Imagens da página
PDF
ePub

Siphoniata.

V. Lucinacea 1).
(Fig. 1-5.)

A. Allgemeines.

Aus dieser Ordnung habe ich nur die Arten Cardita sulcata LAM., Astarte fusca POLI und Lucina spinifera TURT. untersucht.

Die Innenfläche der Schale von Cardita sulcata hat in ihrem Randteile zahlreiche Rippen, zwischen denen sich Vertiefungen finden, während sie in ihrer ganzen übrigen Ausdehnung glatt ist. In der vorderen und hinteren Partie sind die Rippen kurz und flach, die Vertiefungen daher seicht; der Mitte des Schalenrandes zu sind beide stärker entwickelt. Den Vertiefungen der Schale entsprechen Erhöhungen auf der Außenfläche des Mantelrandes, die mit breiter, durch einen parallel zum Rande gerichteten gelbbraunen Pigmentstreifen kenntlich gemachter Basis entspringen und dreieckige Gestalt haben. Die Spitze des Dreiecks überragt um weniges das Niveau des Mantelrandes. Der Mantel

ist von vorn bis nach hinten zu der Stelle, an der das hintere Ende der Kiemen sich findet, offen. Man kann an seinem beim lebenden Tiere orangefarbenen Rande schon mit bloßem Auge zwei deutlich getrennte Falten unterscheiden, von denen die äußere die dreieckigen Verdickungen besitzt. Proximalwärts der inneren, im eigentlichen Rande, erkennt man einen ziemlich breiten Wulst, der in den vorderen Partieen nur schwach ausgebildet ist, nach hinten zu allmählich an Ausdehnung zunimmt und dabei gleich

1) Ich bezeichne die einzelnen Ordnungen, welche in diesem Teile wie in den beiden früheren untersucht wurden, mit fortlaufenden Nummern; daher hat die Ordnung der Lucinacea hier eine V. Im übrigen folge ich stets dem System des Handbuches von CARUSGERSTÄCKER. Darnach gehören die Gattungen Cardita und Astarte zur Familie der Astartida e und der Ordnung der Lucinacea, und nicht, wie MEYER und MÖBIUS für Astarte, CARRIÈRE (Arbeiten aus dem zoologisch-zootomischen Institut in Würzburg, Bd. V, 1882) für Astarte und Cardita angeben, zur Familie der Cyprinidae. Die Cyprinidae - Glossidae gehören, fide CARUS-GERSTÄCKER, zu den Veneracea. Die Histiologie des Mantelrandes spricht für die Richtigkeit der in dem genannten Handbuche gegebenen Einteilung.

zeitig eine der Längsachse der Schale parallele Runzelung zeigt. Entsprechend der Gegend des hinteren Endes der Kiemen sind die Innenfalten der rechten und linken Seite auf eine kurze Strecke verwachsen, um sich dann wieder zu trennen und erst beim Umbiegen zur Rückenfläche des Tieres sich von neuem und nunmehr dauernd zu vereinigen. So entsteht eine kreisförmige Öffnung, die den Analsipho repräsentiert. An demselben finden sich keinerlei Papillen, wie bei den gleichen Gebilden anderer Siphoniaten.

Astarte fusca zeigt hinsichtlich des grob wahrnehmbaren Baues ihres Mantelrandes im allgemeinen ein ähnliches Verhalten, wie Cardita sulcata. Ein gerunzelter Randwulst fehlt jedoch hier. Vorn ganz schmal beginnend wird der Mantelrand nach hinten zu breiter, um in den hintersten noch vor dem gleich zu erwähnenden Analsipho gelegenen Partien am stärksten zu sein. In den hinteren Dreiviertel seiner Längenausdehnung ist er pigmentiert; das Pigment erscheint auf die Innenfläche beschränkt und ist von schmutzigbrauner Farbe. Die Bildung des Analsipho, der etwas hinter der Gegend des hinteren Endes der Kiemen sich findet, erfolgt ganz wie bei Cardita. Mit dem vorhin erwähnten Auftreten des Pigmentes im Rande erscheinen an dessen innerer Fläche gleichzeitig eigentümliche Gebilde, die bei Betrachtung mit bloßem Auge der Oberfläche ein leicht welliges Aussehen verleihen, bei Lupenvergrößerung als kleine weiße, knopfförmige Erhabenheiten imponieren. In den mittleren und hinteren Partien des Randes sind dieselben in sehr großer Zahl vorhanden und stehen ziemlich dicht bei einander, während sie in den vorderen Regionen ganz fehlen. Im Analsipho finden sich derartige Gebilde nicht vor.

