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die schmalen langen Ausführungsgänge dar, die in interepithelialen Lücken münden. Becherzellen sind nicht vorhanden.

Über die an der Sipho-Außenfläche sich findenden Rippen ist an Längs- und Querschnitten folgendes zu eruieren.

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Die Knospen, welche man, wie die Untersuchung frischer Objekte gelehrt hatte, in den Rippen antrifft, oder vielmehr von welchen die Rippen gebildet werden (Fig. 36 so), ragen über das Epithel nicht unbedeutend hervor und sind in zwei Längsreihen so geordnet, daß die Knospen der einen Reihe mit denen der anderen alternieren und beide ihre freien Seiten voneinander abkehren, also nach verschiedenen Richtungen sehen. Ihre Form gleicht denjenigen Gebilden, welche man an der menschlichen Haut als,,molluscum pendulum" bezeichnet. Sie sitzen auf Stielen auf, welche schmal sind und in der Bindesubstanz der Siphonen wurzeln, und gehen dann jenseits des Niveau der gewöhnlichen Epithelzellen in eine pilzhutähnliche Verbreiterung über (Fig. 37 so). Meistens ist der freie Kontur dieser Verbreiterung eine schön geschwungene bogenförmige Linie, vielfach aber auch ist die freie Fläche in zwei Spitzen oder Lappen ausgezogen. Die Knospen oder Wärzchen sind an allen sechs bezw. acht Rippen eines jeden Sipho in vollkommener Übereinstimmung sowohl hinsichtlich des feineren Baues wie der Größe. Was die letztere anlangt, so beträgt die ganze Länge einer Knospe im Mittel 88 u, wobei als ihre Basis die Basis der Zottenbucht zu rechnen ist; 36 μ von diesem Maße entfallen auf den Knospenstiel, die übrige Länge kommt auf die pilzhutförmige Verbreiterung. Das Maß des Stieles entspricht etwa dem der Höhe der Zotten, so daß die Verbreiterung also das Niveau der letzteren überragt. Die Breite des Stieles ist etwa 44 u, die der pilzhutähnlichen Verbreiterung in ihrem größten Durchmesser etwa 72 μ.

Das Epithel, welches Stiel wie Pilzhut bekleidet, enthält indifferente Zellen, welche sich in nichts von denjenigen Zellen unterscheiden, die sich in den übrigen Partieen der Sipho-Außenfläche finden. Zwischen denselben und zwar ausschließlich in der Verbreiterung sieht man Zellen liegen, die ganz wesentlich von ihnen differieren. (Es bedarf zur Erkennung dieser Einzelheiten selbstverständlich der stärksten Linsensysteme.) Sie sind schmal, sehr blaß gefärbt und besitzen Kerne, die, von stäbchenförmigem Aussehen, tiefer in der Substanz der Knospe stecken, als die der übrigen Zellen (Fig. 37 so). Da wo die Zellen liegen, findet man auch stets auf ihren freien Enden Körnchenbrei in größerer Menge

liegen (Fig. 37), den wir seit EISIG's (13) bekannten Untersuchungen als Rest zerstörter Sinnesborsten betrachten dürfen.

An diese

Kerne oder richtiger an die Basen der zu ihnen gehörigen Zellen treten feine Fibrillen heran, die als Nervenendfibrillen aufzufassen sind. Dieselben gehen nämlich in Zellen vielstrahliger Gestalt über (Fig. 37 gz), die medianwärts mit Fasern zusammenhängen, welche aus den Siphonervenstämmen sich abgezweigt haben (Fig. 37 n). Jene Fibrillen sind also Nervenfasern, während die Zellen als Ganglienzellen zu betrachten sind, die in nicht unbeträchtlicher Zahl in die vom Siphonerven stammenden Fasern interpoliert sind. Die die Rippenknospen versorgenden Nervenäste gehen vom Hauptstamm radiär durch die Siphosubstanz und sind begleitet von Muskelbündeln, welche in die Knospen einstrahlen und sich dicht unter dem Epithel in dem Filze des subepithelialen Gewebes verlieren. Dieser Nerv-Muskelzug ist kenntlich durch eine ziemlich beträchtliche Masse von ovalen Kernen, die in ihm liegen und deren Längsachsen dem Zuge parallel gerichtet sind (Fig. 37). Die Unterscheidung von Nerv und Muskel geschieht am besten in Indigcarmin - Boraxcarminpräparaten, in denen die Muskeln tiefblau, die Nerven rötlich gefärbt sind.

