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ihm der Dolmetscher den Brief übergeben. Er traf sogleich Anstalten, mir zu Hülfe zu kommen, nahm den Schauisch 1) des Consulats und einen Kauafs 2) der Douane, kaufte etwas Brod und gebratenes Fleisch und kam mir entgegen. Am 2ten Februar Nachmittags, am 11ten Tage nach unserer Abfahrt von Alexandrien, trafen wir zwischen Beni Selami und Wardan zusammen, und es bedurfte nur des Erscheinens und des Wortes des Schauisch, um sogleich zu bewirken, dafs die Schiffer zwei Segel aufzogen und wir, den übrigen Theil des Tages und die Nacht hindurch fortsegelnd, Morgens 3 Uhr vor dem Divan in Bulak anlegen konnten.

Nachdem wir in diesem Vorwärtseilen beim Dorfe Wardan den schönsten aller bis dahin vorgekommenen Dattelwälder passirt hatten, in geringer südlicher Entfernung von jenem Orte, traten am fernen Südwesthorizonte wie blaue Berge und nur eben als matter Kern des reinen Himmels die Pyramiden hervor, von denen uns noch vier geographische Meilen trennten. Allmälig erkannten wir gegen Sonnenuntergang südöstlich das Mokattamgebirge und die Citadelle bei Cahira, und dann überzog der Schleier des Abends. die grofsartigen geheimnisvollen Bilder dieser neuen Umgebung, während uns der frische Nordwind, durch den batn el bahhr 3), immer näher an das Herz Aegyptens, und nach Mitternacht an Bulak, die Vorstadt von Masr el Cahira, führte.

1) Schauisch oder Janitschar heissen die (gewöhnlich zwei) türkischen Soldaten, welche im Dienste der Consulate sind und vom Gouvernement dazu autorisirt werden. Sie sind die Executoren der polizeilichen Consulatsgeschäfte, und bei Audienzen und andern Förmlichkeiten der Consulate die Ehrenwache. Sie tragen Stöcke mit silbernen Knöpfen.

2) Kauafs oder Kawafs heissen die ähnlichen, oft aber nicht militairischen Personen, welche beim Divan (Zollamt) dienen und geringeren Rang haben.

3) Batn el bahhr, Bauch des Flusses, heifst die Stelle, wo sich der Nil in die beiden Arme theilt, welche das Delta bilden. Er ist hier sehr breit und tief, hat eine stärkere Strömung, und bei starkem Nordwinde findet man hohe Wellen, die den Schiffen, wegen der Sandbänke, oft gefährlich werden. Bei manchen Schriftstellern heifst der Ort batn el bakara, Kuhbauch, allein ich hörte deutlich die obige Pronuntiation und halte die andere für mifsverstanden oder aus jener gebildet, wie dergleichen qui pro quo's im gemeinen Leben nirgends fehlen.

Gedruckt bei A. W. SCHADE in Berlin.

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