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Vom Abend des 1sten Septembers an war alles Land verschwunden, und das zu erwartende nächste war kein anderes als die Küste

dete Turteltaube (Columba turtur) ein, welche, weil sie vom Schiffe verscheucht wurde, aus Müdigkeit in's Meer fiel, nach langer Zeit sich wieder aus den Wellen erhoben hatte und nur wenig nafs an's Schiff zurückkehrte, wo sie von den Matrosen gefangen wurde. Auch eine Wachtel kam an's Schiff. Am 28sten erschien ein kleiner Vogel, der aber, wie ein andrer am 2ten September, sich nur in den höchsten Stricken eine Zeit lang aufhielt, ausruhte und weiter flog. Zwischen Candien und Alexandrien, am 3ten November, sahen wir viele Vögel, die zu Lestris oder Procellaria zu gehören schienen. Jedesmal, wenn der Wind sich etwas nach Osten kehrte (wo das unsichtbare Land am nächsten war), fanden sich vielerlei Insecten ein, besonders Sphinx stellatarum häufig, aber auch Papilionen (P. Cardui), Noctuen (N. suffusa) und Baumwanzen. Wind aus andern Richtungen führte uns zuweilen, jedoch selten, auch dergleichen zu. — Fische sahen wir auf der ganzen Reise nur wenig.

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Als am 1sten September die Sonne sich zum Untergang bereitete, hatte sie einen grofsen Hof, später war starke Abendröthe. Bestimmte Wolken waren nicht am Himmel, der erschien über uns hell und klar; unter diesen Umständen schien es merkwürdig, dass alle Schatten auf dem Schiffe farbig waren, was sonst nur bei doppeltem Lichte zu erscheinen pflegt. Die Schatten, welche auf den weils angestrichenen Mastkorb fielen, ren himmelblau, die, welche das Tauwerk auf die falben, von der Sonne etwas gerötheten Segel machte, spielten vom Blauen in's Grüne. Einige waren lebhaft grün. Das Meer war bewegt und gab keinen Wiederschein der Sonne. Immer an solchen Stellen schien sich das Blaue mehr in's Grüne zu ziehen, wo die durch den Sonnenschein bewirkte röthliche Färbung der Segel intensiver war. Ganz eben so und lebhaft beobachteten wir diese Erscheinung am 3ten September. In beiden Fällen waren es einfache Schatten. In beiden Fällen hatte die Sonne einen Hof, und die Erscheinung konnte nur von der zwischen der Sonne und dem Schiffe befindlichen gelbgrauen Dunstschicht erzeugt seyn.

Da der Himmel in diesen südlichen Gegenden zu Mittag im Zenith fast immer rein ist, des Morgens aber häufig Wolken zeigt, so benutzten wir den scharfen Horizont des hohen Meeres zu Beobachtungen über die Entstehung und den Verlauf der Wolken. Am 3ten September, wo der Horizont durch keine Ansicht des Landes beengt war, war am Morgen vor Sonnenaufgang der Ost- und Südhimmel nahe am Horizonte mit dichtem Nebel eingefasst, gegen West und Nord war der Horizont klar wie der Himmel über uns. In der Morgendämmerung sah man am obern Rande des Nebels Andeutungen zu entstehenden Theilungen in Wolken. Bald (während die Sonne sich erhob) trennten sich einzelne kleine Wolkenparthieen, die, je näher sie dem Zenith kamen, an ihren Seiten desto mehr flockig und cirrhös erschienen. Die ersten gingen über uns weg nach Westen und veränderten nur vielfach ihre Form. Sobald die Sonne anfing hervorzutreten, zertheilte sich der östliche Nebel, welcher anfangs einer Gewitterwolke glich, ganz und plötzlich in Schaafwolken, welche allmälig den Himmel mit lichtweifsen Flecken besetzten. Sobald die einzelnen Wölkchen, welche eine westliche Bewegung hatten, im Zenith ankamen, wurden sie immer lockerer, und wenn sie über uns standen, erschienen sie als ein dünner Schleier, welcher das Blau des Himmels nicht ganz oder gar nicht verdeckte, und um erkannt zu werden, scharf in's Auge gefafst seyn wollte. Viele waren dann verschwunden,

von Afrika, die nun im Süden vor uns erscheinen sollte. Kräftiger Wind und hohe Wellen nöthigten uns, uns viel mit uns selbst zu

und nur wenige zogen sich gegen den Westhorizont. Die Wolkenparthieen, welche das Zenith nicht erreicht hatten, bevor die Sonne sich hoch stellte, kehrten wieder, sich verkleinernd, an den ihnen zunächst liegenden Horizont zurück. Später ward der Himmel ganz wolkenleer, nur am Abendhorizonte blieben Andeutungen kleiner einzelner Portionen, die eine scharf abgeschnittene Basis dem Horizonte zuwendeten. Die Einwirkung des relativen Sonnenstandes auf den Wolkenmangel war nicht zu verkennen.

