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Zoologischer Character der Bocca di Cattaro.

Von Hausthieren sahen wir Pferde, Esel, Rinder, Schaafe und Hunde. Die Pferde waren klein und schwach, von keiner gefälligen Form, von keiner hervorstechenden Eigenschaft. Aehnliche, nichts weniger als schöne Esel wurden zum Lasttransport und zum Reiten auf dem Lande verwendet und schienen gröfsres Bedürfniss zu seyn, obwohl der meiste Transport auf Barken zu Wasser geschah. Kleine und magre Rinder mit geringem Hornwuchs und kurzwollige Schaafe mit dünnen Schwänzen begegneten uns hier und da. Schweine, Ziegen und Katzen sahen wir nicht, obwohl sie keineswegs fehlen. Ein Thier der erstern Art schenkte unser Capitain seinem Vater von der Schiffsprovision. Rücksichtlich der Ziegen versicherte uns ein Beamter, dafs dergleichen frei zu halten, wegen angerichteten Schadens in den Gärten, in der Bocca verboten sey, dafs sie aber zum Behuf des Fleisch - Genusses einen Hauptartikel der Einfuhr vom Monte negro ausmachen. Die Hunderace gleicht unsern Schäferhunden. Von der Race des Bologneser Hündchens, um dessen Stammplatz die nahe Insel Meleda gewifs fälschlich mit Malta stritt (Canis melitaeus), sahen wir keine Spur.

Pfingstvögel, Steinschmälzer, der südeuropäische Sperling, Schwalben und Bachstelzen sind mit Hühnern und Gänsen alles, was wir von Vögeln sahen, und Officiere der Garnison versicherten, dass zu andern Jahreszeiten auch nicht viel andre Sorten anzutreffen sind, was aber zu bezweifeln ist.

Von Fischen, an denen das Meer reich seyn soll, sahen wir (wegen gleichzeitiger Fasten) nur Torpedo marmorata, den gefleckten Zitterrochen.

Von Amphibien waren besonders Landschildkröten (die griechische) nicht selten; wir fanden deren häufig auf unsern Excursionen zwischen den Weinbergen. Es soll in der Bocca 3 Arten Schildkröten geben, von denen 2 im Meere leben. Von Schlangen

fanden wir abgestreifte Häute, von Eidechsen sammelten wir mehrere Abarten der Lacerta muralis, so wie auch eine Froschart in den Süfswasser- Sümpfen bei Castel nuovo.

Von Mollusken sahen wir häufig Seepolypen (Octopus vulgaris) als Fastenspeise benutzen, sonst aber aufser Mytilus edulis nichts von Seeconchilien und keine Landschnecken, die jedoch wohl blofs wegen grofser Dürre sich verborgen hielten.

Von Krustenthieren (Krebsen) fingen wir einen Palaemon und ein Grapsus im Meer, so wie Arten der Gattungen Armadillo und Porcellio auf dem Lande. Von Arachniden sahen wir nur mehrere Arten wirklicher Spinnen, keine Scorpionen, obwohl wir deren schon in Triest gefunden hatten.

Von Insecten sammelten wir 166 Arten, sowohl Land- als Wasserinsecten. An Individuen waren Orthoptern (Heuschrecken) vorherrschend; an Arten waren Hemiptern (Singcicaden und Baumwanzen) überwiegend, 1). Die meisten Formen sind schon bekannte Südeuropäer, mehrere noch unbeschrieben.

1) Wir sammelten

Lepidoptern 33 Arten, aus den Gattungen Colias, Vanessa, Pontia, Melitaea, Hipparchia, Lycaena, Thymele, Psyche, Noctua, Phalaena, Pyralis, wobei die Gattungen Hipparchia, Lycaena und Pyralis vorherrschen.

Coleoptern 23 Arten, aus den Gattungen Callidium, Lamia, Trogosita, Coccinella, Cassida, Phalacrus, Buprestis, Bruchus, Curculio, Calandra, Anobium, Cryptocephalus, Haltica, Engis, Hydrophilus. Vorherrschend waren die Arten der Gattung Cocci

nella. Orthoptern 27 Arten, aus den Gattungen Gryllus, Locusta, Acridium, Acheta, Mantis, Truxalis, Forficula, Gryllotalpa. Bei weitem überwiegend war die Artenzahl der Gattung Gryllus.

