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wir nichts weiter als Pflanzen, Würmer und unsre Waffen bei uns führten und setzten unsere Wanderung weiter fort.

Auf einer andern Excursion begegnete uns eine dalmatische Schöne, die am Kräutersammeln uns sogleich für Aerzte, vielleicht für Collegen, erkannte und uns, unsrer Bewaffnung ungeachtet, auf gut dalmatisch, wovon wir keine Sylbe verstanden, um ein Mittel gegen die Sommersprossen ihres Gesichts ansprach. Pantomimen waren die Dolmetscher, bis auf das ihr verordnete ihr zu Gebote stehende Schönheitsrecept: Zwiebelsaft mit Essig, zu dessen Erkenntnifs es nöthig war, die Uebersetzung aus einem nahen Hause von einer alten Frau zu holen, welche italienisch sprach. Das einfache, uralte, noch durch kein viel besseres ersetzte Mittel schien den Frauen zu unangenehm, oder zu einfach, aber der Vorfall gab uns in der Person eines muntern Burschen von etwa 17 Jahren, des Sohnes jener Alten, einen erwünschten Führer durch die Wein- und Oelgärten zu den Bergen.

Als wir ein andermal, vom Bergsteigen und der heifsen Sonne ermüdet, in der Nähe von Castel nuovo umherwanderten, fanden wir einen, das Weinmesser in der Hand, mit seiner Frau am Wege sitzenden Bocchesen, welcher Trauben neben sich hatte. Auf unsre Frage, ob er die Trauben nicht verkaufe, erlaubte er nicht nur, uns davon auszulesen, sondern er führte uns dann in seinen nahen Garten und lud uns ein, an Feigen und Trauben, die wir selbst pflücken konnten, uns satt zu essen. Auch unsern Wunsch, dergleichen mit auf's Schiff zu nehmen, befriedigte er, und wir errötheten über unsre Zudringlichkeit - er nahm keine Bezahlung an.

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Diefs sind aus der Natur und der eignen Erfahrung entlehnte Characterzüge jener Menschen. Der auf unsern Streifwegen gewonnene naturhistorische Character des Landes ist in Kürze folgender:

Mineralogischer Character der Bocca di Cattaro.

Das Gestein, welches den Boden bei Castel nuovo und Cattaro bildet, sind zum Theil culturlose, gegen 3000 Fufs hohe Fel

senmassen, zum Theil wellenförmige, culturfähige Untergebirge, die den Saum des Meeres begrenzen. Grauer Kalkstein mit weissen Kalkspathadern ohne Spur von Versteinerungen, weder von vegetabilischen noch von animalischen Ueberresten, ist die Gebirgsmasse der hohen Felsen bei Cattaro. Die etwas dunkle Färbung hat diesem Gebirge den Namen Monte nero oder negro (Schwarzberg) zugezogen, und die Bewohner desselben sind die berüchtigten Montenegriner 1). Die Aehnlichkeit zwischen der Bildungsmasse des Karstes bei Triest und der Gebirge der Bocca bei Cattaro steht etwas im Widerspruch mit der Verschiedenheit der äussern Form beider Gebirge; weniger steil, sanfter und nicht pflanzenleer sind die Gebirge bei Triest, schroffer, fast zackig und kahl sind die Gebirge der Bocca, aber am Fußse beider Gebirge sind gegen das Meer hin Hügel, deren Thongehalt den Kalk zum Mergel umbildet, welcher abwechselnd mit Sandstein 2) einen erfreulichen Pflanzenwuchs bedingt. Hier nur gedeihen Oliven, Wein, Feigen, Orangen, Granatäpfel, Castanien und Maissaaten. Ein solcher fruchtbarer Saum umkränzt den Canal von Cattaro und bildet die nächste Einfassung des Meeres von Dalmatien und Albanien, überragt von hohen und kahlen, schroffen Felsenmassen.

