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gab hier dem Scheech die Empfehlungsbriefe des Pascha an die Befehlshaber von Derna, um sie durch einen Boten vorauszusenden, damit wir bei unserer Ankunft an der Grenze schon ein sicheres Geleit vorfänden.

Den 15ten veranstaltete der Herr General eine Feier des Geburtstages Sr. Königlichen Hoheit unseres Kronprinzen. Die Araber wurden beauftragt, in einem in einiger Entfernung befindlichen Beduinenlager ein Schaf zu kaufen, und wir, die wir sonst unsere eigene Schüssel kochten, waren zu einem gemeinschaftlichen Mahle in seinem Zelte eingeladen, bei dem der Wein des Herrn Generals (wir selbst hatten nur vier Flaschen Wein als Medicin bei uns) das schlechte Wasser ersetzen sollte, welcher Zweck, da der Wein den Durst nicht stillte, leider doch nicht erreicht ward. Den ganzen Vormittag über waren wir beschäftigt, unser sehr beschädigtes Spiritusfafs durch Ausstopfen und Ueberziehen der Fugen mit Werg und Talg auszubessern, fanden aber leider sowohl einen grofsen Theil Spiritus verloren, als auch die in ihm aufbewahrten Naturalien gröfstentheils durch den Transport verdorben. Umlegen der gesammelten Pflanzen in trocknes Papier war eine zweite nöthige Arbeit. Nachmittag gegen 1 Uhr gingen wir weiter durch eine mit wenigen steinigen Anhöhen durchzogene Ebene, und lagerten uns gegen 6 Uhr Abends in der Ebene Tahum oder Tanum ) in der Nähe einer leeren Cisterne von sorgfältigerem Baue

Es Schmim, was Andere Al Schmim oder As Schmim aussprechen; es dürfte also vielleicht zu schreiben seyn.

الشميم sondern أجميم nicht

1) Herr V. MINUTOLI schreibt Bir-Thaun mit beigefügter Uebersetzung des Dolmetschers Mühlenbrunnen; also Bir Tahun; nach Herrn GRUOC heifst es Bir-thaon. Herr SCHOLZ nennt die Ebene Tenum und Vadi Tanum, und da wir den letztern Ausdruck auch hörten, so dürfte wohl auf die Uebersetzung des Dolmetschers nicht besonderes Gewicht zu legen seyn. Auch eignet sich die Lage des Ortes nicht zu einer Wassermühle. Herr SCHOLZ spricht pag. 57. unbestimmt von vielen Cisternen und Substructionen, die wir nicht bemerkten. Die grofse Cisterne ist bei Herrn v. MINUTOLI detaillirt beschrieben.

als gewöhnlich. Vorüberziehende schwarze Wolken liefsen uns umsonst auf erfrischenden Regen warten.

Der westliche, nur wenig nordwestliche Weg führte uns am 16ten October von 6 Uhr Morgens über einen leichthügligen Boden erst zwischen Steintrümmern und gegen Mittag durch angebaut gewesene Felder. Wir überstiegen wieder eine Hügelreihe und gelangten in eine weite Ebene, welche einer steinigen Anhöhe folgte, die auf ein etwa 100 Fufs höheres, el Akaibe ) genanntes Plateau führte. Wir lagerten uns am Rande desselben, und sahen nördlich von hier aus wieder das seit unserm Abmarsch von Hamam verdeckt gewesene Meer, welches, wie dort, an schneeweisse, für uns ganz unfruchtbare Sandhügel aufbrauste. Heut hatte unser Dolmetscher, welcher einen Vogel schiefsen wollte, durch Unvorsichtigkeit einen Araber mit einigen Schrotkörnern verletzt. Obgleich die Verletzung ganz oberflächlich war und beide Theile sich bald verständigt hatten, so hielten wir doch, um bei den Arabern allen Grund der Beschwerde zu vertilgen, für gut, dafs der Dolmetscher dem Araber eine Geld-Entschädigung geben solle, worauf wir im Beiseyn des Scheech's dem verwundeten Araber einen Real franki (spanischen Thaler) einhändigen liefsen, den dieser mit dem Wunsche zu nehmen schien, dafs so etwas bald wieder kommen möge. Der Ort, wo wir lagerten, hiefs Sleile 2). Hier tranken wir, vom Durste

1) Herr GRUOC nennt diese Hochebene Lagheibe, Herr v. MINUTOLI Lageibe; Herr SCHOLZ Elgaibe (pag. 38 und 57.). Mir scheint, und so geht es auch einigermafsen aus Herrn SCHOLZ's Mittheilung hervor, dafs das Wort Akaibe eine Pluralbildung des Wortes Akabe bei den Beduinen seyn mag, und Gebirgspässe bezeichnet. Lagabe und el akabe liegen sehr nahe.

