Imagens da página
PDF
ePub

wände gegen Volkmann's Versuche betreffend die geglaubte Eliminirung der Nachwirkung, hier wiederholen; ausserdem aber sind die Zahlen, wie die danach von mir construirten Curven evident zeigen, so wenig einem regelmässigen Gesetze entsprechend, dass ich ihnen durchaus keine so allgemeine Gültigkeit wie Preyer vindiciren kann. Wenn z. B. in der 43. Versuchsreihe die Länge des Muskels für Belastung von 12, 16 und 20 Gramm ein und dieselbe bleibt, so muss ein Fehler vorliegen! In Versuchsreihe 42 dehnt sich der Muskel während der Dauer der 10 Versuche um 0,5, in Reihe 44 nach 12 Versuchen um 3,7 Mm., ein bedenklicher Umstand, der doch nur auf Nachwirkung oder bleibende Dehnung bezogen werden kann.

Einige von Horvath1) bei Fick in Würzburg angestellte Versuche mit Strängen und Schläuchen von vulkanisirtem Kautschuk ergaben allgemeiner interessante Resultate, auf die ich gleichfalls noch zurückomme. Horvath fand nämlich, dass die Ausdehnung auch hier nicht proportional der Belastung sei, sondern dass dieselbe bei kleineren und mittleren Gewichten (bis 64 resp. 71 Gramm auf den Mm. nach meiner Rechnung, Verlängerung um 198-235%) zunimmt, um dann wieder abzunehmen; die Curve würde Anfangs also mit positivem, später mit negativem 2. Differentialquotienten verlaufen.

In der bereits erwähnten Abhandlung theilt Braune) folgende Ergebnisse mit: (S. VII) „Nahezu dasselbe Resultat (wie Wundt) ergaben meine Untersuchungen, die nach gleichem Princip angestellt wurden, bei einer Belastung von nur wenigen Grammen." Erst bei stärkerer Belastung verläuft die Curve gegen die Abscisse concav. Näheres über die Form der Curve gibt Braune nicht an. Durch Anwendung starker Belastungen (bis 1000 Gr.) überzeugte derselbe sich ferner, dass ,,die Elasticität normaler Venen selbst bei grossen, aber kurz dauernden Belastungen eine vollkommene bleibt." Vollkommene Elasticität zeigten die verschiedenen Venen desselben wie besonders verschiedener Individuen in ausserordentlich wenig übereinstimmender Weise, wie die tabellarische Zusammenstellung aus Braune's und meinen eigenen Untersuchungen (s. unten) zeigt.

1) Dr. A. Horvath aus Kieff, Zur Lehre von der Elasticität. Centralblatt f. d. medic. Wissensch. 1873. Nr. 48. S. 753-758.

2) Beiträge zur Kenntniss der Venen-Elasticität. In: Beiträge zur Anatomie und Physiologie, C. Ludwig gewidmet. 1874. S. I-XXIV. Mit 3 Tafeln. (Eine mit Curven.)

Was die Methode Braune's betrifft, so benutzte derselbe möglichst frische menschliche Venen, die an beiden Enden auf Holz- oder Korkstöpsel aufgebunden waren; die Vene hing an einem Haken im oberen, die Gewichte an einem desgleichen im unteren Stöpsel, die Nadel zum Ablesen befand sich ausserhalb der Vene, so dass, wenn Verschiebungen der Stöpsel an der Vene ausgeschlossen waren, die beiden Enden des Gefässes, deren Länge gleich der der Stöpsel war, an einer Ausdehnung verhindert waren, demnach nicht hätten mitgerechnet werden dürfen. Oder aber es traten Verschiebungen ein, dann war eine entgegengesetzte Fehlerquelle eröffnet. Im ersteren Falle sind die Werthe für die Verlängerung kleiner, im letzteren grösser abgelesen worden, als sie waren. Ferner möchte ich auf die Unsicherheit einer Ablesung hinweisen, wie sie an einer freischwebenden Nadelspitze gemacht werden kann, abgesehen von unbeabsichtigten Verlängerungen oder Verkürzungen, welche bei einer Berührung mit dem Massstabe kaum zu vermeiden sind. Schliesslich aber scheint mir die Belastungszeit von 10-15 Secunden, noch mehr die gleich lange Entlastungszeit zu kurz zu sein, um die positive oder negative Nachwirkung (vgl. oben) in ihr Recht treten zu lassen.