Da, wo die Rippen vorkommen, fehlen die weiter oben erwähnten Mucindrüsen. Diese an Nerven, Ganglienzellen und Sinneszellen reichen retractilen Knospen stellen also ganz eigentümliche, komplizierte Sinnesorgane dar. Die Gesamtheit der in zwei dicht bei einander stehenden Längsreihen angeordneten Knospen bildet eine Rippe (Fig. 36 so); jede Rippe repräsentiert demnach eine Summe von ganz gleich gebauten Sinnesorganen. Die Rippen sind wohl als Analoga der von den verschiedenen Tierklassen und Tiertypen her bekannten Seitenlinien zu betrachten und es hätte darnach Psammobia 12 oder 16 Seitenlinien, 6 bez. 8 in jedem Sipho. Während die Funktionen der dreiteiligen Sinnesorgane in den Papillen ganz wie bei den Pectiniden die sein wird, die Wahrnehmung direkter tactiler Reize zu ermöglichen, werden die Seitenlinien in den Siphonen dazu dienen, auch die leisesten Bewegungen im Wasser dem Tiere zur Kenntnis zu bringen. Jene Organe reagieren nur auf grobe, unmittelbare Insulte, diese auf geringe Reize, die schon aus der Entfernung sich geltend machen können. Psammobia vespertina besitzt also in diesen Seitenlinien eine außerordentlich empfindliche Einrichtung, welche das Tier befähigt, durch Retraction seiner Siphonen sich gegen noch entfernte Angriffe zu schützen. Und dieser Schutz ist

für die Muschel eine Existenznotwendigkeit, da sie zur Unschäd lichmachung von lebenden oder toten Gegenständen, welche inihre Siphonen eindringen könnten, keinerlei Verteidigungsapparate besitzt. Giftmassen fehlen bekanntlich gänzlich und die auf der Innenfläche sich findenden Mucindrüsen sind so außerordentlich spärlich, daß ihr Sekret als Verteidigungsmittel gar nicht in Betracht kommen kann. Die Mucindrüsen auf der Sipho-Außenfläche sind eine Schutzeinrichtung, aber offenbar nur dazu da, mit einer Schleimschicht die aus Schlamm und Sand von dem darin vergrabenen Tiere herausgestreckten Siphonen zu umgeben und so, wie bei den Veneriden, eine Verletzung derselben durch scharfe Sandpartikel bei ihren Bewegungen zu verhüten.

Es erübrigt noch die Beschreibung der Innervationsverhältnisse und der Muskelverteilung.

An Querschnitten durch die Siphonen erkennt man, daß in deren Längsachse immer soviel Nervenstämme verlaufen, als Rippen vorhanden sind, also in den meisten Fällen sechs (Fig. 36 n) und zwar finden sich die Nerven genau gegenüber den Rippen. Eine von einer Rippe auf die Achse der Siphonen gezogen gedachte senkrechte Linie trifft stets die Mitte des zugehörigen Nervenstammes. Die Nerven sind dem Epithel der Innenfläche genähert, von demselben durch zwei Muskellagen, eine Constrictor- und eine Retractorlage, getrennt (Fig. 36); sie liegen nach außen von der letztgenannten Muskellage zwischen ihr und der Hauptmasse des Retractor und sind in ein spongiöses Bindegewebe eingebettet. Von den Nervenstämmen gehen im Sipho in der bereits besprochenen Art radiär Aste zu den Knospenorganen der Seitenlinien. In den Papillen verläuft je ein zarter Nerv in deren Längsachse, zerfasert sich hier und tritt zu den dreiteiligen Sinnesorganen. Die letzten Enden dieser Nerven sind im Schnitte nicht zu erkennen.

Die Muskeln der Siphonen, deren Verteilung am besten an Querschnitten zu studieren ist, erscheinen als Retractoren, Constrictoren und Compressoren, Bezeichnungen, welche bei Beschreibung der Siphomuskulatur von Cytherea chione in ihrer Bedeutung erläutert worden sind. Zu innerst, dicht unter dem Epithel der Innenfläche, ist eine Constrictorschicht von geringer Entwickelung vorhanden, welcher nach außen zu einige in zerstreuten Fibrillen auftretende Retractorfasern anliegen. Auf letztere folgt nach außen hin, durch eine schwache Schicht der gewöhnlichen spongiösen Bindesubstanz getrennt, der innere Retractor, der die

innere Begrenzung der Nerven bildet. Durch wenig Bindegewebe getrennt, das nur da, wo die Nerven liegen, etwas massiger vorhanden ist, folgt dann nach außen vom inneren Retractor der zweite Constrictor, eine Muskelschicht, die fast doppelt so stark ist, wie die innerste gleich verlaufende. Wiederum kommt jetzt eine Bindegewebslage und nach außen von ihr der äußere Retractor, der eine sehr mächtige Muskelmasse bildet. Demselben liegt außen dicht an ein drittes Constrictorbündel. Dann folgen spärliche Retractorfibrillen und endlich dicht unter dem äußeren Epithel eine ganz schmale Constrictorlage. Während die Fasern der Retractoren und Constrictoren selbständig sind, d. h. nicht ineinander übergehen, ist der Compressor kein selbständiger Faserzug, sondern entsteht teils aus dem Retractor, teils aus dem Constrictor. Er bildet nirgend eine kompakte Masse, sondern besteht aus einzelnen, nicht zu starken Faserbündeln, die durch Zwischenräume getrennt sind, welche den Durchmesser der Compressorbündel um ein Vielfaches übertreffen. Trotz dieser Isolierung der einzelnen Faserbündel bilden diese dennoch in ihrer Gesamtheit ein physiologische Einheit. Durch seine Verlaufsrichtung von Epithel zu Epithel zerteilt der Compressor namentlich die Massen des äußeren Retractor in oblonge Abschnitte und bedingt so, wenn man das Präparat mit schwachen Linsen betrachtet, ein karriertes Aussehen des Querschnittsbildes.

