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bald etwas eingesenkt, bald etwas erhaben, überall sehr sanft sich abändernd. Zu Mittag zwischen 11 und 12 Uhr beobachtete ich daher gleichzeitig Luftspiegelungen fast in allen Himmelsgegenden. Binnen einer Stunde sah ich sie erst in Mittag und Morgen, dann in Mittag und gleichzeitig in Mitternacht, und bald darauf auch in Abend. Einige darüber angestellte Versuche werde ich in einem anderen Abschnitte zusammenstellen.

Mit der immer sparsamer werdenden Vegetation trat nun eine neue Unannehmlichkeit ein, die Kameele blieben nämlich nicht mehr beisammen, sondern liefen mit den Lasten nach verschiedenen Richtungen immer den kleinen oft sehr entfernten grünen Oasen zu. Bei der hastigen Eile, mit welcher sie diefs ausführten, kamen oft die Lasten in Unordnung, oder wurden gar abgeworfen; ein Gleiches geschah, wenn sie nur am Abschweifen verhindert werden. sollten. Da sie seit dem Abend des 13ten nicht getränkt worden waren, und es bis Siwa kein Wasser gab, so mufste ihnen darin etwas nachgelassen werden.

Gegen Abend erreichten wir grofse Steinhaufen, welche seit uralten Zeiten hier östlich vom Wege die Richtung der Strafse bezeichnen, und die jede vorüberziehende Caravane mit einigen neuen Steinen zu vermehren für heilige Pflicht hält. Mit Sonnenuntergang passirten wir 4 leere grofse Cisternen 1) westlich vom Wege.

muliten des Pyramidenkalksteins, und scheinen mir ein unrichtiges Bild der hier befindlichen durchaus keinen Nummuliten ähnlichen Geschiebe zu geben. Allein STRABO beschreibt diese oder eine ähnliche nahgelegene Gegend XVII. 830.: iv μèv our tỹ magwęła λίθους ευρίσκεσθαί φαςι, τοὺς, λυχνίτας καὶ καρχηδονίους λεγομένους, ἐν δὲ τοῖς πεδίοις ἐσρακίων καὶ χηραμύδων πλῆθος.

(An den Berglehnen sollen sich die Steine finden, welche man Feuer-Chalcedone und carthaginiensische Steine (Carneole) nennt, und in den Ebenen auch eine Menge von Austern und Kamm - Muscheln.)

Und PLINIUS sagt:

Carchedonius nascitur apud Nasamones in montibus, ut incolae putant, imbre divino. PLINIUS Hist. Nat. l. XXXII. c. XXX.

(Der Carneol entsteht auf den Bergen der Nasamonen, wie die Einwohner glauben, durch den Regen.)

1) Nach Herrn GRUOC Bir Camsi genannt.

Bis hierher hatten wir immer durch holzige Pflanzen etwas, zuweilen mühsam zusammen zu tragendes, Brennmaterial gehabt, um am Abend ein Essen zu kochen; heut aber bemerkten uns die Beduinen, dass es damit zu Ende sey. Demnach wurde unter uns verabredet, dafs Jeder alle ihm gegen Abend unterweges vorkommenden Combustibeln sammeln und zu einem gemeinschaftlichen Depot bringen solle. Diese seltenen Combustibeln bestanden in Thiermist verschiedener Art, und so sammelte denn Jeder dessen, was ihm vorkam, in einer Falte seines Barakans, welche Vorsicht den Vortheil brachte, dafs wir am Abend doch ein Reisgericht bereiten konnten.

Heut sah ich in weiter Entfernung eine einzelne, platt auf den Boden gedrückte, auffallend grüne Pflanze, und war für die Mühe des weiten Abweges belohnt, indem es die erste Kaperstaude war.

Zwei Stunden später, 8 Uhr Abends, lagerten wir uns in der grofsen Ebene, und die Beduinen nannten den Ort Elmahari.

