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über Berechtigung, Methoden und Aufgaben der Tierpsychologie äußert, wird teilweise von seiten der Tierpsychologen nicht ohne Widerspruch bleiben können. Die Erforschung der Leistungen des Zentralnervensystems der Tiere muß und wird noch andere Wege gehen als die, welche von Pawlow eingeschlagen sind, so hoch auch seine Methode und die theoretische Tragweite des,,bedingten Reflexes" einzuschätzen sind. Auch hat die Tierpsychologie, als biologische Disziplin, noch andere Aufgaben zu erledigen als nur die Physiologie des Zentralnervensystems, ebenso wie die Zoologie und Botanik nicht nur Physiologie ist.

Wenn man sich auch darüber klar sein muß, daß die Biologie mit den Untersuchungsmethoden der exakten Naturwissenschaften schon deshalb nicht auskommt, weil die Organismen,,historische Wesen" sind, so ist es doch sehr erfreulich, daß vom Verf. in dem Streben nach exakt-naturwissenschaftlicher Fragestellung die Ergebnisse der modernen physiologischen Forschungsrichtung ganz besonders stark betont werden und die physiologische Fragestellung auch im Kapitel Formwechsel eine große Rolle spielt. Auf die Behandlung des Stoffes im einzelnen einzugehen, ist hier unmöglich. Mag auch der Spezialist für sein Spezialgebiet noch dieses oder jenes verbesserungsbedürftig finden das ist bei der Unübersehbarkeit des biologischen Gesamtgebietes für den einzelnen selbstverständlich als Ganzes liegt hier eine vorbildliche,,Einführung in die Lehre vom Leben“ vor.

In dieser Einführung möchte ich auch nicht missen die am Schluß des Werkes gegebenen, sehr beachtenswerten, auf dem Kritizismus Kants aufbauenden theoretischen Erörterungen über Leib-Seele-Frage, über die erkenntnistheoretischen Grundlagen der Biologie, über Zweckmäßigkeit und über die Mechanis-Vitalismus-Frage. Die hervorragend erkenntnistheoretische Einstellung des Verf.s, der wir hier begegnen, zieht sich durch das ganze Buch; ihr hat dasselbe viel Gutes zu danken. Im einzelnen auf die Problemstellungen einzugehen, kann hier schon deshalb unterbleiben, weil gleiche Ausführungen des Verf.s bereits im Zool. Ber., 8, Nr. 689 und 10, Nr. 1 besprochen sind. Erfreulich aber ist, daß Verf. solche theoretischen Grundfragen der Biologie auch an dieser Stelle erörtert. Der Biologe und zumal der biologische Nachwuchs findet damit an gegebener Stelle in leicht faßlicher Form das, was er von der erkenntnistheoretischen Grundlegung seiner Wissenschaft wissen muß und vermeidet dadurch viele Klippen, viel Mühe und Arbeitskraft, welche bis vor kurzer Zeit dem, der hier Orientierung suchte, noch bevorstanden.

1205 Krische, Paul, Entwicklungslehre. Das neuzeitliche wissenschaftliche Weltbild. 47 S., einige Fig. 1927 (Verlagsges. Freidenker, Berlin).

Die programmartig gehaltene Schrift enthält nur wenige Seiten über die Entwicklung des Organischen, welche als laienhafte und tendenziöse Zusammenstellung bekannter und teilweise schon veralteter Gedankengänge hier zur Besprechung nicht weiter in Frage kommen, leider aber zum Teil geeignet sind, dem Laien Problemlösungen da vorzutäuschen, wo die Wissenschaft noch vor unlösbaren Problemen steht; z. B.:,,Die Bildung neuer Arten läßt sich heute schon bei den Pflanzen verfolgen und findet ruckoder sprungweise wie alle Natur- und Gesellschaftsvorgänge statt. (Mutationstheorie von de Vries. Die Zwangsläufigkeit von Revolutionen in der

Entwicklung der menschlichen Gesellschaft nach der materialistischen Geschichtsauffassung).“

1206 Novikov, M., O paralelismu tvarů v různých skupinách živočišných. (Sur le parallélisme des formes chez les divers types d'animaux) in: Zvaláštni otisk Biol. Listu, 12, 1-12, 6 Fig., 4 Taf. 1927; Bull. biol. France Belg., 61 1, 25-37, 3 Fig. 1927.

