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höchst unregelmäßig umrissen und von starrem, solidem Aussehen; es treten glänzende, meist symmetrisch angeordnete Leisten hervor, die dem Ganzen allerdings den Charakter eines Stützelementes verleihen. Lebend ähneln diese Gebilde indessen durchaus den Jugendstadien der Nesselzellen, und es gelang mir in der That auch, die Identität beider festzustellen. Da das Gleiche nach meinen Beobachtungen auch für Carmarina hastata gilt eine sekundäre Umbildung der jungen Nesselzellen zur Erhöhung der Stützfähigkeit konnte ich nirgends auffinden so erscheint mir die Deutung der ektodermalen Verdickungen als Stützwulste nicht allgemeingiltig und ihre Funktion genügend erschöpfend. Denn inwiefern hätte ein leicht beweglicher Polyp, wie die Nährtiere der Siphonophoren, eine Stütze nötig? Sollte dagegen nicht die überall zu konstatierende Nebeneinandergruppierung der Bildungsstätten von Nesselzellen mit den Verbrauchsstätten auf Beziehungen zwischen beiden hinweisen? Vom Stiel der Polypen, direkt an deren Basis, entspringen die Fangfäden, auf denen, und zwar in den Nesselknöpfen, ein ein enormer Verbrauch an Geschossen statthat; bei Carmarina erheben sich die Tentakeln aus dem Nesselwulst, bei Cunoctantha octonaria oberhalb der Peronien (die WILSON (15) gleichfalls als Stützwulste auffaßt) daraus scheint mir zu folgen, daß eine Wanderung der jungen Nesselzellen von dem Entstehungsherde nach den Punkten reichlichen Verbrauches angenommen werden muß. Diesen Vorgang direkt zu beobachten, war mir indessen unmöglich.

Der Zusatz der Osmium-Essigsäure zum lebenden Objekt wirkt auf die jungen Nesselzellen des Wulstes stark verändernd und selbst zerstörend ein. Die Wandung um den inneren, sekretgefüllten Raum zerplatzt meist, und die Zelle gewinnt hierdurch, wie durch die gleich noch zu schildernde Lagerung des Schlauches ihr groteskes Ansehen. Da man an den lebenden Zellen außer den Widerhaken nichts vom Schlauch wahrnimmt, so muß ich es als einen glücklichen Zufall betrachten, der mich versuchsweise 50 Proz. Essigsäure dem Gewebe zusetzen ließ und die überraschendsten Bilder lieferte. Man kann die Einwirkung erwähnter Säure an den isoliert im Wulst liegenden, nur in geringer Anzahl vorhandenen, Jugendstadien der großen, ovalen Nesselzellen, die uns in den Nesselknöpfen begegnen werden, sehr gut beobachten; es macht sich sogleich eine Wandung um einen homogenen Raum und röhrenförmige, lichte Streifen im Umkreis derselben, wo auch Protoplasma vorhanden ist, bemerkbar. Die

Streifen sind Fortsetzungen des scharf umgrenzten Raumes und stellen als solche die Anlage des Nesselschlauches außerhalb der Kapsel dar. Von einer Auswerfung des etwa beim lebenden Objekte im Innern der Kapsel gelagerten Schlauches durch den Reiz, wie die starke Essigsäure ihn ausübt, kann nicht die Rede sein, denn dieser Vorgang müßte zur Beobachtung gelangen er ist sonst mit Leichtigkeit bei jeder Nesselzelle zu konstatieren; ferner ist die Lagerung des Schlauches um die Kapsel eine durchaus regelmäßige und drittens erscheimt der Schlauch nicht frei aufgerollt, sondern von den Fasern der Protoplasmadecke dicht umsponnen. Schließlich deutet die Anordnung des Protoplasmagerüstes an ganz jungen Stadien, die einen Schlauch noch nicht wahrnehmen lassen, auch auf eine Entwickelung desselben außerhalb der Kapsel. In der gleich folgenden Schilderung des Entwickelungsganges, wie ich ihn jetzt annehme, werde ich daher die auf Tafel X dargestellte Bilderreihe im angegebenen Sinne zu deuten versuchen, und wenn es mir auch nicht gelang, sämtliche Einzelheiten physiologisch aufzuklären, so scheint mir doch die fernere Vertretung einer Entstehung im Kapselinnern, wie ich sie in meiner Arbeit über Hydra (13) annahm, durchaus unstatthaft (siehe weiteres in der Litteraturbesprechung).

