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näherer Untersuchung fand ich dann, dass ein Hummelnest darin befindlich war, wahrscheinlich ebenfalls von B. sylvarum. Dieses Jahr brachten mir unsere Zöglinge ein Nest von B. variabilis, das in einer hohlen Weide angelegt und mit lauter Mulmstückchen bedeckt war. Hier in Gumperda werden zumal baufällige Scheuern sehr oft von Hummeln aufgesucht. Besonders B. agrorum baut mit Vorliebe zwischen mit Lehm ausgefülltes Fachwerk hinein, auch lapidarius bringt seine Nester zuweilen ziemlich hoch in Gebäuden an.

Die Männchen sterben im Spätherbst, ebenso fast stets die Arbeiter und die kleineren Weibchen 1). Die grösseren, befruchteten Weibchen dagegen suchen sich einen geschützten Ort unter der Erde oder Moos, oder in hohlen Bäumen u. s. w., wo sie den Winter in Erstarrung zubringen. Nach Smith verbringen sie niemals den Winter im alten Nest. Dieses ist zu dieser Zeit stets verlassen. Auch ich habe niemals im Winter ein Weibchen im Nest angetroffen, es ist mir überhaupt sehr selten geglückt beim Suchen nach anderen Insekten oder Cryptogamen während dieser Jahreszeit ein solches aufzufinden. Mit dem kommenden Frühling erwachen die Weibchen aus ihrem Winterschlaf und kriechen hervor um jedes einen neuen Staat zu gründen. Mithin sieht man im Frühling blos grosse Weibchen umherfliegen. Schön sagt Smith: No one, who loves to watch Nature in all her varied guise, can have failed in early spring, when the catkins are first found on the willow, to notice the loud hum of the females of different species of Bombi; and in May, when the horse- chestnut blooms, from the break to the close of day the hum of these industrious bees is unceasing. -Zuerst erscheint hier in Thüringen die Erdhummel (B. terrestris), die zuweilen schon Ende März, in Menge aber im April erscheint und mit Vorliebe die blühenden Stachelbeerbüsche aufsucht. Sie verschwindet auch am frühesten wieder. Mitte April erscheinen dann hypnorum, agrorum und pratorum, in kalten Jahren erst gegen das Ende dieses Monats. Das früheste Erscheinen von B. hortorum ist mir der 10. April gewesen. Dies war in der warmen Gegend von Blankenburg. Gewöhnlich er

1) Dass auch Arbeiter überwintern, beobachtete ich im Frühjahr 1877. In den ersten warmen Tagen zu Anfang April fing ich Arbeiter von Bombus agrorum F. und zwar sehr kleine Fxemplare. Dieselbe Erscheinung kam mir mit B. soroënsis F. vor. Ob solche Arbeiter im Stande sind, einen Staat zu gründen, bleibt die Frage; ich für meinen Theil glaube es.

Bd. XII. N. F. V, 3.

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scheint diese Hummel erst Ende April. Erst in der zweiten Hälfte des Mai und im Juni erscheinen lapidarius, Rajellus, soroensis, pomorum, muscorum, variabilis und sylvarum. Wie in kalten Jahren die Flugzeit hinausgerückt wird, so erscheinen auch die Hummeln an höher gelegenen Orten später. Während B. pratorum in den Thälern schon in der ersten Hälfte des April erscheint (mein frühstes Exemplar vom 8. d. M.), traf ich denselben bei dem hochgelegenen Dorfe Braunsdorf oberhalb Blankenburg noch in der letzten Hälfte des Mai fast ganz frisch. Leider konnte ich als Einzelner keine eingehenden Beobachtungen darüber anstellen, die sicherlich sehr interessant sein würden.

Sofort nach dem Erwachen beginnt das Weibchen sich nach einem passenden Platz zur Anlegung des Nestes umzuschauen. Die unter der Erde nistenden Hummeln graben sich wohl äusserst selten selbst Höhlen, meist benutzen sie die Löcher von Mäusen, Maulwürfen und anderen Thieren. Eine interessante Notiz gibt Shuckard über den Nestbau der Mooshummeln: To construct the nest, when in full activity, the bees form a chain, one behind the other, extending from the growing material to the entrance of their passage to the nest, all their heads being turned towards the moss and their backs to the nest. The first bites off the raw material, rolls it and twists it, and passes it to the second, by whom and the succeding ones it undergoes further manipulation, and where the chain terminates at the commencement of the passage another bee receives it and conveys it along this into the interior, and then applies it itself or passes it to others thus employed where it is required.