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Verf. geht von dem Gedanken aus, daß das Gebäude der vergleichenden Anatomie unvollkommen und einseitig bleiben muß, solange die Spezialforschung nur auf dem Gesichtspunkte der Homologie basiert ist und das Studium der Analogieerscheinungen von ihr vernachlässigt wird. Das Auftreten von Konvergenzerscheinungen, d. h. von gleichartigen Organbildungen (Beispiel: Augen der Wirbellosen - Augenflecke, Napfaugen, Blasenaugen -) oder sonstiger gleichartiger Formbildungen (Beispiel: Gehäuseformen bei Protozoen und Wirbellosen kelch-, röhren-, spiralförmige ) in ganz verschiedenen Tiergruppen beruht nicht auf gleicher Abstammung, auch nicht auf Zufall, sondern darauf, daß allem Organischen von Natur aus eine bestimmte Anzahl Entwicklungsmöglichkeiten (Tendenzen oder Gene) gegeben sind, welche die Organismen befähigen, sich nach verschiedenen, aber doch ganz bestimmten Richtungen hin zu entwickeln. Das regelmäßige Auftreten bestimmter Formen in der Organismenwelt wird damit durch einen morphogenetischen und nicht durch einen phylogenetischen Faktor ausgedrückt. Beide Arbeiten behandeln parallel dasselbe Thema und geben dieselben Beispiele.

1207 Pearl, Raymond, On the distribution of differences in vitality among individuals in: Amer. Natural., 61 673, 113-131, 4 Fig. 1927 4.

Zum Studium der Vitalität, d. h.,,des Grades der Intensität vitaler Aktion" wurden vom Verf. Versuche mit Drosophila melanogaster derart gemacht, daß zur zahlenmäßigen Feststellung der den einzelnen Individuen innewohnenden Vitalität die Lebensdauer bei normaler Fütterung und vollkommener Nahrungsenthaltung unter sonst gleichen Außenbedingungen festgestellt wurde. Es ergaben sich für die Lebensdauer in beiden Fällen gleiche Kurven, d. h. die Verteilung der individuellen Unterschiede von innewohnender Vitalität an einer relativen Zeitbasis gemessen, war dieselbe bei den ausgehungerten Tieren wie bei normal ernährten, vorausgesetzt, daß die Umgebungsbedingungen (Temperatur usw.) die gleichen waren (vgl. Pearl and Parker 1924, Pearl 1924). Weitere Untersuchungen an keimenden Samen von Cucumis melo, deren Vitalität durch Wachstumsmessungen in analoger Weise festgestellt wurde, ergaben Vitalitätskurven, welche mit den bei Drosophila gefundenen ziemlich übereinstimmten. Es ist bemerkenswert, daß die Verteilung der individuellen Unterschiede von innewohnender Vitalität (,,inherent vitality") bei so weit verschiedenen Organismen wie Drosophila melanogaster und Cucumis melo von derselben Form ist.

1208 Schramm, Hans, Die Schwingung als Vortriebsfaktor in Natur und Technik. 90 S., 54 Fig. 1927. (Berlin, W. de Gruyter & Co.) 4 RM.

Zoologischer Bericht Bd. 14.

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Diese,,Gedanken eines Ingenieurs über das Problem der schwingenden Propulsion in Technik und Biologie" enthalten manche den Zoologen interessierende Betrachtungen über die Art der Fortbewegung bei Tieren. Verf. weist darauf hin, daß die Natur im Schwingungsantrieb der in Luft oder Wasser sich bewegenden Tiere die Nachteile des Gleichstromprinzips der in der Technik zur Fortbewegung in Luft und Wasser angewandten Schraubenpropeller vermeidet und damit Energie spart.

Nach einleitenden theoretischen Bemerkungen über Schwingungen werden die Schwingungsleistungen der Wassertiere (besonders der Fische) und der Lufttiere (Insekten und Vögel) sowie die Bedeutung der Keilwelle beim tierischen Geschwaderflug analysiert. Verf. vertritt die Ansicht, daß die Technik aus den biotechnischen Erfahrungen noch etwas lernen kann und daß zumal die Ausnutzung der Schwingung als Vortriebsfaktor, wie sie im Tierreiche sich vorfindet, die Technik auf dem Gebiete des Luft- und Wasserfahrzeugs noch vor ungeahnte und erstrebenswerte Aufgaben stellt. 1209 Luyet, Basile, Etudes sur les lois de croissance de la matière vivante. Diss. Genève 1925. 64 S.

