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braver junger Mensch, welcher leider nicht so viel Ansehen als Gutmüthigkeit hatte, zu seinem Stellvertreter bestimmt. HADJ ENDAUI willigte noch ferner ein, uns, aufser dem abwesenden OTMAN, 16 Araber mitzugeben, während er mit den übrigen den Herrn General begleitete. Wir hofften, durch gröfsere Familiarität die kleinere Zahl der Araber näher an uns anzuschliefsen, und durch kluge Vertraulichkeit die Autorität entbehrlich zu machen.

Der Herr General erklärte sich bereit, den Herren SCHOLZ und LIMAN die für sie bestimmten Vorräthe an Victualien sammt den dazu nöthigen Thieren mitzutheilen und übergab uns die für die Befehlshaber der Cyrenaica bestimmten Geschenke sammt seinem Creditbrief.

Herr BOLDRINI verliefs mit Erlaubnifs des Herrn Generals sein Engagement, und ward von Herrn Prof. LIMAN als Theilnehmer an seinen Arbeiten aufgenommen, wodurch er als Mitglied unserer Gesellschaft eintrat.

Am 26sten October ward die Sonderung der beiden Caravanen und ihrer Bedürfnisse vorbereitet, wobei uns ein heftiger Chamsin zum ersten Mal heimsuchte und bedeutend ermattete, doch zeigte das Thermometer Mittags im Schatten nicht über 28° R. (wahrscheinlich in den ersten Nachmittagsstunden beobachtete der Herr V. MINUTOLI 29° R.); Nachts um 3 Uhr hatten wir noch 12° R.

Bei Bir el Ghor ward von Herrn GRUOC die Sonnenhöhe gemessen, und sie gab die Breite des Ortes (nach der Charte des Herrn Generals 31° 27', nach dem Reisebericht pag. 74. und pag. VIII. aber) 31° 27'.

Um bei den Arabern, die uns geleiten sollten, Hoffnungen über den Contract hinaus zu erregen, machten wir dem Scheech ENDAUI und denen, die uns verliefsen, einige Geschenke. Der erste bekam eine englische Uhr, und die übrigen erhielten Tabak und Pulver. Keiner dankte. Der Scheech nahm die Uhr mit verachtender Miene und sagte gleichgültig hin batall. Der Dolmetscher, ein gewandter Franzos, legte, um Erbitterung zu verhindern, zu unserer

Ergötzung diefs als Dankesformel aus, während wir bereits wohl wulsten, dafs es der Ausdruck für alles Unnütze und Schlechte war, so dafs es uns einerseits zum Lachen reizte, andererseits aber Dr. HEMPRICH, der sie ihm im Namen Aller überreichte, in sichtbare Versuchung gerieth, sie ihm wieder aus der Hand zu nehmen. Die übrigen Araber nahmen den Tabak ohne Widerrede, aber das Pulver war ihnen gerade hin zu wenig; sie wiesen es zurück, und verlangten eine grofse blecherne Büchse voll, welche wir aufser dem Fälschen mit uns führten. Dr. HEMPRICH, durch den Scheech gereizt und hierüber erzürnt, nahm das Geschenk zurück, und nannte sie auf arabisch Marrasin (Schurken), die nun gar nichts erhalten sollten. Man hätte erwarten sollen, dafs diefs eine üble Stimmung zwischen uns und den Arabern hervorbringen müsse, allein sie wagten keine neue Forderung, und zeigten sich von nun an gefälliger und vernünftiger als zuvor. Der Führer ABU BRIK trat sogleich uns näher und lud sich bei uns zu Gaste, während er früher nur aus der Schüssel des Scheechs gegessen hatte.

Der Herr General hatte beschlossen, über Siwa nach Cahira zurückzukehren, wohin seine Frau Gemahlin sich in der Zwischenzeit von Alexandrien begeben hatte, und traf ebenfalls seine Vorkehrungen zur Abreise auf morgen. Unsere Caravane bestand aus 25 Personen, worunter 6 Europäer, und 29 Kameelen; die des Herrn Generals aus 14 Personen, worunter 4 Europäer, und 12 Kameelen. Die Herren LIMAN, SCHOLZ und BOLDRINI quartierten sich heut noch aus dem Zelte des Herrn Generals in das unsrige, und wir wurden so durch Quartier von sieben Personen sehr beengt.

