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Dattelpalmen in die Tiefe der Oase und an das Städtchen Karet Om essogheir 1), welches auf einem Felsen von geringer Höhe erbaut ist, und einer Ruine ähnlicher sieht, als einer Stadt.

Da wir am frühen Morgen des folgenden Tages einen freundlichen Besuch des Vornehmsten (Scheech-el-belled) des kleinen Felsenbaues erhielten, und benachrichtigt wurden, dass es hier ein sehr reines wohlschmeckendes Brunnenwasser gebe, so ward beschlossen, uns einen Tag lang an gutem Wasser satt zu trinken. Seit 12 Tagen (vom 14ten November an) hatten wir nur in Lederschläuchen stagnirendes oder salzhaltiges Wasser getrunken. Die freundliche Aufnahme bei den Einwohnern des Ortes verscheuchte auch einen grofsen Theil unserer üblen Stimmung wegen der beständigen Besorgnisse vor Ueberfall, welche die Einwohner von Siwa uns allzu nahe gelegt hatten. Man brachte uns nur etwas Milch zu Kauf.

Die Gebäude der Kara waren im arabischen Styl, d. i. höchst lüderlich gebaut, und waren eng an einander und über einander geklebt. Eine Abbildung davon findet sich bei Herrn v. MINUTOLI, die den Eindruck recht wohl wiedergiebt (Atlas Tab. XI. b.), nur muss man sich am Bau der Wände nichts Künstliches oder Regelmässiges denken 2).

1) Den Namen schrieben wir in unserm Tagebuche, der Aussprache gemäfs, Dgrara; Herr Prof. SCHOLZ schreibt Kara. Herr v. MINUTOLI schreibt El-Gara (pag. 184.). (Die Form Drara hat Herr v. M. in Drara Enbrik.) Andere nennen denselben Ort Ummesogheir, Umesogir und dem ähnlich. Den wahren Namen hat BROWN zuerst verzeich

net.

(قارة

Er heilst: Karet-am-el-sogheir (all plöjlö) d. i. das Dorf Am das

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kleine, und gewils wird es so genannt im Gegensatz zu Am, Om oder Um beïda, dem weifsen Am, welches die Ruine bei Grofs-Siwa ist. Das Wort Am scheint auf Ammonium hinzudeuten. Herr SCHOLZ hörte (pag. 87.) für Kara auch den Namen Siwa socir (sogheir klein Siwa). Gara mele Yous bei Herrn v. MINUTOLI (Carro melo Yous nach Herrn GRUOC) soll wohl Kara Am el ajuhs (das alte Dorf Am) heissen. El Gara schreibt Herr GRUOC für Kara.

2) Herr V. MINUTOLI sah, wahrscheinlich in einiger Entfernung, antike Substruction aus Quadern und gebrannten Ziegeln, die der Scheech: Kasser Pharis nannte, der ihm

Ein ausgeprägter Character der Bauart in Siwa sowohl als hier ist nicht zu verkennen. Die thurmartigen, eng an einander gebauten oder selbst mit einander ganz verschmolzenen Häuser, deren Obertheil nirgends regelmäfsig vollendet ist und welche Fensteröffnungen zeigen, sind der Oase eigenthümlich, und wenigstens ist diese Bauart den östlichen Ländern ganz fremd, wenn ich etwa die Ruinen von Syene ausnehme, die, obwohl arabischen Ursprungs, doch aus einer früheren Zeit abstammend, einen sonderbaren Contrast mit den bewohnten Häusern derselben Stadt bilden.

Am 27sten Dauer des Marsches elf Stunden, von 8 Uhr Morgens bis Stunde nach Sonnenuntergang. Nach einer Stunde hatten wir wieder eine Höhe zu besteigen, um abermals eine sich tief südlich in das Oasenthal erstreckende Landzunge der Wüste abzuschneiden. Die zu durchwandernde Wüste war jedoch nicht so hoch als jene, von der wir nach der Kara hinabgestiegen waren, und mit Ausgang der Abendröthe lagerten wir uns auf derselben. Der gestern uns zur Linken (nördlich) gewesene Bergabfall begleitete uns heut immerfort, nur weniger hoch, ein Beweis, dass wir nicht auf dem hohen Wüstenplateau waren. Dieser niedere nördliche Abfall östlich von der Kara hatte den Namen Bukāsem (Abu kāsem, nach Herrn SCHOLZ Bagane). Etwas mehr östlich hörte Herr SCHOLZ den Namen Hadadadschar für denselben, dann erschienen zur Linken eine Menge Acazienbäume, und bei diesen nannte man uns den fortgehenden Bergrücken Chalife (nach Hrn. SCHOLZ Galifa). Kurz nach Sonnenuntergang lagerten wir uns zwischen dem nördlichen Bergabfall, welcher hier Abd-en-nebi 1) (Diener des