Verf. versucht im allgemeinen einleitenden Kapitel eine Definition der Wachstumsgesetze in physiologischem Sinne zu geben; er bietet ferner einen allgemeinen historischen Überblick und eine Analyse und vergleichende Studie der hauptsächlichen zur Erklärung aufgestellten Theorien. Von Wert ist insbesondere ein fast vollständiges Literaturverzeichnis über,,Wachstumsgesetze". Der spezielle Teil bringt neue eigene Versuche über Wachstumskurven des Pilzes Sclerotinia libertiana und eine Revision der Kulturmethoden für niedere Pilze zwecks biometrischer Untersuchungen. Der fünfte Abschnitt ist Beobachtungen über die Anwendbarkeit mathematischer Prinzipien auf das Studium der Naturgesetze gewidmet. [Reichensperger.]

A. 2. Technik.

(Siehe auch Nr. 928, 1251, 1310, 1311, 1312, 1553.) 1210 Bozzolo, C., La coloration vitale en rapport avec les méthodes de Ciaccio et sous leur action pour la diagnose différentielle des cellules à sécrétion interne in: Arch. ital. Biol., 75 3, 186-190. 1926.

Verf. zeigt den Einfluß verschiedener Fixierungen auf den Ausgang der Methode von Ciaccio bei der Untersuchung secernierender Zellen. [Mallach.] 1211 French, R. W., Polychrome stains. I. Substitute for Giemsas stain in: J. Labor. clinic. Med. St. Louis, 11, 352 -354, 1 Fig. 1926.

Versuche zur Erzielung eines Ersatzes für die inconsistente GiemsaFärbung ergaben, daß die Anwesenheit niedriger Homologa von Methylviolett und Methylblau notwendig für eine polychrome Blutfärbung sind. Verf. gibt folgende Zusammensetzung an: Eosin 1,250 g, Methylenblau 1,250 g, Methylenazur A (Mac Neal) 0,750 g, Methylviolett (Bernthsen) 0,250 g, Methylalkohol abs. 375,0 ml, wasserfreies Glyzerin 125,0 ml. Die Technik ist ähnlich wie bei Anwendung der Giemsa-Färbung (3 ml Farblösung + 50 ml 50proz. Sörensenschen Phosphatpuffer Ph 7,5 und differenzieren in 50proz. wässerigem Phosphatpuffer mit Ph 6,5). [Reinig.]

1212 Nagel, Wilhelm, & Neumann, Wilhelm, Graviditätsfest stellung mittels Röntgenstrahlen beim Hunde in: Berlin. tierärztl. Woch., Nr. 22, 363. 1926.

Um in einem besonderen Falle eine sichere Diagnose stellen zu können, nahmen Verff. die Röntgenaufnahme zu Hilfe. Die Röhrenhärte soll der einer weichen Knochenröhre entsprechen, wie sie für Unterarm oder Unterschenkel benutzt wird. Aufnahme erfolgt am besten im Liegen. Strahlengang dorso-ventral. [Mallach.]

1213 Proescher, F., & Arkush, A. S., Method for staining nerve cells en block with basic aniline dyes in: J. Labor. clinic. Med. St. Louis, 11, 382-386, 3 Fig. 1926.

Durch Zusatz von KOH oder NaOH wird chemisch reiner Methyloder Äthylalkohol auf P 7,4-12 gebracht. In 100 ccm des alkalischen Alkohols werden 0,25 g Thiazinrot gelöst. Das in 96proz. Alkohol fixierte Objekt wird 5 Std. bei 56-60o C gefärbt, in Methyl- oder Äthylalkohol ausgewaschen, in Xylol differenziert und in Paraffin eingebettet. Diese Methode ermöglicht eine selektive Färbung der basophilen Substanzen der Nervenzellen. Die Neurofibrillen bleiben ungefärbt. [Reinig.]

1214 Vonwiller, Paul, Die Anwendung der Mikroskopie mittels senkrechter Beleuchtung auf die Anatomie der Insekten in: Verh. 3. intern. Ent.-Kongr. 1925, 2, 109-110. 1926 8.

Zur Beobachtung tierischer Organe in vivo et in situ empfiehlt Verf. einen verbesserten Opakilluminator, der von der Firma Leitz in Wetzlar hergestellt wurde. Prisma und Glasplatte sind an demselben Instrument befestigt und durch einen einfachen Zug und Druck austauschbar. Weitere Vorteile bieten die scharfe Einstellung des Lichtbündels auf die Objektebene mittels einer Sammellinse im Zuleitungsrohr für das Licht und die beliebig zu erweiternde und zu verengernde Spaltblende.

A. 3. Cytologie.

[Reinig.]

(Siehe auch Nr. 1249, 1266, 1382, 1385, 1408, 1409.)

