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zweite Ebene nannten die Araber Rabia ). Mit Sonnenuntergang erreichten wir eine mit Tamarisken besetzte Schlucht, in der eine einzelne Beduinenfamilie ihr Zelt versteckt hatte. Im Finstern und wiederholt von unserm Scheech ermahnt, ja hier die Waffen bereit zu halten und auch nicht wenige Schritte uns von der Caravane zu entfernen, erstiegen wir den Bergabfall, wozu nur eine halbe Stunde Zeit gehörte, und marschirten noch 1 Stunde auf der Hochebene fort, welche die Araber Gaut es Saal nannten, und in der wir Abends um 8 Uhr uns lagerten. Die Gebirgsmasse des Gebel kbir erkannten wir für Flötzkalk mit horizontaler Schichtung und Conchylienlagern, und nahmen Steinproben davon in unsere Sammlung auf.

Den 15ten. Obwohl wir vor Sonnenaufgang aufzuladen anfingen, so waren wir doch erst zwei Stunden nach Sonnenaufgang mit dem Ordnen der Lasten fertig, um uns in Marsch zu setzen. Scheech OTMAN, der uns schon so viel Verdrufs gemacht hatte, war der Urheber neuer Zänkereien. Er hatte mehrere eigene Kameele unter den von uns gemietheten, und wollte jetzt, wo er selbst gegenwärtig und Chef war, diese nur immer leicht beladen wissen, und da wegen dieser Streitigkeiten die Lasten schlecht geladen wurden, so wurden bald darauf Fälschen sowohl als Kasten wieder sämmtlich herab auf den felsigen Boden geworfen, was schon oft geschehen war, und wodurch uns jedesmal sowohl diese nothwendigen Behälter unserer Effecten beschädigt wurden, als auch eine Menge der gesammelten zerbrechlichen Gegenstände (Insecten und dergl.) zu Grunde gingen.

Vor Sonnenaufgang und bei demselben war ein starker Nebel in geringer Höhe über der Wüste, der sich senkte und den Boden befeuchtete. Ein Flintenschufs in diesem Nebel klang wie ein

1) Bei Herrn v. MINUTOLI heifst der Bergrücken Rabia; wir hörten diesen Namen für das Thal vor demselben, und den Berg nannte man Akabe kebire und Gebel kebir. Der Name Rabia hat wahrscheinlich Zusammenhang mit einer gleichnamigen Beduinentribus der libyschen Wüste, deren Haupt- Aufenthaltsort vielleicht diese Gegend ist.

Schlag an ein Brett und hallte lange noch über die Ebene hin. In diesem Nachhall hatten wir einen lang entbehrten Genufs, und belustigten uns wiederholt an dem sonderbaren Schalle. Bei Aufgang der Sonne erschien dieser gegenüber in Westen ein Nebelbogen von matten Farben.

Sogleich beim Antritt des Marsches beobachtete ich heut eine starke Luftspiegelung gegen Südwest, und diefs ist wohl bemerkenswerth, da die noch nicht lange aufgegangene Sonne den durch den Nebel erkälteten Boden noch nicht abgetrocknet und erhitzt hatte.

Den ganzen Tag über zogen wir durch die Hochebene fort, die noch ganz den botanischen Character der Küstengegend trug, obwohl sie 500 Fufs höher liegen mag, und nur erst gegen Abend ward der Boden magerer und steiniger, und die nun unterbrochene Vegetation bildete gleichsam zerstreute kleine Oasen, welche südlicher immer seltener und kleiner wurden und endlich dem todten Mineral die Alleinherrschaft überliefsen. Ueber die gewöhnlichen Küstenpflanzen vermehrte sich unsere Sammlung nur mit drei neuen Formen, einer Salsola, einer Atriplex und einem Echium. Der überall feste, nirgends sandige Boden ) zeigte hie und da etwas vertiefte spiegelglatte Flächen, welche hart, oft sehr regelmäfsig zerborsten waren und keine Fufsspuren aufnahmen, aber gewils durch Wasseransammlungen zur Regenzeit gebildet worden sind. Andere Flächen waren mit kleinen bunten Chalcedon - Geschieben oft von sehr übereinstimmender Gröfse so dicht und regelmässig bestreut, dass ihr Anblick, trotz des Mangels grüner Vegetation, interessant genug war. Untersuchte man diese Geschiebe genauer, so fand man die gröfseren häufig mit Steinflechten überzogen, und zuweilen zeigten sie Abdrücke von Conchylien oder waren Steinkerne derselben 2). Berge gab es nirgends, aber der Boden war uneben,

1) Die Idee des tiefen Sandes in der libyschen Wüste werde ich an einer späteren Stelle noch ausführlicher beschränken.

