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obachtung wird das vom Papprahmen verdunstende Wasser durch anderes ersetzt, bei Unterbrechung der Beobachtung das ganze Präparat in einer grösseren feuchten Kammer untergebracht.

Es steht nun zunächst fest: dass in einem solchen suspendirten Tropfen bestimmte Schwärmer sich oft fast geradläufig der Lichtquelle zu oder von ihr hinweg bewegen; dass die Bewegung oft mit relativ grosser Schnelligkeit ausgeführt wird; dass sie in dem Augenblicke beginnt in welchem man das Präparat dem Lichteinflusse aussetzt; dass eine Aenderung der Lage des Präparates zur Lichtquelle auch eine sofortige entsprechende Aenderung der Bewegungsrichtung der Schwärmer zu Folge hat.

Diese einfachsten Erscheinungen zunächst sichergestellt, galt es mir weiter zu prüfen, ob sich nicht Strömungen in den suspendirten Tropfen, welche die Ursache dieser Erscheinungen sein könnten, würden nachweisen lassen.

Ich stellte mir zu diesem Zwecke die Sachs'sche Emulsion aus Oel und Alcohol + Wasser her und zwar in zwei Gefässen: in dem einen das Oel um ein Kleines leichter, in dem anderen um ein Kleines schwerer als die Alcohol-Mischung 1).

Wird ein Tropfen solcher Emulsion direct auf einem Objectträger, ohne Deckglas, bei schwacher Vergrösserung beobachtet, so sieht man in Folge starker Verdunstung des Alcohols die heftigsten und unregelmässigsten Strömungen in dem Tropfen auftreten. Bringt man den am Deckglas suspendirten Emulsionstropfen in einen mit Wasser imbibirten Papprahmen, so sind die Strömungen im Tropfen nicht schwächer und zeigen kaum mehr Regelmässigkeit als im ersten Falle. Ruhiger und gleichmässiger ist der Verlauf der Erscheinung, wenn der Papprahmen ebenfalls mit Emulsion getränkt wird. Jetzt sieht man im Allgemeinen die Strömung von der Mitte des Tropfens aus allseitig gegen die Ränder und von den Rändern aus gegen die Mitte gerichtet und zwar: gegen die Ränder hin an der unteren convexen Fläche des Tropfens aufsteigend und zurück zur Mitte an dessen oberer, planer Fläche laufend, um hier abwärts zu biegen, wenn der Procentgehalt des Alcohols im Tropfen grösser als in der den Rahmen tränkenden Emulsion ist; entgegengesetzt gerichtet, wenn der Procentgehalt des Alcohols im Rahmen grösser als im Tropfen ist. Durch Zusatz von Wasser am Rahmen kann man diese letzte Strömung leicht wieder in die erstere umkehren.

1) Ich setze im Folgenden die Bekanntschaft mit Sachs's vielfach citirter Abhandlung voraus.

In der Hoffnung die starken Diffusionsströme auszuschliessen benutzte ich fest auf die Objectträger gekittete Glasrahmen. Auf diese wurden nun die mit anhängenden Tropfen versehenen Deckgläser gelegt und mit Olivenoel am Rande luftdicht abgeschlossen. Die Ströme waren zunächst auch jetzt noch sehr kräftig, sie stiegen an der unteren Tropfenfläche bis zu deren Rand empor, um hier umzukehren, bis zur Mitte zu laufen, dort abwärts zu steigen und an der unteren Fläche wieder gegen den Rand zu steuern. Nach und nach pflegte sich die Gewalt der Strömung zu legen, in dem Maasse, als der Raum der Kammer sich mit Alcohol und Wasserdämpfen in entsprechendem Verhältniss sättigte. Ein voller Gleichgewichtszustand pflegte sich in der Kammer übrigens nie herzustellen und merkliche Strömungen blieben in den Tropfen bestehen, so lange als ich dieselben in Beobachtung behielt.

An denselben Orten und unter denselben Bedingungen, wo ich gleichzeitig die kräftigsten und ausgeprägtesten einseitigen Bewegungen und Ansammlungen der Schwärmer erzielte, blieben aber die Strömungen auch in den Emulsionstropfen concentrisch gerichtet. Die von den Strömungen geführten, relativ kleineren Oeltröpfchen sammeln sich in grösserer oder geringerer Zahl und mehr oder weniger gleichmässig im ganzen Umfange des Tropfens an, die relativ grossen unten in dessen Mitte, falls das Oel etwas schwerer als die Alcoholmischung ist, oben unregelmässig an der ganzen Deckglasfläche, falls das Oel etwas leichter ist. Die Unregelmässigkeit in letzterem Falle erklärt sich aus der Adhäsion der Tröpfchen, sobald sie an die obere Fläche des Tropfens gelangen, am Deckglase. Alle die genannten Ansammlungen werden aber nur von den verhältnissmässig grösseren Tröpfchen vollzogen, während die ganz kleinen fort und fort mit den Strömen wandern. Diese kleinsten Tröpfchen bleiben auch längere Zeit in den Emulsionen suspendirt, wenn man letztere mit dem Vielfachen ihres Volumens an Wasser versetzt.

