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Propheten) nach dem Namen eines Heiligen hiefs, und einem zur Rechten südlich gelegenen Berge, Namens Scheghaf-el-aschura 1) (nach Herrn SCHOLZ Dschechabaschara).

Am 28sten war mit Mondesaufgang geladen, und zwei Stunden vor Tages-Anbruch waren wir bereits in Bewegung durch die unebene Wüste. Mit Sonnenaufgang fingen wir an, abwärts zu steigen, und traten nun in ein drittes Oasenthal, welchem neben seiner Vegetation nur Wasser und Bewohner fehlten, um dem Siwanischen gleich zu seyn. Gröfserentheils war der Boden vegetationslos und hatte eine rissige Salzkruste, die Herr v. MINUTOLI treffend mit Sturzacker vergleicht; es gab aber dabei hier und da Dattelpalmgruppen, und alle nur wenig erhabene Stellen, alle Sandhügel, waren in der Nähe des Bergabfalls nördlich mit Tamarisken-, Suaeda-, Salsola- und Nitraria - Sträuchen besetzt, während das südlich gelegene Land mit der Entfernung vom Bergabfall an Oede zunahm. Der fortgehende, wieder höhere Bergabfall zur Linken hiefs Gebel Schatar (Gatar), und zeigte besonders bunte und groteske FelsFormen. In dieser Gegend fanden wir auch zuerst versteinertes Holz, in weniger regelmässiger Form. Gazellen zeigten sich hier und da in der Ferne. Eine Stunde nach Sonnenuntergang lagerten wir in der Ebene el Gatara 2) ohne Wasser.

Erst am 29sten Abends nach Sonnenuntergang kamen wir, immer an dem Bergrücken hinziehend und dessen Krümmungen folgend, in diesem Thale an Wasser, das zwar trinkbar, aber etwas salzhaltig war. Es waren zwei ganz oberflächliche Quellen, von denen die östliche etwas tiefer im aufgewühlten Sande gelegene die

1) Vielleicht heifst es richtiger Scheech-abu-schara oder Scheech abu el aschara. Es scheint mir, dafs Herr SCHOLZ diesen Namen durch einen Irrthum zweimal aufführt, und dafs sein Dschagafal und Audscha (pag. 98) dasselbe ist. Der Name Abaden ebenda, welcher in der Vulgärsprache nein! bedeutet, ist mir verdächtig, als vielleicht blosse verneinende Antwort auf eine mifsverstandene Frage.

2) Herr V. MINUTOLI nennt sie el Gebara; Herr SCHOLZ Gasara; Herr DROVETTI Gattarah.

bessere war, aber wenig Wasser auf einmal gab und trübe war. Der Ort hiess Bir el Haie 1) (Schlangenbrunnen).

Gestern und heut hatten wir am Tage eine schwüle Hitze, und von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang die ganze Nacht hindurch einen eigenthümlich schneidend kalten, von Wetterleuchten begleiteten Wind, der uns sehr lästig war. Am 28sten war es Nordwind, am 29sten erst Nordost-, dann Ostwind. Dieser uns Alle sehr afficirende kalte Wind, verbunden mit der bisherigen, sehr bedeutenden Körperanstrengung verursachte dem Schwächsten unter. uns, Herrn Prof. LIMAN, eine Unpälslichkeit, die sich nur als etwas Kopfweh mit allgemeiner Abspannung aussprach.

Unsere Araber brachten uns heut wieder einmal in Schlachtordnung. Sie drängten uns von Siwa her, während der Mond- oder Sonnenhelle, um weniger leicht einem Ueberfalle ausgesetzt zu werden, immer auf dem Marsche zu seyn. Nur zur dunkeln Nachtzeit ward entfernt von der Strafse geruht und kein helles Feuer angezündet. Heut sahen wir plötzlich Nachmittags eine grofse Caravane von Osten auf uns zukommen. Da sich bei derselben viele berittene Esel und mehrere Pferde befanden, so ergriff unsere Araber eine grosse Besorgnifs, dafs diefs jene herumstreifende, uns auflauernde Räuberhorde sei. Sogleich ward etwas angehalten, und wir versorgten uns reichlich mit Patronen; den Arabern theilten wir Pulver und Kugeln mit, dann liefsen wir langsam die Kameele ihren Weg fortsetzen. Die Araber hielten sich zusammen, und liefen mit einem Kriegsgesange voraus. Herr BOLDRINI war durchaus der Meinung, wir müfsten mit den Arabern jener bewaffneten Mannschaft, die immer näher rückte, entgegen gehen, und nur mit Mühe hielten wir einige Personen bei den Kameelen zurück, während er sich zu den Arabern gesellte. Die Araber banden ein weisses Tuch an einen Stock, und suchten sich durch Kriegstänze,

