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einer noch unbekannten Art Sandhühner (Pterocles) erlegt, und SOELLNER hatte eine Blauracke (Coracias garrula) geschossen, auch wurden einige interessante Insecten erbeutet. Nachdem das Zelt aufgeschlagen war, ward ein Abendbrod gemeinschaftlich mit den Arabern verzehrt, und dann entliefsen wir alle Thiere und Araber bis auf Scheech ACHMED und einen der Kameeltreiber.

Das gute Benehmen unserer Araber hatte uns bis hierher allen Muth für die Leichtigkeit der Ausführung einer grofsen Wüstenreise erhalten. Sie umgaben uns bereitwillig, hielten, wo wir es wollten, die Kameele an, und liefsen sie sich niederlegen, damit wir auf- und absteigen konnten; sie holten unaufgefordert Wasser aus den Brunnen, trugen uns die ihnen vorkommenden auffallenden Naturkörper zu, und geleiteten uns helfend und tragend auf ausgedehnteren Excursionen. Des Nachts lagerten sie die Kameele im Kreis oder Halbkreis um das Zelt, welches sie uns aufschlagen halfen, und dann kauerten sie sich zu einem Feuer, wozu sie das Brennmaterial oft ziemlich weit her zusammenholten, und vergnügten sich mit eigenthümlichem Gesange bei dem Ton einer Rohrpfeife (Sumahra). Zwei von ihnen wachten jedesmal die ganze Nacht und unterhielten das Feuer. Obwohl wir selbst sehr einfach nur von Schiffszwieback, Reis und einigen in Alexandrien gekauften europäischen Kartoffeln lebten, wozu bei glücklichen Combinationen ein erjagter, für die Sammlung unbrauchbarer Braten kam, so erstaunten wir doch über die Frugalität dieser Menschen, die in der ganzen Zeit, wo sie uns begleiteten, nichts als etwas auf Kohlen gebackenes sehr schlechtes Brod mit etwas Käse und rohen Zwiebeln, und diefs nur in kleinen Quantitäten genossen. Eben so zufrieden waren wir mit den Kameelen, welche unsere grofsen und schweren Kasten gut getragen hatten, und schon war uns das Reiten auf ihnen weit weniger beschwerlich als am ersten Tage.

Zu den wesentlichen Bedürfnissen, die wir bei unserer ProbeExcursion vermisst hatten, gehörte: 1) ein lederner Eimer nebst Strick zum Wasserschöpfen aus den tiefen Brunnen; 2) ein kleiner

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Vorrath von Kohlen nebst Blasebalg, weil das Brennmaterial zuweilen sehr karg, und sein Herbeischaffen, so wie das Feuer - Anblasen, sehr mühsam war; 3) eine gröfsere Quantität von Kaffee, mit Hintansetzung unseres früheren Grundsatzes, als sey das Kaffeetrinken dem männlichen Character zuwider ); 4) etwas Datteln, Käse, Wurst und dergleichen zum Frühstück und für den Fall, dafs durch den Marsch das Mittagsessen überschlagen wurde; 5) einige Strümpfe aus unserem europäischen Kostüm, um unseren Fufswunden zu Hülfe zu kommen; 6) etwas Talg in einer Blase, um das Auslaufen der leck werdenden Spiritusfässer zu verhindern.

Um diesem abzuhelfen, ritt Dr. HEMPRICH am 29sten auf dem Pferde unsers Scheechs nach der Stadt, wo er den Herrn General mit der Ausrüstung sehr beschäftigt fand, und kehrte, unzufrieden mit den breiten arabischen Steigbügeln seines Reitthiers, am Abend zurück in's Zelt. Wir machten nun vom 30sten September bis 5ten October Jagdstreifereien nach allen Seiten, besonders häufig nach dem See Mareotis, an dessen Rande es viele Wasservögel, Flamingo's, Seemöven, Strandläufer und Regenpfeifer gab, deren Arten wir habhaft zu werden suchten. Falken und Krähen schwebten über den Hügeln der nahen Nekropolis. Am Meere wurden Fuci und Conchylien gesammelt. Insecten und Amphibien wurden aus dem Geröll hervorgesucht, und unter den ersteren zeichnete sich bald die Zahl der Spinnen und Scorpionen aus. Unser Führer und treuer Beschützer, Scheech ACHMED, ein alter und starker, durch mehrere Schufs- und Hiebwunden gezeichneter Mann, achtete bei unseren Excursionen sorgsam darauf, nach welcher Richtung wir ausgingen, und liefs uns oft durch den Dolmetscher Vorsicht anempfehlen.