Bezüglich des Mantelrandes von Lucina spinifera ist zu bemerken, daß derselbe dem der beiden anderen untersuchten Species dieser Ordnung fast völlig gleicht und sich von dem der Cardita nur durch Abwesenheit des Randwulstes, von dem der Astarte durch den Mangel jener weißlichen knopfförmigen Erhabenheiten unterscheidet.

B. Specielle Beschreibung.

In den histiologischen Einzelheiten weichen die drei Arten in wesentlichen Punkten voneinander ab, so daß jede für sich beschrieben werden muß.

Cardita sulcata. Untersucht man eine vom lebenden Tiere abgeschnittene kleine Partie des Mantelrandes frisch in See

wasser, so erkennt man, daß die Oberfläche mit einem wimperlosen Epithel bedeckt ist; nimmt man dagegen ein Stück von der Gegend des Randwulstes, so findet man deutlichen Cilienbesatz. In dem ersten Stücke wird der freie Saum der Epitheldecke überragt von schmalen, bei schwacher Vergrößerung homogen erscheinenden, leicht glänzenden Stacheln, welche in dem vom Randwulste stammenden Stücke zwischen den Wimpern sichtbar sind, keine Eigenbewegung besitzen, sondern in dem Wimperstrome träge hin und herschwanken. Die indifferenten, etwas gelblich aussehenden Zellen, seien sie bewimpert oder wimperlos, sind cylindrische Gebilde mit basaler wurzelförmiger Ausfaserung. Die Stacheln, die sich bei Anwendung stärkerer Linsen oder nach geeigneter Maceration als ein schwaches Bündel feiner Borsten präsentieren, sitzen auf Zellen auf, die in jeder Hinsicht dem von FLEMMING in seiner ersten Arbeit über Molluken (14)1) aufgestellten Schema der Sinneszelle (Pinselzelle) entsprechen. Man trifft also an ihnen ein mit Borsten besetztes Köpfchen, einen schmalen langen Hals und eine spindelförmige, basale, im subepithelialen Gewebe wurzelnde Verbreiterung, die kernhaltig ist und in eine feine variköse Nervenendfaser übergeht. Dies sind also die Sinneszellen im Mantelrande dieser Species. In der vom Randwulste abgetragenen Partie sieht man reichlich an der Schnittstelle, spärlicher aber doch sehr deutlich durch die Epitheldecke hindurch etwas zähflüssige Massen in Form kleiner Tropfen austreten, die einen matten Glanz besitzen und nach kurzer Zeit in dem zur Beobachtung verwendeten Seewasser konfluieren.

Schnittpräparate lehren folgendes:

Der Rand geht in drei Falten aus, von denen die beiden inneren der bei makroskopischer Betrachtung einheitlich erscheinenden inneren entsprechen. Die innerste Falte ist auf dem Schnitte von kegelförmigem Aussehen und ist stets die kleinste, während die mittlere und äußere Falte, zwischen denen die Epicuticula entsteht, an Größe abwechseln. Und zwar so, daß, wenn die in der allgemeinen Beschreibung erwähnte dreieckige Erhöhung der Außenfläche vorhanden ist, die Außenfalte, wenn sie fehlt, die Mittelfalte die höhere von beiden ist. Letztere hat im Schnitte *)

1) Die Zahl hinter den Namen weist auf das dem ersten Teile beigegebene Litteraturverzeichnis hin.

2) Die Schnittrichtung durch den Mantelrand war stets so gewählt, daß seine Innen- wie Außenfläche gleichzeitig im mikroskopischen Bilde vorhanden waren: also quer zur Längsachse des Tieres,

stets handschuhfingerförmige Gestalt, während die Form der Außenfalte durch das abwechselnde Auftreten und Verschwinden der dreieckigen Erhöhung eine sehr variable ist. Gegen den Wulst hin findet sich eine meist seichte, selten tiefe Einziehung, welche somit die Falten- und die Wulstregion des Randes trennt. Hier in dieser Gegend liegt in später zu beschreibender Weise der Ringnerv des Mantels. Es ist das derjenige Nerv, welcher in den hinteren Partien eine Fortsetzung des DUVERNOY'schen „palléal postérieur", in den vorderen eine Fortsetzung des äußeren Astes des,palléal antérieur" ist, aus deren beider Vereinigung er entsteht.

