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eine neue Schrumpfung verursacht, die Lösung des Paraglykogens ein, so bleibt die Trübung noch eine kurze Zeit bestehen, um dann gleichfalls zu verschwinden, indem also der Eiweißniederschlag größtenteils in der verdünnten Salpetersäure gelöst wird. Ein anderer Teil bleibt im Plasma zurück und bildet ein Maschenwerk, dessen Knotenpunkte sich etwas mehr markieren, von unregelmäßiger Form und Dichte. Die Fädchen bestehen aus ganz feinen aneinandergereihten Körnchen, welche noch nach 24 Stunden und länger wohl erhalten bleiben. Sie erweisen sich zum großen Teil aus Fett, was man daran erkennt, daß sie sich schon vielfach in starkem Alkohol, weiterhin aber auch in nachher zugefügtem Chloroform lösen. Bereits früher hatte ich bei einer Anzahl von Gregarinen Fett nachgewiesen (s. Seegregarinen 1. c.), und wenn BÜTSCHLI (s. Zeitschr. f. Biolog. p. 608) darauf hinweist, daß er schon bei früherer Gelegenheit auf jene in Wasser, Speichel und verdünnter Schwefelsäure ungelösten Körnchen aufmerksam gemacht habe, indem er seine Protozoa I, p. 517 citiert, so hob er dort doch ausdrücklich hervor, daß ihre chemische Natur unsicher blieb“. Den eigentlichen Nachweis von Fett glaube ich daher bei den Gregarinen zuerst erbracht zu haben (Seegregarinen 1. c. p. 551, 558, 570, 574 etc.).

Die Einwirkung der Schwefelsäure ist im ganzen eine ähnliche. Diese Säure ruft in etwas verdünntem (ca. 25 Proz.) Zustande wie Salpetersäure zuerst eine Schrumpfung hervor, welche vielleicht nur auf Wasserentziehung beruht, und darauf folgt gleichfalls eine schwache Quellung. Mittlerweile hat sich sodann derselbe feinkörnige Niederschlag eingestellt, der nun aber gerade wie das Paraglykogen rasch in Lösung geht. Das koagulierte Eiweiß wird also fast sofort in ein Acidalbuminat übergeführt. Ist die Schwefelsäure noch dünner, nämlich nur ca. 12%, so bleibt das Volumen der Gregarine fast unverändert, indem weder Quellung noch Schrumpfung bemerkbar werden. Der entstandene Niederschlag löst sich langsam wie die groben Körner und es bleibt ein schwaches Netzwerk zurück.

Starke Schwefelsäure hingegen (halbverdünnt bis konzentriert) veranlaßt zuerst eine kräftigere Schrumpfung des Plasmas als ca. 25-prozentige, der eine etwa gleiche Quellung folgt, während sich der Eiweißniederschlag gerade wie jene Körner rasch löst und nur ein Netzwerk mit Knotenpunkten zurückläßt, wie wir es ja schon oben gesehen haben (Fig. 11).

Das Plasma resp. Entoplasma dieser Gregarine besteht mithin aus Albuminen, welche erst koaguliert werden und sich dann in Acidalbuminate verwandeln, ferner aus einer quellbaren Substanz, welche durch die Säuren nicht koaguliert wird und die wir als Protocollagen bezeichnen wollen, und endlich aus einer vielleicht nicht eiweißartigen, in Säuren koagulierten, aber nicht gelösten Substanz, welche das trajektorische Netzwerk resp. die Wände von Alveolen bildet, der sich noch Fetttröpfchen hinzugesellen.

K. BRANDT1) hatte früher in Protozoen einen Körper gefunden, welcher sich weder in 10-prozentiger Kochsalzlösung, noch Natriumkarbonat (1%), noch in verdünnten Säuren etc. löst, und den er, da dies in Kupferoxyd-Ammoniak etc. geschah, als ein der Cellulose ähnliches Kohlehydrat ansah, obgleich weder die so wichtige Jodreaktion mit Schwefelsäure noch mit Chlorzink eintraf. Auch die Kernmembran der Amöben hielt BRANDT für einen celluloseartigen Stoff, was man aber mit BUTSCHLI 2) kaum wird für richtig halten können.

