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der Ebene südöstlich ziemlich fern. Die Gegend war dicht um uns felsig. Gegen Nord und Nordwest waren Hügel von weissem Dünensande, und südlich hatten wir das wasserlose Bett des Mareotis, welches einen Salzsumpf bildet. Westlich ging die Gegend in demselben Character weit fort, den wir von Alexandrien bisher erfahren hatten. Aeufserst kärgliche und einförmige Vegetation gab uns wenig Frucht für viele Mühe. Mehrere Excursionen in die Ferne, nach verschiedenen Richtungen, zeigten uns weit weniger verschiedene Naturkörper, als das Durchsuchen der Erdhöhlen und Umwälzen von Steinen in der Nähe des Zeltes. Beduinen-Araber gab es hier nicht, und wir beschlossen, um weniger Unkosten zu haben, unsere Begleitung und Thiere bis auf ein Kameel, den Scheech und zwei Araber zu entlassen, und die Ankunft des Herrn Generals, welcher dieselbe Richtung nehmen musste, mit den für uns bestimmten neuen Kameelen hier im Zelte abzuwarten. Die Araber aber weigerten sich, sich zu trennen, und behaupteten, dass kaum sie alle hinreichend seyen, uns vor Räubereien und Angriffen der überall herumstreifenden Beduinen zu schützen. Der alte Scheech, der unser Zutrauen gewonnen hatte, schlug vor, dafs wir bis el Achterie wieder zurückgehen sollten, wo er dann allein hinreichend sey, uns Sicherheit zu geben, indem er mit der nächsten AraberTribus daselbst befreundet sey. Da wir die Ausbeute bei Abusir nicht der Kosten werth hielten, die das Rückhalten der Kameele und Araber verursachte, und in der Umgegend bei Dscheile und Marabut doch noch auf eine Anzahl neuer Naturalien rechnen konnten; da wir dann ferner eine leichtere Communikation mit Alexandrien hatten und allerlei kleinen Bedürfnissen noch abhelfen konnten, so ward nur ein Tag, der 27ste, zum Aufenthalt bei Abusir bestimmt. Als die Araber erkannten, dafs wir den Entschluss zur Rückkehr fest gefasst hatten, so erklärten sich einige, aus Furcht, ihr Trinkgeld zu verlieren, bereit, in unsern ersten Plan einzugehen und den Aufenthalt mit uns zu wagen. Allein wir hatten uns indessen noch mehr von der Unfruchtbarkeit der Gegend bei Abu

sir überzeugt und blieben beim Beschlufs der Rückkehr in die Nähe von Marabut. Am Tage der Ankunft in Abusir (26. September) überfiel uns ein Regenschauer mit Nordwestwind. 28sten mit Sonnenaufgang traten wir die Rückkehr an.

Am

In Bir Krehr fanden wir heut das Wasser ganz schmutzig und untrinkbar. Der entgegenkommende Alte meldete uns, dafs diess absichtlich gemacht sey, weil eine der Frauen einer in der Nähe befindlichen Beduinenfamilie sich nach ihrer Niederkunft darin gereinigt habe 1). Kurz zuvor begegnete uns ein plötzlich hinter den Dünenhügeln hervortretender Trupp bewaffneter Beduinen, der sich gerade auf uns zu bewegte. Sie fragten nach dem Zweck und Ziel unserer Reise, worauf ihnen Scheech ACHMED die nöthigen Antworten gab. Ohne uns im geringsten zu beleidigen, liefsen sie uns weiter ziehen. Da wir vorher in weiter Ferne Niemand erblickt hatten, und diese bewaffneten Araber plötzlich in weniger als Schufsweite bei uns hinter einem der Dünenhügel hervortraten, so sahen wir daraus ein, dafs es nicht überflüssig, sondern sehr nothwendig sey, die Waffen zur Vertheidigung stets bereit zu haben. Besonders auffallend war es, dafs diese Beduinen sogleich auf uns zueilten und uns so traulich die Hand drücken wollten, als wären sie alte Bekannte von uns. Wir suchten zwar alles Misstrauen zu verbergen, aber gewarnt von unserm Führer nahmen wir daraus die Lehre, dafs kurze Waffen, Pistol und Dolch, sehr wesentliche Begleiter eines Wüstenwanderers seyn müfsten. Wir marschirten den ganzen Tag lang fort denselben Weg zurück, auf welchem wir gekommen waren, und erreichten am Abend mit ermüdeten Kameelen und selbst ermüdet die Brunnen von Dscheil el Achterie. Ich hatte unterweges auf einen Schufs vier Stück

1) Nicht häufig findet sich jemand an Brunnen der Wüste, der dergleichen Fälle den Reisenden meldet, und nur selten übergeht man Brunnen, ohne ihr kostbares Gut, das frische Wasser, zu kosten und mit dem alten zu vertauschen, das man schon Tage lang in Lederschläuchen bei sich getragen. Man fühle, wie unangenehm dergleichen Erfahrungen für Anfänger im Reisen in Afrika sind.

einer noch unbekannten Art Sandhühner (Pterocles) erlegt, und SOELLNER hatte eine Blauracke (Coracias garrula) geschossen, auch wurden einige interessante Insecten erbeutet. Nachdem das Zelt aufgeschlagen war, ward ein Abendbrod gemeinschaftlich mit den Arabern verzehrt, und dann entliefsen wir alle Thiere und Araber bis auf Scheech ACHMED und einen der Kameeltreiber.

