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kaum erreichen und die von Cattaro es um nicht viel übersteigen.

Am 16ten und 17ten August hatte ein von uns noch nie so grofsartig gesehenes Wetterleuchten die Nächte erhellt. Wolken, welche auf den Bergen östlich gegen Cattaro hin auflagen, schienen sich abwechselnd zu spalten und strömten ein helles Licht aus. Trotz der grofsen Nähe dieser Berge hörte man keinen Donner. Die Einwohner nannten die Erscheinung lampa. Am 18ten Abends war dies Schauspiel in seiner gröfsten Erhabenheit. Der ringsum mit Wetterwolken umgürtete, tief schwarze Himmel sandte Feuermassen bald hier bald dort in allen Richtungen aus seinen Spalten, deren Schein die Gegend lange andauernd erhellte. Rollender, im Verhältnifs zu den Blitzen schwacher Donner begleitete dieselben diefsmal. Nach einer halben Stunde fiel heftiger Regen, und mit ihm erschien ein überaus heftiger Sturm aus Süden, gerade vom Eingange des Hafens her, welcher unser Schiff an den Strand zu werfen drohte. Unsre Brigg und eine Nave waren die einzigen Schiffe in dem grofsen Hafen. Der letztéren zerrifs mitten in der Nacht der Sturm das Ankertau. Um nicht alsbald an den Strand zu gerathen, musste sie unter Segel gehen, und nur mit grofser Anstrengung und vielem Glück entkam sie der Gefahr. Der Sturm warf sie dicht vor unserm Schiffe vorbei, und mit grofser Furcht erblickte unsre Mannschaft sie beim Blitzen in der schwarzen Nacht plötzlich in unsrer Nähe.

Unter solchen Betrachtungen, Untersuchungen und Erfahrungen war denn endlich und endlich der ersehnte Tag der Abreise aus der Bocca erschienen. Am 23sten August führte uns ein geringer Landwind, der in Windstille überging, bis vor den Hafen. Mit 3 Kanonenschüssen nahm der Capitain von seinem Vater Abschied, und für uns waren es Freudenzeichen der Erlösung. Gern ertrugen wir die, mit den höher werdenden Wellen sich bald wieder einfindende Seekrankheit. Sie war ja die Bedingung, um aus Fichten in Lorbeern und aus Lorbeern in Palmen überzugehen.

Die Ansicht der albanischen Küste ward uns durch Nebel entzogen. Am 25sten August segelten wir aus dem adriatischen Meere in's ionische, und im Angesicht der kleinen Insel Sesino oder Sasso veranstalteten die Matrosen nach altem Gebrauch eine Feierlichkeit, weil sie diese für den Scheidepunkt der Meere halten. Nachts passirten wir Fanno und Corfu, segelten immer westlicher in's hohe Meer, und entfernten uns von dem Lande, dessen Verschwinden uns in Ithaca und den Harpyen-Inseln 1) einen ersehnten Anblick entzog.

Am 26sten sahen wir kein Land. Nur bei Sonnenaufgang und zweifelhaft erkannten wir im Osten am 27sten Cefalonia, am 28sten und 29sten Morea, am 30sten die Gebirge von Candia. An den zwei folgenden Tagen näherten wir uns, um Landwind zu erhalten, der letztern grofsen Insel, dem alten Creta, und erkannten deutlich das schneetragende Ida - Gebirge, welches einst die Wiege des Kroniden war 2) 3).

1) Beide geschichtlich interessante Punkte hatte ich auf der Rückreise zu sehen Gelegenheit. Ithaca heilst jetzt Thiaki, und die Strophaden heifsen Strivali.

2) Cefalonia und Sicilien, behauptete unsre Schiffsmannschaft, in der Mitte zwischen beiden bei heiterm Wetter gleichzeitig unterschieden zu haben.

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3) Am 29sten August Nachmittags 1 Uhr 40 Minuten wurden wir alle auf eine Erschütterung des Schiffs aufmerksam, und um so mehr, als wir zufällig alle auf dem Verdecke waren. Sie dauerte einige Secunden und war kräftig genug, um von uns Allen einstimmig für eine vulkanische Wirkung erkannt zu werden. Wir befanden uns, nach der Schiffsrechnung, eben im 36° 12' nördlicher Breite zwischen Sicilien und Morea, vom letztern etwa 50 Seemeilen entfernt. Das Thermometer zeigte im Schatten des Verdecks 224 Reaum. Am Tage vorher hatten wir fast um dieselbe Zeit 25° Reaum. (in der Sonne 29° R.) Wärme gehabt. Seit dem Morgen war der Wind veränderlich. Früh war Westwind (Ponente), der gegen Mittag in Nordwind (Tramontana) überging. Gegen Abend erschien Maestral-Wind (Nordwest.) Während der Erschütterung war Nordwind, der keine Veränderung erlitt. Die Luft war etwas dicht, der Horizont etwas trübe, und der klare Himmel war nur am Ost Nordost-Horizonte mit 2 Wölkchen besetzt. Die Richtung des Stofses war, nach meinem Gefühl, von unten nach oben, nach Dr. HEMPRICH von Osten (Morea) her. Den ganzen Tag über war, im Vergleich mit dem nächstvergangenen, eine merkliche Kühle. Von der Nähe eines Wallfisches war nichts zu ent

decken.

