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der drüsiger Apparat, welcher bei allen amnionlosen Wirbelthieren in einer bestimmten Periode ihres Embryonallebens sich findet und durch seine Beziehungen zur Leibeshöhle von der Urniere sich unterscheidet. Dieser Abschnitt wird zweckmässig, da er vor der Entwickelung der Urnierenkanälchen auftritt und auch der Lage nach vor letzteren sich befindet, als Vorniere Proren zu bezeichnen sein. Der zwischen Vorniere und Urniere bei Myxine sich findende konkrementhaltige Abschnitt kann seine Eigenthümlichkeit ebensowohl einer Vererbung von Tunikaten oder Würmern als der Involution des Verbindungsstücks zwischen vorderem und hinteren Abschnitt des Urnierengangs verdanken. Die Verfolgung der Entwickelungsgeschichte von Myxine vermag allein diese Frage zu ent

scheiden.

3. Das Urogenitalsystem von Petromyzon Planeri.

RATHKE') hat die topographischen Verhältnisse des Urogenitalsystems von Petromyzon Planeri genau und in den wesentlichen Punkten vollkommen richtig beschrieben. Nach ihm verläuft längs der Bauchhöhle rechts und links je ein Fettkörper. Jeder hat zwei Seiten, eine äussere sehr konvexe und den Seitenwänden der Bauchhöhle anliegende und eine innere etwas konkave, und dem einfachen Geschlechtstheile sowie dem Darm anliegende. Der obere sowohl als der untere Rand eines jeden ist mässig stumpf. Beinahe ganz vorn ist jeder Körper am dicksten und breitesten, je weiter nach hinten, desto mehr nimmt er an Dicke und Breite ab Beide Körper liegen mit ihren oberen breiteren und der Wirbelsäule angehefteten Rändern ganz nahe bei einander und haben nur die Aorta zwischen sich; mit ihren unteren Rändern dagegen liegen sie ziemlich weit von einander entfernt.

Mit diesen Fettkörpern sind die beiden Nieren auf das Innigste verschmolzen. In dem unteren Rande jedes Fettkörpers verläuft beinahe bis zu dem vorderen Ende ein hautartiger Kanal, der Harnleiter. Er nimmt nach hinten an Weite zu, erlangt jedoch nirgends die Weite des Harnleiters der Pricke. Von der vorderen Hälfte dieses Kanals gehen unter rechten Winkeln und in kleinen Entfernungen von einander eine Menge äusserst zarter Gefässe ab

1) Beiträge zur Geschichte der Thierwelt. Vierte Abtheilung. Halle 1827, 4. S. 92 ff.

und wenden sich alle nach oben. Ein jedes dieser Gefässe, von welchen die mittelsten am längsten sind, hat im Ganzen eine ziemlich beträchtliche Länge und scheint ganz einfach zu sein. Ein jedes ferner ist zum grössten Theil knäuelartig gewunden und seine Windungen werden nur durch eine sehr geringe Menge von Zellgewebe zusammengehalten. Wenig Zellgewebe hält auch die einzelnen Knäuel untereinander zusammen. Die ganze Ansammlung dieser Gefässknäuel, welche nichts anderes als die Harngefässe sind, befindet sich an dem unteren Theil der vorderen Hälfte des Fettkörpers. Die Endstücke der Gefässe sind nicht mehr knäuelförmig zusammengewickelt, sondern stark geschlängelt und dringen in mässigen Entfernungen von einander in den Fettkörper selbst ein, innerhalb dessen sie von unten nach oben verlaufen. Ob sich der Fettkörper der Niere anbildet oder ob die Niere späteren Ursprungs ist und aus ihm ihre Entstehung nimmt, lässt sich nicht sagen, wahrscheinlich dürfte der Analogie nach das erstere der Fall sein. Die Harnleiter münden dicht vor dem Ende des Darms in diesen. Zwischen den beiden Fettkörpern und den Nieren, über dem Darm, verläuft der einfache Eierstock oder Hode. Er erstreckt sich fast durch die ganze Bauchhöhle und ist der Aorta und zum Theil den oberen Rändern der Fettkörper fest angewachSowohl der Hode als der Eierstock besteht aus dünnen, kleinen, vom Bauchfell überzogenen Zellgewebsplatten, innerhalb welcher je nach dem Geschlecht die Eier oder die weissen Hodenkügelchen liegen. Ein Samen- oder Eileiter ist nicht vorhanden.

sen.

An das vordere Ende jeder Hohlader setzt sich ein geräumiger blutführender Sack an. An seiner äusseren Fläche befinden sich 10 bis 12 drüsenartige, kleine, weissgefärbte und mit einem kurzen Stiel versehene Körperchen, welche zum Theil becherförmig ausgehöhlt erschienen. Aehnliche Gebilde fanden sich im Inneren des Sackes selbst.

