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sehen können, da sie durch Hügelreihen von der Hochebene getrennt waren, und ihr Proviant und Wasser war schon seit gestern zu Ende. Einer unserer Beduinen ward mit ihnen zum Lager gesandt, und es ward verabredet, dass wir heut nicht weiter zögen. Froh und leicht eilten wir nun, die Ruine zu erreichen.

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Wir fanden statt der erwarteten Denkmäler einer alten Stadt ein auf einer unbedeutenden Erhöhung gelegenes, ganz zerstörtes geräumiges arabisches Kastell, und nur einige daselbst sichtbare Quadersteine erinnerten armselig an eine frühere Zeit. So wenig das Kastell imponirte, so sehr thaten es die Ueberbleibsel einiger Gärten, nördlich von demselben im Thale. Einige noch aufrechtstehende Thürpfeiler zwischen Dattelpalmen und Feigenbäumen 1) gaben ein sehr malerisches Bild, und unstreitig das schönste des ganzen Küstenlandes. Eben war ich im Begriff, ein auf einem Feigenbaum herumhüpfendes Rothkehlchen 2), das ich für eine andere Art als das gewöhnliche europäische hielt, zu schiefsen, als ich den Herrn General vom Kastell her wiederholt meinen Namen rufen hörte, und mir Zeichen geben sah, dafs ich die Flinte nicht entladen solle, weil Gefahr sey. Ohne zu schiefsen kehrte ich zu ihm zurück, und hörte, dass fremde Beduinen in der Nähe wären, und der Mogrebin, unser Führer, empfohlen habe, unsere Gewehre schufsfertig zu halten, weil jene im Gespräch mit ihm feindselige Absichten gegen uns gezeigt, und ihm Vorwürfe gemacht hätten, dafs er Christen in ihr Land einführe. Da es sehr wahrscheinlich war, dafs ziemlich viele Beduinen in dieser wasserhaltigen Gegend herumstreiften, so war es rathsam, Folge zu leisten und bei einander zu bleiben. Nachdem der Herr General sich noch etwas mit der Topographie des Ortes beschäftigt hatte, und ich noch die in der Nähe vorkommenden Pflanzen eingesammelt, und mich un

1) Phoenix dactylifera, Ficus Carica. Es gab auch einige Granatsträuche und

Brunnen.

2) Da wir in Aegypten das europäische Rothkehlchen (Sylvia rubecula) späterhin schossen, so glaube ich, dass auch dieser Vogel dasselbe war.

ter Steinen nach Insecten und Amphibien umgesehen hatte, traten wir den Rückweg an ), wozu auch ein vom Scheech gesandter Beduin uns dringend und ängstlich einlud.

Unsere verirrten Gefährten hatten am 19ten October die Ruine Kasr bsarga el fok besucht, und Herr LIMAN hatte sie umständlich ausgemessen und aufgezeichnet 2). Bei der Rückkehr zur Caravane hatten die Beduinen eine falsche Richtung eingeschlagen, und als die Hoffnung, uns zu erreichen, am Abend verschwand, so hatten sie sich mit einbrechender Nacht zu dem ihren Führern bekannten Lager der Beduinen-Horde gewendet, um Wasser und Speise zu

1) Der Herr General (v. MINUTOLI'S Reise) nennt die hohe Wüstenebene, wo wir lagerten, (pag. 62.) Medsched und (pag. 67.) Massé, und dieses arabische Kastell Baretoun. Wir sowohl, als Herr SCHOLZ, hörten für Letzteres blofs die Namen Kasr schlechthin, oder Kasr Medsched, und nachträglich erzählten uns Allen die Araber, dafs dieser Ort sonst ein Centralpunkt der Beduinen dieser Wüste gewesen sey, von wo aus sie auch einigen Handel zu Schiffe (mit kleinen Küstenfahrzeugen) nach Alexandrien getrieben hätten, den aber MEHEMED ALI vor einem Jahre zerstört habe. Auf der Landcharte hat der Herr General den Ort nicht wie im Text Baretoun, sondern ebenfalls Medsched genannt. Herrn GRUOC's Tagebuch hat Maizet. Die Ruine nennt GRUOC: Kaser Maghob. Herr Prof. SCHOLZ, welcher bei el Ghor allein eine Excursion an's Meer machte, glaubt, nordwestlich, drei Stunden von diesem Ort und drei Stunden vom Bergrücken Akaba (el kebire?), die Spuren von Paraetonium gefunden zu haben (SCHOLZ Reise, pag. 58.). BROWN hat auf seiner Charte den Namen Bareton ungefähr in der Stelle von Medsched erwähnt. Da der Abfall des hohen Bergrückens Gebel kbir oder Akabe kebire wohl ohne Zweifel der Katabathmus des STRABO ist, welcher noch jetzt, wie damals, die Grenze des Cyrenaischen Gebiets ausmacht, und da dieser von Paraetonium 900 Stadien westlich entfernt war, so können die nur drei Stunden von demselben östlich entlegenen Spuren alter Gebäude, welche Herr ScuOLZ sah, gewils nicht Paraetonium angehören, vielmehr pafst allerdings die Gegend von Medsched. Da nun, wie BROWN, auch Herr v. MINUTOLI die Namen Bareton und Baratoun als an derselben Stelle erhalten, aufgezeichnet hat, so scheint mir die Lage dieses alten Ortes kaum gewisser ausgemittelt werden zu können, als sie es hierdurch ist. Sehr richtig bemerkt Herr Prof. SCHOLZ, welcher unter uns der eifrigste Späher nach Ueberbleibseln aus alter Zeit war, und diefs zu seiner ausschliefslichen Beschäftigung machte, dafs die ganze Küste voll ist von Spuren alter Gebäude, über die ein weniger aufmerksamer Reisender oft ohne Ahnung ihrer Existenz hinwandert, deren Beziehung zu alten Ortsnamen aber immer höchst schwankend bleiben wird.