Am 2ten September waren zwei Schiffe im Angesicht. Am 3ten steuerte eins derselben mit vollen Segeln auf uns zu, und zu Mittag war es in so grofser Nähe, dass kein Zweifel übrig blieb, es habe Absichten auf das unsre. Der Capitain gerieth in Angst und rief uns, die wir eben in die Cajüte gegangen waren, plötzlich wieder auf das Verdeck, weil es gut sey, wenn jener Capitain überzählige Mannschaft bemerke. Bald war es uns so nahe, dafs kaum einige Kähne zwischen uns fahren konnten, und eine grofse Welle in gleicher Richtung hätte hingereicht, beide Schiffe an einander zu schlagen. Es war ein Malteser Schiff mit englischer Flagge. Lüderlich gekleidete Mannschaft liefs nichts Gutes erwarten. Sehr kalt und gleichgültig fragte der fremde Capitain den unsern, wo wir her kämen, wo wir hingingen, was er geladen habe, wozu kein Sprachrohr nöthig war, dann segelte er uns voraus und liefs sein Schiff halten, bis wir wieder mit der andern Seite vor dem seinen vorüber waren. Es schien ein Corsar zu seyn, der an uns keine gute Prise fand, uns aber einigen Schreck einjagte, da an ein Vertheidigen nicht zu denken war.

An demselben Tage hatten uns noch einige optische Erscheinungen in der einförmigen Zeit des Schiffslebens angenehm beschäftigt. Beim Aufgang der Sonne aus dem scharfen Horizonte und beim Untergang in denselben sahen wir die Erscheinung ihrer eckigen Gestalt sehr schön und auffallend. Gewöhnlich war sie an den Seiten gerade oder concav eingedrückt, unten schmal zulaufend, fast keilförmig, und zuweilen waren die verschiedenen Schichtungen des Nebelsaumes am Horizonte, deren verschiedenartige Dichtigkeit durch andre Brechungswinkel des Lichts die Erscheinung veranlafst, deutlich wahrzunehmen.

Aufgehende Sonne

Wolkensaum.

Horizont..

des Meeres.

Auch der Mond zeigte uns zu wiederholten Malen ein optisches Problem. Während er bei etwa 40° Erhebung vom Horizont seinen Schein auf den Wasserspiegel gegen unser Schiff hinwarf, zeigte sich ein dunkler Fleck an dem in der Richtung des Scheines liegenden Punkte des Horizonts, als ob ein Berg eines fernen Landes sichtbar sey. Dieser Fleck verlängerte sich gegen den Mond zu in eine an Intensität abnehmende Trübe. Land war, der Schiffsrechnung nach, an der Stelle nicht anzunehmen. Mir schien es, als sey es der an dieser Stelle vom Monde und dessen Wiederschein sichtbar gemachte Nebelsaum des Horizonts. Dr. HEMPRICH hielt es für etwas im Auge Begründetes, weil bei bewegtem

beschäftigen. Nachts zwischen dem 3ten und 4ten September lief's der Capitain die Segel kreuzen und so das Schiff feststellen, weil er fürchtete, vor Tage der flachen, nicht mehr weit entfernten Küste zu nahe zu kommen. Am 4ten September Morgens 9 Uhr verkündete der Guardiano von der Spitze des Mastes herab die uns auf dem Verdeck noch vorenthaltene Ansicht des Landes im Süden. Zitternd vor Freude und Erwartung wiederholten wir es einander, wie wohl kaum mit mehr Enthusiasmus die 10,000 Griechen sich ihr daλarra, Jáλarra zuriefen. Bald sahen wir selbst einen zarten Saum am Horizonte. Die mit dem Fernrohr endlich aufgefundene Pompejus (Diocletians-) Säule bewies, dafs unsre Schiffsrechnung richtig und wir am Eingang des Hafens von Alexandrien waren.

Meere es nicht sichtbar war und beim längern Anschauen weniger deutlich erschien, als wenn man rasche Blicke darauf warf.

