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Baues aus den Zeiten der Ptolemäer vermuthen. Im Innern des Tempelraumes befanden sich mehrere Cisternen, und da ich in ihnen einerseits Schlangen und Fledermausarten vermuthete, andererseits auch es wahrscheinlich war, dafs ihre Untersuchung Aufschlüsse über den Zweck des Gebäudes geben könnte, so beschlofs ich selbst, mich in diese Unterwelt zu begeben, und eine derselben zu untersuchen. Ich ward an einem Stricke hinabgelassen, und war mit einem Geschwind-Feuerzeug und Wachslicht versehen, um die Ausdehnung des unterirdischen Baues zu verfolgen. Leider war meine Mühe ganz umsonst, denn es war nur ein tiefer Brunnen mit vier senkrecht gemauerten Seiten, und obwohl man von oben den Boden nicht sehen konnte, so hatte ich doch unten noch hinlängliche Helle, um meine Umgebungen deutlich zu unterscheiden. Ein paar grofse, von oben herabgefallene Steine lagen neben mir am Boden, und als ich aufsah, erschrak ich nicht wenig, quer über der Oeffnung des Einganges einen ähnlichen grofsen Stein zu bemerken, welcher mit seinen Rändern nur eben auf dem Rande der Cisterne lag, und auf den sich vorher mehrere der Begleiter gestellt hatten. Ich gab sogleich ein Zeichen, dafs man mich wieder hinaufziehen solle, und war sehr zufrieden, der drohenden Gefahr entgangen zu seyn. Diesen Cisternen nach zu urtheilen, müsste das Gebäude wohl in der Mitte einen freien Raum gehabt haben. Der Thurm der Araber könnte wohl ehemals eine Treppe von aufsen gehabt, und zum Leuchtthurm gedient haben; oder er könnte mit der Pompejussäule bei Alexandrien den Zweck gehabt haben, am Tage den Schiffern zur Orientirung an der flachen und gefährlichen Küste zu dienen, wie er es noch jetzt thut. Herr General MENU hält ihn (pag. 41.) für ein Mausoleum.

Herr Prof. LIMAN erschien am Morgen des 10ten, aber schwach und krank. Er versicherte jedoch, dafs seine Kränklichkeit, bestehend in allgemeiner Schwäche und Uebelbehagen, nur Folge der Seereise und des angestrengten Kameelmarsches von Alexandrien her sey, und so hofften wir denn mit ihm, dafs sie vorübergehen

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werde. Sehr übel war, dafs er sich auf Anrathen einiger Europäer in Alexandrien nur eine sehr leichte Kleidung gekauft hatte, und für die Nacht, besonders wenn Regen einfallen sollte, ohne hinreichende Bedeckung war. Der Herr General sowohl, als späterhin

wir, suchten dem Mangel nach Kräften abzuhelfen.

Um 112 Uhr zogen wir weiter bis Bir Hamam. Weil Herr LIMAN ein Kameel zum Reiten bedurfte und diefs nicht im Voraus bedungen war, so wollte der Beduinen-Chef ihn nur unter der Bedingung auf ein Lastkameel setzen lassen, dafs dieses als ein besonderes Kameel bezahlt würde, wollte aber kein neues zufügen, und da ein Schein von Recht zur Forderung einer Mehrzahlung auf seiner Seite war, so mufste schon nachgegeben, und die Vergütigung eines Kameels accordirt werden. Anfangs folgten wir bei unserm Marsche noch wie von Alexandrien aus dem uns südlich vom Thale des Mareotis trennenden Hügelrücken, auf welchem die Ruinen befindlich, und unsere Richtung war südwestlich; nach 14 Stunde lenkten wir fast südlich ), weil nun in Westen die Meeresdünen lagen, indem hier das Meer eine Bucht nach Süden bildet. Wir durchschritten 1 Stunde in dieser Richtung das fast trockne, nur mit Salzpflanzen, meist aus den Gattungen Statice, Salicornia und Salsola besetzte Thal des Mareotis. Es läuft nicht gegen das Meer aus, sondern das Meer hat seine Mündung durch mehrere kleine Hügelreihen der neuesten Bildung verschlossen. Der das Thal südlich begrenzende Hügel, welchen wir erstiegen, enthielt noch ein flacheres, mit dem ersten parallel laufendes Thal, und wir gelangten in westlicher Richtung an eine südlich ablaufende Ebene, welche ein drittes Thal bildet, auf dessen nördlichem Hügelrande die Brun

