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Leberlappens des Menschen. Noch evidenter war dieser Unterschied an der Krokodilleber, welche zugleich als Centrum tendineum dient, und an welcher sogar die Gefässe nicht rund, sondern entsprechend der Richtung des Zuges stark abgeplattet

waren.

Die Unregelmässigkeiten an Verzweigungen von weniger als 0,3 Mm. Aststärke können leicht durch physiologischen oder unphysiologischen Druck auf die Organe entstehen, ebenso wie die Unregelmässigkeiten an dünnen Rändern der Organe.

Wenn ferner, wie in §. 26 beschrieben ist, eine morphologische Nöthigung vorhanden ist, die bei der Astabgabe veränderte Richtung des Stammes nicht beizubehalten, sondern wieder zur ursprünglichen Richtung zurückzukehren, so ist es nicht zu verwundern, dass in diesen Fällen auch die Ablenkung des Stammes von vornherein verhältnissmässig etwas zu gering ist. Dieses Vorkommniss spricht gerade für ein nicht morphologisches Bedingtsein der Ablenkungsregeln.

In diese Gruppe gehören auch noch die anderen morphologisch bedingten Abweichungen von der hydrodynamischen Selbstgestaltung, nämlich einmal das Vorkommen grösserer oder kleinerer Astwinkel, als den hydrodynamischen Verhältnissen entspricht, und zweitens alle Biegungen, von welchen letzteren ein Theil das Bedingtsein durch die specifische Function recht deutlich erkennen lässt. Was in diesen Fällen die Gefässwand trotz ihrer sonstigen Bildungsfähigkeit an Widerstand zu leisten vermag, das zeigt am drastischsten der vordere Theil des Arcus aortae, dessen Wand an einer Stelle das ganze Leben hindurch bis zum beginnenden Greisen alter dem Anprall des mächtigsten Stromes des Körpers widersteht, nur in der kleinen Ausbuchtung des sinus quartus ein Nachgeben bekundend, während sie gleich daneben beim Ursprung der Aeste an die Richtungen der feinsten Strömungen sich angepasst zeigt.

Diese Momente haben natürlich nicht erst im extrauterinen Leben des Individuums, sondern auch schon in der phylo- und ontogenetischen Vorgeschichte des Organismus und der Organe ihre alterirende Einwirkung geltend gemacht. Aus letzterer Periode liefert eine Anzahl Beispiele derjenige Theil der Leber, in welchem mit dem Aufhören des Foetalkreislaufs eine Umkehr der Stromrichtung des Blutes stattfindet. Die Astursprünge aus dem linken vorderen Hauptast der V. port., welcher ursprünglich die Fortsetzung der V. umbil. war, bilden Ausnahmen, die während des

ganzen Lebens nicht vollkommen ausgeglichen werden. Der linke Leberlappen zeigt ausserdem mit der Zunahme seiner von Toldt und Zuckerkandl 1) nachgewiesenen Atrophie im Vorschreiten des Alters immer häufigere Ausnahmen. Die grossen Veränderungen, welche pathologische, mit Blutstauung verbundene Processe an der Gestalt der Gefässverzweigungen hervorbringen, können hier natürlich nicht Gegenstand der Erörterung sein.

§. 84. Wenn zum Schlusse noch die üblige Frage nach dem Nutzen der gefundenen Einrichtungen wenigstens für diejenigen derselben aufgeworfen und beantwortet werden soll, deren Ursache ich erkannt zu haben glaube, und deren Wesen ich als möglichst vollkommene Anpassung an die hydrodynamischen Kräfte, soweit es die specifischen Functionen und die Vorgeschichte der Organe und äussere Einwirkungen irgend gestatten, bezeichnen möchte, so ist zu sagen, dass der Nntzen dieser Einrichtungen in der Vertheilung des Blutes unter dem geringsten Verlust an lebendiger Kraft besteht. Denn es entsteht dabei nur das geringste Mass an Strudel- und Wirbelbildungen im Blute, welche bei der sechsfachen Grösse des Reibungscoefficienten des Blutes von dem des Wassers und bei den Millionen von Verzweigungen einen ungeheuren Verlust an, vom Herzen zu liefernder, lebendiger Kraft unter Umsetzung in Wärme verursachen würden, wenn sie an jeder Verzweigungsstelle vorkämen. Und es wird heut zu Tage wohl Niemand mehr, gleich Descartes 1. c, die Wärme-Bildung als eine specifische Function des Herzens bezeichnen wollen, wenngleich alle Herzkraft in Wärme umgesetzt wird.