Ich habe nur die Ausbildung der großen, ovalen Nesselkapseln genauer studiert; von der der übrigen kann ich allein angeben, daß der Faden auch außerhalb der Kapsel angelegt wird. Alle gehen hervor aus indifferenten, kleinen Zellen, die in der Tiefe des Wulstes liegen und oft fast nur aus dem Kern bestehen. Die Umrisse sind sehr verschieden, die Protoplasmastruktur aber in allen die gleiche (siehe Fig. 22 u. 23), d. h. das Protoplasma stimmt im Bau überein mit dem der Eier des Strongylocentrotus lividus, die ich in meiner diesbezüglichen Arbeit (14) als ganz ursprünglich in der Substanzanordnung hinstellte (siehe S. 3-5 der citierten Arbeit und Nr. 1 der Zusammenstellungen in der oben gegebenen Einleitung). Als jüngstes Entwickelungsstadium ist Fig. 4 aufzufassen; es zeigt sich hier im Innern der stark vergrößerten, indifferenten Zelle ein sekretgefüllter Raum, um welchen sich die Protoplasmafäden zum Teil ziemlich regelmäßig anordnen. Daß der Raum von einer Membran umschlossen wird, deutet schon die scharfe, rundliche Begrenzung desselben an; Fig. 7, die die Protoplasmahülle vermissen läßt sie ist jedenfalls durch Druck abgestreift worden zeigt die Wandung

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jedoch sehr klar und giebt zugleich über deren wahrscheinliche Entstehung willkommen Aufschluß. Wir bemerken nämlich dort, wo das verjüngte Kapselende abgerissen erscheint, die Enden zarter Fibrillen, welch letztere direkt in die Membran eingehen und in dieser noch streckenweise zu verfolgen sind. Hieraus folgere ich, daß die inneren Kapselwandungen auf gleiche Weise entstehen, wie die Kern-, Vakuolen- und andere Membranen (siehe Einleitung); daß sie Verklebungsprodukte der Linen des Gerüstes sind. Nur der Unterschied würde zu den anderen, angeführten Membranen vorliegen, daß hier der Zusammenhang der Fäden in der Membran mit denen des Protoplasmas und Kerns aufgegeben wird. Dies darf uns indessen gar nicht befremden, da ja bei Zellteilungen gleichfalls eine teilweise Ablösung der Linien von der Membran statthat. Wie die Kapselwand, so scheint auch die Schlauchwandung durch Fibrillenverklebung sich zu bilden, denn an Stelle der gleichmäßig den Sekretraum umziehenden Fasern finden sich an vorgeschritteneren Stadien die Windungen des fast immer ebenso regelmäßig gelagerten Schlauches, nachdem schon früher (Fig. 5 u. 6) der dickere Anfangsteil als buckelförmiger Aufsatz auf der Kapsel oder als weiter, lichter Streifen in deren Umkreis bemerkbar wurde. Fig. 6 zeigt noch, daß die gleichmäßig verteilten Fasern nicht die ganze Wandung der Kapsel überziehen; der rundliche, hellere Fleck läßt Fibrillen überhaupt fast ganz vermissen. An Fig. 8 fällt außer der extrakapsulären Lagerung des Schlauches und des hier etwas unregelmäßigeren Verlaufes desselben vor allem seine relativ ziemlich bedeutende Dicke auf, die wir an allen späteren Stadien, welche ihn noch außerhalb der Kapsel zeigen (Fig. 9, 10, 11 u. 12), gleichfalls erkennen, und die beweist, daß mit der fortschreitenden Schlauchbildung auch eine Verschiebung oder Neubildung von Sekret in dem Schlauchinnern sich vollzieht. Sobald der Schlauch sich im Kapselinnern befindet, erscheint er sehr dünn, also sekretleer, und es ist daher denkbar, daß die Verdrängung des Sekretes aus dem Schlauch mit der Einstülpung desselben in einem bestimmten causalen Verhältnis steht. Da jedoch hierfür kein direkter Beweis erbracht werden konnte, begnüge ich mich damit, die vorliegenden Bilder in der Reihenfolge, in der sie aufeinander zu folgen scheinen, morphologisch zu deuten. Wie Fig. 9, wo durch Druck die Protoplasmahülle von der Kapsel abgestreift sich darstellt, zeigen Fig. 11, 12 und 13 den Schlauch entweder völlig isoliert von der Kapsel abgehoben oder doch im Verein mit dem Protoplasma von dieser entfernt; die beiden letzteren geben aber auch

in klarster Weise ein Bild von der Verlagerung des Schlauches in das Kapselinnere, und zwar sehen wir, daß das Schlauchende, nicht der dicke Anfangsteil, zuerst in die Kapsel eintritt. Ein Teil des dünnen Abschnittes, wie auch der dickere befinden sich noch in der Protoplasmadecke, während ein anderer Teil bereits als zarter, dicht zusammengerollter Faden im Sekretraum glänzt; in Fig. 13 ist sogar nur noch die der Kapsel nächste Partie des Anfangsstückes außerhalb zu sehen, und auch diese deutet durch die Querrunzelung auf eine baldige Einstülpung hin. Völlig vollzogen ist sie in Fig. 14, wo der Anfangsteil des Schlauches noch stärker geschrumpft sich darstellt, als in Fig. 13 außerhalb der Kapsel. Wie es scheint, geht die Streckung desselben, die Fig. 15 und 16 wiedergeben, Hand in Hand mit der Ausbildung der Widerhaken, die sich in seinem Innern vollzieht. Da ich jedoch mehr, als die zuletzt genannten Bilder darstellen, nicht ermitteln konnte, so muß ich hier die Entwickelung der Nesselkapseln abschließen, und es bleibt daher die Lösung der Fragen nach Ursprung der Haken und der äußeren Kapselwandung (die aber sicher im Wulst der Polypen sich nicht ausbildet) der zukünftigen Forschung vorbehalten.

