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voraus zum Schlofs, und da es dort Brunnen geben sollte, so erwarteten wir, dafs die Araber die Kameele in deren Nähe führten, allein diese bogen, alles Widerredens unsererseits ungeachtet, von der Richtung ab, und lagerten in einer Vertiefung hinter einem Hügel, wo es Salsola-Sträuche gab. Der Dolmetscher, welcher auf unsere Veranlassung in lebhaften Streit gerieth, ward von ihnen mit den Waffen bedroht, so dafs wir nur mit Mühe die Gährung beilegten. Das Benehmen des Mogrebinen und die Keckheit der Sclaven mochten an dem bösen Verhältnifs den gröfsten Antheil haben. Die Araber, welche wegen Mangel des Oberhauptes nicht unter einen Gesichtspunkt zu sammeln waren, gaben als Grund ihrer Weigerung an, dafs dort kein Futter für die Kameele sey, und als wir antworteten, dafs es wohl verständiger wäre, die Kameele vom Brunnen auf die Weide zu treiben, als die Menschen vom Futterplatz der Kameele zu dem Brunnen, erklärten weniger Erhitzte, dafs die Caravanen sich nie ganz nahe an sehr besuchte Brunnen legen dürften, um vor Ueberfall sicher zu seyn. Genug, die Araber behaupteten trotzig den Platz, und nach langem vergeblichen Warten am Thurm kam der Herr General mit Herrn LIMAN voll Aerger und Groll zum Lagerplatz. Der alsbald hart angelassene Dolmetscher, welcher aber seine Schuldigkeit gethan hatte, ward über unverdiente Vorwürfe sehr entrüstet, und obwohl ihm der Herr General, nach eingezogener Nachricht von uns, Gerechtigkeit widerfahren liefs, so war doch dieser Tag allseitig ein unangenehmer. Um aber noch mehr zu häufen, fand sich, dafs seit heut und gestern den Herren HEMPRICH, SCHOLZ und BOLDRINI die Brieftaschen gestohlen worden waren. Nur Herr BOLDRINI erhielt durch List die seinige wieder. Es gingen uns dabei besonders alle bis dahin gemachten Bemerkungen, über Temperatur und Meteorologie verloren, und Herrn SCHOLZ ebenfalls mehrere Reisebemerkungen. Eigentlich waren es aber weit weniger die Brieftaschen, was die Beduinen reizte, als die in diesen enthaltenen Kämme und Scheeren. Uebrigens sträubten sie sich sehr, als Diebe angesehen zu

werden, und erklärten die Sache für verloren. Etwas aber, was wir verloren hatten, gefunden zu haben, hatte sie schon einige Male zu rechtmässigen Besitzern gemacht, so dass wir dem Finder das Verlorene abzukaufen hatten, was diessmal nur Herrn BOLDRINI gelang.

Der Herr General, welcher sich als vor den Arabern anerkannter Chef der Expedition durch die Widerspenstigkeit derselben sehr beleidigt fühlte, und durch die Abwesenheit des Scheechs, welcher ebenfalls ganz willkürlich verfuhr, nicht minder gereizt, wegen glücklichen Ausgangs des Unternehmens in Besorgniss gesetzt war, erklärte uns, dafs er nicht weiter gehen werde, sondern entschlossen sey, auf dem kürzesten Wege nach Cahira zurückzukehren, und dass er, im Fall wir allein weiter reisen wollten, uns die mitgenommenen Geschenke sowohl als seinen Creditbrief nach BenGhasi überlassen wolle. Das weitere Detail über diesen Punkt hat Herr VON MINUTOLI in seiner Reisebeschreibung selbst mitgetheilt. Unsere Ansichten schieden sich von den seinigen. Nach einer mehrfachen Berathung theilten wir ihn unseren einstimmigen Entschlufs mit, es noch weiter zu wagen, und es sollte nur die Ankunft des Scheechs abgewartet werden, um mit ihm das Weitere zu verabreden. Nach Aussage der Araber sollten wir morgen den Scheech am Brunnen el Ghidrani finden.