Die vorliegenden Einrichtungen zeigen also den Charakter, den alle Einrichtungen haben müssen, welche durch die in ihnen fungirenden mechanischen Kräfte selber und aus einem vollkommnen bildungsfähigen Material gestaltet werden: den Charakter der höchsten Vollkommenheit oder der „Zweckmässigkeit", wie man heut zu Tage noch sagt.

Schliesslich sei es mir noch gestattet, eine angenehme Pflicht zu erfüllen, indem ich meinem verehrten Lehrer, dem Herrn Professor Schwalbe, für mannichfache Unterstützung bei dieser Arbeit, sowie auch den Herren Proff. W. Preyer und W. Müller

1) Wiener Sitzungsber. 1875.

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W. Roux, Ueber die Verzweigungen der Blutgefässe.

für Ueberlassung von Material und Literatur meinen herzlichsten Dank ausspreche.

Jena, December 1877.

Erklärung der Abbildungen auf Tafel VIII.

Fig. 1. En face Umriss des Ursprungs eines schwachen in der Stammaxen-Radialebene entspringenden Astes. § 8, S. 9. § 40, S. 32.

Fig. 2. Desgl. eines nicht in der Stammaxen-Radialebene entspringenden Astes. 40, S. 32.

Fig. 3. Profil-Umriss des Ursprungs eines 0,68 Mm. starken, rückläufigen Astes der A. brach. des erwachsenen Menschen. § 46, S. 34. § 48, S. 36. Fig. 4. Desgl. eines 1,58 Mm. starken Astes der 7,5 Mm. Durchmesser haltenden A. brach. des Erwachsenen. §. 46, S. 34.

Fig. 5. Desgl. einer vorwärts sich umbiegenden A. intercost. von 0,29 Mm Durchmesser des Kaninchen, bei einer Stärke der Aorta von 3,5 Mm. Durchmesser. § 47, S. 35. § 48, S. 36.

Fig. 6. Desgl. einer A. renal. sin. eines einjähr. Kindes, von 2,2 Mm. Durchmesser bei 5,6 Mm. Durchmesser der Aorta. § 47, S. 35.

Fig. 7. Desgl. der A. meseraic sup. eines einjährigen Kindes, von 2,47 Mm. Durchmesser, bei 6,3 Mm. Durchmesser der Aorta. § 48, S. 36.

Fig. 8. Desgl. eines Astes von 2,94 Mm. Durchmesser der A brachial des Erwachenen von 7,5 Mm. Durchmesser. § 48, S. 36.

Fig. 9. Desgl. der Verzweigung einer V. port. des Erwachsenen, von 1,2 Mm. Durchmesser. § 48, S. 37.

Fig. 10. Desgl. einer V. port. des Erwachsenen, von 5,6 Mm. Durchmesser. § 49, S. 37.

Fig. 11. Profilbild des Ursprungs eines 2,6 Mm. starken Astes der A. brach., von 7,7 Mm. Durchmesser, vom Erwachsenen. § 53, S. 38.

Ueber Wachsthumsverschiebungen und ihr Einfluss auf die Gestaltung des Arteriensystems.

Von

G. Schwalbe.

Hierzu Tafel IX.

