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ren Wassermengen genügen die vorhandenen Strömungen um die getödteten Schwärmer lange Zeit schwebend zu erhalten. So wurden beispielsweise in ein kleines Becherglas, das 25 Gr. Wasser mit Schwärmern von Haematococcus führte und in welchem alle Schwärmer oben am Fensterrande sich angesammelt hatten, 10 Minuten lang Kohlensäure eingeleitet. Alle Schwärmer waren getödtet, brauchten aber mehrere Stunden, um sich auf den Grund des Gefässes zu setzen. Der Standort des Gefässes war nicht geändert worden, nichtsdestoweniger zeigten die sinkenden Schwärmer jetzt auch keinerlei seitliche Ansammlungen. Ganz dasselbe Resultat erhielt ich wieder, unter ähnlichen Verhältnissen, als ich die Schwärmer von Ulothrix und Haematococcus mit einer Spur von Osmium-Säure tödtete.

I. Beobachtungsmaterial.

Zu meinen Untersuchungen dienten mir vornehmlich die Schwärmer von Haematococcus lacustris, von Ulothrix zonata, von Chaetomorpha aerea, von Ulva enteromorpha: a lanceolata, und ẞ compressa, von Ulva Lactuca, von Botrydium granulatum, von Bryopsis plumosa, von Oedogonium und Vaucheria, von Scytosiphon lomentarium, die schwärmenden Zustände von Chilomonas curvata und Chilomonas Parametium, die Schwärmer von Chytridium und Saprolegnia u. s. w.

Haematococcus lacustris kommt in grossen Mengen in der Leutra an einer bestimmten Stelle des Mühlthals bei Jena vor. Es überzieht die locker das Strombett erfüllenden Steine, dieselben schön roth färbend. Zu meinen Versuchen wurden wiederholt frische Steine geholt; mit Wasser am Nachmittage des einen Tages übergossen, gaben sie am nächsten Tage meist reichlich Schwärmer. Dieselben Steine konnten wiederholt benutzt werden, wenn sie aus dem Wasser gehoben in dampfgesättigtem Raume oder selbst trocken gehalten, nach 24 Stunden, oder später, von Neuem mit Wasser übergossen wurden. Das zeitweise Herausheben aus dem Wasser begünstigte hier für alle Fälle sehr die folgende Bildung der Schwärmer; viel spärlicher wurden diese hingegen bei einfacher Erneuerung des Wassers erzeugt. Die Naturgeschichte des Haematococcus lacustris (Girod) (Protococcus pluvialis und nivalis, Chlamydococcus u. s. w.) ist hinlänglich bekannt, immerhin sei hier Einiges ergänzend hinzugefügt. Die Schwärmer gehen aus dem Ruhezustande hervor; die runden, ruhenden Zellen zer

fallen hierbei in 2, 4, 8, 16 oder 32 Theile. Hierbei verhält sich, was ich bisher nicht angegeben finde, die Mutterzelle als ein wahres Sporangium. Die Schwärmer werden nämlich frei, indem die inneren Verdickungsschichten der Mutterzellwand an einer breiten Stelle zu den gallertartig aufgequollenen äusseren hervortreten. In den so gebildeten Sack treten die Schwärmer ein und werden durch Auflösen desselben in dem umgebenden Wasser, frei. Die Entleerung der Schwärmer erfolgt hier also ganz eben so etwa wie bei Ulothrix. Die leere Haut der Mutterzelle bleibt nach der Entleerung der Schwärmer liegen, sie zeigt die einseitige weite Oeffnung. Die Gestalt und Grösse der erzeugten Schwärmer hängt von der Zahl und Richtung der erfolgten Theilungen ab. Alle Schwärmer sind zunächst nackt. Die kleinen kommen auch, ganz wie Schwärmer anderer Algen zur Ruhe, bevor sich eine Cellulosehaut an ihnen unterscheiden lässt; dasselbe gilt auch für die grossen Schwärmer soweit sie am ersten Tage zur Ruhe kommen; schwärmen sie über diese Zeit hinaus, so wird an ihnen die sich abhebende Cellulosemembran sichtbar, die sich in den folgenden Tagen noch mehr vom Körper der Schwärmer entfernt. Daher kommt es denn, dass man in den frisch angelegten Culturen am ersten Tage nur hüllenlose Schwärmer findet.

Ulothrix zonata musste aus der Schwarza im Schwarzathal bei Schwarzburg geholt werden. Diese Alge wächst ebenfalls auf lockerem Geschiebe. Die Steine wurden feucht transportirt und dann mit Wasser in flachen Gefässen übergossen, worauf man für den nächsten Tag sicher auf Schwärmer rechnen konnte. In continuirlichem Wasserstrome war die Alge mehrere Tage lebenskräftig zu erhalten und konnte zur Schwärmerbildung benutzt werden.