Das Epithel der Falten nach innen von der Epicuticula und das der Innenfläche des Randes besteht aus etwa 16,2 μ hohen und 5,4 μ breiten Cylinderzellen, welche im Wulste 3,6 μ hohe Wimpern besitzen. Zwischen denselben sind die Sinneszellen als ganz schmale Gebilde von höchstens 1,8 μ Breite zu sehen, deren Kern im Gegensatze zu dem der indifferenten Zellen, welcher ein deutliches Gerüst zeigt und blaß ist, stets sehr dunkel gefärbt, homogen und stäbchenförmig erscheint. Die basale Grenze des Epithels gegen das subepitheliale Gewebe ist undeutlich. An der Außenfalte sind die Epithelzellen etwa 30 μ hoch, um dann gegen die Außenfläche des Randes an Höhe allmählich bis zu dem Maße von 8 μ abzunehmen. Im eigentlichen Rande aber ist das Außenepithel wieder anders geartet. Es färbt sich zunächst viel intensiver, als das Epithel der übrigen Regionen, ist etwa 25 μ hoch, 4 μ breit und besitzt ovale, basal gelegene Kerne, die ganz homogen erscheinen. Die einzelnen Zellen sind sehr scharf gegeneinander konturiert und durch eine deutlich ausgeprägte Linie basalwärts gegen das subepitheliale Gewebe abgesetzt. Gegenüber dem proximalen Kontur des inneren Randwulstes wird dann das Epithel der Außenfläche von neuem niedrig, etwa 7 μ, und behält dieses Maß nunmehr auf der ganzen Fläche bei. Gleichzeitig bleibt der Zellleib in den verschiedensten der angewendeten Farbstoffe fast völlig farblos.

Das gleiche Verhalten, wie der Rand, bietet im mikroskopischen Bilde der Analsipho dar, sowohl hinsichtlich der Falten als auch in betreff der Epithelzellen.

PATTEN (32) giebt in seiner oft citierten und kritisierten Arbeit an, daß bei Cardita sulcata Ommatidien vorkommen. Er findet nahe am oralen Ende des Mantelrandes fünf bis sechs breite, pigmentierte Flecken, deren Centrum dunkelbraun, fast

schwarz, deren Peripherie blasser ist. In diesen Pigmentstellen, wo der cuticulare Saum des Epithels besonders dick, aber nicht facettiert sein soll, one may see numerous, scattered ommatidia, consisting of four or five dark-colored cells arranged around a single, central one, two of which are often situated close together" (p. 614 l. c.). Es war mir während des letzten wie während des vorigen Aufenthaltes in Neapel an den zahlreichen mir zur Verfügung stehenden Exemplaren dieser Species absolut unmöglich, die PATTEN'schen Pigmentflecken wiederzufinden. Da außerdem im Schnitte PATTEN hat von dieser Species keine Schnitte angefertigt - nicht die geringste Andeutung von Ommatidien zu sehen ist, vielmehr auch im vorderen Abschnitte des Mantelrandes die Epitheldecke dasselbe harmlose und wenig interessante Aussehen darbietet, wie in allen übrigen Partien, so halte ich mich für berechtigt, die PATTEN'sche Angabe als durchaus irrig zu bezeichnen.

Von physiologisch und histiologisch größtem Interesse sind die sekretorischen Gebilde im Mantelrande. In vier Formen erscheinen dieselben. Erstens als Drüsen, welche in der Mittelfalte vorkommen und an deren Innenfläche münden (Fig. 1 md), sowie als Drüsen gleichen Charakters, welche an der Innenfläche distalwärts vom Randwulste bis zur Innenfalte sich finden. Zweitens als amorphe Sekretmassen, welche im Randwulste vorhanden sind oder vielmehr den Randwulst bilden (Fig. 2 gd). Drittens trifft man Drüsen von eigentümlichem Habitus in der Außenfalte (Fig. 3 gd) und endlich viertens sind zu den sekretorischen Gebilden noch Becherzellen zu rechnen, die im Epithel des Randwulstes und proximalwärts von demselben bis in die Innenfläche des eigentlichen Mantels zu sehen sind (Fig. 2 be).

Über die Drüsen, welche der Mittelfalte angehören, ist folgendes festzustellen (Fig. 1 md). Dieselben sind, soweit sie in der Substanz der betreffenden Falte liegen, schmale aber lange Gebilde, deren Körper, da die Falte sehr schmal ist, oft bis in die Nähe des Epithels der Außenfläche derselben reicht. Ist im Schnitte der Ausführungsgang mit dem Drüsenkörper, als dessen direkte Fortsetzung er zu betrachten ist, in Verbindung, dann haben die Gebilde flaschenförmige Gestalt; ist der Ausführungsgang nicht mitgetroffen, dann ist die Form eine ganz unregelmäßige. Der Ausführungsgang ist sehr lang, er schlängelt sich in den verschiedensten Windungen durch das Gewebe und dringt zwischen die Epithelzellen der Innenfläche hinein, hier durch inter

« AnteriorContinuar »