Am 16ten waren wir 14 Stunden nach Sonnenaufgang mit dem Beladen der Kameele fertig, um weiter zu ziehen. Vormittags trafen wir noch zwei kleine Plätze mit etwas Vegetation, worauf die Kameele im langsamen Marsche weideten, hinter diesen aber befanden wir uns in einer so ungeheuren vollkommen ebenen Wüste, dafs sich nichts als Himmel und todtes Gestein bei unbegrenzter Aussicht in überall endlose Ferne zeigte. Es war, als hätten selbst die Kameele das Gefühl des Unheimlichen in dieser schauervollen Oede, denn sie hielten sich näher an einander, und nahmen ohne Antrieb einen schärferen Schritt an. Unsere Beduinen hielten uns an, uns auf die Kameele zu setzen, und sie selbst gingen nicht mehr vor oder zwischen den Thieren, sondern hinter denselben, und ermunterten sie noch mehr durch fortgesetztes Singen eintöniger Melodien und durch Zurufen ihres gewöhnlichen hahaha! hahaha! zu einem muthigeren Lauf. An diesem Tage haben wir die Aehnlichkeit der libyschen Wüste mit einem Ocean tief empfunden und bewundert. Der scharfe Horizont hätte selbst zu

astronomischen Beobachtungen dienen können, aber tiefen Sand fanden wir nirgends.

Auf einem Steinhaufen, der zum Wegweiser diente, schofs heut ein Beduin ein ermüdetes, wahrscheinlich von Siwa zum Mittelmeer ziehendes Wasserhuhn (Fulica atra), in so grofser Entfernung von allem Wasser und allem Lebendigen.

Mit Sonnenuntergang wurden die Kameele abgeladen, mit etwas Futter versehen, und die schweren Lasten auf andere Thiere gepackt, die bisher leichter getragen hatten. Nach einer halben Stunde war diefs geschehen, und nun schickten wir uns an, die ganze Nacht hindurch noch weiter zu marschiren. In einförmiger öder Ebene wanderten wir bis 3 Uhr Morgens des anderen Tages, wo abgepackt und zwei Stunden lang ausgeruht wurde. Die Kameele bekamen etwas trocknen Sorgh (Durra), und wir kochten Kaffee mit dem Holze einer unserer zerbrochenen Kistchen. Das Zelt aufzuschlagen hätte zu viel Mühe gemacht, da die Araber sowohl als wir nach dem anhaltenden 20 stündigen Marsche sehr ermüdet waren.

Da wir zwei Pferde bei uns hatten, deren eines Herrn Prof. LIMAN, das andere dem Scheech OTMAN gehörte, diese aber täglich getränkt werden mussten, so war zu befürchten, dass Wassermangel eintreten könnte, und deshalb war es nöthig, am folgenden Tage

am 17ten November wieder einen forcirten Marsch zu unternehmen. Mit Anfang der sehr kurzen Morgendämmerung ward geladen und bald nach Sonnenaufgang aufgebrochen. Der Boden zeigte heut einzelne tiefer liegende Ebenen von andern wenig höher liegenden umgeben ). Mit unserem Fortrücken nach Süden nahm die Ungleichheit des Bodens zu, und es erschienen dann etwas steil abfallende, wie gewaltsam zerrissene Ebenen. Während des Marsches sahen wir in weiter Ferne gen Osten einen beweglichen schwarzen Punkt, welchen die Araber für einen Strauss erkannten. Da man in so ungeheuren Ebenen kein Maafs für die Entfernung

1) Hier heifst ein kleiner Hügel nach Herrn GRUOC: Gara trossa.

und relative Gröfse der Körper hat, so wird man trotz aller Erfahrung zuweilen sehr getäuscht. Man kann eben sowohl ein auf einer fernen Anhöhe befindliches Kameel für einen Vogel, als umgekehrt einen nahen Vogel eine Zeit lang für ein fernes Kameel halten. Mit Gazellen und Kameelen täuscht man sich ebenfalls sehr leicht, und nicht selten habe ich auch einen unbedeutenden kleinen Stein auf dem scharfen Rande einer Anhöhe eine Zeit lang für ein grosses Thier oder einen Menschen gehalten.