Chaetomorpha aerea Ktz. sammelte ich Anfang März in der Adria bei Triest und konnte tagelang reichlich Schwärmerbil dung an derselben beobachten.

Die Ulven sammelte ich ebenfalls in der Adria. Dieselben bildeten zahlreiche Schwärmer. Bei Ulva enteromorpha Le Jol. compressa (L.) Le Jol. sah ich die Schwärmer (Gameten) in Copulation. Diese Copulation lässt sich hier vielleicht schöner denn irgend sonst wo verfolgen. Die Gameten stossen in ganz typischer Weise mit ihren farblosen, vorderen Enden aufeinander, verbinden sich mit denselben und legen sich nun rasch seitlich gegen einander um, wornach sie mit ihren Längsseiten rasch verschmelzen. Bei derselben Enteromorpha compressa hat auch schon

J. E. Areschoug den Vorgang beobachtet 1); vor kurzem schilderte ihn auch Dodel-Port für (Ulva) Enteromorpha clathrata Agd. forma fucicola Ktz. 2).

Das Botrydium granulatum, das ich zu meinen Versuchen benutzte, war vom Herrn Prof. Alexandrowicz im Juli 1877 im botanischen Garten zu Warschau gesammelt und mir gütigst übermittelt worden. Die kleinen Bodenstücke waren von Hypnosporen roth gefleckt. Es genügte ein Weniges von der rothen Masse in suspendirte Tropfen oder in grössere Wassermengen zu bringen, um am nächsten Morgen zahlreiche copulirende Gameten 3) vorzufinden.

Bryopsis plumos a beobachtete ich fortgesetzt im Winter 1876-77 in Nizza und dann auch wieder im letzten Frühjahr in Triest. Ich sah sowohl die grossen grünen, als auch die kleinen, von Pringsheim entdeckten, braunen Schwärmer 4). Hält man die Pflanzen nach dem Einsammeln im Zimmer in kleineren Gefässen, so haben am folgenden Tage zahlreiche Pflanzen ihre Vorbereitung zur Schwärmerbildung getroffen. Man unterscheidet jetzt leicht diejenigen Pflänzchen, welche die grösseren Schwärmer erzeugen sollen an der dunkelgrünen Färbung ihrer Aeste, von denjenigen Pflanzen welche kleinere Schwärmer bilden sollen und deren Aeste gelb bis orange gefärbt erscheinen. Am nächsten Morgen wurden dann die grösseren und die kleineren Schwärmer in derselben Weise, aus je einer, meist nahe der Spitze der Fieder gelegenen Oeffnung entleert. Einige Sporangien hatten übrigens schon am vorausgehenden Morgen ihre Schwärmer entlassen, einige folgten erst am nächsten Tage.

Das Oedogonium zu meinen Versuchen stammte aus einem Brunnen in Ammerbach bei Jena, die Vaucheria aus der Leutra. Dass diese Algen mit frischem Wasser übergossen am nächsten Tage meist zahlreiche Schwärmer entlassen, ist allgemein bekannt.

Die Phaeosporee Scytosiphon lomentarium (Lyngb.) J. Ag. brauchte ich im letzten März in Triest nur in Gefässen mit Seewasser in's Zimmer zu stellen, um zahlreiche braune Schwärmer am nächsten Morgen zu erhalten.

1) Observat. phycologicae, P. II 1874 p. 9.

2) Amt. Ber. d. 50. Vers. deutsch. Naturf. u. Aerzte, München 1877 p. 201.

3) Dieser Vorgang neuerdings geschildert von Rostafiński und Woronin in der Bot. Zeitung 1877.

4) Monatsber. d. Acad. d. Wiss. zu Berlin Mai 1871, p. 248.

Bd. XII. N. F. V, 4.

