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aufsteigendes spitzwinklig von der Carotis externa entspringendes Arterienstück voraussetzt. Es fallen deshalb diese beiden Kategorien unter einen Gesichtspunkt. Sie sind die gewöhnlichen Verlaufstypen der A. thyreoidea superior, der bogenförmige Verlauf gewissermassen die Uebergangsform zwischen den beiden extremen Gestaltungen.

Eine weitere Untersuchung ergibt nun, dass im fötalen Leben und bei Kindern diese Verlaufsrichtung die typische ist. Bei einem Foetus von 18 Wochen besteht die A. thyreoidea superior noch aus 2 gleich langen Abschnitten, einem aufsteigenden Ursprungstheile und einem absteigenden Drüsentheile. Beide sind durch einen sanften Bogen verbunden. Bei einem Kinde von 20 Wochen ist dieser Unterschied noch schärfer ausgeprägt, indem der Uebergang beider Abschnitte in einander bereits eine stärkere Knickung zeigt (Fig. 8). Der absteigende übertrifft jetzt bedeutend an Länge den aufsteigenden Ursprungsabschnitt. Wenn man bedenkt, dass die Glandula thyreoidea im Laufe ihrer Entwicklung eine allmählige Lageveränderung der Art eingeht, dass sie von ihrer ursprünglichen Lagerung eine Strecke weit am Halse herabrückt, bis sie (bei Säugethieren) ihren Platz unterhalb der Anlage des Kehlkopfs einnimmt 1), so ist es ziemlich selbstverständlich, dass die A. thyreoidea aus ihrer ursprünglich aufsteigenden Verlaufsrichtung in eine absteigende Bahn übergeleitet wird. Die definitive Lage der Schilddrüse am Halse wird aber zu einer späteren Zeit des Lebens, zur Pubertätszeit, noch durch ein anderes Moment bestimmt. Es ist dies, wie schon von Allan Burns) hervorgehoben wurde, die rapide Zunahme des Kehlkopfs zur Zeit der Pubertät. Der Abstand zwischen unterem Rande der Glandula thyreoidea und dem Brustbeine wurde von Burns bei einem zweijährigen Kinde gleich dem entsprechenden bei Erwachsenen gefunden, so dass demnach die Schilddrüse beim Kinde relativ bedeutend höher oben am Halse gelegen ist. Es wird dies Moment natürlich nicht ohne Finfluss bleiben auf den absteigenden Verlauf der oberen SchilddrüsenArterie. Denn es ist leicht ersichtlich, dass beim fortschreitenden Herabrücken der Schilddrüse ein immer längeres Stück der A.

1) Vergl. W. Müller, Ueber die Entwickelung der Schilddrüse. Diese Zeitschr. VI. Bd., f 450.

*) Bemerkungen über die chirurgische Anatomie des Kopfes und Halses. Aus dem Englischen übersetzt und mit Anmerkungen begleitet von Georg Eduard Dohlhoff. Halle 1821. S. 352 ff.

thyreoidea superior nach unten herabgezogen wird, ja dass schliesslich, wenn die relative Lagerung der Carotis externa erhalten bleibt, das Gefäss vollständig rückläufig werden muss, wie es in der That in vielen Fällen beobachtet wird. Unten werde ich zeigen, dass die vorausgesetzte Fixirung der Carotis thatsächlich nicht vorhanden ist, dass auch hier Wachsthumsverschiebungen stattfinden, welche ihrerseits wieder auf die Verlaufsrichtung der oberen Schilddrüsen-Arterie einwirken.

Aehnliche Betrachtungen wie für die A. thyreoidea superior gelten für den Verlauf der A. thyreoidea inferior. Man betrachte nur den Verlauf dieser Arterie in Fig. 8. Beim weiteren Herabsteigen der Schilddrüse wird derselbe, da ja das Anfangsstück tr durch die A. cervicalis ascendens (c. a.) in aufsteigender Richtung fixirt ist, der Art umgeändert, dass das Drüsenende der Arterie immer mehr horizontal wird, ja sogar absteigend werden kann, wie wir dies bei Erwachsenen häufig treffen.

Am interessantesten und von den weitreichendsten Folgen sind aber die Verschiebungen der Aorta descendens. Ein auffallendes Beispiel rückläufiger Arterien bieten hier stets die oberen Aa. intercostales aorticae dar. Der Winkel, welchen dieselben mit der Aorta descendens bilden, beträgt sehr gewöhnlich bis 120 und mehr und ist selbstverständlich, falls auch für den 2. Intercostalraum eine Arterie direct von der Aorta abgegeben wird, in diesem Falle ein noch grösserer. Von der ersten Intercostalis an nimmt der Ursprungswinkel mit jeder folgenden allmählig ab. Bei einem 20 Wochen alten Kinde betrug beispielsweise der Winkel der Intercostalis I mit der Aorta descendens 120", der Intercostalis II 110°, der III. 99o, der IV. bereits 90°. Von der 4. Intercostalis an bis zur 3. Lumbalis erhielt sich dann der rechtwinklige Ursprung, um für die unterste Lumbal-Arterie der Aorta spitzwinklig zu werden. Diese, die Lumbalis IV 1), entsprang