Die Ruine Kasr Sanne mie oder Schama liegt in der Entfernung einer halben Stunde vom Meer ganz nahe an den Sanddünen. Sie hatte noch ziemlich hohe Mauern, und schlofs ein Fragment einer eisernen Kanone ein. Es war, Es war, wie Medsched, eine schlecht gebaute neuarabische Burg, und bestand aus einem einzelnen viereckigen Gebäude. Sie hatte den Arabern zum Magazin und Zufluchtsort gedient, und war von MEHEMED ALI zerstört worden. Herr General VON MINUTOLI hat antike Substructionen bemerkt. Dicht am Brunnen standen ein Feigenbaum und einige Dattelsträuche. Ich besuchte das Meer, und fand keinen Hafen, sondern eine hohe Brandung an ganz vegetationslosen Sanddünen. Nur Fragmente von zwei Arten Seetang waren anzutreffen.

Herr v. MINUTOLI glaubt, hier den alten Ort Apis annehmen zu dürfen, wozu auch Herr Professor TOELKEN beistimmt. Die Entfernungs-Angaben der Alten sind widersprechend und berechtigen nicht dazu, nur die Ueberreste ehemaliger Gebäude als Grundlage des Kastells erlauben ein schwaches Anhalten.

Den 23sten zogen wir vom Meere weg landeinwärts in südwestlicher Richtung weiter. Das Kastell blieb uns zur Linken. Von Morgens 10 Uhr bis Abends 5 Uhr erreichten wir Wadi el ghidrani ) und lagerten uns in dieser Ebene, ohne bis an den Brunnen zu gelangen.

Am 24sten brachen wir um 5 Uhr Morgens auf, und passirten den Brunnen Bir el Ghidrani um 8 Uhr Morgens. Gegen Abend lagerten wir uns bei der leeren Cisterne Bir el Kadri (Ghidr) el wadi 2). Umsonst erwarteten wir auch hier den Araberchef.

Kurz nach Aufbruch der Caravane am 25sten erkannten die Beduinen an den Eindrücken der Pferde im Boden, dafs HADJ ENDAUI denselben Weg vor uns geritten sey, und mit Gewissheit

1) Herr V. MINUTOLI schreibt Vadi-El-Ghitani. Herr Prof. SCHOLZ schreibt Ga

trani und pag. 58. Getrani (¿lbė). Beide erwähnen noch mehrerer Namen von Brun

nen dieser Gegend, die aber sehr verschieden lauten, und von denen wir nichts angemerkt haben. Ghidr heifst: ein stehendes Wasser, und so könnte, wohl Ghidrani das davon gebildete Adjectiv seyn, indem die Cisterne schlechthin el Ghidr heifst und die dabei befindliche Ebene Wadi Ghidrani, die Ebene von Ghidr. GRUOC bemerkt: erst gingen wir bei Bir alem altelot vorüber, dann nach Vadi Elghitrani.

2) So haben der Herr General und Herr GRUOC den Namen aufgezeichnet, und mir scheint diefs richtiger als unser Wort Bir el garaba oder Bir el Gar-a-wa. Herr SCHOLZ nennt es Charbelaa č. Die schreibfähigen Beduinen, denen wir begegneten, schienen mir zu unwissend, als dafs ich auf ihre Orthographie viel bauen möchte, und ich glaube deshalb, die Aussprache des Herrn Generals mit Recht hier vorzuziehen, da sie wieder das Wort Ghidr (vom nahen Wadi Ghidrani) in sich schliefst, und diess durch den Beisatz el wadi (das untere, tiefere) characterisirt, offenbar zum Gegensatz des Bir ghidrani, der höher liegt. Der Name heifst also wohl Bir el Ghidr el wadi_) Sol Nach Herrn GRUOC passirten wir heut den leeren Brunnen Bir cor el bagar.

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erwarteten sie ihn in Bir el Ghor) zu finden. Nach 3 stündigem Marsch erreichten wir Wadi Ghor und den gleichnamigen Brunnen mit gutem Wasser, bei welchem der Beduinenfürst sich gelagert hatte. Auch wir schlugen hier unsere Zelte auf, und es begannen nun die entscheidenden Verhandlungen und Berathschlagungen über den geänderten Reiseplan des Herrn Generals, welchem beizutreten wir aus folgenden Gründen Bedenken trugen:

1) Für verwendete Summen waren wir, die wir nicht ebenfalls aus eigenen Fonds reisten, verantwortlich, und die bisherigen Resultate für Naturgeschichte, sammt den auf gleichem Rückwege zu erwartenden, waren in keinem Verhältnifs zu den veranlassten Unkosten.