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Sternschnuppen zählten wir in der Breite von Cefalonia am 27sten August, bei circa 30 Seemeilen Entfernung vom Lande, 4 in einer halben Stunde. Eine sehr helle Sternschnuppe zog gegen 8 Uhr Abends zwischen den Sternen des grofsen Bären und x des Bootes von Südost nach Nordwest.

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Mit beiden gen Himmel gerichteten Armen begrüfsten uns aus

weiter Ferne die mit ihrer Barke an uns heranschwimmenden Piloten. Es war das erste Lebendige der afrikanischen Erde, und fröhlich und voll Begierde, die neuen Menschen in der Nähe zu sehen, erwiederten wir den ersten orientalischen Grufs. Bald kletterten zwei kräftige braune Afrikaner am Schiff in die Höhe und sprangen nach dem Steuerruder. Vorsichtig wichen ihrem Händedruck der Capitain und die Mannschaft aus. Habt Ihr die Pest in Alexandrien? war das erste in der lingua franca an sie gerichtete Wort, und ihr lachendes no, no, wollte noch nicht allen Zweifel besiegen, bis sie wiederholt ihren Ausspruch bestätigt hatten. Bald waren wir im Hafen; die flache, weifse, ganz öde Küste rückte uns immer näher und gab uns die erste Ahnung der libyschen Wüste. Alexandrien) erschien uns gegenüber im Osten wie ein Haufen Ruinen, gleichfarbig mit der leblosen Küste. Nur der Pallast des Pascha auf der Landzunge, einige unbedeutende Minarets, das Kastell, eine holländische Windmühle, die Pompejussäule und ein einzelner Dattel

1) Alexandrien enthielt, im Jahre 1821, 3132 Häuser und gegen 20000 Einwohner. Herr MENGIN rechnet 4 Personen auf 1 Haus, das ist aber zu wenig. Ueberdiess zählen die beiden Häfen gewöhnlich einige IIundert Schiffe mit einigen Tausend Personen.

baum, dessen grünendes Haupt eine Gartenmauer überragte, waren die Gegenstände, an denen die heisse Phantasie sich anbauen sollte.

Einige Hundert europäische, türkische und arabische Schiffe bildeten einen Mastenwald dicht vor der Stadt, in dessen Mitte wir Anker warfen. Da der Tag zu Ende ging und unsere Effecten und die in der Bocca gesammelten Naturalien einige Vorbereitung zum Transport nöthig hatten, so konnte blofs einer von uns, nachdem Anker geworfen war, den Capitain in seiner Schaluppe an's Land begleiten. Glühend vor eigenem Verlangen, überliefs ich dem erschöpfteren Freunde die erste Berührung des afrikanischen Bodens.

Dr. HEMPRICH hatte, umringt von schwarzbraunen, bärtigen und nackten fremdartigen Gestalten, sich mit dem Capitain zunächst zum österreichischen Consul, Herrn CHAMPION, begeben, an welchen wir, durch gütige Vermittelung des Herrn Directors SCHREIBER in Wien, eine specielle Empfehlung Sr. Durchlaucht des Herrn Fürsten METTERNICH erhalten hatten. Er ward sehr gütig aufgenommen, und Herr CHAMPION war so zuvorkommend, uns Wohnung in seinem Hause anzubieten, was Dr. HEMPRICH, aus Ermangelung eines andern Unterkommens, mit Freuden angenommen hatte. Der Königl. preufs. Consul, Herr BUCCIANTI, war verreist, ebenso der französische General-Consul, Herr DROVETTI. Unterredungen mit dem dänischen General-Consul, Herrn DUMREICHER, dem österreichischen interimistischen General - Consul, Herrn CAVACO, und dem englischen General-Consul, dem bekannten Gelehrten, Herrn SALT, welcher sich eben jetzt in Alexandrien aufhielt, hatten ihn mit frohem Muthe beseelt. Der besten Hoffnungen voll, kam er spät am Abend wieder an Bord und brachte Früchte des Landes mit.

Am 5ten September Morgens 8 Uhr fuhr ich mit einem Theil der Effecten, unserm Gehülfen, Herrn WILHELM SOELLNER und Herrn Dr. SCHOLZ an's Land, während Dr. HEMPRICH mit dem Capitain später folgte. Sogleich wurden wir von einem Haufen schwarzer und brauner, meist nackter Araber umringt, die bald anfingen,

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