Die übrigen untersuchten Tellinaceen, Tellina nitida und planata und Donax trunculus besitzen in ihren Siphonen, wie in der allgemeinen Beschreibung schon hervorgehoben, keine Seitenlinien; es fehlen daher hier auch die knospenförmigen Sinnesorgane. Aber auch die taktil empfindlichen Elemente dieser Arten unterscheiden sich von denen von Psammobia. Hier giebt es keine dreiteiligen Sinnesorgane, sondern nur gewöhnliche typische FLEMMING'sche Pinselzellen, die verstreut zwischen den allenthalben wimperlosen indifferenten stehen (Wimperung ist erst auf der Innenfläche des eigentlichen Mantels vorhanden), sehr schmal sind, in den Siphopapillen sehr reichlich, spärlich in den Mantelrand papillen und der Sipho-Außenfläche sich finden und auf der Sipho-Innenfläche ganz zu fehlen scheinen. Sie sind frisch bei Donax durch kurze Dornen kenntlich, welche den cuticularen Saum des epithelialen Belages überragen, während bei Tellina ihre Existenz durch lange, etwa 7,2 u messende, zu vier bis sechs nebeneinander stehende und gut sichtbare bewegungslose Haare

sich kundgiebt. Bemerkt zu werden verdient noch, daß die Siphopapillen von Donax verzweigt sind und zwar zeigt meistens die ganze Papille ein vielfach verästigtes Aussehen, selten nur ist bloß die Spitze geteilt.

Die Untersuchung von Schnittpräparaten ergiebt folgendes. Der epitheliale Belag der Siphopapillen von Tellina nitida besteht aus cylindrisch gestalteten Zellen, welche einen breiten, wimperlosen cuticularen Saum besitzen und basal gelegene kreisrunde Kerne haben. Die Zellen sind 9,0 u hoch, ihr Saum mißt 1,8 μ, ihre Breite, welcher der Durchmesser der Kerne entspricht, beträgt 3,6 u. Die Pinselzellen sind im Schnitte nicht mehr zwischen den indifferenten zu erkennen. In den Papillen kommen weder Mucindrüsen, noch giftige Sekretmassen, noch auch Becherzellen vor.

Auf der Innenfläche der Siphonen (Anal- und Branchialsipho verhalten sich ganz gleich) kommen zweierlei Formen von indifferenten Zellen vor. Die einen sind kubische Gebilde von 7,2 μ Höhen- und Breitendurchmesser mit basal gelegenen kreisrunden Kernen von 3,6 u Durchmesser. Die anderen indifferenten Zellen haben eine Höhe von 10,8 u, eine Breite von 5,4 μ und kreisrunde Kerne von 3,6 u Durchmesser, die basal gelegen sind. Die Differenz dieser Zellen ist nicht bedingt durch eine Zottenbildung des Epithels, infolge deren die niedrigen in der Bucht, die langen auf der Höhe der Zotten zu finden wären. Die Innenfläche der Siphonen ist vielmehr glatt geblieben und jene differenten Maße zeigen das Vorhandensein zweier verschiedener Zellformen an. Bei beiden Formen ist der cuticulare Saum nur schwach ausgebildet. Pinselzellen sind im Schnitte wie auch im frischen Präparate nicht zu erkennen.

Auf der Innenfläche münden, wie man deutlich an Querschnitten erkennen kann, Drüsen, deren tinktoriales Verhalten sie als Mucindrüsen charakterisiert. Sie sind einzellige Gebilde, nicht zu zahlreich, aber immer noch bedeutend reichlicher als bei Psammobia vorhanden und münden in interepithelialen Lücken.

Das Epithel der Sipho-Außenfläche ist von dem der Innenfläche abweichend. Die Zellen sind 16,2 u hoch, 5,4 u breit und haben einen cuticularen Saum, dessen Maß 1,8 u beträgt. Ihre Kerne sind basal gelegen und kreisrund oder oval. Bei letzteren mißt der längste Durchmesser 7,2 μu, die Breite beträgt 3,6 u; bei ersteren entspricht der Durchmesser dem Breitenmaß der Zelle. Die Pinselzellen sind, wie in den Papillen, im Schnitte

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