Die von uns gefundene Substanz hat nun manches mit der BRANDT'schen gemein, in der ich jedoch nicht eine sichere Cellulosereaktion sehen kann, da ja gerade die mit Jod ausbleibt und die Löslichkeit in Kupferoxyd-Ammoniak doch wohl allein nicht ausschlaggebend ist ). Ein wesentlicher Unterschied zwischen beiden Substanzen liegt im Verhalten gegen konzentrierte Säuren, in denen unsere ja unlöslich ist. BUTSCHLI (Protozoa 1. c. I, p. 517) hatte ferner bei der Clepsidrina festgestellt, daß das Netzwerk in Kali unlöslich sei. Dasselbe dürfte überhaupt ein allgemeines Eigentum der Gregarinen sein, denn ich hatte es auch schon (Seegregarinen 1. c. p. 551 etc.) bei Callyntrochlamys, bei Gregarina cionae und anderen dargestellt und werde später noch darauf zurückzukommen haben. Da es sich z. B. bei Callyntrochlamys mit Karmin, wenngleich nur schwach färbt und auch im sonstigen Verhalten nicht abweicht, ist es doch besonders durch Sublimat, Alkohol etc. gut fixierbar —, so ist es vermutlich dem Maschenwerk gleichzustellen, welches bereits als eine ganz

1) Mikroskopische Untersuchungen. Sitzungsberichte der physiolog. Gesellschaft zu Berlin. Sitzung vom 13. Dez. 1878, p. 34 und 35.

2) Protozoa 1. c. III, p. 1472 und 1506.

3) Auch Seide löst sich ganz oder teilweise in diesem Mittel auf, ohne daß man sie deshalb für celluloseartig ansehen dürfte.

allgemeine Eigenschaft der tierischen Zellen anerkannt ist, sei es, daß es nun ein fädiges Netzwerk nach HEITZMANN u. a., oder ein Waben- oder Alveolenwerk nach BÜTSCHLI darstellt 1). Während man bisher aber geneigt war, in diesem Strukturgebilde eine eiweißartige Substanz zu erblicken, worauf das Koaguliert werden durch Alkohol etc. hinweist, so kann dies mit Berücksichtigung der übrigen Reaktionen nicht mehr völlig zugegeben werden. Obgleich bis jetzt noch der Nachweis der chemischen Übereinstimmung nicht gebracht ist, so daß die Möglichkeit offen bleibt, daß sich das Gleichartige nur auf eine morphologische Übereinstimmung beschränke, so möchte ich doch das erstere als wahrscheinlicher vermuten, wobei ja immer noch gewisse Differenzen zwischen den verschiedenen Zellen offen bleiben könnten, gerade wie auch das eigentliche Protoplasma nicht überall die gleiche Zusammensetzung haben kann. Auch das Nuclein können wir nicht als einheitlichen chemischen Körper mehr betrachten, seitdem in ihm der Träger der so vielgestaltigen Vererbung gefunden worden ist.

Eine gewisse Anziehung, welche unsere Substanz gegen Karmin besitzt, würde die Vermutung entstehen lassen, daß sie dem Nuclein verwandt sei, eine Vermutung, welche, wie wir später sehen werden, der Begründung nicht ganz entbehrt. Solange aber der Beweis hierfür fehlt, ist Vorsicht am Platze, weshalb ich für diese Maschensubstanz des Plasmas vorläufig die Bezeichnung ,, Alveolin" vorschlagen möchte.

Die nunmehr besprochenen Eigentümlichkeiten des Plasmas beziehen sich vornehmlich auf das Deutomerit, und hier in erster Linie auf die Umgebung des Kernes, wo das Netzwerk die regelmäßigste und dichteste Anordnung besitzt (Fig. 11); darin könnte man vielleicht schon eine Beziehung zum Kerne erblicken. Auch im Protomerit entsteht ein Netzwerk, das aber hier durch die starke Anhäufung von feinen Fetttröpfchen mehr verdeckt wird. Die Quellungs- und Schrumpfungserscheinungen sind hier im übrigen die gleichen wie im Deutomerit, woraus auf denselben Gehalt an Protocollagen zu schließen ist.

1) Ein wesentlicher Unterschied liegt beiden Auschauungen wohl gar nicht zu Grunde, was an andern Orten besprochen werden soll. Wie eine sich stetig verdünnende Alveolenmembran längs ihrer größten Dicke zum Faden, so könnte ein solcher, wenn er sich in der Fläche ausdehnt, zur Alveolen wand werden.

Das Netzwerk, wie es nach koagulierenden Mitteln erscheint, besteht nun nicht, was noch erwähnt werden soll, ausschließlich aus unserem Alveolin, sondern außer den feinen Fetttröpfchen noch aus niedergeschlagenen Eiweißkörnchen etc., so daß es verhältnismäßig grob und dicht aussieht. Dieses Coagulum sammelt sich ganz besonders um die Balken der Maschen, oder schlägt sich gar auf diese nieder, während ein anderer Teil die Maschenoder Alveolenhohlräume erfüllt, soweit diese nicht von den Paraglykogenkörnern eingenommen werden. Hauptsächlich werden wir darin, wie schon gesagt, Albuminstoffe zu sehen haben. Wendet man aber eine Mazeration in Speichel bei ca. 42° C, wie schon BUTSCHLI es that, an, so verschwindet ein großer Teil des Coagulums, wie auch (s. unten) das Paraglykogen, und es bleiben außer dem Alveolin, das sich in Speichel nicht verändert, nur noch Fett und echtes Eiweiß übrig. Der verschwundene Körper war mithin kein Eiweiß, da er durch Speichel zerstört wird, scheint aber wie dieses erst flüssig, dann koagulierbar und in Säuren und Alkalien löslich zu sein. Vielleicht deutet diese Substanz auf die BRANDT'sche sog. Cellulose, vielleicht aber auch auf eine andere Kombination hin, deren genaueres Studium noch aussieht. Wir wollen sie hier als Paralveolin benennen.