In der vorstehenden Arbeit des vorliegenden Heftes der Jenaischen Zeitschrift für Naturwissenschaft hat Herr Roux einige allgemeine Regeln aufgestellt, welche sich auf Richtung und Gestaltung der Blutgefässverzweigungen beziehen. Für letztere, sofern sie sich an den Gefässen der verschiedensten Provinzen in übereinstimmender Weise wiederholen, hat der genannte Autor mit höchster Wahrscheinlichkeit als causales Moment hydrodynamische Kräfte in Anspruch genommen; jedenfalls liegt in ihnen auch die Ursache der so constant an den differentesten Stellen wiederkehrenden Ablenkung der Gefässbahn aus der ursprünglichen Richtung bei Abgabe von genügend starken seitlichen Zweigen.

Es ist durch diese sorgfältigen Untersuchungen von Roux zum ersten Male der Versuch gemacht, den Gesetzen der Gefässverzweigungen nachzuforschen, die Ursachen ihrer Richtung und Gestaltung kennen zu lernen und in hydrodynamischen Kräften eine wichtige Ursache specieller Richtungs- und Gestaltungsverhältnisse nachgewiesen worden. Der Autor hat sich dabei glücklich vor zu weit gehenden Verallgemeinerungen bewahrt. Mit Recht führt er aus (§. 69 und 81), dass an einem durchflossenen Rohre allein aus hydrodynamischen Kräften ein vollkommen rechtwinkliger Astursprung (geschweige denn ein stumpfwinkliger, wie bei rückläufigen Arterien) auch beim stärksten Drucke nicht vorkommen kann. Nun finden sich aber derartige Astursprünge nicht nur nicht selten, ja sogar häufig, allerdings in den meisten

Fällen, wenn ich mich so ausdrücken darf, mit hydrodynamisch gestaltetem Ursprungskegel. Es fragt sich, durch welche Ursachen kommt der rechtwinklige, durch welche Ursachen der stumpfwinklige (rückläufige) Astursprung zu Stande. Es würde vermessen sein, schon jetzt, nachdem kaum erst der Anfang zu einer Erklärung des Modus der Gefässverzweigungen gemacht ist, diese Frage in ihrem vollen Umfange beantworten zu wollen. Handelt es sich doch zunächst darum, überhaupt festzustellen, welche Winkel bei der primären Anlage der Gefässverzweigungen angelegt werden, und dies ist von mir noch nicht geschehen. Nur so viel kann man wohl ohne Weiteres zugeben, dass stumpfwinklige (rückläufige) Gefässverzweigungen nicht der ersten Anlage entsprechen werden, wie sie ja auch nicht hydrodynamisch bedingt sein können. Dennoch finden wir derartige Gefässverzweigungen durchaus nicht selten, und die Lehre von den Arterien des menschlichen Körpers, an die ich mich hier, als an die bekannteste, ausschliesslich halten will, weiss von einer ganzen Reihe recurrirender Arterien zu berichten. Ich will hier nur der auffallendsten gedenken und in den nachfolgenden Zeilen versuchen, eine Erklärung ihrer auffälligen Verlaufsrichtung zu geben.

Aus dem Gebiete der Carotis externa gehört hierher die A. thyreoidea superior. Das Gebiet der Armarterie, sowie der Arterie der unteren Extremität ist repräsentirt durch die A. recurrens radialis, ulnaris und interossea, durch die A. recurrens tibialis posterior und anterior; überdies sind aus dem Bereich der Extremitätenarterien diejenigen Zweige hier ganz besonders zu berücksichtigen, welche in aufsteigende Ernährungskanäle führen, also die des Radius und der Ulna, sowie des Femur. Ich werde diese rückläufigen Ernährungsarterien in der Folge als Aa. recurrentes ossium bezeichnen. Auffallende Beispiele rückläufiger Arterien sind auch die oberen Aa.. intercostales aorticae, deren Ursprungswinkel indessen, wie ich gleich hier bemerken will, bei verschiedenen Individuen ein sehr verschiedener sein kann. Von wichtigeren Arterien gehören endlich hierher die Aa. epigastricae inferiores und spinales anteriores und posteriores. 1)

1) Ueber die Entstehung der Richtungen dieser letztgenannten Arterien habe ich noch keine Erfahrungen gesammelt. Für die A. epigastrica inferior liegt die Erklärung wohl in dem Verhalten der embryonalen Bauchwand; für die

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