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sprechende Schlängelungen hervorzubringen vermag. So schwer es daher ist, sie zu vermeiden, so ist es bei der wasserähnlichen Dünnflüssigkeit der angewandten Masse schliesslich doch gelungen, zu hohen Injectionsdruck vollkommen auszuschliessen. Nach der Injection muss das Organ bis zur vollendeten Erstarrung vollkommen unverändert in seiner natürlichen Lage erhalten werden, wenn nicht Verbiegungen entstehen sollen. Die Erstarrung pflegt selbst bei Anwendung kalten Wassers nicht vor 6 Stunden beendet zu sein, da sie nicht durch die Abkühlung allein bedingt ist. Vom Momente der vollkommenen Erstarrung dagegen an können auf die Präparate keine Fehler bildenden, sondern nur zerstörende Kräfte eingewirkt haben, denn die genannte Masse ist bis zu einer Temperatur von 18° vollkommen unbiegsam, und das Wasser, in welchen die Präparate bis nach der Messung aufbewahrt wurden, hat die Temperatur von 14° nie überschritten.

§. 5. Messungen der Gefässe, welche, um die Genese zu studiren, an der Area vasculosa und dem Amnion des Hühnchens bis zum 9. Brüttage vorgenommen wurden, geschahen an Präparaten, welche mit 14 procentiger Ueberosmiumsäure gehärtet und nur möglichst kurze Zeit zur Aufhellung in gut verharztem Terpentin gelassen waren. Trotzdem aber können die Resultate dieser Messungen natürlich keinen Anspruch auf ähnliche Naturwahrheit machen, wie die an Corrosionspräparaten gewonnenen.

§. 6. Noch müssen berücksichtigt werden die Fehlerquellen und Fehlergrössen, die aus den angewandten Methoden des Messens sich ergeben.

Die Gefässe von weniger als 2,6 Mm. Durchmesser wurden microscopisch gemessen; und da dabei die Fehlergrösse durch Einstellung, Seitenverschiebung des Oculars und schräge Projection nicht wohl einen halben Theilstrich des Ocularmicrometer überschritten haben kann, das Objectiv aber stets so stark gewählt wurde, dass der schwächste Ast wenigstens 10 Theilstriche deckte, so beträgt das Maximum der aus diesem Acte des Messens hervorgehenden Fehlergrösse 20, welchem im Durchschnitt aber nur etwa 135 entsprechen dürfte.

Die Stärke 2,6 Mm. und darüber im Durchmesser haltender Gefässe wurde mit einem gut justirten Tasterzirkel aufgenommen und unter Auflegen auf einen in halbe Millimeter getheilten Maassstab unter Loupenvergrösserung abgelesen. Das Maximum der Fehlergrösse kann hier 115, das Mittel etwa 125 betragen.

Die Winkelmessung geschah microscopisch mit einem Gonio

meterocular vereinfachter Construction, macroscopisch durch Anhalten eines genau gearbeiteten Winkels mit verstellbaren Branchen und Uebertragen auf einen Transporteur. Die Fehlergrösse, die sich aus dem Bau der Messinstrumente ergiebt, umfasst hier einen halben Grad. Da es bei den Winkelmessungen aber daranf ankommt, dass die Verzweigungsebene der Gefässe genau parallel ist der Winkelebene des Goniometer, so ist die Genauigkeit des Resultates direct abhängig von der Uebung des Messenden. Wir glauben als Maximum der vorgekommenen Winkeldifferenz beider Ebenen 10o bezeichnen zu können, wobei dann das Fehlermaximum, wenn die Drehung als um einen der Schenkel des Winkels erfolgt, angenommen wird, bei Winkelgrössen von 45° liegt und 26' beträgt, nach der leicht zu entwickelnden Formel

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In dieser Formel bezeichnet a den Astwinkel und x die Projection desselben bei der Drehung um 9 Grad. Wenn die Drehung als um eine in der Verzweigungsebene gelegne Senkrechte zu einem der Schenkel angenommen wird, liegt das Maximum gleichfalls bei 45o und beträgt +26' nach der Formel

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Von 45° an nimmt die Fehlergrösse nach beiden Seiten hin rasch ab, und man ersieht aus der Vorzeichnung, dass bei gleichzeitiger Drehung nach diesen beiden Richtungen die Fehler beider sich gegenseitig verringern, eventuell aufheben.