Hemiptern 34 Arten, aus den Gattungen Reduvius, Coreus, Nabis, Lygaeus, Salda, Cimex, Hydrometra, Notonecta, Tettigonia, Cicada, Aphis. Vorherrschend waren die Arten der Gattungen Lygaeus, Cimex und Hydrometra.

Hymenoptern 24 Arten, aus den Gattungen Eumenes, Polistes, Apis, Chalcis, Hylaeus, Anthophora, Bombus, Xylocopa, Sphex, Ichneumon, Bracon, Formica. Vorherrschend an Arten war die Gattung Ichneumon.

Neuroptern 7 Arten, aus den Gattungen Libellula, Apion, Hemerobius (Perla).
Diptern 24 Arten, aus den Gattungen Syrphus, Eristalis, Scaeva, Milesia.

Aptern 1 Art der Gattung Julus.

Von Würmern fand sich in stehendem Wasser eine Egelart, und von noch niederen Organismen sahen wir nur Cellularien und das den Naturforschern so räthselhafte Acetabulum häufig im Meer.

Fast an allen Tagen, wenn es irgend die Seekrankheit erlaubte, und zuerst in der Breite von Pola, habe ich microscopische Untersuchungen des Seewassers im hohen Meere angestellt, um zu wissen, ob es nicht an Infusorien oder mehr organisirten kleinen Thieren, welche das Leuchten des Meeres bedingen, besonders reich sey. Allein nur in der Nähe der Küste und bei glattem Meeresspiegel glückte es, dergleichen zu beobachten. Das hohe bewegte Meer war ein todtes Element, und nur todte Stoffe, als mehr oder weniger zarte Schleimklümpchen, liefsen sich in ihm wahrnehmen, so oft ich auch das Wasser frisch untersuchte ); stehen gebliebenes Wasser aber zu untersuchen, schien mir auf dem Schiffe nicht der Mühe werth, da die rasche Entwicklung und Fortbildung jener einfachen Organismen in stagnirendem Wasser bekannt ist und man Beobachtungen dieser Art mit besserem Erfolg am Lande macht.

Character der Menschen in der Bocca di Cattaro.

Das Volk in dieser so eben geschilderten Natur ist ein kräftiger Menschenschlag, und noch immer sehe ich 5 Bocchesen wie lebendige Rolandsfiguren in der Caffeteria von Castel nuovo in einem merkwürdigen ergreifenden Contraste vor einem hagern, schwarz gekleideten Advocaten in ihrer Sonntagstracht mit silbernen Waffen stehen. Nur erst bei Verlesung des Reglements zogen sie mit militärischer Kraft in gleichem Tempo die Hüte vom Kopfe. Ich dachte unwillkührlich an WILHELM TELL'S Genossen, und mit Mühe nur verhinderte der von demselben Gefühl ergriffene, aber vorsichtigere Freund, dafs ich mich an einer Skizze dieser Scene versuchte. Es war der Act einer Contract - Ausfertigung. Trotz des vielfachen Wechsels der Beherrscher hat das Landvolk einen kräftigen Nationalcharacter treu bewahrt. Die Waffen im Gürtel und das lange

1) Mehreres über diesen Gegenstand ist an einem andern Orte zusammen zu stellen.