Obwohl wir im ionischen Meere bei der Tageshelle nirgends Land erkennen konnten, so erschienen doch auf unserm Schiffe mehrere Vögel. Am 26sten fand sich eine sehr ermü

Vom Abend des 1sten Septembers an war alles Land verschwunden, und das zu erwartende nächste war kein anderes als die Küste

dete Turteltaube (Columba turtur) ein, welche, weil sie vom Schiffe verscheucht wurde, aus Müdigkeit in's Meer fiel, nach langer Zeit sich wieder aus den Wellen erhoben hatte und nur wenig nafs an's Schiff zurückkehrte, wo sie von den Matrosen gefangen wurde. Auch eine Wachtel kam an's Schiff. Am 28sten erschien ein kleiner Vogel, der aber, wie ein andrer am 2ten September, sich nur in den höchsten Stricken eine Zeit lang aufhielt, ausruhte und weiter flog. Zwischen Candien und Alexandrien, am 3ten November, sahen wir viele Vögel, die zu Lestris oder Procellaria zu gehören schienen. Jedesmal, wenn der Wind sich etwas nach Osten kehrte (wo das unsichtbare Land am nächsten war), fanden sich vielerlei Insecten ein, besonders Sphinx stellatarum häufig, aber auch Papilionen (P. Cardui), Noctuen (N. suffusa) und Baumwanzen. Wind aus andern Richtungen führte uns zuweilen, jedoch selten, auch dergleichen zu. - Fische sahen wir auf der ganzen Reise nur wenig.

Als am 1sten September die Sonne sich zum Untergang bereitete, hatte sie einen grofsen Hof, später war starke Abendröthe. Bestimmte Wolken waren nicht am Himmel, der erschien über uns hell und klar; unter diesen Umständen schien es merkwürdig, dass alle Schatten auf dem Schiffe farbig waren, was sonst nur bei doppeltem Lichte zu erscheinen pflegt. Die Schatten, welche auf den weils angestrichenen Mastkorb fielen, waren himmelblau, die, welche das Tauwerk auf die falben, von der Sonne etwas gerötheten Segel machte, spielten vom Blauen in's Grüne. Einige waren lebhaft grün. Das Meer war bewegt und gab keinen Wiederschein der Sonne. Immer an solchen Stellen schien sich das Blaue mehr in's Grüne zu ziehen, wo die durch den Sonnenschein bewirkte röthliche Färbung der Segel intensiver war. Ganz eben so und lebhaft beobachteten wir diese Erscheinung am 3ten September. In beiden Fällen waren es einfache Schatten. In beiden Fällen hatte die Sonne einen Hof, und die Erscheinung konnte nur von der zwischen der Sonne und dem Schiffe befindlichen gelbgrauen Dunstschicht erzeugt seyn.

Da der Himmel in diesen südlichen Gegenden zu Mittag im Zenith fast immer rein ist, des Morgens aber häufig Wolken zeigt, so benutzten wir den scharfen Horizont des hohen Meeres zu Beobachtungen über die Entstehung und den Verlauf der Wolken. Am 3ten September, wo der Horizont durch keine Ansicht des Landes beengt war, war am Morgen vor Sonnenaufgang der Ost- und Südhimmel nahe am Horizonte mit dichtem Nebel eingefasst, gegen West und Nord war der Horizont klar wie der Himmel über uns. In der Morgendämmerung sah man am obern Rande des Nebels Andeutungen zu entstehenden Theilungen in Wolken. Bald (während die Sonne sich erhob) trennten sich einzelne kleine Wolkenparthieen, die, je näher sie dem Zenith kamen, an ihren Seiten desto mehr flockig und cirrhös erschienen. Die ersten gingen über uns weg nach Westen und veränderten nur vielfach ihre Form. Sobald die Sonne anfing hervorzutreten, zertheilte sich der östliche Nebel, welcher anfangs einer Gewitterwolke glich, ganz und plötzlich in Schaafwolken, welche allmälig den Himmel mit lichtweissen Flecken besetzten. Sobald die einzelnen Wölkchen, welche eine westliche Bewegung hatten, im Zenith ankamen, wurden sie immer lockerer, und wenn sie über uns standen, erschienen sie als ein dünner Schleier, welcher das Blau des Himmels nicht ganz oder gar nicht verdeckte, und um erkannt zu werden, scharf in's Auge gefafst seyn wollte. Viele waren dann verschwunden,

von Afrika, die nun im Süden vor uns erscheinen sollte. Kräftiger Wind und hohe Wellen nöthigten uns, uns viel mit uns selbst zu

und nur wenige zogen sich gegen den Westhorizont. Die Wolkenparthieen, welche das Zenith nicht erreicht hatten, bevor die Sonne sich hoch stellte, kehrten wieder, sich verkleinernd, an den ihnen zunächst liegenden Horizont zurück. Später ward der Himmel ganz wolkenleer, nur am Abendhorizonte blieben Andeutungen kleiner einzelner Portionen, die eine scharf abgeschnittene Basis dem Horizonte zuwendeten. Die Einwirkung des relativen Sonnenstandes auf den Wolkenmangel war nicht zu verkennen.