Ein Blick auf die nahen dalmatischen Inseln, welche von gleichem Flötzkalk gebildet, wie das hohe Festland, zwischen sich und

1) Die hohen Felsenmassen im Gebiet von Ragusa und Cattaro sind, nach Herrn PARTSCH, Jurakalk - Gebirge, allein dieser Name scheint blofs den zunächst am Meere von Castel nuovo nach Ragusa hin nordwestlich laufenden Hochgebirgen zuzukommen, indem die Gebirge östlich von Castel nuovo und zunächst bei Cattaro (der eigentliche Monte negro) den Character des Alpenkalks annehmen. Die von uns an das Berliner mineralogische Cabinet eingesandte, von der Spitze des Berges, welcher die Festung bei Cattaro trägt, entnommene Steinprobe bestätigt diese, schon im Landesnamen, Monte negro, festgehaltene Eigenthümlichkeit jener Gebirge. Es ist ein aschgrauer, dichter Kalkstein mit Kalkspathadern, von Farbe selbst etwas dunkler, als der des zum Alpenkalk gerechneten Karstes bei Triest. Das beigegebene Gebirgsprofil ist aus der Gegend von Castel nuovo und macht die dortige Juraformation anschaulich.

2) Der Sandstein enthält bei Cartoli, nach Herrn PARTSCH, zuweilen Abdrücke von Pflanzenstengeln. 1. c. pag. 43.

diesem jene fruchtbare Mergelbildung eingeschoben zeigen, macht es beim Ueberschauen der Fläche nicht unwahrscheinlich, dafs das Meer wohl die leicht zerstörbaren Zwischengebilde weggespült habe, und dafs so die festern Punkte zu Inseln wurden. Allein so ergreifend und an die Natur sich anschliefsend diese Idee auch ist 1), bei welcher es scheint, als habe man die Natur in der Werkstätte grofser Bildungen belauscht, so bleiben doch unangenehme Schwierigkeiten zurück. Das Meer bringt nicht noch fortwährend die Auflösung des übrig gebliebenen schmalen Küstensaumes hervor. Es giebt seit Jahrhunderten genau bekannte und beständige Formen von Häfen, und die Küstenbewohner sind sorglos für ihre Wohnplätze. Ja wir sahen bei Triest in der Nähe des Hafens das Meer den Sandstein bespülen und daselbst vorkommende, noch unter Wasser befindliche Breccie der allerneuesten Bildung liefs eher glauben, dafs das Meer anbaue, als dafs es abreifse. Mehr Beobachtungen und spätere Zeiten werden uns allmälig lehren, welche Kräfte und welche Umstände dazu beitrugen, das Meer zwischen diese Inseln und das gleichartige Festland zu stellen, wobei selbst die vulkanischen Kräfte, den geschichtlichen Nachrichten zu Folge, von zu geringer Bedeutung erscheinen.

Botanischer Character der Bocca di Cattaro im Monat August.

Oehlbaumpflanzungen 2) bilden die Hauptmasse der Bäume des Untergebirges. Zu den Wohnungen gesellen sich hie und da eine hohe Cypresse 3) oder Pinie 4), Feigenbäume 5) und Wein 6); Citronen- 7), Granat- ) und Castanienbäume 9) schliessen sich, nebst einigen Mandel- 10), Aprikosen- ), Birn- 12) und Aepfel

1) Herr PARTSCH, pag. 46.

2) Olea europaea. 3) Cupressus sempervirens. 4) Pinus Pinea. 5) Ficus Carica. 6) Vitis vinifera fructu rubro et albo et baccis subsesquipollicaribus. 7) Citrus medica et Aurantium. 8) Punica Granatum. 9) Castanea vesca. 10) Amygdalus communis. 11) Armeniaca vulgaris. 12) Pyrus communis.

bäumen ), an die Nähe der Olivenpflanzungen. Einzeln vorkommende Eichen 2) zeigen durch minder üppigen Wuchs das südliche Clima an.

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Das Grün der unbebauten Stellen sind wilde Sträucher von Myrten 3), Pistacien 4), Lorbeeren 5), Tamarisken 6), Wachholder 7), Heiden ) und Cypressen 9). Die Zäune der Weingärten werden durch Granatsträucher, Rosen 10), Brombeeren ), Weissdorn 12) und Mäusedorn 13) unterhalten. In jedem Weinberge ist ein Plätzchen für italisches Rohr 14), um aus ihm Stützen für die Weinreben zu ziehen.

