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Von dieser Regel kann man sich am leichtesten an den Arterien und Venen des Herzens, und an den Arterien der dura mater überzeugen.

§. 32. Regel VIII: Entspringen gleich starke Aeste andemselben Querschnitt, aber auf entgegengesetzter Seite eines Stammes und unter gleichem Winkel zu ihm, so zeigt der Stamm keine Ablenkung.

Dieses Factum beweist schlagender als das im §. 10 aufgeführte, dass die Ablenkung des Stammes bei der Verzweigung bedingt ist durch die Astabgabe und nicht die Astabgabe und ihr Winkel durch die Ablenkung des Stammes.

Ist der eine dieser Aeste schwächer als der andere oder geht er unter einem erheblich geringeren Winkel ab, so ist der Stamm der Differenz entsprechend nach der Seite dieses Astes abgelenkt.

S. 33. Regel IX. Gehen mehrere Aeste nach einander auf derselben Seite eines Stammes ab, während auf der entgegengesetzten Seite keine oder nur verhältnissmässig schwache Aeste abgehen, so stellt der Stamm eine nach dieser letzteren Seite concave Bogenlinie dar. Bekannt ist dies Verhalten an den Arcaden bildenden im Mesenterium verlaufenden Darmgefässen, an den mittleren Zwergfellsarterien und am vorderen Aste der A. meningea media. Ich erwähne noch die Verzweigungen der V. portae und der Arterien der Area vasculosa des Hühnchens, bei welchen Organen mit dem Abwechseln dieses Verhältnisses auf verschiedenen Seiten der Stamm bald nach der einen, bald nach der anderen Seite gebogen sichzeigt. Diese Bogen setzen sich, wenn die Aeste in grösserem, etwa dem Vier- bis Fünffachen ihres Querschnittes entsprechenden Abstande sich folgen, zusammen aus lauter geraden, aber immer nach derselben Seite hin winkelig mit einander verbundenen Linien.

An den Winkelstellen aber ist (s. §. 45) der Uebergang ein etwas abgerundeter, so dass, wenn diese Stellen aneinander näher liegen, eine wirkliche Bogenbildung zu Stande kommt.

Die Fälle dieser Regel scheinen ein morphologisches Bedingtsein der Ablenkung des Stammes bei der Astabgabe nahe zu legen; da nothwendiger Weise, wenn in einer Ebene auf einer Seite einer bestimmten Linie ein stärkeres Wachsthum nach allen oder auch nur nach der dieser Linie parallelen Richtung erfolgt

(wobei dann natürlich auch der Blutbedarf auf dieser Seite ein entsprechend grösserer sein wird) eine concave Krümmung der Linie nach der anderen Seite entstehen muss.

Die Erscheinung dieser Cumulation der Wirkung ist so evident, dass sogar, wenn zwei Aeste, von denen jeder noch nicht die nöthige Stärke hat, um für sich den Stamm abzulenken, gleich nacheinander auf derselben Seite des Stammes entspringen, derselbe dann eine der Stärke und den Winkelverhältnissen beider entsprechende Ablenkung zeigt.

Ausnahmen von dieser Regel bilden die in §. 26 geschilderten Fälle, in welchen der Stamm nach der Ablenkung bei der Astabgabe sich wieder zur ursprünglichen Richtung zurückbiegt, dann, wenn sich dies mehrmals nacheinander bei Astabgabe auf derselben Seite wiederholt, was in den in §. 26 erwähnten Fällen gerade fast die Regel ist.

S. 34. Regel X: Theilt sich ein Stamm zugleich in 3 Aeste, welche nicht in einer Ebene liegen, so steht die Ablenkungsgrösse der Verbindungsebene je zweier Aeste von der Stammes-Richtung in demselben, den Regeln 3 und 4 und 5 entsprechenden Verhältniss zur Ablenkungsgrösse und Stärke des 3. Astes, als wenn die beiden Aeste zu einem in der Durchschnittslinie dieser Ebene mit der Stammaxenradialebene des 3. Astes liegenden, Aste vereinigt wären, dessen Querschnitt gleich der Summe der Querschnitte beider Aeste ist.