Um polarisirte Figuren in den suspendirten Emulsionstropfen zu bekommen, musste ich zu viel bedeutenderen Temperaturdifferenzen meine Zuflucht nehmen, als sich dieselben im Umkreis der Präparate auf meinem gewohnten Arbeitsplatze konnten geltend machen. Ich brachte die Präparate nunmehr zwischen zwei grosse berusste Glasbecher von je 2 Liter Wassergehalt; in dem einen war das Wasser auf circa 30° C. erwärmt, in dem anderen bis auf wenige Grade über 0° abgekühlt. Hier gelang es denn meist schon nach wenigen Minuten die Ströme zu polarisiren und zwar

war die Richtung derselben die nämliche wie sie von Sachs in den grösseren Gefässen geschildert wird. An der unteren, freien Fläche des Tropfens eilen die Ströme dem wärmeren Gefässe zu und zwar nach der Mittellinie (Linie vom kälteren zum wärmeren Gefäss hin gedacht) hin convergirend, steigen am wärmeren Rande auf, um an der oberen Tropfenfläche unter entgegengesetzten Erscheinungen nach dem kälteren Gefässrande zu fliessen. Ist das Oel in der Emulsion etwas leichter, so sammeln sich mittelgrosse Oeltröpfchen zu einer Randlinie an der kälteren Seite. Die grössten Tröpfchen adhäriren am Deckglase, ohne eine deutliche Figur bilden zu können. Ist das Oel etwas schwerer, so bilden die grössten Tröpfchen eine keilförmige Figur an der unteren Fläche des Tropfen; diese Figur richtet ihre Spitze nach dem wärmeren, ihre breitere Basis nach dem kälteren Gefäss; deutliche Randansammlungen an der wärmeren Seite, kommen aber wegen der Convexität der unteren Tropfenfläche nicht zu Stande, eher noch eine Randlinie an der kälteren Seite und zwar in diesem Falle, entgegen den Erscheinungen in den grösseren Gefässen, dadurch dass eine Anzahl Tropfen durch die Ströme gegen das Deckglas getrieben, an demselben adhäriren, dann theilweise von den an dem Deckglas marschirenden Strömen gegen den kälteren Rand. hin gerückt werden.

Ich konnte das Experiment übrigens auch mit lebenden Schwärmern wiederholen. Durch heftiges Schütteln des Wassers in kleinen Flaschen gelingt es nämlich den Schwärmern die Cilien abzustossen, im Uebrigen sind sie nicht verändert, sinken trotzdem in Präparaten wie in grösseren Gefässen zu Boden. Dasselbe geschieht auch mit den Individuen, die nur eine Cilie bei der Operation eingebüsst haben, oder auch beide behielten, aber in der ersten Zeit betäubt von den Erschütterungen blieben. Solche Individuen steigen wieder auf, sobald sie sich erholt haben. Dass es sich aber in meinen Präparaten nicht um Strömungen als Ursachen der Randansammlungen der Schwärmer handeln konnte, das zeigte endlich in sehr schöner Weise ein Versuch, den ich mit Schwärmern von Haematococcus und Saprolegnia zugleich anstellte. Beide wurden in dem Tropfen vermischt und nun dieser den Wirkungen des einseitig einfallenden Lichtes ausgesetzt. Die Haematococcus - Schwärmer waren alsbald am Fensterrande des Präparates angesammelt, die Saprolegnia-Schwärmer blieben durch den ganzen Tropfen zerstreut. Ein gleiches Resultat erhielt ich nach dem Vermischen der Saprolegnia - Schwärmer mit Ulothrix

Schwärmern. Die Schwärmer beider waren fast gleich gross und doch eilten nur die Ulothrix-Schwärmer der Lichtquelle zu. Eine Verschiedenheit des Verhaltens der Strömungen diesen Schwärmern gegenüber lässt sich aber nicht annehmen.

Wie ich schon erwähnte, bleiben die kleinsten Oeltröpfchen in der Mischung suspendirt, wenn man dieselbe mit ihrem Vielfachen an Wasser versetzt; dies benutzte ich, um festzustellen, dass die Intensität der Strömung mit dem steigenden Wassergehalte der Emulsion abnimmt und schliesslich fast unmerklich wird. In den suspendirten Tropfen reinen Wassers, in denen ich die Schwärmer an meiner gewohnten Arbeitsstelle beobachtete, konnten also die Strömungen nur ganz unbedeutend sein, gar nicht im Verhältniss zu der Schnelligkeit und der Energie mit der die Schwärmer reagiren.