1) Herr v. MINUTOLI nennt ihn Haghi, Herr SCHOLZ Cheische und Heische, Herr DROVETTI el Hegyah.

lautes Schreien und Tirailliren Muth einzuflössen. Wir hielten für hauptsächlich nothwendig, unsere Thiere und Effecten zu vertheidigen, da an diese unsere Existenz in der Wüste eng geknüpft war, und diese hauptsächlich das Ziel der Räuber seyn würden. Auch war es gewiss weit zweckmässiger, die Angreifenden mit gröfstmöglicher Kälte erst bis auf Schufsweite herankommen zu lassen, und sie dann mit einer wirksamen Ladung zu empfangen. Die Herren LIMAN und SCHOLZ schlossen sich an uns an, und blieben zur Sicherung der Caravane zurück. Als nun die Entgegenkommenden, welche gröfstentheils von ihren Reitthieren abgestiegen waren, sich beinahe in Büchsenschufsweite vor uns befanden, blieb doch unserer Avantgarde der frühere Muth nicht in gleichem Grade, sie machte Halt und erwartete uns mit der Caravane. Dem Scheech fiel in der Angst plötzlich eine List ein. Er rieth, wir sollten uns rasch in eine gerade Frontenlinie neben einander ausbreiten, so dafs jene unsere Männerzahl übersehen könnten. Er hatte nämlich bemerkt, dafs die Mannschaft derselben 23 Köpfe zählte, und hoffte davon, dafs wir 25 und also zwei mehr wären, eine Wirkung auf sie. Der Rath ward sogleich befolgt, und eben so rasch hatten jene uns auch überzählt. Das Mittel war in's Komische wirksam. Jene zogen sich, als sie eben auf Kugelschufsweite an uns waren, und wir nur den ersten Schufs erwarteten, plötzlich zu unserer Rechten seitlich in die Ferne, und unsere nun sogleich übermüthigen Araber grüfsten die Vorüberziehenden, gingen näher an sie heran und wünschten ihnen Glück zur fernern Reise. Ob der Angriff durch unsere Vorsichtsmaafsregeln vereitelt wurde, oder ob das Manövriren jener Leute ein zufälliges und aus Besorgniss vor einem Angriff von unsrer Seite erzeugtes war, liefs sich dann freilich nicht entscheiden, doch behaupteten unsere Araber, dass jene uns angegriffen haben würden.

Um uns von dieser Caravane zu entfernen, marschirten wir, obwohl Herr LIMAN sich sehr matt fühlte, bis nach Sonnenuntergang fort und erreichten die bereits genannten Brunnen Bir el haie.

Als wir am 30sten Morgens die Thiere schon beladen hatten, fand sich Hr. Prof. LIMAN SO matt und krank, dass wir für besser hielten, wieder abzuladen und einen Rasttag zu machen. Sein Uebelbefinden war durch eingetretene Diarrhöe vermehrt, und er hatte ein merkliches Katarrhalfieber. Die stürmischen kalten Nächte und die starke Geistesspannung während des gestern zu befürchtenden Angriffs mochten gleichzeitig eine allzu starke Reizung auf seinen schwächlichen Körper hervorgebracht haben, und die Krankheit schien also eine natürliche Reaction des Körpers, zu deren Beseitigung es weniger Medicin als Ruhe bedürfe. Zur Vorsicht empfahlen wir ihm, kein. blofses Wasser zu trinken, sondern wir bereiteten ihm etwas Reisabsud als Getränk, um so der Diarrhöe zu begegnen, und sorgten für Unterhaltung seiner Körpertranspiration durch warme Bedeckung. Uebligkeiten wurden durch ein Emeticum unterstützt.