2) Herr V. MINUTOLI nennt ihn Geleile, was aber wohl vom Dolmetscher geschrieben und französisch zu lesen ist. Herr SCHOLZ nennt ihn Seleil, und führt denselben Namen als einen Brunnen auf, wovon wir keine Notiz erhielten. Er giebt die Orthographie durch. Derselbe Name kommt mit geschrieben anderwärts als Ortsbezeichnung vor Jw. Vergleiche MENINSKY. Herr GRUOC nennt ihn Lagheibe

wie die frühere Ebene.

gezwungen, das gestern mitgenommene, durch die Lederschläuche noch abscheulicher gewordene Salzwasser von Buschrab 1).

Den 17ten war die Richtung unsers Zuges von 6 Uhr Morgens immer nordwestlich zu West, über jenes Plateau hin, dem Meere zu. Immer absteigend kamen wir bald zu einer Cisterne, aus welcher die Araber nur etwas nicht salziges, aber ganz modriges Wasser schöpften. Der Name Matar, welchen sie dabei aussprachen, schien sich mehr auf das Wasser als auf die Cisterne zu beziehen, und bedeutet Regenwasser. Binnen fünf Stunden erreichten wir allmälig immer tiefer steigend das lang ersehnte gute Trinkwasser am Fulse des Regenbergs (Gebel Matar) auf der Regenebene (Wadi Matur) im Regenbrunnen (Bir matar). Die tiefe Gegend am Meer mit dem Süfswasser nannten die Araber auch schlechthin El Matar 2). Auf der Ebene befanden sich zwei etwa Stunde von einander entfernte kleine Cisternen mit etwas Regenwasser, aber hinter den Sanddünen etwa 100 Schritt vom Meer, ganz im Niveau desselben, befand sich im Kalkstein ein nur einige Schuh tiefer Brunnen mit sehr wohlschmeckendem sülsen Wasser. Während die Caravane sich lagerte, begleitete ich mit Herrn BOLDRINI die zum Wasserholen abgehenden Araber über die Sanddünen zum Brunnen am Meere, und schofs unterweges einen Edelfalken (Falco peregrinus). Dieser Brunnen befand sich auf einer fast Stunde weit in's Meer hinausragenden Landzunge, deren Ende aus unterbroche

1) Das Wort Buschrab schreibt Herr SCHOLZ wahrscheinlich auf Autorität eines Arabers ; dürfte aber diese Orthographie wohl die richtige seyn, da das Wort

Bir bachrab Trankbrunnen) so nahe liegt) بير بشراب und بشراب

2) Da die Araber selbst sehr verschiedene Orthographie zu haben pflegen, und sich viele Umstände vereinen, diesen Ort durch die Eigenthümlichkeit seines unversiegbaren süssen Wassers auszuzeichnen, so schreibt man gewifs richtiger Matar

مدار Regenals مطر .

Maddar, Mittelpunkt. Wir bemerkten auch die Aussprache Mudar. Herr GRUOC

schrieb: Elmedar.

nen weissen Kalksteinhügeln bestand. Während wir uns bei dieser Gelegenheit im Meere badeten, so dafs Einer abwechselnd bei den Kleidern und Waffen blieb, ersah ich die Gelegenheit, einen grofsen Reiher zu schiefsen. Es war aber nur ein schönes Exemplar des europäischen grauen Reihers, Ardea cinerea. Am Meeresufer fand sich keine andere Ausbeute.

