(I. Band, Seite 406: Grundsätze der Philosophie; Nothwendig- keit einer Veränderung). Das andere sind „Kritische Be- merkungen zu den Grundsätzen der Philosophie" aus den Jahren 1848 und 1849, welche die Herausgeber aus dem bis- her ungedruckten Theile des Nachlasses aufgenommen haben. Sie bildeten ursprünglich einen Bestandtheil der von Feuer- bach im Jahre 1848 zu Heidelberg gehaltenen Vorlesungen über Religionsphilosophie, wurden aber von ihm selbst für den Druck ausgeschaltet. Im Zusammenhang dieser religions- philosophischen Erörterungen würden sie in der That unge- hörig und zu weit abführend gewesen sein. In Feuerbachs Reformgedanken zur Philosophie aber bilden sie ein wichtiges und werthvolles Glied. Sie wurden zu einer Zeit geschrieben, als diese Gedanken bereits völlig ausgereift und mit den früheren speculativen Ideen ausgeglichen waren und sie ent- halten in vielen Punkten den schärfsten und deutlichsten Ausdruck für die von Feuerbach gewonnene neue Position. Entfallen ist aus dem früheren zweiten Bande die Abhandlung „Ueber Philosophie und Christenthum", welche sich nunmehr im siebenten Bande der gegenwärtigen Ausgabe befindet (S. 104) unter dem Titel „Zur Charakterisirung der Schrift: Ueber Philosophie und Christenthum". Das Vorwort des Heraus- gebers enthält (S. VI) alles Nothwendige über Veranlassung und Schicksale der Schrift. Speciellere Angaben über die einzelnen Schriften und die in diesem Bande erwähnten Per- sönlichkeiten wurden den betreffenden Stücken als Fussnoten beigegeben. Die in diesem Bande vereinigten Schriften sind für das Eben darum müssen zum Zwecke eines genetischen Ver- ständnisses der Feuerbachschen Philosophie die beiden Ent- wicklungsreihen, welche der siebente und der zweite Band dieser Ausgabe vorführen, mit einander combinirt werden. Die Schrift „Das Wesen des Christenthums" (VI. Bd.) bildet für beide Reihen den inneren Culminationspunkt. Das Näm- liche, was sich auf religionsphilosophischem Gebiete seit dem Jahre 1839 vorbereitet, tritt in diesem Jahre mit der wuch- tigen und tiefgreifenden „Kritik der Hegelschen Philosophie" (II. Bd. S. 158) auch in Feuerbachs allgemeiner philosophischer Haltung zu Tage: die Abwendung von den Principien und Methoden der Hegelschen Philosophie. Zwischen dieser Kritik und den „Vorläufigen Thesen" liegt das „Wesen des Christen- Aber auch in den vor diesem entscheidenden Wende- Für die selbständigere Haltung Feuerbachs gegen Hegel und die freiere Entwicklung seiner Ansichten wurde die Gründung der Halle'schen Jahrbücher für deutsche Wissenschaft und Kunst durch Arnold Ruge und Th. Echtermeyer, welche im Jahre 1838 erfolgte, sehr wichtig. Feuerbach selbst drückt in einem Briefe an Kapp (25. Febr.) seinen Dank aus, dass Ruge ihn stimulirt und zur Aussprache von Gedanken veranlasst habe, die sonst nicht an den Tag gekommen wären. In den Halle'schen Jahrbüchern vollzog sich demgemäss die entscheidende Wendung von der oben gesprochen worden ist; dort erschienen nicht nur die Besprechungen der Schriften von Karl Bayer, die Abhandlung gegen Dorguths Kritik des Idealismus und die mit der grössten persönlichen Herzenswärme geschriebene Studie über „Christian Kapp und seine litterarischen Leistungen", sondern auch die „Kritik der Hegel'schen Philosophie, das Document der vollzogenen Lossagung von Hegel und die ersten Andeutungen über den gewonnenen eigenen Standpunkt: der Aufsatz „Ueber den Anfang der Philosophie". Diese Entwicklung Feuerbachs aber fällt mit der Krisis der Halle'schen Jahrbücher selbst zusammen, in denen eine ausgeprägt fortschrittliche Strömung mehr und mehr zum Durchbruch gelangt. Im Jahre 1841 waren sie von Halle nach Leipzig verlegt worden und hatten den Titel „Deutsche Jahrbücher" angenommen. Aber auch dort machten sich alsbald Censurschwierigkeiten geltend. Eine Menge von Beiträgen, die in Ruges Hand waren, mussten ungedruckt bleiben, darunter auch die „Vorläufigen Thesen zur Reform der Philosophie". Diese Schrift mit ihren lapidaren Absagen an die officiell anerkannte Philosophie ist zusammen mit Ruges begeisterter Besprechung des „Wesens des Christenthums" und einer Menge sonstiger Artikel, denen das gleiche Schicksal geworden, als gesondertes Buch von Ruge unter dem Titel „Anekdota" in der Schweiz veröffentlicht worden. Im Jahre 1843 wurden die „Jahrbücher" in Sachsen verboten und mussten das weitere Erscheinen einstellen. Die „Grundsätze der Philosophie der Zukunft" sind darum als selbständige Broschüre im Jahre 1843 veröffentlicht worden. Auch sie sind in der Schweiz erschienen. Die ganze Bitterkeit, welche Feuerbach über diese Vorgänge erfüllt, kommt in dem Vorwort zu dieser Broschüre zum Ausdruck. " Grundsätze der Philosophie der Zukunft", heisst es dort, „nannte ich sie deswegen, weil die Gegenwart im Allgemeinen, als eine Zeit raffinirter Illusionen und vettelhafter Vorurtheile unfähig ist, die einfachen Wahrheiten, von denen diese Grundsätze abstrahirt sind, eben wegen dieser ihrer Einfachheit, zu capiren, geschweige zu würdigen". Und wenn es am Schlusse hiess: „Die Consequenzen dieser Grundsätze werden nicht ausbleiben", so darf man die wuchtige Abhandlung „Wider den Dualismus von Leib und Seele, Fleisch und Geist", welche Feuerbach einige Jahre später für den zweiten Band seiner Gesammtausgabe verfasste und als Erläuterungen zu den Grundsätzen der Philosophie bezeichnete, wohl als die erste und wichtigste dieser Consequenzen ansehen, zu denen sich im weiteren Verlaufe von Feuerbachs Entwicklung namentlich die Abhandlung über Spiritualismus und Materialismus gesellte. (S. d. X. Band dieser |