Die vorstehende Schilderung greift etwas vor und bezieht sich bereits auf die Zeit, wenn das Weibchen von den jungen Arbeitern unterstützt wird. - Das Nest hat anfangs nur geringe Dimensionen, wenige Zellen, in die das Weibchen, bevor es die Eier hineinlegt, etwas Blumenstaub bringt, den sie, damit die jungen Larven Platz haben, an die Zellenwände streicht. Eine jede Zelle enthält mehrere (5-8) Eier. Das Weibchen besorgt also anfangs alle Geschäfte allein, ganz verschieden von der Bienenkönigin, die bekanntlich blos Eier legt und sich um andere Arbeiten gar nicht bekümmert. Nach 4-5 Tagen kriechen die Larven aus, und zwar entwickeln sich aus denselben blos Arbeiter. Die Larven selbst sind gelblich, fusslos 1), mit hartem, braunen Kopf und liegen

1) Im Embryo ist eine Anlage der Beinpaare auf den 3 vordersten Leibessegmenten vorhanden, wie die Untersuchungen Bütschli's

gekrümmt in den Zellen, wie alle Bienenlarven. Anfangs verzehren sie den in ihren Zellen aufgespeicherten Blüthenstaub; dem somit hervorgerufenen Nahrungsmangel hilft das alte Weibchen dadurch ab, dass es die Zelle an der Spitze zernagt und Blüthenstaub und Honig in sie ausbricht, worauf es dieselbe wieder schliesst. Die durch das Wachsen der Larven ausgedehnten und zersprengten Zellen bessert das Weibchen aus, indem es die Spalten mit Wachs ausfüllt, sodass anfangs kleine Zellen schliesslich die Grösse einer Wallnuss erreichen können. Nach der Ansicht einiger älterer Naturforscher z. B. Swammerdam bestehen die Zellen selbst aus dem Futterteige und dienen den Larven zur Nahrung indem das Weibchen und später die Arbeiter jedes Loch mit neuem Futterteig verschliessen. Bekanntlich aber verhungern die Larven im Herbst, wenn die Arbeiter nach und nach zu Grunde gehen, innerhalb der Wachszellen, die ihnen also nicht zur Nahrung dienen können. Sind die Larven ausgewachsen, so spinnen sie sich innerhalb der Zellen ein und werden zur Puppe oder Nymphe. Anfangs liegen die Larven kreisförmig in der Zelle, vor ihrer Verwandlung richten sie sich jedoch auf, den Kopf nach oben. In jeder Zelle entstehen also mehrere, meist 5-8 Cocons, die ohne alle Ordnung eng an einander gesponnen werden. Werden dann von den Arbeitern die eigentlichen Zellen abgetragen, so erscheinen die Kuchen ausserordentlich unregelmässig. Sobald das Weibchen beim Zernagen der Zelle auf den Cocon stösst, nagt es nicht weiter, entfernt aber dafür die Wachsdecken vom Gespinnst, damit das vollkommene Insekt leichter ausschlüpfen kann. Wie lange der Nymphenzustand dauert ist wohl nicht ganz genau festzustellen; Dahlbom gibt 5 Tage an, ich habe die Zeit sehr verschieden gefunden, zu Hause gezogene Arbeiter schlüpften erst nach 14 Tagen aus. Huber pag. 273 sagt: C'est dans ces coques oblongues que les vers passent à l'état de nymphes; qu'ils perdent la peau ou la robe, dont la nymphe était recouverte, et qu'ils se montrent sous la forme de Bourdon; il ne leur manque que la couleur, la force et le mouvement: au bout de quinze jours ils ont acquis tous ces avantages, ils sont des insectes parfaits. Hat vielleicht Dahlbom cinq für quinze gelesen?

Die Mutter hilft den auskriechenden Arbeitern durch Zernagen des oberen Theiles der Zelle. Anfangs ist ihr Kleid einfärbig grau

über die embryonale Entwicklung der Biene (Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie Bd. XX, S. 519) dargethan haben.

