VON RAPP, W., Anatomische Untersuchungen über die Edentaten. Tübingen, 1843.

6. MEYER, H., Über den Bau der Haut des Gürteltieres. Archiv für Anatomie und Physiologie von JoH. MÜLLER, Berlin, 1848. Über den Bau der Haut von Dasypus und der Stacheln von Raja. Mitteilungen der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft in Zürich, Bd. 1, 1849, Zürich.

1848.

7.

8. SCHWENK, GUST., De formatione pennae.
De formatione pennae. Dorpati Livonorum,

9. REISSNER, E., Beiträge zur Kenntnis der Haare des Menschen und der Säugetiere. Breslau, 1854.

10. LEYDIG, FR., Über die äußeren Bedeckungen der Säugetiere. MULLER'S Archiv für Anatomie und Physiologie von 1859, Leipzig,

1859.

11. WELCKER, H., Über die Entwickelung und den Bau der Haut und Haare bei Bradypus. Halle, 1864.

12. GOETTE, A., Zur Morphologie der Haare. Archiv für mikr. Anatomie von MAX SCHULTZE, Bd. 4, Bonn 1848.

13. CARTIER, O., Vorläufige Mitteilungen über den feineren Bau der Epidermis bei den Reptilien. Verhandlungen der Physikal.medizinischen Gesellschaft in Würzburg, Bd. 3, N. F., Würzburg, 1872.

14. CARTIER, O., Studien über den feineren Bau der Haut der Reptilien. Ebendaselbst, 1872.

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Studien über den feineren Bau der Haut der Rep

tilien. Ebendaselbst, 1873.

16. STUDER, TH., Die Entwickelung der Federn. Dissertation, Bern, 1873.

Inaugural

17. LEYDIG, FR., Über die äußeren Bedeckungen der Reptilien und Amphibien. Archiv für mikroskop. Anatomie von M. SCHULTZE, Bd. 9, 1873.

18.

Über die allgemeinen Bedeckungen der Amphibien. Ebendaselbst, Bd. 12, 1876.

19. KERBERT, C., Über die Haut der Reptilien und anderer Wirbeltiere. Archiv für mikroskop. Anatomie, Bd. 13, 1877.

20. BATELLI, A., Beiträge zur Kenntnis des Baues der Reptilienhaut. Ebendaselbst, Bd. 17, 1880.

21. VON JHERING, H., Über die Fortpflanzung der Gürteltiere. Sitzungsbericht der Königl. Akademie der Wissenschaften in Berlin, Bd. 48, 1885.

22. WEBER, M., Beiträge zur Anatomie und Entwickelung des Genus Manis. Separat-Abdruck aus „Zoologische Erlebnisse einer Reise in Niederländisch-Ostindien“, Leiden, 1891, E. F Brill.

23. KÜKENTHAL, W., Über Reste eines Hautpanzers bei Zahnwalen. Anatomischer Anzeiger, 5. Jahrg., 1890, Nr. 8.

24. REINKE, F., Untersuchungen über die Horngebilde der Säugetierhaut. Archiv für mikroskop. Anatomie, Bd. 30, 1887.

25. KÜKENTHAL, W., Über die Anpassung von Säugetieren an das Leben im Wasser. Zoologische Jahrbücher von SPENGEL, Bd. 5, Abteilung für Systematik.

26. HAAKE, W., Über die Entstehung des Säugetiers. Biolog. Centralblatt, Bd. 8, Erlangen, 1889.

27. FLOWER, W. H., Einleitung in die Osteologie der Säugetiere. Leipzig, 1888.

28. v. KÖLLIKER, A., Zur Entwickelungsgeschichte der äußeren Haut. Zeitschrift f. wissenschaftl. Zoologie, Bd. 2.

29. WALDEYER, W., Atlas der menschlichen und tierischen Haare. Lahr, 1884.

30. HERTWIG, O., Lehrbuch der Entwickelungsgeschichte. 3. Aufl., 1890.

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