Am 27sten 10 Uhr Morgens brachen wir auf, nahmen freundlichen Abschied vom Herrn General und seinen Begleitern, und wendeten uns südwestlich, während die andere Caravane südlich wanderte. Wir durchzogen eine mit leichten Einsenkungen und Erhebungen in südnördlicher Richtung durchschnittene wellenförmige Ebene, die mit Kalksteintrümmern und einer dünnen, die Fufsspur aufnehmenden Sandlage bedeckt war. Der Chamsin war wie gestern stark,

und führte vielen Staub mit sich, er bliefs gerade aus der Richtung unseres Marsches, und war daher sehr lästig; später wendete er sich fast ganz nach West. Nach zwei Stunden erreichten wir einen Hügel mit Beduinen - Grabmälern, und von hier ward unsere Richtung ebenfalls mehr westlich. Zur Rechten (nördlich) sahen wir in der Entfernung von etwa drei Stunden die blendend weissen Dünenhügel des Meeres; zur Linken im Süden hatten wir einen hohen Bergrücken (el Akaba el kebire) ebenfalls in der Entfernung von 1 Meilen, welcher späterhin sich in Süden aus dem Gesicht verlor, aber dann in Westen vor uns erschien. Diefs war die Grenze der Cyrenaica und offenbar der den alten Geographen überall zum Anhaltspunkte dienende Katabathmus magnus (der hohe Bergabfall), welcher noch jetzt, wie damals, die Grenze zwischen Aegypten und der Cyrenaica bildet. Nach fünfstündigem Marsch erreichten wir 3 Uhr Nachmittags die Ruinen einer alten sarazenischen Feste, welche die Araber Kasr eschdaebie 1) (Schlofs der Wüste) nannten, zu deren Rechten wir uns lagerten. Es war ein Viereck von hohen Mauern aus Quadern von einer sehr festen Muschelbreccie, derselben, die wir späterhin als Bestandtheil des Bergrückens kennen lernten. An jeder der vier Ecken des Denkmals war ein nach aufsen etwas vorspringender Thurm. Es hatte aus zwei Etagen bestanden, und zeigte noch innerhalb Spuren von drei Treppen zur obern Etage. Die Bausteine waren sehr gleichartig und regelmässig, und durch kohlehaltigen Mörtel zusammengefügt, welcher an Festigkeit den Bausteinen selbst glich. Ver

1) Herr Prof. LIMAN schreibt (V. MINUTOLI Reise, pag. 372.) Aschdébi. Herr Prof. SCHOLZ schreibt Kasr Dschdebie und Kasr Dschdebije” (pag. 13. und 55.). Herr BOLDRINI hatte geschrieben Kasr esch Debi. Nach der arabischen Orthographie des Herrn SCHOLZ müfste es heilsen kasr el Aschdebia. Alles lässt sich auf das Wort el schedeb (gedeb) oder Esschedeb, das Unfruchtbare, von dem auch eine Form Us (Eschdaeb) existirt, reduciren. Wir hörten auch Kasr Dschi

bie. Herr v. MINUTOLI oder Herr Prof. TOELKEN hält den Ort Azikis des PTOLEMAEUS für vielleicht vereinbar mit Aschdebi, pag. 436.

zierungen gab es gar nicht, auch keine Fenster. Herr LIMAN hat dieses Denkmal genau aufgenommen, und seine Risse sind durch den Atlas des Herrn Generals v. MINUTOLI bereits in's Publikum gekommen, wozu besonders in MINUTOLI's Reise, pag. 372., die Erklärung zu vergleichen ist. Auch Herr Prof. SCHOLZ hat Notizen darüber mitgetheilt, und daselbst Münzen gefunden.

Da in der Entfernung einer Stunde von hier Beduinen lagerten, so schickten wir den Dolmetscher mit einem unserer Araber zum Lager, um ein Schaf zu kaufen. Es gelang, und wir verzehrten diefs erste Abendbrod gemeinschaftlich mit den Arabern. Den Führer ABU BRICK hatten wir für immer zu unsrer Schüssel eingeladen.

