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viduum ist, was sich namentlich am hinteren Körperende geltend macht, das im ersteren Falle spitz, im letzteren breit abgerundet ausläuft (Fig. 16, 17). Auch setzt sich dort das Protomerit etwas schärfer vom Deutomerit ab als hier. Seine Gestalt ist indeß fast stets die einer Halbkugel, mit vorn abgerundeter Oberfläche, doch so, daß bei jungen Tieren seine Höhe etwa der Breite gleichkommt, während es im weiteren Verlauf des Wachstums breiter als hoch wird (Fig. 18).

Ganz junge und kleine Exemplare dieser Gregarine habe ich nicht zu sehen bekommen; die kleinsten, die ich auffand, hatten schon eine ganz stattliche Größe und ein wohl entwickeltes Epimerit (Fig. 16). Die Länge eines solchen mit Epimerit betrug ca. 0,12 mm, ohne dieses ca. 0,09 mm, während die größte Breite des Deutomerits ungefähr 0,038 mm war. Ein großes Exemplar hingegen maß annähernd 1/3 mm in der Länge und 0,09 mm in der Breite; ein mittleres, noch mit einem kleinen Epimerit versehen, hatte ohne dieses die Maße 0,18 mm (L.) und 0,07 mm (BR.).

Wie bei anderen Gregarinen, so ist auch bei unserer Gr. bergi die ortsverändernde Bewegung eine träge. Kontraktionen des Körpers, wenn schon ebenfalls nur langsame, sieht man hier jedoch öfters, und zwar, obgleich seltener, ähnlich so, wie SOLGER (1. c. Abbild.) sie für seine Gregarine angiebt, oder, und das häufiger, daß sich nur an einer Seite des Deutomerits eine oder zwei tiefe Einschnürungen markieren, welche langsam bis zum Protomerit hinwandern, zuweilen auch einen entgegengesetzten Verlauf nehmen. Jedenfalls haben derartige Kontraktionen oder Erscheinungen bloß wenig mit der Weiterbewegung des Tieres zu thun, was schon ihre Seltenheit ausschließen dürfte. SOLGER führte sie wohl mit Recht auf einen unnatürlichen Reizzustand zurück. Wir haben hierin daher eine Fähigkeit der Gregarinen, die nur selten zur Anwendung kommt, denn, so können wir es sagen, diese Schmarotzer haben eine Kontraktionsthätigkeit nicht mehr nötig und verlernen ihre Ausübung allmählich, um schließlich, das sehen wir an manchen von ihnen, diese Fähigkeit ganz zu verlieren, während ihre höher organisierten Vorfahren sie in viel höherem Grade besessen haben mögen.

Wie die Ortveränderung der Gregarinen, bestehend in einem langsamen Vorwärtsgleiten oder -schwimmen, ausgeführt wird, ist bekanntlich noch völlig dunkel. Man weiß nur, daß sie ihre Parallele bei den beweglichen Diatomeen (?) und gewissen Bacillen fin

det. Bei ersteren sah ich wiederholt die eigentümliche Erscheinung, wie ein kleiner, an sich unbeweglicher Fremdkörper lebhaft längs der Naviculacee hin und her glitt, um dann abgestoßen zu werden, wie wenn er von feinen Greiforganen erfaßt und hin und her geschoben worden wäre 1). Von derartigen Gebilden war natürlich nichts zu sehen, wie man sich auch denken könnte, daß er vom Protoplasma der Zelle abwechselnd angezogen und abgestoßen worden wäre. Was mich dabei aber interessierte, das war das Sichtbarwerden einer Lebensthätigkeit, die sich sonst nur in der so rätselhaften Vorwärtsbewegung offenbart. Derartige Erscheinungen sind nun leider bei den Gregarinen niemals zu konstatieren, und diese Rätselhaftigkeit muß um so verwunderlicher werden, als diese Organismen doch von so erheblicher Größe sind, daß einmal die sie, wenn auch nur träge vorwärtstreibende Kraft keine so ganz geringe sein kann, und daß ferner doch von Rechts wegen etwas von dieser Kraft und ihren Organen handgreiflich zu sehen sein müßte. Forschen wir aber genauer nach, so kann nicht ein einziges Organgebilde des Gregarinenkörpers im Ernste mit der Vorwärtsbewegung in Beziehung gebracht werden. Denn das Sarkocyt und seine etwa vorhandenen Fibrillen könnte, angenommen, es sei selbständig kontrahierbar und muskulös, was ja kein Mensch weiß, allenfalls eine der oben besprochenen Einschnürungen bewirken, aber niemals das Vorwärtsgleiten, weil dazu viel lebhaftere Kontraktionen erforderlich wären, so etwa wie bei den Regenwürmern. Auch müßten dann die Ringkontraktionen überall nachweisbar sein, was wie schon gesagt, ganz im Gegenteil nicht der Fall ist.

