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Zellen sind lang bewimpert. Massenhaft sind die Blutkörperchen auch überall zwischen den Aussackungen des Mitteldarms, der ebenfalls nur eine einzige Zellenlage dick ist. Es erscheint demnach wahrscheinlich, daß der Darm in seiner ganzen Ausdehnung auch mit der Funktion der Atmung betraut ist.

Die Blutkörperchen sind rundlich, verhältnismäßig groß und ihr Kern wandständig. Die von HUBRECHT beschriebene spindelförmige Struktur in ihrer Achse finde ich nirgends, sie darf wohl der Einwirkung der Reagentien zugeschrieben werden.

Der Verdauungsapparat.

Der Verdauungsapparat läßt leicht drei Hauptabschnitte unterscheiden: Vorderdarm, Mitteldarm und Enddarm. Vorder- und Enddarm sind kurz, der Mitteldarm hingegen nimmt den größten Teil des Körperhohlraums in Anspruch. Der Übergang vom Vorderdarm zum Mittelstück ist ein plötzlicher, derjenige vom letzteren zum Enddarm weniger unvermittelt.

Die Mundöffnung (o Fig. 1) liegt in der ventralen Mediane nahe dem vorderen Körperende und stellt eine Längsspalte vor. Die Spicula tragende Cuticula setzt sich ziemlich tief in die Mundspalte fort, unmittelbar bis an die Grenze der geräumigen Mundhöhle (Fig. 10) und ist auch hier von einer Schicht anscheinend durch Schleim zusammengehaltenem Detritus überkleidet. Die Mundhöhle setzt sich etwas über das Vorderende der Mundspalte hinaus fort, indem sie sich allmählich verengt. Ihre Wandung trägt in diesem Teile zahlreiche zottenartig vorspringende Papillen (Fig. 11), die sich an der rechten und linken Seitenwand der Mundhöhle nach hinten eine Strecke weit fortsetzen. Diese Zotten sind ganz anders gebaut als die übrigen Mundfalten, von denen wir unten sprechen. Fig. 11 zeigt ihre Anordnung im präoralen Teil der Mundhöhle, deren laterale und frontale Wand sie vollständig einnehmen, wie auch aus HUBRECHT'S Fig. 29, Pl. 3, die einen Horizontalschnitt darstellt, ersichtlich ist. Weiter rückwärts werden die Papillen unten und oben zurückgedrängt, indem von der Basis der lateralen Mundwand aus, sowie oberhalb der Zotten rechts und links je eine große hohle Falte ins Lumen der Mundhöhle vorspringt (Fig. 10). Die Zotten zeigen, in verschiedenen Richtungen der Länge nach geschnitten, immer dasselbe Bild. Fig. 12 stellt den Längsschnitt durch eine Zotte bei stärkerer Vergrößerung dar.

Bd. XXVII. N. F. XX.

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Das Epithel der Mundhöhle geht direkt in das Gewebe der Zotte über, welches rings um die centrale Achse nur eine Zellschicht mächtig ist und ein ziemlich hohes Cylinderepithel bildet. Die Nuclei liegen der Achse nahe und heben sich nicht besonders deutlich vom übrigen Plasma ab, besitzen aber einen intensiv gegefärbten Nucleolus. Der übrige Zellinhalt ist gekörnelt und das ganze Gebilde von einem Saum umhüllt, der cuticulärer Natur zu sein scheint. Wir haben es hier offenbar mit einem spezifischen Organ zu thun. HUBRECHT ist geneigt, ihm die Funktion als Kieme zuzuschreiben. In diesem Punkte bin ich anderer

Ansicht.

An Molluskenkiemen treffen wir immer ein Wimperepithel, das für die Zufuhr von frischem Atmungswasser sorgt, als äußere Begrenzung. Hier ist aber ein Wimperepithel nicht vorhanden. Wo Gasaustausch stattfinden soll, da muß das Blut freien Zutritt haben, in diese Zotten tritt aber kein Blut ein. Sie sind gegen die Wand der Mundhöhle hin geschlossen, nur einige axile Fibrillen treten ins Innere der Zotte ein. Ob es nervöse Elemente oder bloße Stützgebilde sind, kann ich nicht entscheiden. Jedenfalls hat das Organ mit der Atmung nichts zu thun. Es ist wohl dasselbe, was KOWALEVSKY et MARION für Proneomenia vagans als „papilles labiales" bezeichnen (18, Pl. 3, Fig. 6), doch sollen diese bewimpert sein, was bei Pron. Sluiteri, wie schon gesagt, nicht der Fall ist; außerdem finden dieselben Autoren Ganglien über der Basis der Papillen, die ich in den Präparaten des Herrn Prof. LANG nicht entdecken kann. Damit will ich jedoch keineswegs die Ansicht der oben genannten Forscher anzweifeln, daß diese Zotten ein Sinnesorgan (Tastorgan?) darstellen, welches durch Kontraktion der Mundmuskulatur aus der Mundhöhle vorgestreckt werden kann.