Am 2ten September waren zwei Schiffe im Angesicht. Am 3ten steuerte eins derselben mit vollen Segeln auf uns zu, und zu Mittag war es in so grofser Nähe, dafs kein Zweifel übrig blieb, es habe Absichten auf das unsre. Der Capitain gerieth in Angst und rief uns, die wir eben in die Cajüte gegangen waren, plötzlich wieder auf das Verdeck, weil es gut sey, wenn jener Capitain überzählige Mannschaft bemerke. Bald war es uns so nahe, dass kaum einige Kähne zwischen uns fahren konnten, und eine grofse Welle in gleicher Richtung hätte hingereicht, beide Schiffe an einander zu schlagen. Es war ein Malteser Schiff mit englischer Flagge. Lüderlich gekleidete Mannschaft liefs nichts Gutes erwarten. Sehr kalt und gleichgültig fragte der fremde Capitain den unsern, wo wir her kämen, wo wir hingingen, was er geladen habe, wozu kein Sprachrohr nöthig war, dann segelte er uns voraus und liefs sein Schiff halten, bis wir wieder mit der andern Seite vor dem seinen vorüber waren. Es schien ein Corsar zu seyn, der an uns keine gute Prise fand, uns aber einigen Schreck einjagte, da an ein Vertheidigen nicht zu denken war.

An denselben Tage hatten uns noch einige optische Erscheinungen in der einförmigen Zeit des Schiffslebens angenehm beschäftigt. Beim Aufgang der Sonne aus dem scharfen Horizonte und beim Untergang in denselben sahen wir die Erscheinung ihrer eckigen Gestalt sehr schön und auffallend. Gewöhnlich war sie an den Seiten gerade oder concav eingedrückt, unten schmal zulaufend, fast keilförmig, und zuweilen waren die verschiedenen Schichtungen des Nebelsaumes am Horizonte, deren verschiedenartige Dichtigkeit durch andre Brechungswinkel des Lichts die Erscheinung veranlafst, deutlich wahrzunehmen.

Aufgehende Sonne

Wolkensaum

Horizont.

des Meeres.

Auch der Mond zeigte uns zu wiederholten Malen ein optisches Problem. Während er bei etwa 40° Erhebung vom Horizont seinen Schein auf den Wasserspiegel gegen unser Schiff hinwarf, zeigte sich ein dunkler Fleck an dem in der Richtung des Scheines liegenden Punkte des Horizonts, als ob ein Berg eines fernen Landes sichtbar sey. Dieser Fleck verlängerte sich gegen den Mond zu in eine an Intensität abnehmende Trübe. Land war, der Schiffsrechnung nach, an der Stelle nicht anzunehmen. Mir schien es, als sey es der an dieser Stelle vom Monde und dessen Wiederschein sichtbar gemachte Nebelsaum des Horizonts. Dr. HEMPRICH hielt es für etwas im Auge Begründetes, weil bei bewegtem

beschäftigen. Nachts zwischen dem 3ten und 4ten September liefs der Capitain die Segel kreuzen und so das Schiff feststellen, weil er fürchtete, vor Tage der flachen, nicht mehr weit entfernten Küste zu nahe zu kommen. Am 4ten September Morgens 9 Uhr verkündete der Guardiano von der Spitze des Mastes herab die uns auf dem Verdeck noch vorenthaltene Ansicht des Landes im Süden. Zitternd vor Freude und Erwartung wiederholten wir es einander, wie wohl kaum mit mehr Enthusiasmus die 10,000 Griechen sich ihr aλarra, Jáλarra zuriefen. Bald sahen wir selbst einen zarten Saum am Horizonte. Die mit dem Fernrohr endlich aufgefundene Pompejus (Diocletians-) Säule bewies, dafs unsre Schiffsrechnung richtig und wir am Eingang des Hafens von Alexandrien waren.

Meere es nicht sichtbar war und beim längern Anschauen weniger deutlich erschien, als wenn man rasche Blicke darauf warf.

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Sternschnuppen zählten wir in der Breite von Cefalonia am 27sten August, bei circa 30 Seemeilen Entfernung vom Lande, 4 in einer halben Stunde. Eine sehr helle Sternschnuppe zog gegen 8 Uhr Abends zwischen den Sternen des grofsen Bären und x des Bootes von Südost nach Nordwest.

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