Man stellt sich oft die Schwimmbewegungen dieser und analoger Organismen so vor, daß am Vorderende oder längs des Körpers gewissermaßen Wasser eingepumpt werde, um hinten mit Gewalt ausgestoßen zu werden, wodurch allerdings ein solcher Effekt erzielt werden könnte. Dann müßten sich aber doch man bedenke eine 500- bis 1000-fache Vergrößerung dieser Vorgänge irgendwelche Strömungen innerhalb wie außerhalb der Gregarine bemerkbar machen. Welchen Strudel bringt nicht eine etwa ebenso große Opalina oder Bursaria mit den Cilien hervor, auch wenn sie langsam vom Fleck gleiten! Nun giebt es zwar gewisse Gregarinen, deren Entoplasma ziemlich lebhafte Strömungen nach Art einer Amöbe ausführt (Monocystis agilis); bei den meisten anderen weiß man davon aber nichts zu melden, und

1) Vergl. M. SCHULTZE, Arch. f. mikr. Anatom., Bd. I.

kann bei vielen nicht einmal eine Molekularbewegung der Körner zugeben.,,Und sie bewegt sich doch", so muß man ausrufen, wenn man das Schwimmen einer Gregarine ohne sichtbare Thätigkeit ihrer Organe verfolgt oder wenn dies an einer Heliozoe geschieht. Denn die dort zu beobachtende Schiefstellung der Strahlen (Actinosphaerium) 1) mag vielleicht durch Verringerung des Widerstandes im Wasser die Bewegung unterstützen, ohne diese indessen verursachen zu können, was schon daraus hervorgeht, daß sie bei den meisten Heliozoen durchaus vermißt wird.

Bei den Diatomaceen wird das Vorhandensein von ganz feinen Pseudopodien wohl noch vermutet, um dadurch eine Erklärung finden zu können. Daß dort in der That irgend etwas an der Oberfläche der Zelle vor sich geht, mag die oben angegebene Beobachtung beleuchten. Wenn jedoch bei einer Gregarine derartige Organe vorhanden wären, so müßten sie doch bei einem so umfangreichen Tiere von beträchtlicher Größe sein, um eine nennenswerte Wirkung entfalten zu können, was dann zur Folge hätte, daß man sie klar und deutlich sehen und in ihrer Thätigkeit beobachten sollte ").

Da auch dieser Erklärungsversuch daher fallen muß, so würde ich, wenn die uns interessierende Erscheinung nicht auch bei den freilebenden Heliozoen u. s. w. vorläge, einem anderen Versuch mehr Raum geben, als dies im folgenden geschehen soll. Ganz unterdrückt möge er aber deswegen nicht werden, als er sich nicht nur an die zuerst referierte Erklärung anlehnt, sondern vielleicht doch auch mit einer kleinen Variante auf die freilebenden Protozoen übertragen werden könnte.

Die Gregarinen nähren sich offenbar von dem verdauten Darminhalt ihres Wirtes, indem sie also Stoffe von außen in flüssiger Form aufnehmen. Diese Aufnahme ist eine anziehende Funktion ihres Protoplamas und sehr wahrscheinlich nicht eine einfach endosmotische, sondern eine auf einer chemischen Thätigkeit beruhende. Man könnte nun diese Thätigkeit mehr in das vordere Glied, in das Protomerit verlegen, worauf ja schon das gleichfalls zur Nahrungsaufnahme bestimmte Epimerit der Cephalonten hinweist, derartig, daß die aufzunehmenden Stoffe und das

1) CARL BRANDT, Untersuchungen an den Achsenfäden der HelioSitzungsbericht der Gesellschaft Naturforschender Freunde in Berlin, 15. Oktober 1878, p. 171 ff. - 1. c. p. 176.

zoen.

2) Siehe,,Nachtrag".

Bd. XXVII, N, F. XX,

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Protoplasma eine Anziehung aufeinander ausüben, die das Tier wie ein Magnet nach vorwärts treibt, bis zu einem Punkte, wo jene Stoffe in großer Menge angehäuft sind. Dorthin muß die Gregarine gelangen, um Nahrung aufzunehmen, woher sich vielleicht das sofort beobachtete plötzliche Anhalten der Bewegung erklärt. Ferner nimmt die Gregarine hierbei wahrscheinlich mehr Wasser auf, als sie bedarf und giebt es in langsamem Strome nach hinten hin von sich, wodurch die vorwärtstreibende Kraft noch vermehrt wird. Dieser Strom würde, wo die Lebensenergie eine größere ist, die Molekularbewegung der Körner oder die Strömungen im Entoplasma erklären können.