und die Haare liegen an. Solche unausgefärbte Arbeiter habe ich regelmässig in ausgegrabenen Nestern frei umherlaufend gefunden. Es dauert einige Tage ehe sie ihre bunte Färbung erlangen. Die ersten ausgekrochenen Arbeiter werden nun treue Gehülfinnen der Mutter, gleich unermüdlich wie sie. Wenn Schenck sagt, dass das Weibchen von nun an nicht mehr ausflöge, sondern blos noch an den Geschäften im Nest Theil nähme, so glaube ich, ist das nicht wörtlich zu nehmen. Ich habe gerade in diesem Jahre mehrere ganz abgeschabte Weibchen von B. terrestris im Freien gefangen, ein altes ganz abgeflogenes Weibchen von B. ruderatus traf ich sogar noch Anfang August ausserhalb des Nestes. Gemeinschaftlich mit der Mutter besorgen nun die jungen Arbeiter den weiteren Aufbau des Nestes und den übrigen Haushalt. Sie bauen über die Zellen eine Wachsdecke, die sie bei Nestern an der Oberfläche der Erde obendrein noch mit Moos, Halmen u. s. w. schützen; in gleicher Weise schützen sie das Nest an den Seiten durch Wände von Wachs. Diese Wachsdecken fehlen jedoch auch nicht selten. Sie füttern vor allen Dingen die Larven, vergrössern die Zellen, tragen das Wachs ab, wenn die Larven sich eingesponnen haben und verwenden es zu anderen Zwecken. Ueber die Anzahl der Zellenlagen selbst ist die Ansicht verschieden. Dahlbom sagt: Super primum sive infimum favum construitur secundus, super secundum tertius et sic porro; quorum singulos cum finitimis columellae conjungunt. Nach ihm kommen also mehrere Schichten vor. Schenck dagegen behauptet, dass sich in einem Nest meist blos eine Lage Zellen findet und dass nur selten 2 Lagen über einander vorkommen. Aus den zahlreichen Hummelnestern, die ich im Laufe der letzten Jahre untersucht habe, habe ich ersehen, dass schwach bevölkerte Colonien z. B. agrorum, sylvarum u. s. w. meist blos eine Schicht Zellen bauen, Nester jedoch mit zahlreichen Individuen meist mehrere Schichten über einander besitzen, die aber keineswegs mit jener Regelmässigkeit erbaut sind, auf die man leicht aus der Darstellung Dahlbom's schliessen könnte, sondern meist klumpen- oder traubenartig aussehen. Besonders habe ich meist eine horizontale Bauart vermisst, was zumal dann besonders auffallend ist, wenn die Wachswände abgetragen sind und die Cocons ausserordentlich unregelmässig erscheinen, was sicherlich zu dem später zu erwähnenden Streit über das Auskriechen des vollkommenen Insekts Veranlassung gegeben hat. Die Zellen stehen nicht dicht neben einander, haben also auch nicht gemeinschaftliche Scheidewände, wie die der Honigbiene, son

dern ähneln eher kleinen und grossen Fingerhüten, die sich meist blos an der Basis berühren, oft aber auch bis zur Spitze hinauf verbunden sind, namentlich ist dies bei den Arbeiterzellen der Fall. Haben die Larven sich eingepuppt, so tragen die Arbeiter das Wachs aussen ab und benutzen es zum Aufbau neuer Zellen. Somit stehen dann die gelben Cocons frei. Sie sind so steif und fest wie der Cocon einer Seidenraupe und schwer zu zerreissen. Meistens stehen zwischen den Brutzellen noch offene Zellen, die mit Honig und Pollen gefüllt sind. Sind die Cocons von den ausgeschlüpften Hummeln verlassen, so werden sie von den Arbeitern zu anderen Zwecken benutzt. Zunächst wird der durchfressene Rand glatt abgenagt; meist wird dann das fehlende Stück durch einen neuen Aufbau ersetzt, der entweder oben weit offen ist oder sich verengt, was zuweilen vermittelst eines Wachsringes erreicht wird. Die Zwischenräume zwischen mehreren Zellen werden in gleicher Weise nicht selten zu einem Behälter umgewandelt durch Aufsetzung eines Randes. Alle diese Räume werden vorher geglättet und mit Wachs ausgestrichen und dann als Vorrathskammern für Honig und Pollen benutzt, oder wohl auch sie werden in Streifen zerbissen und in die Umhüllung des Nestes mit eingemengt.

So erscheinen im Frühling und Anfang Sommers blos Arbeiter, erst dann treten die Männchen und Arbeiter auf. Réaumur und Huber sind die ersten, welche die Parthenogenesis bei den Hummeln beobachteten, die man zwar schon von den Blattläusen kannte, wo sie bereits De Geer bekannt war, bei den Hymenopteren aber noch nicht beobachtet hatte. Ueber das Nächste herrscht noch etwas Dunkel. Es handelt sich um die Frage, von wem rühren die Eier für die später erscheinenden Männchen und Weibchen her. Alle Beobachtungen über Parthenogenesis bei Hymenopteren haben ergeben, dass aus unbefruchteten Eiern stets nur Männchen hervorgehen. Die später erscheinenden grossen Weibchen können also blos von der Stammmutter herrühren. Da sie nach meinen Beobachtungen mit Ausnahme von B. pratorum nie vor Ende August erscheinen und die ganze Metamorphose etwa 25-30 Tage in Anspruch nimmt, auch das vollkommene Insekt meist einige Tage im Nest verweilt, ehe es ausfliegt, so muss die Mutter wenigstens bis Ende Juli leben, wohl auch noch länger. Dies stimmt mit der Wirklichkeit überein, denn in Nestern von B. variabilis fand ich das alte Weibchen noch im August, und, wie bereits erwähnt, ebenso B. ruderatus noch ausserhalb des Nestes. Dahl

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