1) Ich habe mich hier und in der Folge der älteren gewöhnlichen Zahlung angeschlossen, welche 10 Intercostales und 4 Lumbales aorticae unterscheidet. Es ist allerdings nicht ganz logisch, die dem unteren Rande der 12. Rippe folgende Arterie eine Intercostalis zu nennen, aber ebenso wenig dürfte sie eine Lumbalis genannt werden (Henle), da sie ja dem 12. Brustwirbel und nicht dem 1. Lendenwirbel entspricht. Da wir es in beiden Reihen von Arterien mit segmentalen Arterien zu thun haben, so ist jedenfalls die Bezeichnung, welche die Beziehung zu den Wirbelsegmenten wiedergibt, die rationelle. Fur die Lumbalarterien muss dennoch die ältere Nomenclatur entschieden beibehalten werden. Will man die 10te Intercostalis aortica nicht als intercostalis bezeichnen, so empfiehlt sich vielleicht der Name Aa. thoracicae posteriores.

unter einem Winkel von 60°. Wir haben hier also ein Verlaufsschema der segmentalen Arterien der Körperwandungen vor uns, welches mit den Linien des oben mitgetheilten Schemas Fig. 2 viele Aehnlichkeit besitzt. In anderen Fällen entspringen die untersten Lumbalarterien rechtwinklig, während die oberen Lumbales und die Intercostales ganz allmählig, je weiter nach oben, um so mehr rückläufig werden. Es kann endlich auch die unterste Lumbalarterie ein wenig aufsteigend werden. Als Beispiel führe ich hier die Winkel an, welche ich bei einem Erwachsenen, dessen Aorta sich am oberen Rande des 5. Lendenwirbels theilte, gefunden habe. Es entsprang hier die oberste Intercostalis (für 3. Intercostalraum) unter einem Winkel von 140°, die 5. unter einem Winkel von 122°, die 10. von 112o, die 3. Lumbalis von 105, während die 4. Lumbalis unter 95° vom Stamme der Aorta sich entwickelte.

Es ergibt sich aus dieser kurzen Aufzählung der verschiedenen Vorkommnisse, dass von den 14 segmentalen Arterien, um die es sich hier handelt (10 Intercostales, 4 Lumbales 1), im Allgemeinen die untersten Intercostales und oberen Lumbales rechtwinklig verlaufen, die obersten Intercostales constant aufsteigend sind, während die unterste Lumbalarterie absteigend, horizontal oder aufsteigend sein kann. Von den obersten Intercostalarterien ist das beschriebene Verhalten längst bekannt. Es gedenken dieses Verlaufes von den neueren Lehrbüchern die von Hyrtl, Luschka und Henle, von älteren Weber-Hildebrandt, und zwar soll bald nur die oberste A. intercostalis aortica rückläufig sein (Henle), bald dieser Verlaufstypus mehrere Intercostales (die 4 bis 5 oberen, Theile) umfassen. In den Lehrbüchern von Meckel und M. J. Weber findet sich sogar die Angabe, dass alle Interrostales aorticae schräg nach hinten oben und aussen verlaufen. Diese Differenzen erklären sich auch hier wieder, wie bei der A. thyreoidea superior, aus individuellen Verschiedenheiten. Wir haben gesehen, dass Beides vorkommt. Wodurch das eine oder das andere Verhalten bedingt ist, wird sich gleich ergeben. Ich will zuvor nur soviel bemerken, dass nach meinen bisherigen Untersuchungen bei Kindern der erstbeschriebene Typus, den ich, weil die oberste Intercostalis aufsteigt, die unterste Lumbalis absteigt, den fächerförmigen Typus nennen will, überwiegt, bei Erwachsenen der zweite Typus mit horizon

1) Auf das Verhalten der Lumbalis V aus der Sacralis media habe ich nicht geachtet,

taler oder aufsteigender Lumbalis (einseitig divergirender Typus). Bei jüngeren Foeten (18 Wochen) fand ich die obersten Intercostales horizontal verlaufend, also rechtwinklig sich von der Aorta abzweigend, nie aber bei Kindern nach der Geburt und Erwachsenen. Die Angaben der Lehrbücher von Arnold und Krause über einen horizontalen Verlauf der oberen Intercostales aorticae entsprechen demnach nicht der Wirklichkeit. Es können hier für die richtige Beurtheilung aber leicht Irrthümer vorkommen; die aufsteigende Richtung wird nämlich jedesmal, wenn die Arterie an ihrem unteren Rippenrande angelangt ist, in eine demselben entsprechende umgewandelt. Man muss also stets die Winkel zu Grunde legen, welche das auf den Wirbeln gelegene Ursprungsstück der Intercostales mit der Aorta bildet. Die oben mitgetheilten Winkelmessungen beziehen sich auch stets auf dieses.