II.

Eigene Untersuchungen.

Aus mehreren Gründen beschränkte ich mich auf die Untersuchung menschlicher Venen und zwar solcher der Extremitäten; mit einer Ausnahme (II, 1) waren es sämmtlich oberflächliche oder Haut-Venen. Die Methode war ähnlich der von Braune angewandten, das Princip, die Verlängerung bei Belastung mit steigenden Gewichten direct zu messen, dasselbe wie dort. Nur habe ich versucht, eine Reihe von Fehlerquellen zu vermeiden soweit es eben einerseits die mir zu Gebote stehenden Mittel, andererseits die eigenthümlichen Verhältnisse des Untersuchungsmaterials und collidirende physikalische Gesetze erlaubten. Zu dem Behufe liess ich mir unter Beirath des Herrn Professor Abbe bei Zeiss hierselbst ein besonderes Instrument anfertigen, dessen Beschreibung nebst Abbildung hier folge.

[ocr errors]
[graphic][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed]

Auf einem kreisrunden, 2,8 Cm. hohen, eisernen Fuss, a (von 12 Cm. Durchmesser) erhebt sich am Rande eine 23 Mm. dicke Messingsäule, b, von 22,5 Cm. Höhe, an deren oberem Ende ein 65 Mm. langer, 20 Mm. breiter und 10 Mm. dicker Messingbalken, c, horizontal (galgenähnlich) vorragt. An letzterem befindet sich ein 14 Mm. langer, 7 Mm, dicker cylindrischer stählerner Knopf, d, der sich an einer Stelle verjüngt, um schliesslich knopfförmig wieder anzuschwellen. Dieser Vorsprung, an dem die Venen (s. u.) aufgehängt wurden, ist, wie die Beobachtung an der gleich zu erwähnenden Schraube zeigte, innerhalb der hier überhaupt anwendbaren Belastungen absolut unbeweglich gegen den senkrechten Cylinder und dieser wiederum ruht vermittelst des breiten und schweren Fusses unbeweglich auf der Unterlage. Den Massstab e wünschte ich möglichst fest in Bezug auf Höhen- und Seiten-Verschiebungen, dagegen beweglich, um seine eigene Axe, um durch Drehung einmal Platz für die Manipulation der Belastung und Entlastung zu gewinnen, andererseits für die Ablesung ihn möglichst bequem stellen zu können. Er wurde deshalb zwischen zwei stählerne conische Zapfen eingelenkt, von denen der untere, f, am Fuss des Instrumentes festsitzt, während der obere einer durch den horizontalen Aufhängebalken senkrecht hindurchtretenden Schraube, g, angehört, die je nach Bedarf durch Umdrehung um wenige Hundertstel eines Millimeters gehoben werden kann, um leichtere Drehung des Massstabes zu gestatten. Es erschien mir nun ferner vortheilhaft, wenn die Nadelspitze, an der abgelesen werden sollte, sich nicht beweglich an der Vene oder aber ausserhalb derselben an einem Kork oder ähnlichem sich befinde, sondern an dem Massstabe befestigt, natürlich aber verschiebbar sei. Dies wurde in der Weise ausgeführt, dass der zugespitzte Eisenstab, h, an eine den Massstab genau zwischen sich fassende Klammer, i, angebracht wurde, die auf- und abgeschoben werden kann, ohne dass die Nadelspitze messbar von der horizontalen abweicht, welche von ihr nach einer zweiten, an der Klammer befindlichen Spitze gezogen wird. Letztere, k, wiederum befindet sich direct vor der Skala des Massstabes, so dass selbst ohne weitere Vorsichtsmassregeln parallaktische Ablesungsfehler kaum möglich waren. Die Befestigung des oberen Venenendes geschieht durch eine mit Schraube versehene Klemme, 1, deren unteres glatt abgeschnittenes Ende genau in gleicher Höhe mit dem Nullpunkt des Skala steht. Die Klemme hängt genau senkrecht, der untere Rand genau wagerecht. Die Skala ist in Millimeter getheilt, so dass mit blossem Auge oder der Loupe (mit Berücksichtigung der Parallaxe) bequem 1/10 Mm. geschätzt werden können.

