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gierenden Individuen wie auch einen Ausgleich der Besonderheiten zu erkennen haben. Denn wenn auch zwei sich konjugierende Gregarinen dem Blicke des Mikroskopikers völlig gleichartig erscheinen mögen, wenn es ihm auch nicht gelingt, irgend welche morphologischen Differenzen zwischen beiden herauszufinden, so ist damit doch keineswegs ihre absolute und in allen Punkten bestehende Gleichartigkeit bewiesen. Denn man darf hier nicht auf einem ausschließlich morphologischen Standpunkte beharren und von einem übereinstimmenden Aussehen auf eine übereinstimmende Wesenheit schließen wollen. Jede Gregarine sammelt doch wie jedes andere Tier während ihres Daseins eine Summe von Erfahrungen; jede hat ferner von ihren Vorfahren eine Summe von Erfahrungen geerbt; das eine Individuum hat günstige Bedingungen angetroffen und hat sich schnell entwickelt, das andere vielleicht nicht; jenes hat vielleicht mehr Peptone etc. aufgenommen, dieses dagegen nicht. Kurz die verschiedenen Daseinsbedingungen haben Differenzen zwischen den Individuen hervorgerufen, welche vererbbar sind und ohne Zweifel doch ein plasmatisches Substrat zu Grunde liegen haben, das die Vererbung vermittelt. Wenn wir diese nun nicht zu sehen bekommen, so dürfen wir durchaus nicht auf ihre Abwesenheit schließen.

Man wird mir vielleicht den Vorwurf machen, daß ich mich, den exakten Gang der Forschung verlassend, auf ein transcendentales Gebiet begebe und von „,Dingen zwischen Himmel und Erde" spreche. Dies aber muß ich bestreiten, denn ich betrete allenfalls nur ein noch recht dunkles physiologisches Gebiet, von dem sich allerdings unsere Schulweisheit nicht allzu viel träumen läßt.

Im Grunde genommen, dies ist meine Meinung, wird man auch schon bei der Konjugation von einer Abänderung des sog. Keimplasmas sprechen können, wie dies in wirklich merkbarer Weise bei der Kopulation und geschlechtlichen Vermehrung berechtigt ist. Auch BUTSCHLI suchte ja schon Konjugation und Befruchtung sogar in ihren feineren Vorgängen zu parallelisieren, worin sich ihm BALBIANI 1) hinsichtlich der Ciliaten im wesentlichen anschloß, und den Konjugationsakt der Ciliaten wenigstens aus der Kopulation der niederen Protozoen abzuleiten,,,eine An

1) O. BUTSCHLI, Balbiani und die Konjugation der Infusorien; und E. G. BALBIANI, Bütschli et la conjugaison des Infusoires. Zoolog. Anzeiger, 1883, p. 10-14 und p. 192-196..

sicht, welche auch GRUBER (1886) vertrat“ (Protozoa, III, p. 1638). Wie BUTSCHLI ferner zu dem Schlusse kommt, daß die Konjugation ein Vorgang ist, ohne dessen Eintreten die Ciliaten aussterben würden, ähnlich wie die Metazoen ohne die geschlechtliche Fortpflanzung", so wird dieser Satz auch für diejenigen Gregarinen zu gelten haben, welche sich behufs der Fortpflanzung konjugieren. Anders allerdings läge der Fall bei denjenigen Gregarinen, welche sich solitär encystieren, wenn es nicht noch besonderer Untersuchungen bedürfte, um festzustellen, ob sich in eine Reihe von Generationen nicht doch ab und zu Stadien der konjugierten Encystierung einschieben. Da man sich mit Recht der Ansicht zuneigt, daß die Gregarinen überhaupt rückgebildete Abkömmlinge 1) höherer Organismen seien, so würden diesen vielleicht die sich konjugierenden näherstehen, als die anderen, welche schon die letzten Reste einer geschlechtlichen Vermischung verloren haben oder im Begriff sind, sie zu verlieren, wie besonders die Coccidien, welche ja auch in anderen Beziehungen als eine sehr niedrig stehende Gruppe der Gregarinen zu gelten haben.

Bekanntlich konjugieren die Gregarinen sich gewöhnlich nur zu je zwei Individuen. Abgesehen von älteren, etwas unsicheren Angaben konnte ich früher zwei Fälle konstatieren, wo mehrere Individuen konjugiert sind, nämlich einmal bei Callyntrochlamys (Seegreg., Taf. 25, Fig. 3) und als Regel bei Aggregata (ebenda Taf. 25, Fig. 26 und Taf. 26, Fig. 30 und 31), während im Gegenteil die Anheftung mehrerer jüngerer Individuen nebeneinander an das Hinterende eines großen öfter beobachtet ist, ohne daß dies den Wert einer echten Konjugation hätte, da allemal die überschüssigen verloren gehen, so daß nur eine gewöhnliche Syzygie zurückbleibt (BUTSCHLI, Protozoa, I, p. 530 und FRENZEL, Seegreg., Taf. 25, Fig. 2 und Taf. 26, Fig. 50), wie ich dies unzweideutig bei Callyntrochlamys nachweisen konnte.