Durch unseren syrischen Dolmetscher erfuhren wir, dafs der Scheech die ihm schon vor mehreren Tagen übergebenen Empfehlungsschreiben, auf deren Antwort wir harrten, noch gar nicht abgeschickt habe, dafs auch keiner von unseren Beduinen sie nach Derna tragen wolle, sondern dass man sie durch Reisegelegenheit aus einem Beduinenlager wolle abgehen lassen. Dr. HEMPRICH theilte unverzüglich dem Herrn General diese Nachricht mit, und sogleich ward HADJ ENDAUI zur Rede gesetzt, und ihm sein Benehmen nachdrücklich vorgeworfen. Er entschuldigte sich, dafs das Tragen der Briefe in ein fremdes Land für sie gefährlich sey, hielt aber eine Berathung mit sämmtlichen Beduinen, und erklärte dann, dafs er heut noch seinen Schwager OTMAN selbst mit dem Boten absenden wolle, und dafs nur ein Kameel mit Lebensmitteln, Brod und Wasser zu besorgen, und Beiden etwas Schiefs pulver mitzugeben sey. Diefs ward sogleich vorbereitet. Vor Abgang der Boten ward auf Veranlassung des Herrn Generals noch eine Conferenz gehalten, ob es überhaupt Aller Wunsch sey, unter diesen Umständen noch weiter zu gehen, und zur Erwägung gegeben, dafs nach Abgang des Boten trotz der ungünstigen Aussichten die Reise fortgesetzt werden müsse, wenn wir nicht Gefahr laufen wollten, durch zweckloses Abgeben der Empfehlungsbriefe den Pascha von Aegypten zu beleidigen. Der Herr General erklärte sich bereit, mit uns umzukehren. Wir entschieden uns für das Weitergehen. So viele Beschwerden fast ganz umsonst ertragen zu haben, wenn wir auf demselben Wüstenwege zurückkehrten, und so viel Geld und Zeit fast ganz umsonst verwendet zu haben, denn weder die Natur, noch

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die Kunst, noch die Sprache, hatten uns bisher einen dieser Mühe werthen Ertrag gegeben, waren Gründe für unser Stimmen. Ein feines und artiges Benehmen der Araber hatten wir ja nicht erwartet, und thätlich war niemand von uns beleidigt worden. Wir ermahnten uns zu fester und kluger Kaltblütigkeit bei Streitfällen mit den Beduinen, erinnerten uns, dafs die Rohheit ihres Ausdrucks und ihres Benehmens nach einem anderen Mafsstabe gemessen werden müsse, als bei gebildeten Europäern, und dass wir vielleicht schon empfindlich wären, wenn jene artig zu seyn glaubten. Wir schoben einige Schuld auf die Dolmetscher. Dann thaten wir noch einen Blick nach den bald erreichten Gärten der Hesperiden, die ja weit weniger Ansehen hätten, wenn sie ohne Schwierigkeit erreicht würden, und ersuchten einstimmig den Herrn General, die Absendung der Boten nicht länger aufschieben zu lassen. Scheech OTMAN und der Bote gingen ab.

Zubereiten der erbeuteten Vögel, Umlegen der Pflanzen in trocknes Papier und Beschreiben einiger der gesammelten Naturalien und dergleichen füllten den Tag. Die Wärme war Mittags im Schatten 28° R., Nachts 11 Uhr 14°.

Die Ebene el Matar oder, wie Einige es aussprechen: el Mulahr, ist ziemlich beschränkt. Gegen Süden erhebt sich eine Bergkette von horizontal geschichtetem Flötzkalk, Gebel el matar oder Gebl (Dschebl) el Mudahr genannt, die gegen sie sehr steil unter einem oberen Winkel von etwa 110° abfällt. Wir waren von der weniger erhabenen, östlich gelegenen Höhe herabgestiegen. Die Höhe des Bergrückens über dem Meere dürfte wohl 500 Fufs betragen. Sein Ansehen spricht dafür, dafs er der Abfall eines hohen innern Wüsten - Plateau's ist. Die Angabe des Herrn Professor SCHOLZ (pag 38.) von 800 Fufs, wobei er den höchsten Punkt des Bergabfalls Dschebel Meriam (Marienberg?) nennt, gehört hierher, ist aber zu hoch. In seinem westlichen Verlauf verliert er sich allmälig in queer zum Meere hinübergehende Hügelreihen. Eine der bedeutendsten dieser letztern nannte man uns Akabet es Sghire oder

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