Das gute Benehmen unserer Araber hatte uns bis hierher allen Muth für die Leichtigkeit der Ausführung einer grofsen Wüstenreise erhalten. Sie umgaben uns bereitwillig, hielten, wo wir es wollten, die Kameele an, und liefsen sie sich niederlegen, damit wir auf- und absteigen konnten; sie holten unaufgefordert Wasser aus den Brunnen, trugen uns die ihnen vorkommenden auffallenden Naturkörper zu, und geleiteten uns helfend und tragend auf ausgedehnteren Excursionen. Des Nachts lagerten sie die Kameele im Kreis oder Halbkreis um das Zelt, welches sie uns aufschlagen halfen, und dann kauerten sie sich zu einem Feuer, wozu sie das Brennmaterial oft ziemlich weit her zusammenholten, und vergnügten sich mit eigenthümlichem Gesange bei dem Ton einer Rohrpfeife (Sumahra). Zwei von ihnen wachten jedesmal die ganze Nacht und unterhielten das Feuer. Obwohl wir selbst sehr einfach nur von Schiffszwieback, Reis und einigen in Alexandrien gekauften europäischen Kartoffeln lebten, wozu bei glücklichen Combinationen ein erjagter, für die Sammlung unbrauchbarer Braten kam, so erstaunten wir doch über die Frugalität dieser Menschen, die in der ganzen Zeit, wo sie uns begleiteten, nichts als etwas auf Kohlen gebackenes sehr schlechtes Brod mit etwas Käse und rohen Zwiebeln, und diefs nur in kleinen Quantitäten genossen. Eben so zufrieden waren wir mit den Kameelen, welche unsere grofsen und schweren Kasten gut getragen hatten, und schon war uns das Reiten auf ihnen weit weniger beschwerlich als am ersten Tage.

Zu den wesentlichen Bedürfnissen, die wir bei unserer ProbeExcursion vermifst hatten, gehörte: 1) ein lederner Eimer nebst Strick zum Wasserschöpfen aus den tiefen Brunnen; 2) ein kleiner

Vorrath von Kohlen nebst Blasebalg, weil das Brennmaterial zuweilen sehr karg, und sein Herbeischaffen, so wie das Feuer-Anblasen, sehr mühsam war; 3) eine gröfsere Quantität von Kaffee, mit Hintansetzung unseres früheren Grundsatzes, als sey das Kaffeetrinken dem männlichen Character zuwider 1); 4) etwas Datteln, Käse, Wurst und dergleichen zum Frühstück und für den Fall, dafs durch den Marsch das Mittagsessen überschlagen wurde; 5) einige Strümpfe aus unserem europäischen Kostüm, um unseren Fufswunden zu Hülfe zu kommen; 6) etwas Talg in einer Blase, um das Auslaufen der leck werdenden Spiritusfässer zu verhindern.

Um diesem abzuhelfen, ritt Dr. HEMPRICH am 29sten auf dem Pferde unsers Scheechs nach der Stadt, wo er den Herrn General mit der Ausrüstung sehr beschäftigt fand, und kehrte, unzufrieden mit den breiten arabischen Steigbügeln seines Reitthiers, am Abend zurück in's Zelt. Wir machten nun vom 30sten September bis 5ten October Jagdstreifereien nach allen Seiten, besonders häufig nach dem See Mareotis, an dessen Rande es viele Wasservögel, Flamingo's, Seemöven, Strandläufer und Regenpfeifer gab, deren Arten wir habhaft zu werden suchten. Falken und Krähen schwebten über den Hügeln der nahen Nekropolis. Am Meere wurden Fuci und Conchylien gesammelt. Insecten und Amphibien wurden aus dem Geröll hervorgesucht, und unter den ersteren zeichnete sich bald die Zahl der Spinnen und Scorpionen aus. Unser Führer und treuer Beschützer, Scheech AсHMED, ein alter und starker, durch mehrere Schufs- und Hiebwunden gezeichneter Mann, achtete bei unseren Excursionen sorgsam darauf, nach welcher Richtung wir ausgingen, und liefs uns oft durch den Dolmetscher Vorsicht anempfehlen.

1) Der verwöhnte Europäer bedarf warmer Speisen, und wenn man auch bei gutem klaren Wasser den Kaffee und dergleichen entbehren kann, so fühlt man doch, dass man bei schlechtem Wasser und schlechten Speisen irgend eines Reizmittels bedarf, deren unschädlichstes und zweckmäfsigstes für die Hitze des Orients, wie wir bald einsahen, der schwarze Kaffee ist.

Am 5ten October brachte Dr. HEMPRICH unsere bis dahin gemachte Naturaliensammlung nach Alexandrien, um sie noch der zum Absenden schon vorbereiteten frühern Sammlung beizufügen, und empfahl diese nochmals der Sorge des Königlich Preufs Consuls, Herrn BUCCIANTI. Mit seiner Rückkehr waren wir nun zum kühneren Zuge in die Wüste bereit.

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