Normalerweise bestehen nun die Syzygien der Gr. statirae auch nur aus zwei Individuen (Fig. 1, 4, 7, 9). Einmal jedoch traf ich eine an, aus drei gleichgroßen, noch jungen Tierchen zusammengesetzt und wie gewöhnlich mit den ungleichnamigen Enden aneinandergeheftet (Fig. 3). Ob eine solche Kette aber

1) Nicht ohne Bedeutung hierfür erscheint die überraschende Angabe GABRIEL's über das Vorhandensein zahlreicher Quersepten bei der Gregarinide aus Typton spongicola. Späterhin werde ich einen Befund mitzuteilen haben, welcher gewissermaßen ein Analogon hierzu liefert (Pyxinia crystalligera). Vielleicht ein Rückschlag!

bis und nach der Encystierung erhalten bleibt, wie es bei Aggregata stets geschieht, kann nicht beurteilt werden, da diese Erscheinung doch eine recht seltene zu sein scheint. Jedenfalls bestanden die zahlreichen von mir gesehenen großen Exemplare gemeinhin nur aus zwei Teilen, während reife, solitäre Individuen, wie schon zu Anfang dieser Schrift angegeben, recht selten sein mögen. Diese hatten sich entweder niemals konjugiert oder nach erfolgter Konjugation wieder getrennt, wie an jener Stelle bereits vermutungsweise ausgesprochen ist. Da ich ferner über die Encystierung der Gr. statirae überhaupt nichts mitzuteilen imstande bin, so kann auch nicht bestimmt werden, ob sich hier ein solitäres Tier encystieren kann oder ob es, ohne sich fortzuflanzen, zu Grunde gehen muß, wie ferner eine freiwillige Trennung nach erfolgter Konjugation keineswegs bewiesen ist. Sehen wir jedoch einen ähnlichen Vorgang bei manchen Ciliaten und bei Heliozoen, worüber ich beabsichtige, an anderen Orten zu berichten, so liegt nichts gegen seine Möglichkeit bei den Gregarinen vor, welche auch schon von STEIN angenommen wurde. Er fand nicht selten das hintere Individuum kleiner und meinte, „daß ein Paar verwachsener Individuen durch Zufall getrennt worden sei und nun nachträglich eine Verbindung mit einem jüngeren, kleineren Exemplar stattgefunden habe". Einen weiteren Erklärungsversuch möchte ich nicht unterlassen.

Schon oben hatten wir die Konjugation ungleichartiger Teilstücke als Postulat ausgesprochen. Es könnte nun sein, daß sich zuweilen zwei Gregarinen vereinigen, um nachher zu finden, daß die zwischen ihnen bestehenden Beziehungen sowohl wie Differenzen nicht genügen, um einen „,Bund für's Leben“ einzugehen, weshalb sie sich wieder trennen, um einen anderen Gefährten zu suchen.

Die Konjugation ungleichartiger Teilstücke ist bei Gr. statirae sogar eine recht gewöhnliche Erscheinung, und wenn sie zunächst auch nur in den Größenverhältnissen der Konjuganten ihren sichtbaren Ausdruck findet (Fig. 4, 7, 9), so ist damit doch schon der Anfang jener postulierten Ungleichheiten gemacht. Es ist ferner möglich, daß sich sowohl zwei verschieden große Exemplare vereinigen, um sich bei fortschreitendem Wachstum teilweise auszugleichen (Fig. 4), wie es auch denkbar ist, daß von ursprünglich gleich großen das eine gegen das andere in der Entwickelung zurückgeblieben ist (Fig. 9). Die größten, also auch die reifsten Syzygien der Gr. statirae bestehen entweder aus zwei gleichen Individuen

(Fig. 1), die aber, um es noch einmal zu betonen, nur gleich erscheinen, wie etwa zwei Ameisen dem ungeübten und unbewaffneten Blicke ebenfalls völlig gleich" erscheinen; oder die reifen Syzygien setzen sich auch aus zwei verschieden großen und mithin verschiedenartigen Teilstücken zusammen, wobei freilich noch zu beweisen übrig bleibt, daß sie in diesem nämlichen Zustande zur Encystierung schreiten.