Da bei solcher Theilung jeder Ast einzeln den beiden anderen gegenübersteht, so bedingen alle 3 Aeste sich gegenseitig in ihrer Richtung zum Stamme.

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Diese Regel ist von mir durch instrumentelle Messungen bis jetzt blos an sechs Beispielen und zwar blos an Verzweigungen der V. port. festgestellt worden. Ich habe mich aber beim Aufschneiden nicht- oder blos mit Pech injicirter Lebern mit Scheere und Messer wie ich zu Anfang der Untersuchungen mehrfach gethan und dabei schon die meisten der aufgestellten Regeln gefunden habe, so dass sie durch die Corrosionspräparate eigentlich blos sicher gestellt, ergänzt und verallgemeinert wurdennoch öfter von der Richtigkeit dieser Regel wenigstens in annähernder Weise überzeugt. Es wirkt in der That sehr überzeugend, wenn man von den injicirten Gefässverzweigungen der Pfortader zwei blossgelegt hat, aus der Abweichung der Verzweigungsebene beider Gefässe von der Richtung des Stammes.

aber auf das Vorhandensein eines dritten Astes schliessen zu müssen glaubt, und nun, da man sein Gefühl für die Ablenkungsgrössen allmälig gebildet hat, nach der muthmasslichen Richtung hin von der andern Seite des Organes her einschneidet und daselbst wirklich einen Ast und annähernd von der erwarteten. Stärke vorfindet.

§. 35. Nachdem im Vorstehenden zuerst eine allgemeine Regel über die Richtung des abgehenden Astes zum Stamme, sodann 4 Regeln über die bei der Astabgabe erfolgende Ablenkung des Stammes nach Richtung und Grösse, und zuletzt noch 5 Regeln über Specialfälle und Combinationen aus den Regeln über die Ablenkung des Stammes aufgeführt worden sind, müssen jetzt noch 2 Regeln über die absoluten Grössenverhältnisse der Astwinkel und eine Regel negativen Inhaltes und schon theilweise physiologischen Charakters hinzugefügt werden, ehe zur Beschreibung der Formverhältnisse der Gefässverzweigungen übergegangen werden kann.

§. 36. Regel XI.: Diejenigen Aeste der Aorta, der A. brachialis, femoralis und der Herzarterien, welche so sehwach sind, dass bei ihrer Abgabe der Stamm keine Ablenkung zeigt, entspringen meist unter grossen, über 70° betragenden Winkeln.

Um über dieses höchst eigenthümliche Verhalten Sicherheit zu gewinnen, wurden alle Aeste von der betreffenden Stärke an den von mir injicirten bezüglichen Organen, zusammen 125, gemessen und die Resultate dieser Messungen in Tabelle IX, übersichtlich nach den Winkelgrössen geordnet, zusammengestellt.

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a bezeichnet die Grösse des Astwinkels, c den Durchmesser des Stammes, a den des Astes. Es ergiebt sich, dass von den 125 Aesten 95 unter Winkeln von über 70o, und 110 unter Winkeln von über 60° entspringen. Ursprungswinkel von über 96o sind. mir blos 7 mal im Ganzen vorgekommen, und meist waren es Aa. lumbales und intercostales, welche sich gleich nach dem Ursprung nach rückwärts umbogen. Den grossen Ursprungs-Winkel von 126° zeigen blos die Aa. coron. cordis, welche ihm aber, und das ist sehr bedeutsam, gleich von vorn herein entschieden einschlagen. Die Intercostalarterien des erwachsenen Menschen habe ich nicht mit Corrosionsmasse injicirt gesehen, da ich nicht das ganze zugehörige Stück des Rumpfes in Säure legen konnte, und diese Arterien beim Herausnehmen der injicirten Aorta regelmässig abbrechen. Dagegen sind die Ursprünge der Intercostalarterien des einjährigen Kindes und des Kaninchens in diesen Untersuchungen mit eingeschlossen.