Zwischen den Jugendformen der Nesselzellen finden sich im Basalwulst der Polypen längliche Elemente, die als Stützzellen aufgefaßt werden können. Fig. 17 und 18 geben ein Bild ihrer unregelmäßigen Formen; die rundlichen Einbuchtungen rühren vom Druck der angelagerten Nesselzellen her. In der zweiten Abbildung habe ich mich bemüht, die Struktur des Protoplasmas, die eine für die Stützzellen im allgemeinen sehr charakteristische - meinen Befunden gemäß - zu sein scheint, darzustellen. Es fallen sofort Verdickungen der Gerüstsubstanz auf, die im großen Ganzen längs ziehen und ganz regellos sich spalten oder mit anderen vereinen. Die Übergänge zwischen diesen groben Gerüstbildungen zu den zarten, welche in den indifferenten Zellen von mir beschrieben wurden (siehe Einleitung) und auch hier vorkommen und von mir, so gut es ging, als zartes Maschenwerk angedeutet wurden, machen es mir höchst wahrscheinlich, daß die dicken Balken auch aus Fäden aufgebaut sind, die, wie in den Membranen, untereinander verklebten. Als Anlaß für diese sekundäre Vereinigung dürfen wir jedenfalls die Druckäußerung der umgebenden Nesselzellen ansehen, die ja schon die Einbuchtungen im Protoplasma der Stützzellen und deren lang ausgezogene Form hervorrief.

Bd. XXVII. N. F. XX.

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Litteratur: Da ich die verschiedenen Auffassungen über die Bedeutung der Wulstbildungen, die sich aus Jugendstadien von Nesselzellen zusammensetzen, schon im Text erwähnt habe, so bleibt hier nur noch eine Besprechung der Ansichten betreffs der Nesselkapsel- und Schlauchentwickelung übrig. Nur JICKELI (6) und NUSSBAUM (12) vertraten eine Schlauchbildung außerhalb der Kapseln, welcher Auffassung sich neuerdings auch ZOJA (17) anschloß; sämtliche übrige Autoren, wie auch ich selbst (13) früher, beobachteten aber eine intrakapsuläre Anlage; so zuerst MÖBIUS (11) in seiner vorzüglichen Schilderung der Nesselgeschosse, weiterhin BEDOT bei Hydra, Porpita und Velella (1), ferner WILSON (16) bei einer neuen Actinie, Hoplophoria coralligens, und vor kurzem noch CHUN (3) bei Stephanomyiden der Canarischen Inseln. So schwerwiegend diese Ansichten auch den von mir jetzt vertretenen gegenüber erscheinen müssen, so kann ich sie doch nicht als beweiskräftig genug ansehen; denn ebensogut, wie ich glaube, bei Hydra verschiedene Stadien der Entwickelungsreihe übersehen zu haben bedarf es ja doch einer vorzüglichen Konservierung des lebenden Gewebes, um klare Bilder zu gewinnen möchte ich dies auch für jene Beobachtungen für möglich erachten.

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Im Entoderm der Polypen fanden sich vier Zellarten, deren eine aber nur durch besonders günstige Mazeration isoliert werden konnte. Wir müssen in dieser Nährzellen erkennen, da die übrigen sich als Sekret-, indifferente und Ganglienzellen erweisen. Die Struktur der ersteren ist eine außerordentlich lockere und unregelmäßige; wir sehen in Fig. 19 und 20 dicke Gerüstbildungen welche gerüstleere Räume umschließen (vielleicht Vakuolen) und die selbst wieder von zartem Maschenwerk mit glänzenden, körnigen Einlagerungen, welche in Fig. 19 am deutlichsten gezeichnet sind, umsponnen werden. Diese merkwürdige strukturelle Ausbildung der Nähr- oder Epithelmuskelzellen ist Ursache, daß bei Zusatz der Reagentien die einzelnen Elemente leicht in eine Menge Bruchstücke zerfallen, wodurch natürlich eine Diagnose unmöglich wird. Nur peripher und in der Kern- und Muskelregion ist das Gerüst engmaschiger; die schmal-bandförmigen Muskeln werden von ihm in ihrem ganzen Verlauf, welcher ein weit kürzerer, als der der ektodermalen Muskeln, ist, begleitet. Mit der Lamelle sind die Muskeln, wie ja auch jene nicht durch Zapfenbildungen (was z. B. bei Hydra (13) der Fall ist) verbunden; da sie auch nicht im geringsten in diese eingesenkt erscheinen, so ist erklärlich, daß sie sich sehr leicht ab

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