auch einen Platz als Marktplatz der alten Stadt zeigte und Su nannte. Suk heifst der Marktplatz im Arabischen. RENNEL vermuthet hier die Stadt Siropum des PTOLEMAEUS, welche BROWN in Siwa selbst sucht, und Herr v. M. ist ganz dafür. Auch Herr Prof. RITTER findet RENNEL'S Meinung beachtungswerth.

1) Der Herr General nennt diesen Ort Abdinovi, Herr SCHOLZ Abdinebi; Herr DROVETTI Attyeh Abd el Neby.

Propheten) nach dem Namen eines Heiligen hiefs, und einem zur Rechten südlich gelegenen Berge, Namens Scheghaf-el-aschura 1) (nach Herrn SCHOLZ Dschechabaschara).

Am 28sten war mit Mondesaufgang geladen, und zwei Stunden vor Tages-Anbruch waren wir bereits in Bewegung durch die unebene Wüste. Mit Sonnenaufgang fingen wir an, abwärts zu steigen, und traten nun in ein drittes Oasenthal, welchem neben seiner Vegetation nur Wasser und Bewohner fehlten, um dem Siwanischen gleich zu seyn. Gröfserentheils war der Boden vegetationslos und hatte eine rissige Salzkruste, die Herr v. MINUTOLI treffend mit Sturzacker vergleicht; es gab aber dabei hier und da Dattelpalmgruppen, und alle nur wenig erhabene Stellen, alle Sandhügel, waren in der Nähe des Bergabfalls nördlich mit Tamarisken-, Suaeda-, Salsola- und Nitraria - Sträuchen besetzt, während das südlich gelegene Land mit der Entfernung vom Bergabfall an Oede zunahm. Der fortgehende, wieder höhere Bergabfall zur Linken hiefs Gebel Schatar (Gatar), und zeigte besonders bunte und groteske FelsFormen. In dieser Gegend fanden wir auch zuerst versteinertes Holz, in weniger regelmässiger Form. Gazellen zeigten sich hier und da in der Ferne. Eine Stunde nach Sonnenuntergang lagerten wir in der Ebene el Gatara 2) ohne Wasser.

Erst am 29sten Abends nach Sonnenuntergang kamen wir, immer an dem Bergrücken hinziehend und dessen Krümmungen folgend, in diesem Thale an Wasser, das zwar trinkbar, aber etwas salzhaltig war. Es waren zwei ganz oberflächliche Quellen, von denen die östliche etwas tiefer im aufgewühlten Sande gelegene die

1) Vielleicht heifst es richtiger Scheech-abu-schara oder Scheech abu el aschara. Es scheint mir, dafs Herr SCHOLZ diesen Namen durch einen Irrthum zweimal aufführt, und dafs sein Dschagafal und Audscha (pag. 98) dasselbe ist. Der Name Abaden ebenda, welcher in der Vulgärsprache nein! bedeutet, ist mir verdächtig, als vielleicht blofse verneinende Antwort auf eine mifsverstandene Frage.

2) Herr v. MINUTOLI nennt sie el Gebara; Herr SCHOLZ Gasara; Herr DROVETTI Gattarah.

bessere war, aber wenig Wasser auf einmal gab und trübe war. Der Ort hiess Bir el Haie 1) (Schlangenbrunnen

).

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Gestern und heut hatten wir am Tage eine schwüle Hitze, und von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang die ganze Nacht hindurch einen eigenthümlich schneidend kalten, von Wetterleuchten begleiteten Wind, der uns sehr lästig war. Am 28sten war es Nordwind, am 29sten erst Nordost-, dann Ostwind. Dieser uns Alle sehr afficirende kalte Wind, verbunden mit der bisherigen, sehr bedeutenden Körperanstrengung verursachte dem Schwächsten unter uns, Herrn Prof. LIMAN, eine Unpäfslichkeit, die sich nur als etwas Kopfweh mit allgemeiner Abspannung aussprach.