Die Fehlergrösse der Winkelmessungen wird noch beträchtlich gesteigert durch den Umstand, dass die Gefässe am Ursprung resp. an der Vereinigungsstelle nicht parallel contourirt sind, wozu noch kommt, dass viele Gefässe nicht gleich in ihrer definitiven Richtung entspringen, sondern dieselbe erst durch allmähliche Biegung erlangen. Durch diese Momente wird die Fehlergrösse von 1o auf 2o, ja manchmal noch mehr erhöht, so dass sie im Mittel 115, im Maximum bei geringen Ablenkungen des Stammes 1, selbst 1/2 erreichen kann. Wie in diesen Fällen verfahren wurde, um ausser durch Repetition der Messung die Fehler zu verringern, kann erst nach genauer Beschreibung der Gestalt der Gefässverzweigungen mitgetheilt werden (§. 56).

S. 7. Für die Wahl des Materials war der Zufall entscheidend; doch glaube ich dem Principe der Vollständigkeit der Untersuchungen annähernd Genüge geleistet zu haben, indem ich vom

Menschen 6 Lebern Erwachsener, 2 Kindslebern, 7 Nieren Erwachsener und 2 Kindsnieren, 2 Milzen Erwachsener und 1 Kindsmilz, 4 Aorten, 2 mal die Extremitätenarterien, 3 mal die Gehirnarterien, 2 mal die Arterien des Kopfs, 3 mal die Herzarterien und Venen, 2 mal die Thorax- und Oberarmvenen, 2 Lungen Erwachsener und 1 Kindslunge mit Corrosionsmasse injicirt und untersucht habe. Dazu kommen noch Vergleiche an vielen Organen, deren Gefässe blos mit der Scheere aufgeschnitten wurden, und an mit Wachs injicirten 'Hirnhäuten, Därmen und Extremitäten.

Von Thieren wurden injicirt: Die Lebern von 2 Kaninchen, 2 Katzen und 1 Meerschweinchen; 2 Kaninchen- und 1 Katzenaorta, 2 Kaninchenmilzen, die Lungen und die Extremitätenarterien eines Kaninchens und eine Krokodilleber. Auch hier stehen den Corrosionsresultaten eine grosse Anzahl von Inspectionen natürlich injicirter flächenhafter Organe und Untersuchungen mit der Scheere ergänzend und controlirend zur Seite.

II. Morphographie der Blutgefässverzweigungen und
-Verbindungen.

A. Richtungsverhältnisse.

§. 8. RegelI: Die Axe des Ursprungstheiles jedes Arterienastes liegt in einer Ebene, welche durch die Axe des Stammgefässes und den Mittelpunkt der Ursprungsfläche des Astes bestimmt ist.

Diese Verzweigungsebene zar' ¿çox soll im Folgenden der leichteren Verständigung halber immer Stammaxen-Radialebene genannt werden, wobei unter Radius speciell der durch das Loth von der Mitte der Ursprungsfläche des Astes auf die Axe des Stammgefässes dargestellte verstanden ist. Bei Betrachtung in einer der Stammesaxe parallelen Richtung muss der Ast nach dieser Regel also immer die Richtung dieses Radius zeigen (s. die Tafel, Fig. 1).

Die Regel gilt fast ausnahmslos für die Arterien derjenigen Organe, welche wenn auch geringen Volumenschwankungen, so doch nicht bedeutenden Gestaltveränderungen während des Lebens

ausgesetzt sind: So für die Arterien der Nieren, der Milz, der pia und dura mater, für den Ursprung der meisten Intercostalarterien, für den Gefässhof des Hühnchens, ja im Allgemeinen selbst für die Lungenarterien; ausserdem noch für die Verzweigungen der V. port., welche auch in den folgenden für die Arterien ausgesprochenen Regeln immer mit einbegriffen sind, soweit nicht Unterschiede besonders hervorgehoben werden. Dagegen zeigen die Aeste der zwischen Muskeln verlaufenden Arterien der Extremitäten, des Halses, der Bauchwand, weniger der Gedärme, auch bei Injection in physiologischer Ruhestellung eine beträchtliche Anzahl, etwa 20 Procent, Ausnahmen: Ein Verhalten, das sich bei diesen Gefässen für die folgenden Regeln wiederholt und noch steigert. Bei flüchtiger Betrachtung scheint die Zahl der Ausnahmen an diesen Localitäten noch grösser, da ein grosser Theil der Aeste, welche seitwärts von der Stammaxen-Radialebene verlaufen, doch in ihr entspringt und nur gleich nach dem Ursprung sich seitwärts aus ihr herausbiegt.