Ein gleiches Verhältniss scheint auch für die Leber und die Milz zu bestehen, doch sind hier die Verhältnisse complicirter, indem an diesen Organen, sowie auch am Herzen, Stellen vorkommen, an welchen alle Aeste auf einer Seite eines Stammes von den stärksten bis zu den schwächsten die gleiche Richtung haben, worüber ich anderen Orts genauere Mittheilungen zu machen beabsichtige.

§. 37. Regel XII.: Aeste, welche so stark sind, dass bei ihrer Abgabe der Stamm beträchtlich abgelenkt ist, entspringen meist unter Winkeln von weniger als 70 Grad.

Dies Verhalten ist in allen Organen nachweisbar und tritt dann besonders hervor, wenn zwischen den Ursprüngen unter spitzen Winkeln abgehender starker Gefässe Reihen ganz schwacher Aeste entsprechend der vorigen Regel unter grossem Winkel ihren Ursprung nehmen. In dieser Weise zeigt es sich auch an den Verzweigungen der V. port. und hep. sowie an denen der A. lienalis oft ganz evident.

§. 38. Regel XIII. Der Ursprung der Aeste der Arterien erfolgt häufig nicht in der Richtung, welche der nächste Weg zum Verbreitungsbezirk sein würde.

Die Regeln 11 und 12 scheinen dem Abgang der Gefässe Beschränkungen aufzuerlegen; und dass dies in der That der Fall ist, zeigt die vorliegende Regel. Die in ihrer Ursprungs

richtung der Regel 11 folgenden schwachen Gefässe biegen sich häufig gleich nach Erreichung ihres Minimalquerschnittes (s. §. 50) rasch vorwärts (Fig. 5), oder auch rückwärts (Fig. 3) um und gelangen, die so gewonnene Richtung fortsetzend, zu ihrem Verbreitungsbezirk, den sie beim Fortgehen in der Ursprungsrichtung überhaupt gar nicht angetroffen hätten. Tabelle IX. giebt in ihrer letzten Columne das bezügliche Verhalten der zu Regel 11 angeführten Beispiele, jedoch nicht vollständig, an. Dasselbe sieht man an den nach Regel 12 unter kleinem Winkel entspringenden starken Gefässen (s. Fig. 8), nur dass hier die RückwärtsBiegungen nicht auf einmal, sondern ganz allmählich geschehen. Und auch bei diesen Gefässen kommen Umbiegungen nach vorwärts, somit Verkleinerungen des Astwinkels vor. Es besteht aber nicht ein bestimmtes Verhältniss zwischen der Grösse des Ursprungswinkels und der Stärke der nachfolgenden Rückwärtsbiegung, sondern es kommt vor, dass Aeste unter 30° entspringen und sich dann noch 30° zurückbiegen, während andere, relativ gleich starke oder stärkere unter 60° entspringen und in dieser Richtung fortlaufen.

Am ausgesprochensten und häufigsten zeigen sich die Vergrösserungen des Astwinkels relativ starker, unter kleinem Winkel entspringender Aeste durch allmähliche Rückwärtsbiegung an den Verzweigungen der V. port. (s. Fig. 10). Ausserdem ist die Regel allgemein gültig für die Aa. recurrentes, welche, mit Ausnahme der Coronararterien, fast stets unterhalb 96° entspringen und danach erst sich weiter rückwärts biegen. Das Weitere über den Verlauf der Gefässe nach ihrem Ursprung, die Verfolgung derselben bis zur nächsten Verzweigungsstelle gehört nicht in den Rahmen unseres Themas.

B. Gestaltverhältnisse der Blutgefässverzweigungen.

§. 39. Regel XIV. Die Blutgefässäste entspringen nicht mit, ihrem weiteren Verlauf entsprechender cylindrischer, sondern mit konischer, nach der Grösse des Astwinkels und nach ihrer relativen und absoluten Stärke verschiedener Gestalt.

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Das Profilbild dieser Ursprungskegel" ist sehr verschieden von dem en face Bild; und da zugleich auch jedes derselben

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