Bei Petromyzon Planeri sind die beiden Fettkörper unterhalb der Aorta verschmolzen. Die Niere erstreckt sich wie bei Ammocoetes von dem vorderen Rande bis zur Mitte desselben. Die Harngefässe münden getrennt hintereinander in die Harnleiter ein und sind nicht so stark wie bei Ammocoetes geschlängelt.

Das reife Ei von Petromyzon Plafieri haben MAX SCHULTZE und AUGUST MÜLLER beschrieben. Ersterer') unterscheidet an dem rei

S. 30.

1) Die Entwickelungsgeschichte von Petromyzon Planeri. Haarlem 1856,

fen Ei die äussere Hülle, aus gallertartiger Substanz und der festeren Eischalenhaut (Chorion) bestehend und den Dotter, der von einer zarten Dotterhaut umhüllt wird. Die Eischalenhaut ist eine glashelle ziemlich feste 0,0015 dicke Membran, die äusserst fein punktirt ist. Die Dotterhaut ist äusserst zart. Eine Mikropyle konnte MAX SCHULTZE nicht auffinden. Die Dottersubstanz besteht aus losen Körnchen, wovon die grösseren sechsekige längliche Plättchen, die kleineren Ellipsoide darstellen. Ein Keimbläschen oder eine Kernhöhle vermochte MAX SCHULTZE nicht aufzufinden.

Nach MAX SCHULTZE entsteht nicht lange nach der Bildung der Unterkiemendrüse die Anlage einer zweiten, aus dem unter der Chorda dorsalis angehäuften Blastem über dem Herzen. Aus der durch Pigmentablagerungen früh schon sehr undurchsichtig werdenden Masse wachsen nämlich nach unten, gegen das Herz zu, drei oder vier kurze Fortsätze hervor, welche eine eigenthümliche Wimperung zeigen. Dieselben machen fast den Eindruck von hohlen Röhren, jedoch zeigt eine genauere Betrachtung, dass dieselben nicht von einem Kanale durchzogen sind, sondern nur eine über die Oberfläche herüber laufende Rinne besitzen, und diese ist mit zwei Reihen Wimpern besetzt, welche einen wimpernden Kanal vortäuschen. Diese eigenthümlichen Gebilde, welche die Grundanlage einer Drüse zu bilden scheinen, entsprechen in ihrer Lage den Urnieren der Froschlarve. Auffallend ist die wimpernde Rinne auf der Oberfläche, welche den Kanälen der Urnieren anderer Thiere fehlt. Dieselben könnten möglicherweise später durch Umwachsung zu einem wimpernden Kanale werden, und, da Wimperung wohl in den Nieren, nicht aber in den WOLF'schen Körpern vorkommt, und bei den Fischen letztere überhaupt noch nicht als Vorläufer der Nieren nachgewiesen sind, so könnten die fraglichen. Gebilde auch die Anlagen der Nieren selbst sein.

Ebenso räthselhaft muss zunächst eine zweite Drüsenanlage erscheinen, welche hinter der eben beschriebenen unter der Chorda hervorwächst. Dieselbe entseht viel später und besteht aus einem kurzen, gewundenen, engen Kanal, welcher aus strukturloser Haut gebildet erscheint und keine Spur von Wimperung zeigt.

Ich habe die vorstehenden Angaben zunächst an Embryonen und sehr jungen Larven von Petromyzon fluviatilis, weiterhin an Larven des Petromyzon Planeri geprüft.

Das früheste Entwickelungsstadium des uropoetischen Systems beobachtete ich bei einem Embryo mit der Anlage der vorderen

vier Kiemenspalten. Das Herz lag bei diesem Embryo als ein 0,2 langer 0,1 dicker Hohlkörper der ventralen Fläche des Oesophagus an. Dicht hinter seinem vorderen Ende zeigte sich in der seitlichen Wand der längs des Pharynx nach vorne sich erstreckenden Peritonäalhöhle beiderseits eine runde Oeffnung, welche in einen schmalen längs der Chorda eine Strecke weit nach rückwärts verfolgbaren Gang führte.