Unsere Araber brachten uns heut wieder einmal in Schlachtordnung. Sie drängten uns von Siwa her, während der Mond- oder Sonnenhelle, um weniger leicht einem Ueberfalle ausgesetzt zu werden, immer auf dem Marsche zu seyn. Nur zur dunkeln Nachtzeit ward entfernt von der Strafse geruht und kein helles Feuer angezündet. Heut sahen wir plötzlich Nachmittags eine grofse Caravane von Osten auf uns zukommen. Da sich bei derselben viele berittene Esel und mehrere Pferde befanden, so ergriff unsere Araber eine grosse Besorgnifs, dafs diefs jene herumstreifende, uns auflauernde Räuberhorde sei. Sogleich ward etwas angehalten, und wir versorgten uns reichlich mit Patronen; den Arabern theilten wir Pulver und Kugeln mit, dann liefsen wir langsam die Kameele ihren Weg fortsetzen. Die Araber hielten sich zusammen, und liefen mit einem Kriegsgesange voraus. Herr BOLDRINI war durchaus der Meinung, wir müssten mit den Arabern jener bewaffneten Mannschaft, die immer näher rückte, entgegen gehen, und nur mit Mühe hielten wir einige Personen bei den Kameelen zurück, während er sich zu den Arabern gesellte. Die Araber banden ein weisses Tuch an einen Stock, und suchten sich durch Kriegstänze,

1) Herr V. MINUTOLI nennt ihn Haghi, Herr SCHOLZ Cheische und Heische, Herr DROVETTI el Hegyah.

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lautes Schreien und Tirailliren Muth einzuflöfsen. Wir hielten für hauptsächlich nothwendig, unsere Thiere und Effecten zu vertheidigen, da an diese unsere Existenz in der Wüste eng geknüpft war, und diese hauptsächlich das Ziel der Räuber seyn würden. Auch war es gewifs weit zweckmäfsiger, die Angreifenden mit gröfstmöglicher Kälte erst bis auf Schufsweite herankommen zu lassen, und sie dann mit einer wirksamen Ladung zu empfangen. Die Herren LIMAN und SCHOLZ schlossen sich an uns an, und blieben zur Sicherung der Caravane zurück. Als nun die Entgegenkommenden, welche gröfstentheils von ihren Reitthieren abgestiegen waren, sich beinahe in Büchsenschufsweite vor uns befanden, blieb doch unserer Avantgarde der frühere Muth nicht in gleichem Grade, sie machte Halt und erwartete uns mit der Caravane. Dem Scheech fiel in der Angst plötzlich eine List ein. Er rieth, wir sollten uns rasch in eine gerade Frontenlinie neben einander ausbreiten, dafs jene unsere Männerzahl übersehen könnten. Er hatte nämlich bemerkt, dafs die Mannschaft derselben 23 Köpfe zählte, und hoffte davon, dafs wir 25 und also zwei mehr wären, eine Wirkung auf sie. Der Rath ward sogleich befolgt, und eben so rasch hatten jene uns auch überzählt. Das Mittel war in's Komische wirksam. Jene zogen sich, als sie eben auf Kugelschufsweite an uns waren, und wir nur den ersten Schufs erwarteten, plötzlich zu unserer Rechten seitlich in die Ferne, und unsere nun sogleich übermüthigen Araber grüfsten die Vorüberziehenden, gingen näher an sie heran und wünschten ihnen Glück zur fernern Reise. Ob der Angriff durch unsere Vorsichtsmaafsregeln vereitelt wurde, oder ob das Manövriren jener Leute ein zufälliges und aus Besorgniss vor einem Angriff von unsrer Seite erzeugtes war, liefs sich dann freilich nicht entscheiden, doch behaupteten unsere Araber, dafs jene uns angegriffen haben würden.

Um uns von dieser Caravane zu entfernen, marschirten wir, obwohl Herr LIMAN sich sehr matt fühlte, bis nach Sonnenuntergang fort und erreichten die bereits genannten Brunnen Bir el haie.

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