2) Herrn Prof. LIMAN's Zeichnungen hat der Herr General in dem Atlas zu seiner Reise mitgetheilt. - Diese Excursion erzählt Herr SCHOLZ, als Theilnehmer, pag. 54. seiner Reisebeschreibung; ich theile die Notiz aus dem Nachlafs meines Freundes, des Herrn HEMPRICH, mit.

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finden. Gastfreundlich wurden sie mit frischem Brode und Erbsenbrei bewirthet, welchen sie aus hölzerner Schüssel mit den Fingern verzehrten. Zum Nachtlager breitete man ihnen wollene Teppiche vor einem Zelte aus. Am Morgen des 20sten brachen sie auf und stiefsen auf einige Araber, welche mit Falken (Falco peregrinus) Jagd auf Hubara's ') machten. Dr. HEMPRICH kaufte ihnen zwei Stück ab, und hier erfuhren sie, dafs die Caravane sich auf der Höhe gelagert habe. Obwohl sie aber die bezeichnete Höhe bestiegen hatten, so wären sie doch wegen des hügligen Bodens vor dem Lager in der Entfernung von beinahe einer Stunde vorübergegangen, hätte nicht die Excursion nach Kasr Medsched uns zusammengeführt.

Im Süden unsers Lagers war ein grofser Feigenbaum in weiter Ferne (vergl. SCHOLZ, pag. 44.).

Am 21sten zogen wir auf der Hochebene fort, und erreichten am Abend gegen 5 Uhr eine Cisterne ohne Wasser, in deren Nähe wir uns lagerten. Wir passirten auf unserem Wege heut mehrere Cisternen, die eigene Namen hatten, aber fast alle leer waren: Bir Scheech Abulaha 2), Bir Taaf 3), Bir Motani 4), und lagerten uns an den Cisternen Schibebet 5). Heut passirten wir auch zwei Grab

1) Otis Hubara, eine Art kleiner sehr niedlicher Trappen. Ueber die Falkenjagd werde ich an einem anderen Orte ausführlicher sprechen.

2) Der Herr General schreibt Bir Scheik Aboulach, Herr SCHOLZ (pag. 40.) Rasa bulacha und (pag. 44.) Rasabulaha, aber sein Rasa belaha, pag. 55., gehört nicht hierher, sondern zu Kasr Sanne mie. Herr GRUOC schreibt Aboulag.

3) Der Herr General nennt ihn Bir Daffa -Vadi. Der Beisatz Wadi ist wohl nur zur Erklärung vom gefragten Araber beigefügt worden, und bezeichnet einen Giessbach mit oder ohne Wasser, auch eine blofse Vertiefung. Herr SCHOLZ nennt es Thaaf (pag. 41.) und Taaf (pag. 13. und 58.) ib.

4) Herr V. MINUTOLI schreibt Bir Mothani, Herr SCHOLZ (pag. 41. und 58.) Matani. GRUOC: Elmetani.

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5) Schibebet (von) bedeutet Cisternen xar' iĝox. Herr V. MINUTOLI schreibt den Namen Inbeibad. Herr Prof. SCHOLZ schreibt Atbabi (pag. 58.) und

mäler von muhamedanischen Heiligen, die aus Steinhaufen bestanden, in die eine oder mehrere Stangen gesteckt waren. Scheech Abulaha hiefs einer, Scheech Abdelmuumin ) der andere. zeitig zogen wir am Bergrücken Ras Abulaha 2) hin.