Weiter war der Apparat entwickelt bei einem Embryo von 4,25 mm. Länge mit verdicktem aber bereits gestrecktem Hinterleib und der Anlage sämmtlicher Kiemensäcke. Das Herz war bei diesem Embryo 0,24 lang, an sein hinteres Ende stiess die Anlage der Leber, welche einen blinden nach vorne gerichteten geräumigen Fortsatz des Darms dicht hinter der Einmündung des Oesophagus bildete, demnach noch in dem Amphioxusstadium befindlich war. Neben und über dem Herzen, dicht hinter dessen vorderem Ende, waren zwei Vorsprünge in der seitlichen Wand der Leibeshöhle zu bemerken, welche je einen mit freier Mündung in die letztere sich öffnenden Gang enthielten. Diese Gänge standen mit gewundenen Röhren in Zusammenhang, welche dorsalwärts vom Herzen zwischen Chorda und Peritonäum von dem hintersten Kiemenseptum bis zum Niveau des vorderen Randes der Leberanlage sich verfolgen liessen. Alle diese Gebilde besassen ein deutliches Lumen, die Wandung wurde gebildet von einer einfachen Lage quadratischen Epithels und einer dünnen Bindegewebsschicht. An die gewundenen Röhrchen schloss beiderseits ein Gang sich an, welcher längs der ventralen Fläche der Chorda bis in die Nähe der Cloakenöffnung sich verfolgen liess.

Bei Larven von 7 mm. Länge wurde ein genauerer Einblick in das Verhalten der einzelnen Theile gewonnen, weil hier das erforderliche Material zu Gebote stand, um die Längsansicht durch Querschnitte zu kontrolliren. Die Anlage der Leber hatte bei diesen Thieren eine Länge von 0,4 und zeigte bereits netzförmig ver. zweigte mit deutlichem Lumen versehene Lebergänge. Vor der Leber erstreckte sich das Herz in einer Länge von 0,3 bis zum hintersten Kiemenseptum. Dorsalwärts von Herz und Leber verlief in der Mittellinie der 0,04 weite Oesophagus. Seiner rechten und linken Fläche lag je eine gewundene Drüse an, welche in einer Länge von 0,43 einer Höhe von 0,1 bei 0,05 Breite die parietale Lamelle des Peritonäum vorwölbte. Die Drüse bestand aus gewundenen Röhrchen von theils rundem, theils elliptischem Querschnitt mit durchschnittlich 0,024 betragendem Durchmesser.

Das Lumen war scharf begrenzt, die Wand wurde gebildet von einer einfachen Lage quadratischer 0,006 hoher Epithelien mit rundlichem Kern und einer dünnen Bindegewebshülle, an welche eine geringe Menge mehr lockeren Bindegewebes sich anschloss. Die Kanälchen lagen in Folge des letzteren Umstandes sehr nahe aneinander. An vier Stellen bildeten sie Vorragungen, um mit einer trichterförmigen von zwei Seiten komprimirten Oeffnung in die Peritonäalhöhle auszumünden. Die Kanälchen verengten sich plötzlich nahe dem Abgang des Mündungsstücks, das Epithel nahm im Verlauf des letzteren cylindrische Form an und zeigte nahe der Mündung 0,01 hohe sehr deutliche Cilien. Am Rande jeder Mündung ging dieses Flimmerepithel ohne Unterbrechung in das Peritonäalepithel über, welches im Verlauf der durch die Mündung emporgehobenen Strecke des Peritonäum gleichfalls der cylindrischen Form sich näherte, an deren Basis dagegen gleich dem umgebenden Peritonäalepithel ganz flach war. Ausser den vier Vorsprüngen, auf welchen die Mündungen der Kanälchen in die Leibeshöhle lagen, zeigte jeder drüsige Körper an seiner medialen Fläche einen Glomerulus, welcher von dem Peritonäalepithel längs seiner freien Fläche überzogen war. Am hinteren Ende ging jede Drüse in einen einfachen Gang über, welcher dorsalwärts vom Parietalperitonäum der lateralen und unteren Fläche der Vena cava anliegend bis zur Cloake sich erstreckte, in welche er dicht hinter dem Darm ausmündete. Der Gang hatte auf dem Querschnitt elliptische Form, 0,024 im kurzen, 0,028 im längeren Durchmesser, er besass ein deutliches Lumen, die Wand bestand aus einer einfachen Lage quadratischer 0,006 hoher Epithelien und einer dünnen Bindegewebsschicht. Die dorsale Wand der Peritonäalhöhle bildete den Vorsprung noch nicht, welcher in den späteren Entwickelungsstadien zur Entwickelung gelangt und im Folgenden wegen seiner Beziehungen zur Urniere als Urnierenfalte bezeichnet werden wird; ebensowenig waren in dem hinter den gewundenen Kanälchen befindlichen Abschnitt des Ganges die Anlagen von Urnierenkanälchen wahrnehmbar. Letzteres ist ein für die Auffassung des Befundes wichtiges Ergebniss; die Drüse, welche dem vorderen Ende des Urnierengangs angefügt ist, stellt nach Lage und Bau das Homologon der Vorniere von Myxine dar und wird daher im Fol genden stets als solche bezeichnet werden. Der Umstand, dass dieselbe bei Petromyzon vollständig entwickelt ist, zu einer Zeit, in welcher die Entwickelung der Urnierenkanälchen noch nicht begonnen hat, lässt schliessen, dass hier zwei in der Zeitfolge ihrer

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