Ueber den Verlauf der Lumbalarterien habe ich in den von mir oben aufgezählten Lehrbüchern entweder gar keine bestimmte Angabe gefunden oder die, dass sie rechtwinklig entspringen (Krause). Nur Theile erwähnt ausdrücklich, dass die oberen. Lumbales etwas aufsteigend seien, die unteren dagegen quer verlaufen, und IIenle gibt in seiner vortrefflichen Gefässlehre in Fig. 86 eine Abbildung in welcher die 4. rechte Lumbalarterie sogar eine absteigende Richtung einschlägt. Ich muss vor Allem die Abhängigkeit betonen, in welcher die Intercostales und Lumbales von einander in ihrer Verlaufsrichtung stehen. Ist die unterste Lumbalis absteigend, so ist der Winkel, den die oberste Intercostalis mit der Aorta bildet, kleiner, als in dem anderen extremen Falle, wo die Lumbalis IV eine schwach aufsteigende Richtung besitzt. Alle diese Richtungsverhältnisse müssen also eine gemeinschaftliche Ursache haben und diese Ursache ist in einfachster Weise gegeben in den Verschiebungen der Aorta auf der vorderen Fläche der Wirbelsäule während ihres Wachsthums. Die Intercostales sind dabei von der Stelle an, wo sie den unteren Rand der Rippe erreichen, fixirt, in analoger Weise auch die Lumbales. Dann ergibt sich aber mit Nothwendigkeit, dass beim Herabsteigen der Aorta in der Richtung von oben nach unten die obersten Intercostales immer mehr rückläufig werden müssen und dass diese Umbiegung in die aufsteigende Richtung um so weiter nach unten übergreift auf die unteren Intercostales und Lumbales, je mehr die Aorta herabrückt, je näher also ihre Theilungsstelle dem Promontorium liegt. Es müsste also bei dieser Erklärung einmal der Uebergang

des Arcus aortae in die Aorta descendens im Laufe des Wachsthums immer mehr nach abwärts rücken, andererseits aber die. Theilungsstelle der Aorta abdominalis um so tiefer liegen, je älter ein Individuum ist. Wir wollen nun zunächst untersuchen, wie weit diese Voraussetzungen mit den wirklichen Thatsachen übereinstimmen.

Anfang des Aorta descendens. Ich bezeichne als solchen hier die Stelle, wo der Aortenstamm in feste Berührung tritt mit der hinteren Brustwand, wo er sich anlagert an die linke Seite der Wirbelsäule. Diese Stelle liegt nach den gewöhnlichen Angaben der Lehrbücher bei Erwachsenen vor der linken Seite des 3 Brustwirbelkörpers (Langer, Hoffmann, Luschka). Nach anderen Lehrbüchern (Quain 8. Auflage, Arnold) findet die Anlagerung im Bereich des 3. und 4. Brustwirbels statt, während wieder andere den 3. oder 4. Brustwirbel als die entsprechende Localität anführen (Theile, Arnold, Krause). Nur wenige Forscher reden von einem tieferen Stande. Nach M. J. Weber ist der Anfang der Aorta descendens vor dem 4. Brustwirbel, nach E. H. Weber in Hildebrandt's Anatomie vor dem 5. Brustwirbel gelegen. Auf Tafel X des Braune'schen Atlas ist endlich ein Horizontalschnitt durch den Thorax dargestellt, welcher den 4. Brustwirbel etwas unter seiner Mitte getroffen hat. An demselben sieht man den Uebergang des Arcus aortac in die Aorta descendens, so dass die Anlagerungsstelle der Aorta sich hiernach als am unteren Rande des 4. Brustwirbels befindlich heraustellen würde. Zu ganz demselben Resultate bin ich durch Untersuchung einer Serie von Horizontalschnitten durch den Thorax eines gefrorenen männlichen Körpers, die in hiesiger Anatomie angefertigt wurden, gelangt. Es ergab sich hier mit aller Bestimmtheit die untere Fläche des 4. Brustwirbels als Anlagerungsstelle. Weitere Ermittelungen wurden an einer Reihe nicht gefrorener Leichen gemacht. Unter einer Zahl von 8 Leichen Erwachsener ergab sich der Anfang der Aorta descendens einmal als vor der Mitte des 3. Brustwirbels gelegen, einmal am unteren Rande des 3. Brustwirbels, zweimal im Gebiete des 4., dreimal an der Grenze zwischen 4 und 5 und einmal am unteren Rande des 5. Brustwirbels. Rechnen wir den zuvor beschriebenen Befund an Querschnitten mit hinzu, so ergibt sich abweichend von den gewöhnlichen Annahmen als häufigste Anlagerungsstelle der Aorta die Grenze zwischen 4. und 5. Brustwirbel Nach den wenigen Erfahrungen, die ich an kindlichen

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