1) Der verwöhnte Europäer bedarf warmer Speisen, und wenn man auch bei gutem klaren Wasser den Kaffee und dergleichen entbehren kann, so fühlt man doch, dafs man bei schlechtem Wasser und schlechten Speisen irgend eines Reizmittels bedarf, deren unschädlichstes und zweckmäfsigstes für die Hitze des Orients, wie wir bald einsahen, der schwarze Kaffee ist.

Am 5ten October brachte Dr. HEMPRICH unsere bis dahin gemachte Naturaliensammlung nach Alexandrien, um sie noch der zum Absenden schon vorbereiteten frühern Sammlung beizufügen, und empfahl diese nochmals der Sorge des Königlich Preufs Consuls, Herrn BUCCIANTI. Mit seiner Rückkehr waren wir nun zum kühneren Zuge in die Wüste bereit.

IV.

Zug durch die libysche Wüste bis zum Katabathmus minor.

Am 6ten October gegen Abend kam der Herr General mit der Haupt-Caravane in Dscheile an. Wir entliefsen unsern alten braven Scheech ACHMED mit einem Geschenk, und empfingen mit einem Grufs aus allen Gewehren die neuen Gefährten. Von nun an standen wir mit unter der Obhut des HADJ ENDAUI ABU DAHEB, eines reichen Beduinen - Oberhauptes und Günstlings des Pascha, von dem er mit dem rothen Burnus (Purpurmantel) bekleidet war, welchen er auf der Reise mit sich führte.

Die Gesellschaft bestand nun:

aus dem Herrn General MENU V. MINUTOLI,

zwei Italienern, welche Herr v. MINUTOLI in Alexandrien
zur Beihülfe im Zeichnen und Vermessen alter Denkmäler
angeworben hatte, den Herren GRUOC und BOLDRINI,
aus einem europäischen Kammerdiener, einem arabischen Koch
und Reitknecht des Herrn Generals,

aus einem französischen Renegaten, der ein Mameluk im Dienst
des Pascha und verpflichteter Dolmetscher der ganzen Cara-
vane war, Namens IBRAHIM (sonst BASILE),

aus Herrn Dr. SCHOLZ mit einem arabischen Bedienten; ferner aus dem Dr. EHRENBERG, dem Dr. HEMPRICH, ihrem Gehülfen, Herrn SOELLNER, und dem syrischen Dolmetscher JUSSUF;

endlich aus dem Beduinen-Chef HADJ ENDAUI, dessen Schwager OTMAN, nebst anderen seiner Verwandten, unter denen einer MUHAMMED hiefs, zwei Sclaven und etwa dreifsig freien bewaffneten Beduinen aus verschiedenen Stämmen. Ueberdiefs hatte HADJ ENDAUI eine seiner Frauen nebst deren pockenkranken Bruder bei sich, welche auf Kameelen in Palankins getragen wurden. Fünf Pferde, deren eins dem Herrn General, eins dem Araberchef und drei dessen Verwandten gehörten, waren bei der Caravane.

Ueberhaupt bestand die Gesellschaft aus neun Europäern und als zehnter galt unser französischer Syrier, aus drei Fellah - Arabern und dreissig und einigen Beduinen. Die Zahl der contractmässigen Kameele war ein und vierzig, die Zahl der contractmässigen Beduinen fünf und zwanzig. Ueberzählig waren: der Chef der Beduinen. als verantwortlicher Beschützer der Caravane, dessen Verwandte, Bediente und Sclaven, und die zum Transport der SubsistenzMittel für die gesammten Beduinen nöthigen Thiere.

Noch am Abend der Ankunft der grofsen Caravane bei uns, begannen die Unannehmlichkeiten, so wie auch Herr v. MINUTOLI im Augenblick des Abmarsches aus Alexandrien noch mit vielen unvorhergesehenen Schwierigkeiten zu kämpfen gehabt hatte. HADJ ENDAUI, welcher gern von uns noch eine gröfsere Anzahl Kameele bezahlt genommen hätte, erklärte nämlich, er könne unsere Kisten gar nicht laden, weil sie zu schwer seyen, und wenn wir auch kleinere Kisten anschafften, so könne er doch unsere Effecten nicht auf zehn Kameele bringen. Auf diese bestimmte, leicht zu durchschauende Erklärung erwiederten wir durch unsern Dolmetscher eben so bestimmt, dafs wir die Kisten schon von Kameelen hätten tragen gesehen und wülsten, dass nicht nur zehn, sondern acht kräftige Kameele hinreichten, all' unser Gepäck fortzuschaffen; wolle er unsere Effecten laden, wie sie wären, und könne er dafür bürgen, sie unbeschädigt mit seinen gegen den geschlossenen Contract jungen und schwachen Kameelen fortzubringen, so wollten wir mitrei

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