Während des Aufenthalts hier in Bir haie vertrieben sich die Araber die Zeit mit dem Fällen einer Palme, um das Mark ihrer Spitze zu speisen. Bei der Auswahl derselben waren sie sehr scrupulös, dafs es nicht eine weibliche, zufällig fruchtlose seyn möge, weil sie diefs für eine Sünde hielten, die den baldigen Tod des Thäters veranlasse. An der gröfseren Zahl und Länge der Stacheln an den Blattstielen erkannten sie mit Bestimmtheit die männliche Pflanze, und unterzogen sich der mühsamen Arbeit, die doch zu Stande kam. Das Palmenherz ward ausgeschält, und es war für uns Gesunde Alle hinreichend, viel zu speisen. Der Geschmack ist ganz nufsartig wie junge Wallnufs, hat aber hinterher etwas Bitteres, und desto mehr, je entfernter der gekostete Theil vom Centrum der obersten Spitze war. Der zarteste jüngste Keim, welcher immer beinahe zwei Pfund wiegen konnte, hatte nur sehr wenig Bitteres und recht angenehmen Geschmack. Die Substanz ist weils und zerbrechlich, wie es die jungen Keime der Saamen gewöhnlich sind.

Ich schofs in einiger Entfernung eine bis dahin noch nicht gesehene Drossel, welche die Araber Buschaelke (Abu schaelke) nannten, und da sie auf der hohen Palme liegen blieb, und ich allein

war, so war es nöthig, hinaufzuklettern, wobei ich die Stacheln und das Unangenehme des Umarmens einer schlanken Palme hinlänglich kennen lernte. Ueberdiefs war der Vogel nur die europäische Wachholderdrossel (Turdus pilaris).

Es gab hier wieder versteinertes Holz und Aëtiten mit Quarzcrystallen. Wir lagen ganz nahe am hohen Bergabfall.

Unsere Araber machten uns von neuem vielen Aerger und Weitläufigkeiten wegen der Kisten und einiger hier gesammelter Steinproben, die sie nicht mitnehmen und ausgepackt wissen wollten, so dafs es nöthig ward, um Gewaltthätigkeiten zu vermeiden, die Gegenstände heimlich zu verpacken und Einiges wegzuwerfen.

Am 1sten December hatte Herr LIMAN in der vergangnen Nacht etwas geschlafen, und fühlte sich weniger angegriffen, hatte aber noch ein merkliches Fieber und Diarrhöe. Da das Wasser in Bir haie etwas salzhaltig war, so hielten wir es für zweckmässig, seinem Entschlusse, heut mit uns weiter zu reisen, nicht entgegen zu seyn. Auch Herr SOELLNER klagte heut über heftiges Kopfweh, leichtes Fieber und grofse Mattigkeit.

Gleich beim Abmarsch, eine halbe Stunde nach Sonnenaufgang, wurden alle unsre Kisten und einige mehrmals abgeworfen, wobei wir einen grofsen Schaden an gesammelten Naturalien, besonders an fast allen Insecten erlitten. Unsere Vorwürfe über boshafte Unachtsamkeit wurden von den Arabern verlacht, und unsern ernsten Drohungen ähnliche entgegengesetzt. Mit vielem Groll lagerten wir uns eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang, nachdem beim Abladen abermals unsere Kisten abgeworfen worden waren, an dem noch immer fortlaufenden nördlichen Bergabhange, wo er Gebel et tarfaie heisst.

Herr LIMAN hatte den Weg zu Pferde wohl mitgemacht, befand sich aber nicht besser als gestern, und seine Krankheit war durch den heutigen Aerger mit den Arabern, woran er lebhaft Theil nahm, nur verschlimmert worden; auch Herrn SOELLNER'S Zustand war derselbe, und da er einen kräftigen Körper und Schwindel hatte, so bekam er am Abend ein Purgirmittel aus Rhabarber.

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