Am 28sten marschirten wir 24 Stunde weiter, und lagerten uns in der Entfernung von vier Stunden vor dem hohen Bergrücken, dem alten Katabathmus. Die Stelle hiels Wadi Auscherin (die Ebene Auscherin), und ein daselbst befindlicher Brunnen, Bir Auscherin. Vom Meere waren wir gegen sechs Stunden entfernt.

Unsere Vertraulichkeit hatte bei den Arabern gute Wirkung gethan. Sie waren ganz umgestimmt, und brachten uns heut ein Geschenk von ihrem Dattel-Vorrath, wogegen wir ihnen etwas Reis mittheilten. Ganz aus eigenem Antriebe erklärten sie, dafs sie mit uns nun auch ihrerseits Nachtwache halten wollten, und dafs sie ganz einträchtig mit uns leben und sich zu unserer Zufriedenheit betragen wollten.

Dem Rathe unsers Führers zufolge sollten wir hier (vier Stunden von der Grenze) warten, bis die Antwort auf die vorausgeschickten Empfehlungsbriefe angekommen sey. Zu dem Ende wurde ein Beduin abgesendet, welcher dem Scheech OTMAN unseren Aufenthalt anzeigen sollte.

Zwei Mogrebinen-Hadji's (muhamedanische Pilger aus dem Westlande), welche sich bisher an unsere Caravane angeschlossen hatten, verliefsen uns hier, um ihren Weg nach einer AraberTribus fortzusetzen.

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Wir verweilten in Wadi Auscherin vier Tage und machten Excursionen nach allen Seiten, besonders auch auf den vier Stunden westlich entfernten Katabathmus. Dr. HEMPRICH sah auf dem Wege dahin an vielen Stellen wieder jenes eigenthümliche schiefrige Gestein, wie Strafsenpflaster. Die Bergkette zeigte sich als schroffer, buchtiger Abfall eines gegen 300 Fufs hohen, unabsehbar weit in westlicher und südlicher Richtung hinlaufenden Plateau's von Flötzkalk. In den durch Giefsbäche zur Regenzeit entstandenen Schluchten des Bergabfalls war einiger Pflanzenwuchs. Bei der Rückkehr stiefs er mit seinen Begleitern auf ein Araberlager, und ward wieder gastfreundlich aufgenommen und bewirthet. Kuskusu ) mit gesalzenem Hammelfleisch und klares frisches Wasser war für sie eine grofse Labung nach anstrengendem Marsche. Dabei hörte er auch, dass ein Raubthier, Dib genannt, den Heerden grofsen Schaden thue. Diefs Thier ist der Schakal, und wird von manchen Reisenden für den europäischen Wolf gehalten, der in Aegypten und Libyen nicht existirt. Die Pferde werden unruhig, wenn sie seine Nähe bemerken. In der Nacht vom 29sten zum 30sten mochte eine Ursache dieser Art veranlassen, dass während der Nachtwache des Dolmetschers Herrn LIMAN'S Pferd sich plötzlich losrifs und unaufhörlich davonlief. Obwohl wir sogleich Alle geweckt wurden, und Einige nachliefen, so verhallte doch bald der Hufschlag in weiter Ferne, und wir mufsten den Anbruch des Tages abwarten, um weiter nachzugehen. A BUBRICK und ein anderer Araber gingen nach und brachten es erst am dritten Tage zurück, zugleich auch die von Beduinen erhaltene Nachricht von kriegerischen Zurüstungen in Alexandrien, einem Aufgebot der dem Pascha zinsbaren Araber und der Rückkehr der nach Dongola gesendeten Expedition MEHEMED ALI'S, was unter den Beduinen grofses Aufsehen errege.

1) Kuskus oder Kuskusu ist ein, kleinen Graupen oder Gries ähnlicher körniger Teig, durch langes Rühren aus Butter, Mehl und Wasser bereitet, der die Stelle der Nudeln oder Maccaroni vertritt und eine angenehme Speise giebt.

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