Das Studium dieses Paralveolins wie auch der übrigen Körper wird sich am besten an jüngeren Individuen ausführen lassen, wo die Paraglykogenkörper sich nicht so bemerkbar machen oder wohl noch ganz fehlen. Diese jungen Tiere sind nämlich, namentlich solange die Scheidewand zwischen Proto- und Deutomerit fehlt, von dem Plasma ziemlich gleichartig erfüllt (Fig. 8) und enthalten nur relativ spärliche Granulationen, von denen die gröBeren zum Teil Fett, zum Teil Paraglykogen sind. Werden diese Tiere mit Jod behandelt, so färben sie sich nur hellgelb, wobei gewöhnlich auch das Netzwerk sichtbar wird, dessen Färbung nicht abweicht. Jüngere, im Entstehen begriffene Paraglykogenkörner mit Jod nachzuweisen, gelang nicht sicher.

Werden junge Gregarinen ohne Körner mit starker Essigsäure behandelt, so tritt gerade wie bei den größeren eine starke Gerinnung ein, so daß das Ganze trübe und bei auffallendem Lichte schneeweiß wird. Wird jetzt Jod hinzugefügt, so zeigt sich dieselbe Gelbfärbung wie ohne Essigsäure. Auch bei Digestion in Speichel verhalten sich die Jugendformen den reiferen ähnlich, wie auch hier, was noch bemerkt sein möge, die

Cuticula trotz ihres etwas abweichenden Aussehens (Fig. 13) ungelöst bleibt.

Der Körnerin halt. Betrachtet man irgend eine größere Gregarine, so findet man als ihren massigsten Bestandteil die Körner, welche von BUTSCHLI als Paraglykogen bezeichnet worden sind, nachdem er seine frühere Ansicht, daß sie ein Amyloid seien, zurückgezogen hatte. Dies geschah auf die Einwände hin, welche ich s. Z. auf Grund gewisser Reaktionen dagegen erhoben hatte; und da, wie BUTSCHLI (Zeitschr. f. Biolog. p. 605) selbst sagt,,,Einreden gewöhnlich das Gute mit sich führen, neue Erfahrungen zu veranlassen", so verdanken wir den Bemühungen dieses Forschers eine Reihe von weiteren Kenntnissen über diesen Körper.

Bei meiner früheren Untersuchung über die Seegregarinen war mir die Reaktion mit Jod und Schwefelsäure nicht geglückt; und wiewohl ich mich nachträglich von ihrer Richtigkeit bei Clepsidrina überzeugt habe und meine damalige Argumentation zurücknehmen muß, so kann ich doch noch nicht in ihre Allgemeingiltigkeit einstimmen, solange die Reaktionen an Seegregarinen nicht wiederholt sind, wozu mir jetzt leider die Gelegenheit verwehrt ist. Denn obgleich ich zugebe, die Behandlung mit Jod und Schwefelsäure vielleicht nicht richtig angestellt zu haben, so können damit doch nicht die einmal gewonnenen Resultate aus der Welt geschafft werden, und man wird mindestens anerkennen müssen, daß jene Reaktion nicht unter allen Umständen und gleichmäßig eintrete. Schon das Aussehen der Körner überhaupt ist kein an allen Orten übereinstimmendes und zeigt mehr Abarten, als das vielleicht noch weiter verbreitete Paramylon. Bei manchen Gregarinen sind die Körner sehr grob, bei anderen um vieles feiner. Hier glänzen sie stark, dort weniger; einmal sind sie mehr glatt, das andere Mal mehr rauh und runzelig. Ihre Farbe ist schließlich bei auffallendem Lichte eine bald rein weiße, bald gelbliche etc. Aber nicht nur ihr Aussehen ist ein etwas verschiedenes, sondern auch ihr Verhalten Reagentien gegenüber, was z. B. bei einem verwandten Körper, der bei den Flagellaten eine so bedeutende Rolle spielt, dem Paramylon, nicht in dem Maße der Fall ist, während für die Cuticula der Gregarinen, wie später noch zu zeigen sein wird, etwas dem ersten ähnliches gilt. Bereits früher (Seegregarinen 1. c. p. 583) hatte ich auf diese Umstände Bezug genommen. Während nämlich BUTSCHLI (Protozoa 1. c. I, p. 517) von den

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