2) Die linsenförmigen Steine des STRABO 17. 808., womit Herr v. M. hier die bunten Geschiebe verglichen hat, beziehen sich gewifs nicht hierher, sondern auf die Num

bald etwas eingesenkt, bald etwas erhaben, überall sehr sanft sich abändernd. Zu Mittag zwischen 11 und 12 Uhr beobachtete ich daher gleichzeitig Luftspiegelungen fast in allen Himmelsgegenden. Binnen einer Stunde sah ich sie erst in Mittag und Morgen, dann in Mittag und gleichzeitig in Mitternacht, und bald darauf auch in Abend. Einige darüber angestellte Versuche werde ich in einem anderen Abschnitte zusammenstellen.

Mit der immer sparsamer werdenden Vegetation trat nun eine neue Unannehmlichkeit ein, die Kameele blieben nämlich nicht mehr beisammen, sondern liefen mit den Lasten nach verschiedenen Richtungen immer den kleinen oft sehr entfernten grünen Oasen zu. Bei der hastigen Eile, mit welcher sie diefs ausführten, kamen oft die Lasten in Unordnung, oder wurden gar abgeworfen; ein Gleiches geschah, wenn sie nur am Abschweifen verhindert werden sollten. Da sie seit dem Abend des 13ten nicht getränkt worden waren, und es bis Siwa kein Wasser gab, so mufste ihnen darin etwas nachgelassen werden.

Gegen Abend erreichten wir grofse Steinhaufen, welche seit uralten Zeiten hier östlich vom Wege die Richtung der Strafse bezeichnen, und die jede vorüberziehende Caravane mit einigen neuen Steinen zu vermehren für heilige Pflicht hält. Mit Sonnenuntergang passirten wir 4 leere grofse Cisternen 1) westlich vom Wege.

muliten des Pyramidenkalksteins, und scheinen mir ein unrichtiges Bild der hier befindlichen durchaus keinen Nummuliten ähnlichen Geschiebe zu geben. Allein STRABO beschreibt diese oder eine ähnliche nabgelegene Gegend XVII. 830.: μèr our Tŷ magweia λίθους εὑρίσκεσθαί φαςι, τοὺς, λυχνίτας καὶ καρχηδονίους λεγομένους, ἐν δὲ τοῖς πεδίοις ἐσρακίων καὶ χηραμύδων πλῆθος.

(An den Berglehnen sollen sich die Steine finden, welche man Feuer-Chalcedone und carthaginiensische Steine (Carneole) nennt, und in den Ebenen auch eine Menge von Austern und Kamm - Muscheln.)

Und PLINIUS sagt:

Carchedonius nascitur apud Nasamones in montibus, ut incolae putant, imbre divino. PLINIUS Hist. Nat. l. XXXII. c. XXX.

(Der Carneol entsteht auf den Bergen der Nasamonen, wie die Einwohner glauben, durch den Regen.)

1) Nach Herrn GRUOC Bir Camsi genannt.

Bis hierher hatten wir immer durch holzige Pflanzen etwas, zuweilen mühsam zusammen zu tragendes, Brennmaterial gehabt, um am Abend ein Essen zu kochen; heut aber bemerkten uns die Beduinen, dafs es damit zu Ende sey. Demnach wurde unter uns verabredet, dafs Jeder alle ihm gegen Abend unterweges vorkommenden Combustibeln sammeln und zu einem gemeinschaftlichen Depot bringen solle. Diese seltenen Combustibeln bestanden in Thiermist verschiedener Art, und so sammelte denn Jeder dessen, was ihm vorkam, in einer Falte seines Barákans, welche Vorsicht den Vortheil brachte, dafs wir am Abend doch ein Reisgericht bereiten konnten.