Einen ganz anderen Bau zeigen die übrigen Falten der Mundhöhle. Jederseits treffen wir zwei Säcke an, die eine Querschnittfläche ungefähr von der Größe eines Kiemenblättchens von Gammarus pulex besitzen. Ihre Wandung besteht aus einer einzigen Lage von Cylinderepithel, das mit langen Cilien besetzt ist. Ihr Innenraum ist mit Blutkörperchen prall gefüllt. An ihrer Basis steht der Innenraum der Falten in vollständig offener Verbindung mit den blutführenden Lakunen des Körpers. Die Muskelfasern, welche den Faltenraum durchziehen und sich an dessen Wandung anheften, machen es wahrscheinlich, daß sie durch Kontraktion die Blutkörperchen hinauspressen und den Hohlraum neu füllen

können, während die langen Wimpern für frisches Atmungswasser sorgen. Die Ansicht HUBRECHT's, daß durch die dünne Wandung dieser Falten ausgiebiger Gasaustausch stattfinden könne, ist gewiß gerechtfertigt. Ja man dürfte wohl diese Ausbuchtungen der Mundhöhle geradezu als (sekundär entstandene) Kiemenwülste bezeichnen.

Auch die Decke der Mundhöhle zeigt Einbuchtungen und vielfache Fältelung. Eine solche größere Einbuchtung ist in dem Schnitt Fig. 10 df getroffen. Außer den drei bedeutenderen außen bewimperten Bluträumen im vorderen Teil der Mundhöhle (Fig. 11 brl) finde ich an der Munddecke keine erheblichen mit Blut gefüllten Aussackungen.

In der Decke der Mundhöhle ist reichlich Muskulatur entwickelt.

Im Grunde des Oesophagus liegt in einer Einsenkung verborgen eine winzig kleine Radula. Vor derselben erhebt sich in der Radulatasche eine Falte, deren Spitze aus hohem Säulenepithel besteht, welches nach vorn in das gewöhnliche Epithel des Oesophagus, nach unten und hinten in das Gewebe übergeht, welches die Reibplatte der Radula trägt (Fig. 13).

Die Radula liegt auf einem muskulösen, mit einer Epithelschicht überkleideten Wulste, der Zunge (). An der Basis des hinteren Zungenendes findet sich ein Polster von hohen, dünnen Cylinderzellen (Fig. 14 odb), entsprechend den Odontoblasten, wie sie RÖSSLER (25) bei seinen erfolgreichen Untersuchungen an Prosobranchien, Placophoren, Cephalopoden und Heteropoden gefunden hat. Ihr gekörnelter Inhalt geht in das hintere Ende der Radulaplatte über.

An das Polster schließen sich, das hinterste Ende der Radulaplatte überlagernd, unregelmäßig geordnete Zellen. Die ganze histologische Beschaffenheit der Radulabasis wiederholt den Typus, wie ihn RÖSSLER für die oben genannten Mollusken schildert. Wir dürfen daher annehmen, daß die Bildung der Radula in ähnlicher Weise vor sich gehe, wie bei den Placophoren.

Die Form der Zähne ist aus den Figuren 14 und 15 ersichtlich. Ich zählte auf Querschnitten 15 Längsreihen. Wie viele Zähne auf einer solchen stehen, habe ich nicht ganz sicher feststellen können, es sind ihrer etwa 60. Alle Zähne sind gleich beschaffen.

Das ganze Gebilde macht den Eindruck eines kümmerlich entwickelten Organs, mit dem das Tier wenig ausrichten wird,

Knorpelgewebe an der Basis der Zunge fehlt, hingegen finden wir zur Seite der Radula in Muskel- und Bindegewebe eingelagert, wie auch HUBRECHT meldet, große Zellen, die an primitives Knorpelgewebe erinnern.