1) Herrn GRUOC's Tagebuch differirt in der Richtung, ist aber, da es mit der von ihm gehaltenen Reiseroute der Charte nicht stimmt, nur falsch gelesen. In demselben Tagebuche ist durch ein Versehen des Uebersetzers die Richtung der Reise durchgehends umgekehrt worden, indem die nautische Bezeichnung von Westen durch O (Ouest) in der deutschen Uebersetzung nicht anders als Ost gelesen werden kann. Schon durch die richtig gezeichnete Landcharte ist aber diess als blosser Schreibfehler angegeben.

nen Bir Hamam (Taubenbrunnen, nicht Bäder) ) befindlich sind. Bir Hamam sind drei sehr tief in Felsen gehauene und gemauerte Brunnen mit Quellwasser von reinem, guten Geschmack. Die Gegend scheint von Arabern immer stark bewohnt zu seyn, und der Ort dient den Beduinen zu einer Art von Marktflecken, jedoch sind die Zelte der Araber immer in einiger Entfernung und versteckt. Um die Brunnen sah man die Spuren grofser Viehheerden, Schaaren von Haubenlerchen, Tauben und Bachstelzen, die Begleiter des Hornviehs, und Keime einer reicheren Vegetation. Ein Feigenbaum ragte aus einem der Brunnen hervor, und schwache Trümmer von Mauerwerk kündigten durch ihren Umfang an, dafs der Ort in einer früheren Zeit mehr Bedeutung gehabt habe, so wie auch die Construction der Brunnen nicht zu dem culturlosen Character seiner jetzigen Besitzer passte. In Herrn v. MINUTOLI'S Reise wird pag. 436. auf Menocaminos des PTOLEMAEUS hingedeutet, und in der neuesten Charte des Institut de l'Egypte wird Monocaminon oder Chimo come auch an diese Stelle gesetzt. Wir lagerten uns auf der südlich ablaufenden Ebene, und hatten die Brunnen in südöstlicher Richtung. In der Umgegend gab es leicht aufgelockertes Land (Ackerland) zur Gerstensaat für den nahen Winter. Das Zelt des Herrn Generals ward aufgeschlagen; da aber beschlossen war, am anderen Morgen bei guter Zeit abzureisen, so bemühten wir uns nicht erst, auch unser Zelt aufzurichten. Wegen übler Fufswunden, die Ruhe in horizontaler Lage nöthig machten, ward ich von der Nachtwache dispensirt, die aber, um unsererseits kein böses Beispiel zu geben, Dr. HEMPRICH statt meiner übernahm.

Am folgenden Tage, am 11ten, war nicht an ein Abreisen zu denken. Der Araber - Chef, welcher hier seine Frau zurückliefs, und

1) Das arabische Wort Hamam ↳ bedeutet eine Taube und auch ein Bad, jedoch bezeichnet es mit dem Worte Bir (Brunnen) immer die Taube. Als Bad bezeichnet es nur ein warmes Bad. Herr GRUOC schreibt Lamam, was aus el hamam leicht entsteht, und nach Herrn v. MINUTOLI'S Nachträgen, pag. 77., klang der Name auch el Hammeit.