Unser Marsch wurde heut wieder 20 Stunden lang fortgesetzt, und die Kameele mehr als gewöhnlich angetrieben. angetrieben. Am Abend wurden nur die Lasten gewechselt, und den Kameelen etwas Durra gereicht. Wir fanden heut während des Marsches einen Platz, wo sich Kameele gelagert haben mussten, und darauf eine hölzerne Keule, welche wir für das Instrument zum Befestigen der Zeltpflöcke des Herrn Generals erkannten, und wodurch wir dessen frühere Anwesenheit auf derselben Stelle erfuhren.

Gestern Nacht sowohl als heut stürzte unser Dolmetscher mehreremale vom Kameel, weil er vor Müdigkeit sich nicht des Schlafs enthalten konnte, und einmal selbst mit dem Kopfe zuerst auf den felsigen Boden. Er klagte über Kopfweh, und wir fürchteten sehr, dafs es böse Folgen für ihn haben würde, die aber nicht eintraten.

An ein Kochen von Essen war heut und gestern nicht zu denken. Wir afsen harten Schiffszwieback und trockene Datteln oder rohe Zwiebeln, den Durst löschte stinkendes Wasser.

Am 18ten, zwei Stunden nach Sonnenaufgang, wurde der Marsch in südlicher Richtung fortgesetzt. Dreiviertel Stunden zogen wir noch auf einer grofsen Ebene hin, und dann öffnete sich vor uns die Aussicht auf ein merkwürdig zerrissenes Land, bei dessen Anblick unsere Araber eine kindische Freude bezeigten, und sie benachrichtigten uns, dafs diefs der Eingang zur Oase von Siwa sey, und dafs mithin nun bald unsere Beschwerde ein Ende haben werde. Wir hatten nur noch einen Schlauch mit Wasser; unsere Besorgnifs war mit Anschauen dieses in tiefe Schluchten zerspaltenen Lan

des verschwunden. So wird ein Quell mit frischem Wasser zum höchsten Ziel des menschlichen Wunsches, so die Oase zum Paradies.

Kurz vor dem ersten Abfall des Wüstenplateau's ermahnten uns die Beduinen, hier uns wohl zu bewaffnen und bereit zu halten, weil gewöhnlich in diesen Schluchten die Caravanen von Räubern beobachtet und, wenn sie sich unvorbereitet zeigten, überfallen würden. Sie selbst fingen an zu tirailliren, setzten neue Steine auf ihre Flinten, und suchten sich einen wirksamen Schufs zu sichern. Einige vor uns und zur Seite befindliche Gräber von Erschlagenen, auf welche sie uns aufmerksam machten, gaben ihren Ermahnungen Nachdruck, und so bereiteten auch wir uns zur Nothwehr vor. In sieben dicht auf einander folgenden Terrassen stiegen wir allmählig und vorsichtig von der Hochebene zwischen sonderbar grotesken Felsenwänden durch viele Krümmungen binnen sechs Stunden in das Oasenthal hinab, dessen Palmen uns endlich aus der Ferne entgegenblickten. Nachmittags gegen 2 Uhr erreichten wir einen mit Palmen umgebenen Quell, dem unsere Kameele mehr sich zustürzten, als zueilten, und von hier war noch zwei Stunden Entfernung bis zum Ort Siwa el kbir. Fast 5 volle Tage hatten die Kameele bei rastlosem Marsch und schwerer Last gedurstet.

Scheech OTMAN und Herr LIMAN ritten nun zu Pferde voraus nach Siwa, und Herr BOLDRINI begleitete sie zu Fuss, während wir mit der Caravane langsam folgten ). Sogleich beim Eintritt in die Festung hatte man die Herren LIMAN und BOLDRINI zurückgewiesen, und den Scheech bedroht, ihn sammt den mitgebrachten Christen zu arretiren. Bei unserer Ankunft fanden wir sie noch vor dem Thore. Wir hörten nun, dafs der türkische Gouverneur mit dem Datteltribut nach Masr (el Cahira) abgegangen sey, und dafs die Imams in seiner Abwesenheit das Regiment führten. Der

1) Unterweges schofs Herr SOELLNER einen weissen Reiher, in dessen Kropfe sich glücklicherweise eine neue Fischart aus dem Sonnenquell fand (Poecilia Hammonis).

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