Wie aber, so wird man fragen, sollen nun die offenbar so gleichartigen Vorgänge an denjenigen Protisten erklärt werden, die nicht als Schmarotzer eine sie nährende und anziehende Flüssigkeit aufnehmen. Ich denke mir daher, daß auch in diesem Falle im Wasser Anziehungspunkte existieren, sei es in Gestalt anderer Organismen, welche eine Beute der ersteren werden könnten, sei es, wie bei Protophyten-Kohlensäure oder dergl., deren sie zur Assimilation bedürfen. Freilich darf dabei nicht außer acht gelassen werden, daß diese Erklärung nicht recht für das Gegenteil jener Erscheinungen herhalten will, nämlich für das völlig ruhige Daliegen so vieler Diatomeen oder Bakterien. Nicht ohne Recht wird man sich fragen müssen, warum nicht auch sie von der allgemeinen Wanderlust gepackt werden. Wie jedoch die Astronomie eine Anziehungskraft annimmt, welche die Himmelskörper in ihren Bahnen lenkt, wie die Chemie in die Atome und Moleküle der Materie die gleichen Kräfte verlegt, so wird man sie auch zwischen Körpern bestehen lassen können, welche hinsichtlich ihrer Größe und Konstitution nichts anderes sind, als die Zwischenglieder in der endlosen Kette zwischen einem Atom und einer Weltensonne. Die Anziehung könnte nur eine schwache sein, so daß sie ihr Minimum erreicht in der Molekularbewegung kleinster Gebilde, welche etwa nach allen Richtungen hin ungleichmäßig angezogen würden, woraus das eigentümliche Schwingen und Tanzen entsteht. Sie verschwindet endlich bei ruhenden Organismen völlig, derartig vielleicht, daß deren Lebensthätigkeit eine zu geringe ist, um sich in Bewegungen zu äußern oder daß diese sich festheften wie z. B. gestielte Diatomeen, Suctorien und echte Pflanzen, wenn nicht, wie es besonders bei den echten Tieren zu Tage tritt, eigens

konstruierte Organe eine Eigenbewegung hervorrufen, welche der Anziehungskraft entgegenzuwirken imstande wäre 1).

Der feinere Bau der Gr. bergi schließt sich ziemlich enge an den der Gr. statirae an.

Die Cuticula, um mit dieser zu beginnen, ist etwas derber als dort und schon deutlich doppelt konturiert, wenn auch nicht von einer solchen Dicke, wie sie manchen anderen Polycystiden zukommt. Mit Ausnahme des Epimerits überzieht sie den Körper in gleichmäßiger Dicke, ohne im besonderen am vorderen oder hinteren Ende eine Verstärkung zu erfahren (Fig. 16, 17). In ihrem Aussehen ist sie wie gewöhnlich glashell und farblos, ohne aber jemals eine Skulpturierung, eine Längsstreifung, Rippung oder dergl. aufzuweisen, eine Eigentümlichkeit, welche auch bei Behandlung mit Reagentien (Essigsäure, Glycerin) bestehen bleibt.

In ihrem chemischen Verhalten stimmt die Cuticula mit der von Gr. statirae überein. In Essigsäure oder Salpetersäure löst sie sich nicht, während Jod sie leicht gelb färbt.

Im Plasma, sowohl bei jungen wie bei älteren Individuen, sowohl im Proto- wie im Deutomerit ist irgend eine Differenzierung in Ektoplasma, Sarkocyt, Fibrillen, Punktreihen etc. nicht nachweisbar. Zwar sieht man die Paraglykogenkörner nicht an allen Stellen der Cuticula dicht anliegen, so daß hier und dort zwischen jenen und dieser ein schmaler spaltartiger Raum ausgespart bleibt. Das erstere ereignet sich aber wenigstens eben so oft, so daß man im letzteren Falle doch nur auf eine mehr zufällige Abwesenheit einiger Körner in der Nähe der Cuticula schließen darf.

Das Plasma ist so dicht von den Körnern erfüllt, daß es nur im helleren Protomerit jüngerer Individuen als eine wasserklare, hyaline Flüssigkeit zu erkennen ist (Fig. 16).

Wenn bei einer Behandlung mit Wasser und Speichel das Epimerit sich von der Gregarine ablöst, so quillt an der jetzt offenen Ansatzstelle aus dem Protomerit eine kugelige, schnell wachsende wasserklare Blase hervor, in welche bei dieser Gregarine meist auch der Körnerinhalt jenes Abschnittes hineinströmt, um bei dem alsbald stattfindenden Platzen der Blase mit deren flüssigem Inhalt zerstreut zu werden, worauf die Gregarine ab

1) Vergl.: Über die primitiven Ortsbewegungen der Organismen von Dr. JoH. FRENZEL. Biolog. Centralblatt, Bd. 11, Nr. 15 und 16, p. 465 ff.

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