2) Noch war keine Nothwendigkeit vorhanden, den mit bedeutenden Unkosten und persönlichen Aufopferungen schon mehr als zur Hälfte erreichten Zweck zu verlassen, indem wir bisher nur Unannehmlichkeiten, keine Hindernisse erfahren hatten.

3) Alles, was uns in jenen Ländern theuer war, führten wir bei uns.

4) Die Gefahr war beim Rückkehren nach 25 tägigem Marsch nicht geringer anzuschlagen als beim Vorwärtsgehen, und ihre Möglichkeit war beim Antritt der Reise von uns erwogen worden.

Derselben Meinung waren die Herren LIMAN und SCHOLZ. Herr HEMPRICH hielt, um uns keinem Vorwurfe auszusetzen, die Gegengründe gegen diese Ansicht noch einige Zeit im Gleichgewicht, und diese waren besonders folgende:

1) Der Beduinenfürst HADJ ENDAUI, welcher allein Ansehen hatte, erklärte sich zwar bereit, unsere Absicht zu befördern, allein da die Person des Herrn Generals ihm von MEHEMED ALI Vorzugsweise anempfohlen sey, so könne er nicht uns, sondern müsse

1) Herr v. MINUTOLI schreibt Bir el kor. Herr Prof. SCHOLZ schreibt Chaur (ż). El Ghor („¿) heisst die tiefliegende Ebene. Wir bemerkten auch die Aussprache el Gaur. GRUOC: Bir el cor. Ein leerer Brunnen, an dem wir heut vorüberzogen, hiefs, nach GRUOC: Bir carob.

den Herrn General begleiten; wir also mussten uns einem hauptlosen Beduinenhaufen anvertrauen.

2) Der Dolmetscher, welchen MEHEMED ALI autorisirt hatte, und der ein weit verständigerer Mann war, als unser an Geist schwacher und als affectirter Christ nur Spott und Verachtung auf sich ladender Syrier, erklärte ebenfalls, dafs er den Herrn General nicht verlassen dürfe, mithin hatten wir gar keine Autoritätsperson bei uns.

3) Es fehlte uns an baarem Gelde, indem wir Alle auf den Creditbrief des Herrn Generals für Ben Ghasi hin, dessen gefälliger Anerbietung gemäfs, uns, um sorgloser zu seyn, nicht damit versehen hatten. Dem Mangel ward durch zuvorkommende Darreichung des Creditbriefes von Seiten des Herrn Generals nicht sicher abgeholfen, da dieser in andern als den eigenen Händen des Herrn VON MINUTOLI, der zu lösenden Unterschrift halber, augenscheinlich werthlos war.

4) Wir sahen jetzt ein, dafs zur Erreichung unseres Zweckes, einer wissenschaftlichen Untersuchung der Cyrenaica, eine längere Zeit nöthig sey, als die war, auf welche wir uns eingerichtet hatten, indem die Araber immer uns zu verzögern suchten, um ihre Thiere länger bezahlt zu sehen, was wir nicht hindern konnten.

So schwer diese Umstände auf uns lasteten, so schien doch der Vorschlag des Herrn Generals, nach gemeinschaftlicher Rückkehr nach Alexandrien dasselbe Unternehmen zu Schiffe über Derna auszuführen, weil es dann die doppelte Zeit, die doppelten Kosten und das doppelte Risico verlangt hätte, nicht vorzuziehen, und wir stützten uns auf folgende Ausgleichung:

Wir hatten zum Ankauf von gröfseren wilden Thieren und dergleichen, doch heimlich 300 spanische Thaler mit uns genommen, und diese bildeten einen kleinen Anker für den Nothfall. HADJ ENDAUI willigte ein, seinen Schwager, Scheech OTMAN, Zum Chef unserer Beduinen zu ernennen, und da dieser den Briefträger nach Derna begleitet hatte und abwesend war, so ward bis zu seiner Rückkehr MUHAMMED, ein anderer seiner Verwandten, ein

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