Außer dem vermutlichen ungleichmäßigen Wachstum beider Hälften läßt sich aber noch eine weitere Differenz zwischen ihnen erblicken. Man kann wohl mit Recht behaupten, daß alle Cephalonten eine ungefähr gleiche Gestalt haben (Fig. 8, 12). Nach der Konjugation aber flacht sich das Protomerit des hinteren Sporonten zu einer oft ganz dünnen Scheibe ab (Fig. 1, 9), so daß es in gewissen Fällen gar nicht mehr aufzufinden ist (Fig. 4). Das Protomerit des vorderen Sporonten hingegen bleibt entweder nahezu unverändert (Fig. 1, 7, 9) oder es gestaltet sich auch, doch in anderer Weise, um, indem es sich teils mehr ins Deutomerit zurückzieht (Fig. 10), teils auch seine äußere Oberfläche mit der des letzteren auszugleichen sucht, so daß man nun am vorderen Teilstück gleichfalls kaum etwas von einer Separation in zwei Körperabschnitte gewahrt. Ja diese scheinbare Verschmelzung kann eine so täuschende werden, daß man wähnt, die Syzygie eines Monocystidenpaares vor sich zu haben (Fig. 4). So glaubte ich anfänglich im Darme der Statira eine neue Gregarine zu sehen, und erst eine Behandlung mit Jod ließ plötzlich die Scheidewand sowie die übrigen Differenzen zwischen beiden Meriten hervorspringen, wie es in Fig. 10 etwa dargestellt ist.

Es kann sein, daß in jener Abrundung der Körperoberfläche, womit gleichzeitig eine starke Verkürzung der Längsachse Hand in Hand geht (Fig. 1, 4), die Vorbereitung zur Encystierung gegeben ist, während die Abplattung des Protomerits des hinteren Sporonten bald nach erfolgter Konjugation niemals vermißt wird, wobei es fraglich ist, ob sie sich einzig und allein durch den Druck erklären läßt, welchen das hinterste Individuum auf das vordere in dem Bestreben ausübt, sich möglichst innig mit ihm zu vereinigen, und dessen Folge die Abplattung des Protomerits recht wohl sein kann, da es ja wenig feste Substanzen enthält. Ob auch sein Volumen hierbei eine Einbuße erfährt, vermag ich nicht anzugeben, doch scheint der Turgor der Gregarinenzelle, der intracelluläre Druck, sein Übergewicht in jenem Körperteil verloren zu haben, was aus dem jetzt so geringen Widerstand gegen die

Abplattungskraft gefolgert werden kann. Möchte nicht auch dies als eine weitere Differenzierung zwischen den beiden Konjuganten aufzufassen sein? Nicht ganz leicht ließe sich übrigens der in der Längsrichtung ausgeübte Druck erklären, dem das hintere Protomerit unterworfen ist. Es ist jedoch sehr unwahrscheinlich, daß er vom vorderen Individuum ausgehe, da dieses sich ja gerade nach der entgegengesetzten Richtung hin bewegt, um vorwärts zu gelangen. Dem hinteren Individuum spricht man siehe PLATE eine selbständige Bewegung gern ab und denkt sich die Syzygie etwa wie ein zusammengekoppeltes Paar von Lokomotiven, von denen nur die vordere dampft, die hintere nachschleppend. Dahingegen hat B. SOLGER 1) eine deutliche Bewegung am zweiten Paarling seiner Gregarinen wahrgenommen, so daß man nunmehr das Zustandekommen des genannten Druckes geradezu als die Folge eines stärkeren Bestrebens der Vorwärtsbewegung des hinteren Tieres erklären kann, wie etwa, um das obige Bild beizubehalten, die einer anderen nacheilende Lokomotive auf diese trifft, sie vor sich herschiebt und den Tender, unser Protomerit, zerdrückt.

Trotzdem ich eine ganze Anzahl von Statiradärmen daraufhin untersuchte, so glückte mir doch niemals die Auffindung einer Cyste, was mir um so rätselhafter blieb, als fast jeder Darm eine oder mehrere große Syzygien enthielt. Soll man nun annehmen, daß diese durch den Enddarm auswandern, um sich an einem anderen Orte zu entwickeln, oder ist nicht auch der Fall denkbar, daß sie einen passenden Zufluchtsort im Körperinnern des Wirtes suchen? Sie könnten dann etwa in die MALPIGHI'schen Gefäße geraten. Allerdings fand ich weder dort noch in einem anderen Organ oder Gewebe des Käfers eine Cyste oder ein Gebilde ähnlicher Art. Dagegen waren die MALPIGHI'schen Gefäße ohne Auswahl bestimmter Regionen oft vollgepfropft von kugeligen Behältern, welche eine Anzahl von den Pebrinekörperchen oder Psorospermien ganz ähnlichen Organismen umschlossen, wie sie mir in fast gleicher Gestaltung bereits früher im Mitteldarm von Raupen 2) ent

1) Notiz über eine im Darmkanal von Balanus improvisus Darw. (var. gryphicus MUENTER) lebende Gregarine. Von BERNH. SOLGER. Mitteilungen des naturwissenschaftl. Vereines von Neuvorpommern und Rügen, 22. Jahrg., 1890. (Sollte B. S. übrigens nicht vielleicht jüngere Cephalonten mit Epimerit übersehen oder zufällig nicht angetroffen haben?)

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2) Einiges über den Mitteldarm der Insekten sowie über Epithel

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