Als Getreide und Gemüse-Pflanzen trafen wir Mais und Sorgh (Sorghum vulgare), Weizen und Gerste, rübenförmige Zwiebeln, Kraut, Kohl und Rüben, Wasser- und Zucker - Melonen.

Unübersehbare Mengen von Adlerfarn (Pteris aquilina) gaben zuweilen ganzen Gegenden einen gelblich-grünen Farbeton, und zwischen den Myrten- und Lorbeersträuchern traten als besonders häufige, wilde Pflanzen die Garten-Salbey mit dem salbeyblättrigen Cistus hervor. An schattigen Stellen wuchsen wilde Springgurken (Momordica Elaterium) und es fanden sich Spuren einer ArumArt. In die Zäune verwebten sich Bryonien 15). Am sandigen Meeresrande glänzten die grofsen Blumen des gelben Glaucium, und am Rande der Quellen Vitex agnus castus. Am salzigen Meeresufer

wuchs Salsola Kali.

Die nackten Kalkfelsen als Hauptgebirge gaben uns, wo wir sie berührten, das Bild einer todten Natur. Nur sparsam und kümmerlich standen hier und da einzelne holzige und versengte Pflan

1) Pyrus Malus. 2) Quercus Robur et Cerris. 3) Myrtus communis. 4) Pistacia lentiscus. 5) Laurus nobilis. 6) Tamarix gallica (sterilis). 7) Juniperus Oxycedrus. 8) Erica arborea. 9) Cupressus bacciformis Willd. Somit wäre denn das Vaterland dieser Pflanze gefunden. 10) Rosa canina var. foliis elongatis acutis et Rosa collina Jacquin. 11) Rubus discolor (cf. Schlechtendal et Chamisso in Linnaea, Januario 1827. pag. 12.). 12) Crataegus monogyna. 13) Ruscus hypophyllum. 14) Arunde Donax. 15) Bryonia alba.

zen des europäischen Heliotropiums, einige Arten von Pfefferkraut und eine Wolfsmilch 1).

Wasserfäden im Süfswasser, Seetang im Meere, Stein- und Baumflechten und kleine Pilze, aus den Gattungen Cacoma, Sphaeria, Peziza, sammelten wir mehrere Arten und gewifs hätte eine ihnen günstigere feuchte Jahreszeit uns einen grofsen Schatz noch andrer Formen geliefert.

Die Agave americana fanden wir häufig in den Weinbergen verwildert. Nie irgendwo erinnerten wir uns, so grofsbeerige Trauben gesehen zu haben, als in Castel nuovo. Die Besen zum Reinigen der Häuser waren aus Sorghum gefertigt. Unsre Matrosen (Dalmatier) sammelten Körbe voll Salbey, um den Absud davon des Morgens statt Kaffee zu trinken, und, wie sie versicherten, bedient sich das Volk des Landes des Epheu- und Melissenabsuds zu gleichem Zweck. Rohe Zwiebeln und Brod war ein häufiges Frühstück derselben.

Schwieriger ist es, ein ähnliches zoologisches Bild zu entwerfen, indem es uns für einige Abtheilungen von Thieren an Zeit und Mitteln fehlte, sie uns zur Ansicht zu verschaffen. Kenntnifs der Raubthiere verlangt einen längern Aufenthalt. Vögel zu schiefsen war in der Nähe der beiden Festungen verboten. Fischmärkte gab es nicht. Was wir im Allgemeinen über die einheimischen Thiere sagen können, besteht in Folgendem:

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suffruticosa ramis pubescentibus foliis ovato lanceolatis acutis integerrimis hispidulis subsessilibus florum cymis folio parum longioribus bracteatis, calycibus brevius campanulatis profunde 5 fidis.

Habitu proxime accedit ad S. rupestrem Wulf. Willd.

Satureja Olla nov. sp.

suffruticosa, ramis seticulosis, foliis anguste linearibus et lanceolato-linearibus, acutis setoso-hispidis, florum cymis folio vix longioribus tracteatis, calycibus brevius campanulatis profunde 5 fidis.

Habitu propius accedit ad Satur. Thymbram cujus flores et folia majora sunt. Euphorbia epithymoides, teste Roepero.

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