Heut sah ich in weiter Entfernung eine einzelne, platt auf den Boden gedrückte, auffallend grüne Pflanze, und war für die Mühe des weiten Abweges belohnt, indem es die erste Kaperstaude war.

Zwei Stunden später, 8 Uhr Abends, lagerten wir uns in der grofsen Ebene, und die Beduinen nannten den Ort Elmahari.

Am 16ten waren wir 1 Stunden nach Sonnenaufgang mit dem Beladen der Kameele fertig, um weiter zu ziehen. Vormittags trafen wir noch zwei kleine Plätze mit etwas Vegetation, worauf die Kameele im langsamen Marsche weideten, hinter diesen aber befanden wir uns in einer so ungeheuren vollkommen ebenen Wüste, dafs sich nichts als Himmel und todtes Gestein bei unbegrenzter Aussicht in überall endlose Ferne zeigte. Es war, als hätten selbst die Kameele das Gefühl des Unheimlichen in dieser schauervollen Oede, denn sie hielten sich näher an einander, und nahmen ohne Antrieb einen schärferen Schritt an. Unsere Beduinen hielten uns an, uns auf die Kameele zu setzen, und sie selbst gingen nicht mehr vor oder zwischen den Thieren, sondern hinter denselben, und ermunterten sie noch mehr durch fortgesetztes Singen eintöniger Melodien und durch Zurufen ihres gewöhnlichen hahaha! hahaha! zu einem muthigeren Lauf. An diesem Tage haben wir die Aehnlichkeit der libyschen Wüste mit einem Ocean tief empfunden und bewundert. Der scharfe Horizont hätte selbst zu

astronomischen Beobachtungen dienen können, aber tiefen Sand fanden wir nirgends.

Auf einem Steinhaufen, der zum Wegweiser diente, schofs heut ein Beduin ein ermüdetes, wahrscheinlich von Siwa zum Mittelmeer ziehendes Wasserhuhn (Fulica atra), in so grofser Entfernung von allem Wasser und allem Lebendigen.

Mit Sonnenuntergang wurden die Kameele abgeladen, mit etwas Futter versehen, und die schweren Lasten auf andere Thiere gepackt, die bisher leichter getragen hatten. Nach einer halben Stunde war diefs geschehen, und nun schickten wir uns an, die ganze Nacht hindurch noch weiter zu marschiren. In einförmiger öder Ebene wanderten wir bis 3 Uhr Morgens des anderen Tages, wo abgepackt und zwei Stunden lang ausgeruht wurde. Die Kameele bekamen etwas trocknen Sorgh (Durra), und wir kochten Kaffee mit dem Holze einer unserer zerbrochenen Kistchen. Das Zelt aufzuschlagen hätte zu viel Mühe gemacht, da die Araber sowohl als wir nach den anhaltenden 20 stündigen Marsche sehr ermüdet waren.

Da wir zwei Pferde bei uns hatten, deren eines Herrn Prof. LIMAN, das andere dem Scheech OTMAN gehörte, diese aber täglich getränkt werden mussten, so war zu befürchten, dafs Wassermangel eintreten könnte, und deshalb war es nöthig, am folgenden Tage

am 17ten November wieder einen forcirten Marsch zu unternehmen. Mit Anfang der sehr kurzen Morgendämmerung ward geladen und bald nach Sonnenaufgang aufgebrochen. Der Boden zeigte heut einzelne tiefer liegende Ebenen von andern wenig höher liegenden umgeben ). Mit unserem Fortrücken nach Süden nahm die Ungleichheit des Bodens zu, und es erschienen dann etwas steil abfallende, wie gewaltsam zerrissene Ebenen. Während des Marsches sahen wir in weiter Ferne gen Osten einen beweglichen schwarzen Punkt, welchen die Araber für einen Strauss erkannten. Da man in so ungeheuren Ebenen kein Maafs für die Entfernung

1) Hier heifst ein kleiner Hügel nach Herrn GRUOC: Gara trossa.

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