Statt eine detaillierte Beschreibung davon zu geben, verweise ich auf Figg. 13-16, wo diese Verhältnisse dargestellt sind.

Die langen, paarigen Speicheldrüsen, die sich auf der Bauchseite weit nach hinten erstrecken, und ihre gemeinschaftliche Einwündung in den Pharynx sind von HUBRECHT beschrieben worden, und ich finde seine Angaben durch die Präparate des Herrn Prof. LANG bestätigt, ebenso seine Darstellung des Ösophagealepithels.

Auch bezüglich der Beschaffenheit des Mitteldarms bleibt mir im wesentlichen nur übrig, die Untersuchungen HUBRECHT's zu bestätigen. Der Mitteldarm zeichnet sich aus durch seine reiche und regelmäßige Gliederung. Eine Ansicht unter Lupenvergrößerung, die Herr Prof. LANG gezeichnet und mir gütigst zur Verfügung gestellt hat, zeigt Fig. 17. Vom centralen Darmlumen

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Fig. 17. Längsschnitt durch die Region des Mitteldarms. Oben die Zwitterdrüse, darunter die Darmnischen 1., 2., 3. Ordnung. Originalzeichnung von Prof. Dr. A. LANG.

gehen zahlreiche, regelmäßig angeordnete Falten nach den Seiten hin und bilden nischenartige Ausbuchtungen. Man kann dreierlei Falten unterscheiden: primäre, sekundäre und tertiäre, die in ganz regelmäßiger Folge miteinander wechseln. Diese Regelmäßigkeit in der Gliederung des Darmes vermisse ich in HUBRECHT's Fig.

48 (7). Das centrale Darmlumen macht in den Schnitten etwa ein Drittel der ganzen Darmbreite aus, während jederseits ein Drittel auf die Ausbuchtungen kommt. Die centralen Partien des Darmkanals bestehen aus einer Schicht von Wimperzellen. Die Aussackungen dagegen sind durchaus drüsiger Natur und sondern Sekretballen in großer Menge ab. Sie dürften eine Hepatopankreas darstellen, die auch beim ausgewachsenen Tiere auf embryonalem Stadium stehen bleibt. Statt einer ausführlichen Beschreibung gebe ich in Fig. 19 eine Abbildung der histologischen Struktur des Darmkanals. Sie stimmt im ganzen überein mit der Darstellung HUBRECHT'S.

Dorsalwärts dringt eine Darmfalte tief in die Zwitterdrüse hinein und scheidet diese in ihrem ventralen Teil in eine rechte und linke Hälfte. Das obere Ende der Falte verläuft nicht in gerader Linie, sondern im Zickzack, was auf Horizontalschnitten sehr schön zu sehen ist. Das Epithel dieser dorsalen Ausbuchtung ist sehr lang bewimpert und entbehrt der Drüsenzellen vollständig.

Eine blindsackförmige Ausstülpung (,,Coecum intestinale") zieht sich vom Mitteldarm aus dorsalwärts über die Pharyngealpartie weg und endet in der Nähe des Cerebralganglions. Die dorsale Wand derselben ist größtenteils und namentlich in der Mediane lang bewimpert, die übrige Wand besteht aus Drüsenepithel wie die übrigen Darmaussackungen.

Die Zwischenräume zwischen den Darmfalten sind wie bei HUBRECHT'S Exemplaren großenteils mit Blutkörperchen dicht gefüllt und von Strecke zu Strecke mit enger zusammenhängenden Muskelfasern, den sogenannten Septen, durchzogen. Andere radiär verlaufende Muskelbündel heften den Darm an der Körperwand fest.

Das Rectum ist vollständig mit langbewimpertem Epithel ausgekleidet und tief gefaltet (Fig. 20). Eine Lamelle von Ringsmuskulatur umgiebt den Enddarm, und zwischen dieser und der Darmwand liegen massenhaft Blutkörperchen, so daß die Hohlräume ganz von denselben ausgefüllt erscheinen (Fig. 20). Es stimmen auch diese Verhältnisse mit den Befunden HUBRECHT'S vollständig überein.

Der Darminhalt beider Exemplare von Pron. Sluiteri, die mir zur Untersuchung vorgelegen sind, besteht hauptsächlich aus Sekretballen, die sich in vielen Darmnischen in großer Menge angehäuft haben, aus Klümpchen aufgenommener Nahrung, deren

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