Gleich

HADJ ENDAUI hatte sich beurlaubt, um mit seinem zweiten Schwager nach einem Beduinenlager zu reiten, und so waren unsere Beduinen ohne Oberhaupt. Gegen 10 Uhr beunruhigten sie uns mit der Nachricht, dass wir Angriff zu befürchten hätten, weil fremde Araber auf einem Bergrücken Staub in die Höhe würfen, wodurch sie ihrer zerstreuten Mannschaft das Signal zu geben pflegten. Zugleich bestürmten sie uns um Pulver und Patronen und liefen ängstlich durch einander. In der That sahen wir versammelte Araber auf den Bergen, und stiegen Alle von den Kameelen, um uns im Fall des Angriffs zu vertheidigen, während jedoch die

Adschbeibet (pag. 13. und 41.) was ich für zusammengehörig halte. Inbeibad and Atbabi ist vielleicht aus Egbebet und Agbebe (1) entstanden, denn so kann das Wort auch gelesen werden, wenn man den Artikel vorsetzt, und ist man gegen die Pluralbildung der Beduinen etwas nachsichtig und gesteht man dem Auffassen des Tones unsererseits seine Schwierigkeit zu, so lassen sich auch jene Worte erklären. Da man mir es wirklich Schibebeth nannte, so trage ich kein Bedenken, das bedeutsame Wort den unbedeutsamen vorzuziehen. Inbeibad ist vielleicht aus dem französisch geschriebenen Worte Jubeibad entstanden. GRUOC schrieb Jubeibette.

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1) Diesen Namen hat Herr Prof. SCHOLZ pag. 58. Scheik Abdelmumie, pag. 40. aber schreibt er ihn Seidabdelmamie. Seid (Herr) oder Scheik ist ein Titel der Heiligen, und gilt gleich, wird auch Seed und Scheech gesprochen. Der Herr General schreibt Abdelmumie. Geschrieben muss aber gewiss werden Abdelmuumin (Diener Gottes), was ein gewöhnlicher Mannesname ist. El Muumin ist der 88ste Name Gottes bei den Muhamedanern. GRUOC schrieb Abdelmoumi.

2) In der Charte von Lapie (Nouvelles annales des voyages T. XVIII. 1823.) heifst ein in dieser Gegend befindlicher Ort Aboulao. Uns nannten die Beduinen eine Ebene dieser Gegend Abuhalla. Der Herr General führt einen Brunnen Bir Scheik Aboulach und einen Bergrücken Rassa-Boulahou (Herr GRUOC: Razza Boulane) hier auf. Herr Prof. SCHOLZ nennt (pag. 58.) eine Gegend Rasabulaha, und pag. 40. einen Brunnen

Rasa bulacha og Lwy. Diefs alles bezieht sich auf einen und denselben Ort. Ras Abu

laha heilst: Vorgebirge Abulaha's (eines Heiligen, dessen Grabmal hier ist) und wird gewils arabisch geschrieben.

Kameele immer langsam fortmarschirten. Der Angriff unterblieb, weil wir wohl an Zahl überlegen seyn mochten; wir lernten nur dabei unsere Vertheidigungs-Anstalten als nicht eben besonders günstig kennen. Unsere Araber verschossen ihr Pulver ohne Zweck und Ziel, und schienen sich mit dem Knall zu befriedigen, und wir hatten nur gerade Jeder sechs Patronen mit Kugeln zur Hand, während mehrere unserer Gefährten gar keine hatten; die übrigen Patronen waren in zwar zugänglichen Kisten, aber diese von den Arabern so verpackt und verschnürt, dafs wir, ohne ganz abzuladen, uns nicht weiter mit Munition versorgen konnten. Ein Glück, dafs es zu keinem ernsthaften Angriff kam. Als die Gefahr vorüber war, sprangen die Araber wie muthwillige Kinder umher, und waren nun so keck als sie früher ängstlich und feig erschienen. Wir erfuhren nun auch, dafs sie selbst durch Dieberei die Veranlassung zur Gefahr gewesen waren, indem sie dem hinter dem Hügel seine Ziegen weidenden Hirten eine derselben hatten stehlen wollen, die sie dann aus Furcht wieder laufen gelassen 1).

HADJ ENDAUI war nicht wieder erschienen, und wir setzten am 22sten nochmals allein die Reise fort. Der Marsch ging durch die Ebene allmälig absteigend dem Meere zu. Die Araber waren heut wieder sehr bösartig. Gegen 3 Uhr kamen wir in die Nähe eines verlassenen arabischen Kastells Kasr Sanne mie 2) und eines Brunnens Bir Sanne mie genannt. Bei Herrn v. MINUTOLI heifst das Schlofs Kasr Schama. Der Herr General ritt mit Herrn LIMAN

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1) Herr Prof. SCHOLZ erwähnt diesen Auftritt pag. 12.

2) Herr SCHOLZ nennt diesen Ort Rusasmaan (pag. 13., 44. und 58.), pag. 42. aber Rus Asmaan. Vielleicht bezieht sich auf denselben Ort sein Kasr Schames pag. 56., so wie Kasr Semmes V. MINUTOLI Nachträge, pag. 77. Eben so scheint mir seine Nachricht von Kasr Rasa belaha, pag. 55., wegen der Uebereinstimmung ganz hierher zu gehören, obwohl der Name ganz dagegen ist. Eine Vermittelung dieser Namen - Differenzen weiss ich nicht zu geben. Da wir unsere Bemerkung des Namens mit Tinte, nicht mit Bleistift gemacht, so habe ich diesem mehr Zutrauen geschenkt. Herr GRUOC nennt das Kastell Gassera-Saumetz; er erwähnt heut die Cisternen Bir laba, Ragoba acobaffi, Elmesaibe bei Ragabel Marzouca einem Hügel.

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