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sen, widrigenfalls würden wir sogleich nach Alexandrien zurückkehren. Der Herr General, als er die Debatten erfuhr, erklärte seinerseits, dass er allein auch nicht reisen werde und überhaupt lieber umkehren wolle, als sich diesen täglichen Weitläufigkeiten aussetzen. Jetzt stimmte HADJ ENDAUI einen gelinderen Ton an, und versprach, unsere Sachen auf zehn Kameelen zu transportiren, wenn wir alles Schwere aus unseren Kisten nehmen und aus Alexandrien Stricke und Packsättel, um sie aufzuladen, wollten kommen lassen. Um dem Streiten ein Ende zu machen, ward eingewilligt, und der Dolmetscher IBRAHIM ging alsbald nach Alexandrien ab, um das Nöthige zu besorgen.

Da unser Verhältnifs zu diesen bewaffneten Beduinen demnach kein sehr vertrauliches war, so schlugen wir vor, dafs sämmtliche Europäer, mit Inbegriff der Dolmetscher und mit Ausschlufs des Herrn Generals, durch die Dauer der Nacht von heut an abwechselnd eine militairische Wache von zwei Stunden übernehmen sollten. Wir mit unserem Gehülfen SOELLNER wollten den Anfang machen, und von 10 Uhr Abends bis 4 Uhr Morgens jeder unsere zwei Stunden wachen; um 4 Uhr sollte geweckt und ein Kaffee bereitet werden, damit die Araber nicht durch uns gehindert würden, jedesmal zu Aufgang der Sonne das Laden der Kameele beendet zu haben und die Caravane in Marsch zu setzen. Obwohl wir eine gute halbe Stunde vom Meer entfernt zwischen Sandhügeln lagen, so fing ich doch während meiner Nachtwache zwei grofse Seekrebse (Ocypoda ceratophthalmus) ), deren Geräusch in der Nähe mich aufmerksam gemacht hatte.

Am 7ten Morgens begann nun das Umpacken. Die Lebensmittel, welche wir in Koffen (Säcken von Dattelblättern) verwahrt hatten, wurden in härene Säcke gepackt. Pulver, Blei, Pppier, Apo

1) In so grofser Entfernung vom Wasser halten sich Seekrebse höchst selten auf, obwohl mehrere von ihnen mehr Zeit ihres Lebens auf dem Lande dicht am Meere, als im Wasser zubringen.

theke mussten, so viel wir uns auch sträubten, aus den Kisten in die Säcke wandern. Eine Koffe mit Kohlen und ein Reservefässchen mit Spiritus waren bei den zehn Ladungen nicht mehr unterzubringen und mussten zurückgesandt werden. Nach Mittag kamen die Sättel und Stricke von Alexandrien an, und nach 2 Uhr setzte sich die Caravane in Marsch. Immer deutlicher trat nun schon im ersten Augenblick der Bekanntschaft die Ungefälligkeit unserer Araber hervor. Als es galt, die Schläuche mit Wasser zu füllen, meinten sie, diefs sei nicht ihre, sondern unsere Sache. Statt uns das Zelt abbrechen und unsere Effecten ordnen zu helfen, wie unsere vorigen Begleiter thaten, mutheten sie uns noch zu, selbst beim Aufladen der Kameele mit Hand anzulegen. Des Nachts schliefen sie alle, und überliefsen es uns, für uns und sie zu wachen. Wollten wir uns auf die Kameele setzen, nachdem wir uns müde gegangen, so thaten sie als verständen sie uns nicht, und verspotteten uns; einer der schwarzen Sclaven des Scheechs wagte sogar, auf unsern Dolmetscher, als dieser auf unser Geheifs ihm nachdrücklich das Kameel anzuhalten befahl, die Flinte anzulegen, die ihm zum Glück ein anderer sogleich aus der Hand rifs. Wir beschwerten uns beim Chef, und der Herr General forderte ebenfalls Genugthuung. HADJ ENDAUI erklärte, dafs er den Sclaven wolle todtschiefsen lassen, was natürlich nur in Drohung verwandelt wurde, mit der Erklärung unsererseits, dafs bei ähnlichen Fällen wir uns selbst unserer Waffen bedienen würden. Diese wenigen Züge genügten, um uns zu zeigen, dass wir mit anderen Menschen zu thun hatten, als die ersten waren; dessen ungeachtet durfte diefs Benehmen des Sclaven die Gesellschaft nicht abschrecken, die Reise fortzusetzen, da es von den Beduinen selbst gemifsbilligt wurde, unser Wille bisher doch im Allgemeinen immer noch befolgt worden war, und wir mit einiger Geduld unseren Zweck erreichen zu können noch hoffen durften.