Die Befestigung kleinerer Gewichte (genau abgewogene Drahtstücke) geschah durch Seidenfäden, für grössere Belastungen bediente ich mich einer 13,500 Gramm wiegenden, der oberen ähnlich construirten Klemme. Die Befestigung des Seidenfadens und die Fixirung der an seinem oberen Rande an der Vene angebrachten Marke war für diese kleinen Belastungen gewiss mehr als ausreichend, und an der Klemme war wiederum ein genau horizontal gestellter Rand, der die Nadelspitze am Massstab berühren konnte, aber nicht brauchte. Eine Berührung zwischen Spitze und Marke ist in Folge der Drehbarkeit des Massstabes ganz in das Belieben des Untersuchenden gestellt, unliebsame Reibungen der einen an der anderen dadurch ein für alle Mal ausgeschlossen.

Die Ausführung der Versuche geschah folgendermassen: Die Venen wurden möglichst bald nach dem Tode aus der Leiche genommen, ohne Quetschung, aber auch möglichst isolirt von fremden Bestandtheilen, und entweder sofort untersucht oder, wenn dies nicht möglich war, in Jodserum von äusserst schwachem Jodgehalt gelegt und während der Belastungen fortdauernd durch leises Bepinseln mit Jodserum vor Eintrocknung geschützt, die überdies durch die mässige Temperatur des Zimmers und das kühle, feuchte Wetter nichts weniger als begünstigt wurde.

Die Venenstücke wurden möglichst lang genommen, ein sehr natürliches Bestreben, dem aber nur unter Rücksichtnahme auf die Höhe des Instruments und die erforderliche Homogenität des Stückes (Aeste u. a.) gewillfahrt werden konnte.

Die Belastungen waren anfangs sehr klein, nur um 0,1 Gramm steigend, kleiner als in allen mir bekannt gewordenen Versuchen. Die Ablesung an der Skala geschah ausser durch mich noch durch einen Assistenten, Herrn Cand. med. Werner, bei Differenzen um 10 oder 1/20 Mm. wurde gemeinsam nochmals sorgfältig geprüft und eventuell ein Compromiss geschlossen, so dass wohl die Fehler der persönlichen Gleichung unbedeutend geworden sind.

und zwar unabhängig von einander,

Die Zeit, welche zwischen Belastung und Ablesung lag, war schon deshalb eine relativ bedeutende, weil stets erst der Schieber mit der Spitze gerade in die Höhe der Marke gebracht werden musste, so dass bei kleinen und mittleren Belastungen die Nachdehnung, soweit das mit Rücksicht auf die doch aus anderen Gründen wieder wünschenswerthe baldige Hintereinanderfolge der einzelnen Versuche möglich erschien, im Wesentlichen mit beobachtet wurde. Nach jeder Ablesung wurde entlastet, bei kleinen und mittleren Gewichten vollständig (abgesehen von dem Seidenfaden und dem halben Gewicht der Vene, wenn sie nicht mit der oberen Klemme abgenommen und horizontal gelegt wurde) nach grösseren bis auf das Gewicht der unteren Klemme (13,5 Gramm).

Die Versuchsreihen, welche ich angestellt habe, theile ich hier nicht sämmtlich in extenso mit. Bei der grossen Uebereinstimmung der Versuchsreihen unter einander dürften die hier gegebenen genügen, um die von mir zu ziehenden Schlüsse zu rechtfertigen. Da ich jedoch betreffs Einzelheiten auch auf die hier nicht mitgetheilten Reihen mich beziehen muss, habe ich den Versuchs

Bd. XII. N. F. V. 1.

3

« AnteriorContinuar »