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Zu meinen Experimenten benutzte ich weiter einen Organismus, der zu den Flagellaten gehört und der mit allen mir zugänglichen älteren Abbildungen verglichen, die verhältnissmässig grösste Aehnlichkeit mit Ehrenberg's Cryptomonas curvata1) zeigte. Sehr nahe verwandt ist er jedenfalls der neuerdings von Bütschli 2) beschriebenen und abgebildeten Chilomonas Paramecium Ehrbg., scheint mir jedoch mit ihr nicht identisch zu sein. Diese Identität bezweifelt auch Bütschli, dem ich den Organismus zur Ansicht schickte, weshalb ich denselben im Folgenden als Chilomonas curvata bezeichnen will. Diese Chilomonas ist hellgrün gefärbt, von eiförmiger Gestalt, an dem vorderen dicken Ende schräg abgestutzt, an dem hinteren verschmälerten in eine farblose, der vorderen Abstutzung entgegengesetzt gekrümmten Spitze auslaufend. Während des Schwärmens treten besonders die dunkeln Umrisse des sogenannten Schlundes hervor, deutlich aus stark lichtbrechenden Stäbchen gebildet, die senkrecht zu der Schlundfläche gerichtet sind. Der Schlund setzt an die abgestutzte vordere Körperfläche an, dessen vorderem Rande 2 Cilien entspringen. Der Farbstoff ist an zwei Platten gebunden, von denen je eine rechts und links vom Schlunde zu stehen kommt und welche vorn und hinten bis auf einen schmalen Streifen einander genähert erscheinen. Im vorderen Körperende liegt die contractile Vacuole. Bei Behandlung mit 1, Osmiumsäure treten gewöhnlich drei sich braun färbende, schon früher als Amylum erkannte Körner hervor: das eine am vordersten Körperende oberhalb der zuvor erwähnten Vacuole, die beiden anderen an der Schlundseite. Zu diesen dreien gesellen sich ausnahmsweise noch ein oder einige andere, kleinere Körner, die sich näher der Mittellinie des Körpers halten. Der Zellkern liegt annähernd um ein Drittel der Körperlänge vom hinteren Körperende entfernt, seine Contouren sind meist schwer zu sehen, während sein Kernkörperchen sich scharf markirt, es ist kleiner als die erwähnten drei Körner, von der Osmiumsäure weniger dunkel als jene gefärbt, schwer hingegen von den kleineren Körnern zu unterscheiden, wenn letztere ausser den drei grossen vorhanden. Die Chilomonas trat wiederholt in den HaematococcusCulturen auf. Die Schwärmer blieben tagelang, sich durch Zweitheilung vermehrend, in Bewegung, theilweise setzten sie sich aber auch zur Ruhe, sich kugelig abrundend und mit einer zarten, all

1) Ueber Infusionsthierchen Taf. II, Fig. XVI.

2) Zeitschr. f. wiss. Zool. XXX. Bd. 1878, p. 242, Taf. XIII Fig. 15.

mählig aber dicker werdenden, mit Chlorzinkjodlösung blau sich färbenden Hülle umgebend.

Auch untersuchte ich die echte von Bütschli abgebildete Chilomonas Paramecium Ehr., die sich von der vorhergehenden durch ihr stumpfes Hinterende auf den ersten Blick unterscheidet und deren nähere Beschreibung ich bei Bütschli 1. c. zu vergleichen bitte. Meine Exemplare waren bräunlich gefärbt.

Die Schwärmer eines Chytridium fand ich wiederholt zahlreich in meinen Haematococcus-Culturen vor. Sie ähnelten ausserordentlich den neuerdings von Nowakowski für Polyphagus Euglenae beschriebenen 1). Die von mir beobachtete Art saugte die Haematococcus-Schwärmer aus, verschmähte aber gelegentlich die ruhende Chilomonas oder andere Schwärmer nicht: ich will sie hier als Chytridium vorax 2) bezeichnen. Die Schwärmer dieses Chytridium zeigen einen Durchmesser von durchschnittlich 0,0066 Mm., nahe der Insertionsstelle der einen Cilie, den für Chytridium-Schwärmer charakteristischen, hier relativ voluminösen, farblosen Oeltropfen. In der entgegengesetzten Körperhälfte liegt ein Zellkern, auf dessen Existenz mich Herr Dr. Nowakowski aufmerksam machte. Der Schwärmer schwimmt mit dem cilienlosen Ende voran, die Cilie dient als Ruder. Hat er sich niedergelassen, so beginnt er amoeboide Bewegungen auszuführen, wie sie von Nowakowski auch für Schwärmer von Chytridium Mastigotrichis 3) angegeben werden. Dabei zieht er die Cilie nach, gleichsam mit dieser hin und her tastend. Zur Ruhe gekommen rundet er sich ab und entsendet nun von einer Stelle aus, der Cilieninsertionsstelle so schien es mir, die sich baumartig verzweigenden Keimfäden aus. Diese dringen in die zur Ruhe gekommenen Haematococcusschwärmer ein, ganz so wie diejenigen des Polyphagus in die Euglenen. Ein einziger Parasit kann 30 bis 40 Haematococcen aussaugen. Dabei schwellen einzelne seiner Haustorienzweige sammt dem Hauptstamm sehr stark an. Der eine grosse Oeltropfen des Schwärmers

1) Beiträge zur Biologie der Pflanzen von Fr. Cohn IIter Bd. p. 201, 1877.

2) Diese scheint nicht identisch zu sein mit der von Braun erwähnten, ihm übrigens unvollständig bekannt gebliebenen Chytridium Chlamidococci und Haematococci. Ueber Chytridium s. Abhandl. der Berl. Akad. Juni 1855, p. 45; Herr Dr. Nowakowski ist mit der Untersuchung unseres Chytridium vorax jetzt beschäftigt, so dass wir eine eingehende Schilderung desselben alsbald zu erwarten haben. 3) 1. c. p. 85.

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