1215 Ankel, Wulf Emmo, Neuere Arbeiten zur Zytologie der natürlichen Parthenogenese der Tiere in: Z. ind. Abst. Vererb., 45 3, 232-278. 1927.

Sammelreferat.

1216 Gray, J., The mechanism of cell-division. 3. The relationship between cell-division and growth in segmenting eggs in: Brit. J. exper. Biol., 44, 313-321, 2 Fig.

1927 6.

Zellteilung darf nicht als Index für das Wachstum angesehen werden. Das geht aus den auf die Beziehungen zwischen beiden sich erstreckenden Untersuchungen des Verf.s an den sich furchenden Eiern von Echinus miliaris hervor. Es zeigte sich, daß die ersten sieben aufeinanderfolgenden Teilungen des Eies durch gleiche zeitliche Zwischenräume getrennt sind. Die für den vollständigen Teilungsverlauf notwendige Zeit ist unabhängig von der Größe der Zelle. Die Zellteilungsrate steht in keiner klaren Beziehung zur Stoff

wechselrate. Zellteilung und Wachstum sind die die Größe der einzelnen Zellen bestimmenden Faktoren. In manchen Fällen wird durch diese Faktoren ein wohlbestimmtes Gleichgewicht herbeigeführt, doch sind sie bei sich furchenden Eiern wahrscheinlich völlig unabhängig voneinander.

[Hempelmann.]

1217 Jacobj, W., Ein Beitrag zur Frage der heterotypischen Mitose in: Verh. anat. Ges. Kiel, 36, 214–219. 1927. Die bei heterotypischen Reifungsteilungen zuweilen auftretende Ringbildung (und andere vom normalen Typ abweichende Erscheinungen) der Chromosomen und das Verhalten derselben bei der Mitose sucht Verf. auf mathematischem Wege mit Hilfe des,,Möbiusschen Bandes“ verständlich zu machen (Modellversuche). [Eisentraut.]

1218 Krallinger, Über die Chromosomenzahl beim Rinde sowie einige allgemeine Bemerkungen über die Chromosomenforschung in der Säugetierklasse in: Verh. anat. Ges. Kiel, 36, 209-217, 7 Fig. 1927.

Einleitend gibt Verf. die besonders in Amerika erprobten Fixierungsmethoden an. Bei allen Methoden bewirkt ein Zusatz von Harnsäure ein schnelleres Eindringen der Flüssigkeit. Langsamer Übergang von einer Flüssigkeit zur anderen ist Grundbedingung zur Erzielung von guten Bildern bei Säugermaterial.

Bei dem vom Verf. untersuchten Rind beträgt die haploide Chromosomenzahl mit Sicherheit 30, ist also wesentlich höher als bisher angegeben. Die diploide Zahl dürfte 60 oder - je nach der Anzahl der Heterochromosomen nahezu 60 betragen. Bisweilen fanden sich abnorm große Zellen, deren Chromosomengehalt mit 90 angenommen wird. Zweifellos handelt es sich hier um Degenerationserscheinungen.

Verf. weist auf die praktische Bedeutung der Chromosomenforschung für die Tierzüchter hin. [ Eisentraut.]

1219 Vandel, A., La cytologie de la parthénogenèse naturelle in: Bull. biol. France Belgique, 61 2, 93-125. 1927.

Die mit einem ausführlichen Literaturverzeichnis versehene Arbeit beschäftigt sich mit den verschiedenen Erscheinungsformen der Parthenogenese im Tierreich. Nach einer näheren Umgrenzung des Begriffes,,Parthenogenese" und einer Einführung in die geschichtliche Entwicklung ihrer Erforschung auf cytologischer Basis nimmt Verf. eine Einteilung und genaue Besprechung der verschiedenen Formen der Parthenogenese vor (Parth. facultative, accidentelle, diploide, polyploide). Es folgen theoretische Betrachtungen über die Entstehung der Parthenogenese und über die Beziehung zwischen Geschlecht und Parthenogenese. [ Eisentraut.]

1220 A. L. S. (Salazar, A. L.), En quoi consiste l'atypie des cinéses de la granulosa ovarienne et pourquoi cette atypie doit être considérée comme le prélude de l'atrésie in: CR. Soc. Biol. Paris, 90, 586-588. 1923/24.

Unter Atypie bei der Mitose will Verf. nicht unbedingt eine degenerative Teilung verstanden wissen. In der Granulosa der Eierstockfollikel dagegen hat er eine Form der Teilung beobachtet, deren Atypie in einer allmählich fortschreitenden Teilungsunfähigkeit beruht, bei der also schließ

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