Da wir spät abgereist waren, so endigte unser heutiger Marsch schon nach drei Stunden an einer Cisterne mit schlechtem Wasser,

سوادي مطر

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welche die Araber Suaniet Matar oder Suaniet Suaedi Matar (u salziges Regenwasser zum Tränken der Kameele) 1) nannten. Das Wasser war unangenehm, etwas salzig, aber trinkbar. Den Sten um 6 Uhr brachen wir auf, und erreichten nach sechs Stunden Marsch den Thurm der Araber und Abusir, wo wir, da in der Nacht ein Bote aus Alexandrien dem Herrn General die Nachricht von Herrn Prof. LIMAN'S Ankunft und dessen Entschluss, sich noch an die Caravane anzuschliefsen, gemeldet hatte, einen Tag zu verweilen beschlossen. Im Gärtchen bei Bir Krehr, wo wir heut wieder vorbeizogen, waren einige Melonen gereift, die der Herr General kaufte. Westlicher trafen wir ein Lager von Arabern, die in der Zwischenzeit von unserer ersten Excursion sich angesiedelt hatten.

Den 9ten verweilten wir in Abusir, um auf Herrn LIMAN'S Ankunft zu warten. Wir beschäftigten uns, unsere Sammlung der Naturkörper dieser kargen Gegend zu vervollständigen, und das bisher Gesammelte wohl zu verpacken. Ueberdiess malte ich einige Thiere aus der Familie der Spinnen, da diese beim Aufbewahren Form und Farbe verlieren. Der Thurm der Araber, ein aus Quadern aufgeführtes Gebäude ohne sichtbaren Eingang und ohne innere Höhlung, auf Katakomben ruhend, war, nebst einem weitläufigen, ebenfalls aus Quadern aufgeführten Tempel in geringer südlicher Entfernung von ihm, der Gegenstand der Untersuchung, Messung und Aufzeichnung unserer Gefährten. Es ist wohl keinem Zweifel mehr unterworfen, dafs diese Ruinen, deren Form in den Atlas zur Reisebeschreibung des Herrn Generals MENU treu abgebildet ist, zur alten Stadt Taposiris magna gehören. Von den 36 Marmorsäulen, die zu POCOCKE'S Zeit 2) ein Gentleman daselbst gesehen haben wollte, fanden wir keine Spur. Einige Capitäler dorischer Säulen von Kalkstein liefsen den Ursprung des

1) Herr GRUOC schreibt Suaniet-Sueb-Mathar.

2) POCOCKE I., pag. 10.