Uebrigens stellte ich auch noch weitere Versuche an mit in reinem Wasser suspendirten Körpertheilchen, also unter ähnlichen Strömungsbedingungen wie sie meine die Schwärmer führenden Tropfen bieten mussten. Es war mir bekannt, dass einige Niederschläge sehr lange Zeit brauchen, um sich zu setzen; mit solchen galt es zu experimentiren. Ich wählte in Wasser suspendirtes, amorphes Bor zu den Versuchen. Dieses wird gewonnen durch Reduction der Borsäure mittelst Natrium 1); es geht mit reinem Wasser durch das Filter und bleibt nun monatelang im Wasser suspendirt. Die Bortheilchen sind so klein, dass ihre Gestalt kaum bei 600facher Vergrösserung zu erkennen ist. Da das specifische Gewicht des krystallinischen Bors, nach Wöhler und Deville, 2,68 beträgt, das des amorphen wohl nicht sehr verschieden ist, so kann das Suspendirtbleiben der Theilchen im Wasser wohl nur den schwachen Strömungen zuzuschreiben sein, die sich in Folge geringer Temperaturdifferenzen in diesem Wasser bilden.

Hänge ich nun einen Tropfen von dem die Bortheilchen führenden Wasser am Deckglase in dem feuchten Papprahmen auf,

1) Man mischt 10 Theilchen gröblich gepulverte, geschmolzene Borsäure mit 6 Th. Natrium, giebt sie in einen, zu starkem Glühen erhitzten gusseisernen Tiegel, schüttet darüber 4-5 Th. schwach geglühtes Kochsalz, bedeckt den Tiegel, rührt, wenn die Reaction vorüber ist, den Inhalt mit einem Eisenstabe wohl um, giesst ihn glühend in salzsäurehaltiges Wasser, filtrirt das Bor ab, wäscht mit salzsäurehaltigem, dann mit reinem Wasser aus. .. Wöhler und H. Deville. Je salzfreier die Waschwässer werden, desto mehr Bor geht in fein vertheiltem Zustande durchs Filter... Berzelius. Aus Gmelin-Kraut's Handbuch der Chemie I. Bd. p. 83.

lasse das Präparat auf meinem gewohnten Arbeitsplatze liegen, so haben sich nach Verlauf einer oder mehrerer Stunden die Bortheilchen grösstentheils nach der unteren Fläche des Tropfens gesenkt, am Rande des Tropfens aber, gleichmässig im ganzen Umfange, einen feinen, bräunlichen Saum gebildet. Bringe ich hingegen den Tropfen zwischen die beiden schon angeführten, mit Wasser verschiedener Temperatur gefüllten Gefässe, so bildet sich der bräunliche Saum nur an dem einen, dem wärmeren Gefäss zugekehrten Rande. Eine deutliche Strömung ist in diesen Präparaten aber selbst bei stärkster Vergrösserung nicht zu erkennen, wohl aber eine tänzelnde Bewegung der einzelnen Partikel, die unmerklich dem Rande genähert werden.

Um die Sachlage in meinem Schwärmer führenden Tropfen völlig klar zu legen, stellte ich auch mit den Schwärmern selbst noch einige weitere Versuche an. Erstens tödtete ich sie durch Hitze und durch sehr geringe Quantitäten chemischer Stoffe, wie Spuren von Osmium, Chloroform, Jod und Aetzkali. In allen Fällen war das Resultat das nämliche; die Schwärmer sanken zur unteren Fläche des Tropfens hinab und sammelten sich langsam gegen die Mitte derselben. Auf meinem Arbeitstische erhielt ich in keinem Falle Randansammlungen, solche wollten auch nur unvollständig gelingen, wenn ich das Präparat zwischen die mit warmem und kaltem Wasser gefüllten Gefässe brachte.

Der Umstand, dass bei jeder Art des Tödtens, ob der Tod mit einer geringen Contraction des Körpers verbunden war oder dessen Volumen unverändert liess, oder auch eine geringere Grössenzunahme nach sich zog, die Schwärmer zu Boden sanken, lässt mir wenigstens für die von mir untersuchten Arten, die Annahme Nägeli's sehr wahrscheinlich erscheinen, dass die Schwärmer stets schwerer als Wasser sind 1). So lange sie schwärmen, wird ihre Schwere von der bewegenden Kraft nur überwunden, sobald sie zur Ruhe kommen, sinken sie zu Boden, falls sie sich nicht an irgend einem festen Körper festgesetzt haben. In meinem Tropfen finde ich daher auch, dass solche Schwärmer, die zeitweise ruhen, um ihre Bewegung wieder aufzunehmen, stets dem Deckglase oder einem festen Körper, oder der unteren Tropfenfläche anhaften, nie aber frei im Wasser schweben. Andererseits kann das Gewicht der Schwärmer doch nur um ein Geringes grösser als dasjenige des von ihnen verdrängten Wassers sein, denn in grösse

1) 1. c. p. 102, 105.

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