Verwandte in der Nähe zu haben schien, erklärte, dafs in der Nacht einige Kameele entlaufen wären, und später liefs er sich vom Herrn General Geld vorstrecken, um, da sie nicht aufzufinden wären, eine Gelegenheit zu benutzen, andere zu kaufen. Diefs ganz offenbar nur vorgebliche Geschäft hielt uns auf, aber ein durch einen Mograbinen an den Herrn General überbrachter Brief von Herrn DROVETTI aus Alexandrien, in welchem letzterer als unumgänglich nöthig erklärte, dafs der Ueberbringer, den der tripolitanische Consul MEHEMED EL GHARBI als zuverlässigen Wegweiser vorgeschlagen habe, die Caravane begleite, brachte noch mehr Unannehmlichkeiten. HADJ ENDAUI (wahrscheinlich um mehr Geld zu erpressen) hatte in Alexandrien erklärt, dafs er eines Wegweisers bedürfe; dieser war ihm nun von MEHEMED EL GHARBI in jenem Mograbinen zugesichert worden, jedoch mit dem Bedeuten, dafs die Unkosten ihm selbst zur Last fallen würden. Um nicht in Widerspruch zu gerathen, hatte HADJ ENDAUI nichts eingewendet, aber von Dscheile aus schon den Wegweiser als nicht nöthig wieder zurückgesandt. Derselbe war es, welchen Herr DROVETTI mit Herrn LIMAN wieder nachgeschickt hatte, und der sich erst heut meldete. Der Scheech weigerte sich ernsthaft, ihn auf seine Kosten mitzunehmen, und verlangte, dafs wir ihn bezahlen sollten; allein der Herr General sowohl als wir, Herr SCHOLZ und LIMAN, waren nicht Willens, noch mehr von uns erpressen zu lassen, und eben so wenig des für nothwendig erklärten Wegweisers zu entbehren. Wir waren demnach einverstanden, im Fall der Scheech sich weigere, seinen Contract zu erfüllen, wieder nach Alexandrien zurückzukehren. Um dem Entschlusse Nachdruck zu geben, liefs der Herr General auch sein Zelt abbrechen und durch den Dolmetscher alles zur Rückkehr vorbereiten. Unser Entschlufs hatte die Araber sehr in Wuth gebracht, und da es in diesem Falle wegen des Pascha einerlei sey, mit oder ohne uns wieder nach Alexandrien zurückzukehren, so waren, nach Aussage des Dolmetschers, unser Leben gefährdende Vorschläge laut geworden. Auf

diese Mittheilung nahmen wir einige Vorsichtsmafsregeln, und erwarteten bewaffnet, aber ganz ruhig den Ausgang der lebhaften Discussionen unter den Arabern, die sich in einiger Entfernung versammelt hatten. Ihre Wuth brach an unserer Festigkeit, und HADJ ENDAUI kam zum Herrn General, und erbot sich, den Mograbinen unter der Bedingung mitzunehmen, dafs MEHEMED EL GHARBI und Herr DROVETTI bei der Rückkehr, die, so Gott wolle, glücklich seyn werde, entscheiden sollten, ob er oder die Gesellschaft den Wegweiser zu bezahlen habe. Nachdem diefs beigelegt und Friede und Freundschaft gestiftet war, fing der Wegweiser ABU BRIK, welcher während der Verhandlungen seine Unentbehrlichkeit kennen gelernt hatte, an, auf gut arabisch neue Forderungen über seinen Contract hinaus zu machen. Durch Drohung, ihn zurückzuschicken, und beim tripolitanischen Consul Beschwerde zu führen, ward auch diefs geschlichtet. Um den in der heifsen Sonne ohne Zelt verlebten Tag nun in allen Beziehungen widerwärtig zu machen, erfuhren wir bei einer Revision unserer Effecten, dafs der Deckel an einem unserer mit Spiritus gefüllten Vorraths- Fälschen zum Conserviren von Naturalien verdorben und die Schraube zerbrochen war. Auch war auf der Jagd an einem Schlofs von SOELLNER'S Doppelflinte der Pfannendeckel abgesprungen; beides waren für unsere Lage wichtige und höchst unangenehme Vorfälle.

Obwohl wir uns am 12ten früh auf den Weg machen wollten, so wurde doch die Caravane erst eine Stunde nach Sonnenaufgang beweglich. Schon Morgens 5 Uhr, anderthalb Stunden vor Abmarsch der Caravane, brach Dr. HEMPRICH mit Herrn Dr. SCHOLZ in Begleitung eines Arabers auf, um, während wir weiter zogen, das Meeresufer zu besuchen, und somit eine doppelte Ansicht des Landes sowohl, als seiner Producte zu gewinnen. Ihre Richtung nahmen sie von Bir Hamam nordwestlich, während die Caravane westlich zog. Nach einer durchschnittenen, mit Pflanzen des sülsen Bodens (Passerina hirsuta, Lycium barbarum) sparsam bewachsenen Ebene kamen sie zu einem, für Schafweide trefflichen Striche,

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