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albanesische Feuerrohr, am Schaft mit Silber reich verziert, läfst sich der Landmann nicht nehmen, so gern das Gouvernement sie ihnen längst entzogen hätte, da Mord und Blutrache nicht selten unter ihnen sind. Die Garnison der Festungen vermischt sich nie mit diesen Leuten. Gegenseitiger Stolz und Mifstrauen bildet die Scheidewand, und jene hat viel Vorsicht nöthig. Wir hörten in der grösstentheils aus Ungarn bestehenden Garnison von einem österreichischen Sibirien sprechen, und der Schweifs, welcher uns vom Körper rann, zeigte an, dass der Vergleichungspunkt nicht in der Temperatur lag. Bei Todesfällen der Eingebornen erscheinen die Weiber mit fliegendem Haar, zerkratztem Gesicht und Busen und schreien in taktmässigem Geheul. Manche schneiden sich das Haar ab, binden es mit dem des Verstorbenen zusammen und setzen den Haarbusch auf's Grab. Geistliche und Mönche sind in sehr schlechtem Credit, und mehrseitig hörten wir in verschiednen Ausdrücken den Grundsatz im Volke, dass, wer das Frommseyn als Nahrungszweig betrachte, nicht selbst fromm seyn könne. Ein vor wenig Tagen durch einen Geistlichen dicht bei Castel nuovo verübter grausamer Mord und Ehebruch schien an der Aufregung grofsen Antheil zu haben, und wenn eben so alle die uns erzählten Gräuelthaten, welche Geistliche der Gegend verübt haben sollten, wahr wären, so würde der Abscheu vor dem ganzen dasigen Clerus ein sehr gerechter seyn. Die Bocchesen zerfallen in Katholiken und schismatische Griechen, und dies Wechselverhältnifs, wobei die letztern die Oberhand haben, mag allerlei Reibungen veranlassen. Ihre Fasten sind streng und lang; auch die Katholiken nähern sich hierin den Griechen sehr. Selbst Eier, Käse und Fische wurden nicht gegessen. Auf unsern Streifwegen an entferntere Punkte rieth man uns, nur einen Eingebornen als Begleiter mitzunehmen, um völlig sicher zu seyn.

Illyrisch ist die herrschende Sprache, aber überall finden sich Personen, die zugleich italienisch sprechen oder sich wenigstens im Italienischen verständlich machen können.

Die Kleidung der Bocchesen besteht in weiten, bequemen Schuhen, bunten Strümpfen, kurzen, nur wenig gespaltenen Beinkleidern, einer rechts mit grofsen Knöpfen zugeknöpften und zuweilen auch mit breiten vergoldeten Blechen verzierten Weste, an der häufig noch ein in Silber gefafster gröfserer Glasknopf sitzt. Um die Mitte des Leibes ist ein Gürtel von rothem Zeug geschlagen, in dem ein grofses Messer mit silberner Scheide steckt, das noch durch eine silberne Kette befestigt ist, um nicht herausgezogen oder verloren zu werden. Daneben sieht man meist noch ein reich verziertes Pistol und ein kleineres Messer. Eine Jacke von Tuch, unsern Bauernjacken gleich, hängt auf der linken Schulter. Das schlichte Kopfhaar deckt ein runder Hut mit etwas breitem Rande. Ein langes albanesisches, reich verziertes Feuerrohr ruht in der Hand. Ein Tabaksbeutel am Gürtel und eine lange Pfeife mit türkischem Kopf und Bernsteinspitze vollenden den Character des Dalmatiers. Weniger auffallend kleiden sich die Frauen. Ein Ueberrock ohne Aermel, der nicht sonderlich putzt, erlaubt nicht das Errathen weiteren Details. Das Kopfhaar ist frei gewunden oder in ein Tuch geschlagen.

Einige Characterzüge dieser Menschen aus unsrer eignen Erfahrung sind schon oben erwähnt.

Die Stadt Castel nuovo liegt an der Seite eines Hügels, auf dessen etwa 400 hohen Spitze die Festung befindlich ist. Der theilweis mit einer hohen Mauer umgebene, theilweis an schroffe Felsabfälle grenzende Ort besteht aus kleinen, unansehnlichen Häusern, die meist einzeln an den Felsen geklebt sind; einige wenige bilden steil aufsteigende felsige Gassen, und etwa 15 sind zu einer Art von Marktplatz vereinigt, auf welchem ein mit einer arabischen Inschrift versehener Brunnen ist, deren Zeichen Herr Dr. SCHOLZ copirte. Nicht viel gröfser und nicht schöner ist Cattaro. Besonders die Gegend von Castel nuovo bietet dem Geschichtsforscher in Ruinen, Mauern und Inschriften noch allerlei geschichtliche Anhaltspunkte dar. Die Einwohnerzahl von Castel nuovo dürfte 1000

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