Baues aus den Zeiten der Ptolemäer vermuthen. Im Innern des Tempelraumes befanden sich mehrere Cisternen, und da ich in ihnen einerseits Schlangen und Fledermausarten vermuthete, andererseits auch es wahrscheinlich war, dafs ihre Untersuchung Aufschlüsse über den Zweck des Gebäudes geben könnte, so beschlofs ich selbst, mich in diese Unterwelt zu begeben, und eine derselben zu untersuchen. Ich ward an einem Stricke hinabgelassen, und war mit einem Geschwind-Feuerzeug und Wachslicht versehen, um die Ausdehnung des unterirdischen Baues zu verfolgen. Leider war meine Mühe ganz umsonst, denn es war nur ein tiefer Brunnen mit vier senkrecht gemauerten Seiten, und obwohl man von oben den Boden nicht sehen konnte, so hatte ich doch unten noch hinlängliche Helle, um meine Umgebungen deutlich zu unterscheiden. Ein paar grofse, von oben herabgefallene Steine lagen neben mir am Boden, und als ich aufsah, erschrak ich nicht wenig, quer über der Oeffnung des Einganges einen ähnlichen grofsen Stein zu bemerken, welcher mit seinen Rändern nur eben auf dem Rande der Cisterne lag, und auf den sich vorher mehrere der Begleiter gestellt hatten. Ich gab sogleich ein Zeichen, dafs man mich wieder hinaufziehen solle, und war sehr zufrieden, der drohenden Gefahr entgangen zu seyn. Diesen Cisternen nach zu urtheilen, müsste das Gebäude wohl in der Mitte einen freien Raum gehabt haben. Der Thurm der Araber könnte wohl ehemals eine Treppe von aufsen gehabt, und zum Leuchtthurm gedient haben; oder er könnte mit der Pompejussäule bei Alexandrien den Zweck gehabt haben, am Tage den Schiffern zur Orientirung an der flachen und gefährlichen Küste zu dienen, wie er es noch jetzt thut. Herr General MENU hält ihn (pag. 41.) für ein Mausoleum.

Herr Prof. LIMAN erschien am Morgen des 10ten, aber schwach und krank. Er versicherte jedoch, dafs seine Kränklichkeit, bestehend in allgemeiner Schwäche und Uebelbehagen, nur Folge der Seereise und des angestrengten Kameelmarsches von Alexandrien her sey, und so hofften wir denn mit ihm, dafs sie vorübergehen

werde. Sehr übel war, dafs er sich auf Anrathen einiger Europäer in Alexandrien nur eine sehr leichte Kleidung gekauft hatte, und für die Nacht, besonders wenn Regen einfallen sollte, ohne hinreichende Bedeckung war. Der Herr General sowohl, als späterhin

wir, suchten dem Mangel nach Kräften abzuhelfen.

Um 112 Uhr zogen wir weiter bis Bir Hamam. Weil Herr LIMAN ein Kameel zum Reiten bedurfte und diefs nicht im Voraus bedungen war, so wollte der Beduinen-Chef ihn nur unter der Bedingung auf ein Lastkameel setzen lassen, dafs dieses als ein besonderes Kameel bezahlt würde, wollte aber kein neues zufügen, und da ein Schein von Recht zur Forderung einer Mehrzahlung auf seiner Seite war, so mufste schon nachgegeben, und die Vergütigung eines Kameels accordirt werden. Anfangs folgten wir bei unserm Marsche noch wie von Alexandrien aus dem uns südlich vom Thale des Mareotis trennenden Hügelrücken, auf welchem die Ruinen befindlich, und unsere Richtung war südwestlich; nach 14 Stunde lenkten wir fast südlich ), weil nun in Westen die Meeresdünen lagen, indem hier das Meer eine Bucht nach Süden bildet. Wir durchschritten 1 Stunde in dieser Richtung das fast trockne, nur mit Salzpflanzen, meist aus den Gattungen Statice, Salicornia und Salsola besetzte Thal des Mareotis. Es läuft nicht gegen das Meer aus, sondern das Meer hat seine Mündung durch mehrere kleine Hügelreihen der neuesten Bildung verschlossen. Der das Thal südlich begrenzende Hügel, welchen wir erstiegen, enthielt noch ein flacheres, mit dem ersten parallel laufendes Thal, und wir gelangten in westlicher Richtung an eine südlich ablaufende Ebene, welche ein drittes Thal bildet, auf dessen nördlichem Hügelrande die Brun

1) Herrn GRUOc's Tagebuch differirt in der Richtung, ist aber, da es mit der von ihm gehaltenen Reiseroute der Charte nicht stimmt, nur falsch gelesen. In demselben Tagebuche ist durch ein Versehen des Uebersetzers die Richtung der Reise durchgehends umgekehrt worden, indem die nautische Bezeichnung von Westen durch O (Ouest) in der deutschen Uebersetzung nicht anders als Ost gelesen werden kann. Schon durch die richtig gezeichnete Landcharte ist aber diefs als blofser Schreibfehler angegeben.

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