Eine der evidentesten und, wie es scheint, ziemlich constanten Ausnahmen bilden die Arterien einer Localität, an welcher die stattfindenden Gestaltveränderungen durch Bewegung der Theile nicht eine genügende Veranlassung bieten, nämlich an der hinteren Biegung des Arcus aortae. Die daselbst entspringenden seitwärts verlaufenden feinen Arterien weichen mit ihrem Ursprunge schon an 70 aus der Stammaxenradialebene ab. Ein ähnliches Verhalten kommt an Aa. lumbales vor.

§. 9. Die Einmündung der Venen in einen Stamm geschieht im Allgemeinen in einer den beschriebenen Verhältnissen der Arterienverzweigungen entsprechenden Weise, indem die Axe des Einmündungsstückes des Astes in ihrer Verlängerung die Axe des Stammes schneidet. Doch sind hiervon Abweichungen, namentlich geringeren Grades, und selbst an den Drüsenvenen nicht selten.

§. 10. Regel IIa.: Bei der Abgabe eines Astes zeigt sich der Arterien - Stamm von seiner bis

herigen Richtung abgelenkt.

Eine solche Ablenkung des Stammes ist blos wahrnehmbar, wenn der definitive Durchmesser des Astlumens wenigstens 2% dessen des Stammes beträgt.

Es ist hierbei und auch im Folgenden immer bei jeder Verzweigung das schwächere Gefäss als der Ast und das stärkere als die Fortsetzung des Stammes angesehen worden.

Diese Verhältnisszahl 2, hat blos die Bedeutung eines Mittelwerthes, denn es kommt vor, dass bei 2 keine Ablenkung vorhanden ist, während sie bei einer Aststärke von / des Stammdurchmessers deutlich ausgesprochen sein kann, da ausser der relativen Stärke des Astes noch andere Factoren die Ablenkungsgrösse des Stammes bestimmen. Dass aber die Ablenkung des Stammes bei der Theilung eine Function der Astabgabe und nicht umgekehrt die Astabgabe eine Function der Ablenkung des Stammes ist, geht daraus hervor, dass Astabgaben ohne gleichzeitige Ablenkung des Stammes vorkommen. Wir werden daher im Folgenden immer die Ablenkung des Stammes als in Abhängigkeit von den Verhältnissen des Astes, nicht umgekehrt, darstellen und werden ausserdem in §. 32 Gelegenheit erhalten, einen noch zwingenderen Grund für diese Auffassungsweise anzuführen.

Evidente Ausnahmen von dieser Regel kommen vor, und zwar besonders in muskulösen Theilen und am Rande der Leber, indem sich in diesen Theilen der Stamm zuweilen gerade fortsetzt, trotz der Abgabe eines relativ starken Astes. Es ist noch nicht eruirt, ob diese Erscheinung am Leberrande physiologisch oder artefact ist.

§. 11. Für die Venen besteht wieder eine entsprechende Regel, indem der durch die Vereinigung zweier Venen gebildete Stamm von der Richtung beider Gefässe abweicht. Diese Abweichung findet hier schon statt, wenn der Durchmesser des schwächeren Gefässes im Mittel auch nur 14 vom Durchmesser des stärkeren beträgt.

S. 12. Regel IIb.: Die bezügliche Ablenkung des Arterien-Stammes erfolgt in der Weise, dass seine Axe in der durch die Ursprungsstelle des Astes bestimmten Stammaxen - Radialebene verbleibt.

Die Lage des Mittelpunktes der Ursprungsstelle des Astes zur Axe des Stammes ist also nicht blos bestimmend für die Ursprungsrichtung des Astes, sondern auch für die Richtung der abgelenkten Fortsetzung des Stammes. Ausnahmen von dieser Regel sind selbst an den Extremitäten nicht häufig und, wenn man sie an Drüsen findet, kann man sicher sein, dass sie durch fremde äussere Einwirkungen bedingt sind. Wenn darauf geachtet wird, wird man in diesen letzteren Fällen noch weitere Spuren solcher Einwirkungen an der Nachbarschaft dieser Stellen

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